25.11.2021

ProFem-Gründerin Noe: “Keine nachhaltige Frauen-Therapie, kein Zufall”

Medizin gezielt für Frauen zu entwickeln, wurde bisher kaum als notwendig erachtet. Trotz eines 800-Millionen-Euro-Markts allein im Bereich Pilzinfektionen. ProFem möchte mit einem neuen Heilmittel gegen chronischen Scheidenpilz das Thema breiter aufstellen.
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ProeFem, Candiplus, Scheidenpilz
(c) ProFem - Marion Noe, Gründerin von ProFem.

Es ist eines jener Tabuthemen, über die kaum wer spricht, aber zu den häufigsten chronischen Frauenleiden gehört. Weltweit sind etwa 150 Millionen Frauen von einer vulvovaginale Pilzinfektionen betroffen. Das Wiener Biotech ProFem hat ein Heilmittel gegen den chronischen Scheidenpilz entwickelt, der durch Patente bis 2037 geschützt ist.

“ProFem entwickelt seit nunmehr fast zehn Jahren ein vielversprechendes Therapeutikum. Von 2017 bis 2018 wurde ein ‘Proof of Concept’ des Medikaments Candiplus durchgeführt. Neben einer schnelleren Schmerzlinderung und einer deutlich höheren Heilungsrate im Vergleich zur Standardtherapie, konnte bereits in dieser Studie bei den chronisch erkrankten Patientinnen auch eine geringere Rückfallhäufigkeit bis hin zur vollständigen Heilung von vaginalen Pilzinfektionen gezeigt werden”, sagt Marion Noe, Gründerin und Geschäftsführerin von ProFem.

Hohe Rückfallsrate bei aktueller Behandlung

Bisherige Behandlungsmethoden von akuten und chronisch-wiederkehrenden vaginalen Pilzinfektionen, die seit Jahrzehnten existieren (sechsmonatige Dauerbehandlung mit Fluconazol, einem oral verabreichten antimykotischen Medikament) führen bei der Hälfte von behandelten Patientinnen zu Rückfällen.

“Bisher wurde Medizin gezielt für Frauen zu entwickeln, kaum als Notwendigkeit, und noch weniger als Chance erkannt”, sagt Noe. “Aktuell ist der Markt zur Behandlung gynäkologischer Pilzinfektionen jährlich etwa 800 Millionen US-Dollar schwer. Dieser Umsatz wird ausschließlich durch patentfreie, sehr günstige Produkte erzielt. Die Patente des derzeitigen ‘Goldstandard’ Fluconazol sind abgelaufen und Preise und Marktanteile enorm eingebrochen. Nach seiner Markteinführung erreichte dieses Medikament im Bereich Gynäkologie Umsätze im Bereich von über zwei Milliarden pro Jahr. Unsere Innovation von ProFem hat dementsprechend ein ähnliches Marktpotenzial.”

Bernhard Lehner, Co-Founder von startup300, ist beim Biotech-Pharma-Startup mit an Bord: “Als Investor und Business Angel halte ich Ausschau nach innovativen und skalierbaren Geschäftsmodellen, die langfristig erfolgreich sein können. Gründer, die für ihre Idee brennen und sie entschlossen und professionell umsetzen – das macht den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus”, sagt er.

ProFem 19 Millionen Euro wert

Der bisherige Umsatz von ProFem liegt bei knapp drei Millionen Euro – bei einer Firmenbewertung von 19 Millionen – und soll bis 2028 auf 31 Millionen Euro anwachsen. Dabei spreche die geplante Indikationserweiterung von Candiplus auf andere Formen von Pilzinfektionen sowie die Entwicklung weiterer therapeutischer Ansätze in der Frauenmedizin zur Behandlung von Reizblase und Inkontinenz für eine erfolgreiche und nachhaltige Firmenentwicklung. Und untermauere, laut Noe, das enorme Marktpotenzial.

Die Zulassung dieser Creme ist für 2023 geplant, aktuell läuft eine Crowd-Investing-Kampagne, die noch 16 Tage Zeit hat, das Funding-Ziel von einer Million Euro zu erreichen. “Wir haben die Kampagne gestartet, um die letzte Phase des extrem aufwendigen und teuren Entwicklungs- und Zulassungsprozesses von Candiplus zu dynamisieren – und um 2023 endlich eine therapeutische Lösung zu bieten, die die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der betroffenen Frauen nachhaltig verbessert”, so Noe weiter.

