22.12.2022

Professor sagt Ende des Internets voraus

Geert Lovink, Professor an der Uni Amsterdam, argumentiert im Essay "Extinction Internet", dass das WWW seine beste Zeit schon hinter sich hat.
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Wird das Internet untergehen? | (c) Sigmund via Unsplash
Wird das Internet untergehen? | (c) Sigmund via Unsplash

Luft, Wasser, Nahrung, Wärme, ein Dach über dem Kopf – und Internet. Für viele Menschen ist das World Wide Web längst zum (vermeintlichen) Grundbedürfnis geworden. Die Vorstellung, dass die Menschheit sich wieder davon abwenden könnte, scheint also absurd. Doch genau das sagt Geert Lovink, Professor an der Uni Amsterdam in seinem Essay “Extinction Internet” nun voraus.

Vom kommunalen Internet-Pionier zum Untergangspropheten

Der Professor gilt in seinem Umfeld eigentlich als Internet-Pionier, der ab 1994 maßgeblich am Aufbau des kommunalen Projekts “The Digital City” beteiligt war. Mit der Vision eines dezentralen Netzwerks “von den Bürger:innen für die Bürger:innen” sei man “spektakulär gescheitert”, meint Lovink heute, “Tatsache ist, dass das Internet und süchtig machende Apps in den Händen von Big Tech sind, die sich wenig um die Rechte des Einzelnen oder die Gesellschaft als Ganzes scheren”.

Internet auf dem Weg zum “Point of no Return”?

In den vergangenen Monaten habe er sich der Frage gewidmet, ob man das man das Internet “noch reparieren kann”, schreibt Lovink. “Es könnte ein Moment kommen, an dem das nicht mehr möglich ist und die nachteiligen Folgen nicht mehr kontrolliert werden können. Das Internet steuert auf einen Punkt zu, an dem es kein Zurück mehr gibt, und Big Tech ist sich dessen wahrscheinlich auch schon bewusst. Mark Zuckerberg hat sich von seinen Social-Media-Plattformen getrennt und Meta ins Leben gerufen, als ob alles in Ordnung wäre und wir einfach noch einmal von vorne anfangen könnten. Aber es ist offenkundig bereits kaputt”, so der Professor.

Geert Lovink
Geert Lovink | (c) Bob Bronshoff

Menschen müssten einen immer höheren psychischen Preis für die Nutzung des Internets zahlen. Die freie Meinungsäußerung sei bereits soweit eingeschränkt, dass Menschen bewusst vom Kundtun von Ansichten abseits des Mainstreams Abstand nehmen würden, um nicht Job und Co zu gefährden. Und der Staat nutze die Internet- und Social Media-Aktivitäten immer stärker zur Überwachung – in Westeuropa aber noch nicht so stark wie in den USA oder gar China, führt Lovink aus.

Blackout als weiterer Grund

Aus diesen Gründen glaube er, dass die Menschen sich letztlich vom Internet abwenden würden – und er sieht bereits Anzeichen dafür. Zudem führt der Professor die Möglichkeit längerfristiger Internet-Ausfälle ins Treffen. “Vor einem Jahr war die Aussicht, kein Gas zu haben, unvorstellbar. Aber angesichts der Situation mit Russland ist das jetzt durchaus möglich. Genauso ist es möglich, dass angesichts der Klimakatastrophe notwendige Infrastrukturen wie Strom ausfallen und damit auch das Internet nicht mehr funktioniert. Da die gesamte Bevölkerung davon abhängt, werden natürlich Leute wie Elon Musk auftauchen und eine sehr teure und exklusive Satellitenverbindung anbieten”, so Lovink.

Die Entwicklung werde dramatisch sein, meint der Professor. Letztlich sieht er sie aber positiv: “Ich denke, es ist möglich, dass wir uns davon lösen können. Es könnten andere Software oder andere Konstrukte entstehen, die uns weniger abhängig machen”.

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Die Totoy-Co-Founder Francis Rafal, Simon Hoffmann, Marcel Koller, Michael Perger, Benedikt Hielscher (c) Totoy GmbH

Seit dem fünften Jänner 2024 steht sie im Firmenbuch, bereits vor über einem Jahr schrieb sie Schlagzeilen: Die KI-Übersetzungs-App Totoy.

Schon etwas früher, nämlich im September 2023 und damit gerade richtig zum Schulstart, launchte das fünfköpfige Gründerteam rund um Mitgründer und CEO Francis Rafal eine App, die Dokumente wie Behörden-, Arzt- oder Elternbriefe in 95 Sprachen übersetzen und anschließend erklären sowie Rückfragen beantworten kann.

Gezielt Behörden adressieren

Vor gut zwei Monaten erreichten uns weitere News rund um das Wiener KI-Startup: Totoy holte sich eine halbe Million Euro in einer Pre-Seed-Runde. Beteiligt waren Angels United sowie die Business Angels Martin Schliefnig und Michael Grabner.

Mit dem frischen Kapital wollte Totoy seine KI-Lösung weiterentwickeln: Mit einer neuen Programmierschnittstelle könne man seither gezielt Unternehmen und Behörden adressieren, heißt es vom Startup.

Davon machte man bereits Gebrauch, wie Gründer Rafal am Donnerstag auf LinkedIn preisgab: Totoy schaffte es, seine KI-Lösung “direkt bei den Behörden zu integrieren.” Konkret gewann man die österreichische Gemeinde-Plattform Gem2Go, ein Produkt der RiS GmbH, als Partner. Gem2Go dient als “Gemeinde-Info und -Service” bzw. als “Bürgerservice-App” und ist kostenlos downloadbar. Auf der App werden Informationen “beinahe aller Gemeinden Österreichs” vereint.

Schritt für “mehr Barrierefreiheit in der digitalen Verwaltung”

Wie Totoy-Co-Founder Rafal auf LinkedIn schreibt, nutzen bereits “die ersten 32 Gemeinden” seit einigen Wochen “den neuen GEM2GO Copilot”. Dieser erklärt Amtstafel-Dokumente mithilfe der Totoy API für Bürger:innen “mehrsprachig” und “in einfacher Sprache”. Auf dieselbe Weise beantworte der Copilot Fragen zur Gemeinde.

Amtsdokumente können damit – dank der Integration von Totoy – in 19 Sprachen übersetzt werden. Die Lösung sei kostenfrei in der Gem2Go-App nutzbar. Das Startup sieht darin einen “wichtigen Schritt für mehr Barrierefreiheit in der digitalen Verwaltung”.

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