Die aktuelle Bewertung fußt, laut Gründerin, auf verschiedene Faktoren: “Unser Entwicklungsprojekt befindet sich in ‘Phase 3’ der klinischen Entwicklung. Das heißt, die technische Erfolgswahrscheinlichkeit ist schon sehr hoch, die Entwicklungsrisiken sind nur noch sehr niedrig, und es steckt schon sehr viel Geld im Projekt. Und dann fließen natürlich auch der therapeutische Fortschritt, die Größe des erwarteten Marktes in die Bewertung sowie die Vorausschau mit ein”, so die Erklärung.

Thema Frauenleiden “massiv unterschätzt”

Zu den nächsten Schritten des Unternehmens zählt der Abschluss des laufenden Studienprogramms und die Einreichung für die Zulassung in der EU. Zudem läuft der Start, der für die Zulassung in den USA zusätzlich notwendigen Studien. “Auch der Abschluss eines oder mehrerer Lizenzverträge für die weltweite Vermarktung von Candiplus und die intensivierte Weiterführung der nächsten Entwicklungsprojekte zum Thema Blaseninfektionen und Blasenschwäche, stehen an”, sagt Noe.

Und ergänzt: “Uns liegt es am Herzen, das Thema auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst zu machen. Dass es für viele Millionen von Frauen bis heute keine nachhaltig erfolgreiche Therapie für ihre diversen Leiden gibt, ist ja kein Zufall, sondern liegt daran, dass diese Themen in ihrer Bedeutung in der Öffentlichkeit massiv unterschätzt werden. Und um das zu ändern, wurde ProFem gegründet.”

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Lympik
Teamfoto: Links: Tom Schwartz, rechts Thomas Peroutka | (c) Lympik

Bereits im Oktober 2022 hat die ESA in Hinblick auf die olympischen Spiele 2024 in Paris und 2026 in Milano-Cortina Förderungen unter dem Motto “Space for Olympic Games” ausgeschrieben. Europäische Startups und KMUs sollten und sollen weiterhin dabei unterstützt werden, erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Weltraumtechnologie nutzen und den olympischen Spielen damit Nutzen bringen.

Das niederösterreichische Startup Lympik hat aus dem Topf eine Förderung im unteren sechsstelligen-Bereich erhalten. Damit möchte man seine Produkte weiterentwickeln und Geschäftsfelder ausweiten. Auch eine Folgeförderung stehe im Raum.

Lympik: Angebot ausbauen

“Meine Idee war von Beginn an, Weltraumtechnologie wie Satellitennavigation und -kommunikation, für den Sport zu nutzen”, erklärt der Gründer von Lympik, Thomas Peroutka, der selbst viele Jahre als Leistungssportler aktiv war. “Begonnen haben wir mit einer neuen Art der digitalen Zeitmessung, dann kamen GPS-Tracking und Videoanalyse dazu. Diese Kombination können wir nun dank der ESA-Förderung schneller und umfangreicher ausbauen.” Aktuell ist das ÖSV-Biathlon-Team der erste Testanwender der neuen Lösung.

“In sechs bis neun Monaten wollen wir so weit sein, dass unsere Lösung für digitale Zeitmessung, GPS-Tracking und Videoanalyse für unterschiedliche Sportarten einsatzbereit ist”, so Peroutka weiter.

Bisher konnten in Sportarten wie Ski Alpin oder Langlauf im Training lediglich die Endzeiten sowie drei bis vier Zwischenzeiten verglichen werden. Mit der Technik von Lympik – brutkasten berichtete – sei eine minutiöse Detailanalyse möglich: Etwa, wer an welcher Stelle auf welcher Linie wie viele Millisekunden gewonnen oder verloren hat oder welche Ausrüstung zum Einsatz kam.

Sensoren

“Durch unsere Lösung stehen nicht nur viel mehr Informationen zur Verfügung, die Teams ersparen sich auch viel Zeit- und Personalaufwand bei der Analyse und noch mehr bei der Auswertung. Während bisher immer eine Person während des Trainings alle Eckpunkte manuell in ein Tablet eingeben musste, geht jetzt alles automatisch”, erklärt Peroutka.

Die Athletinnen und Athleten werden vom Startup dazu mit Sensoren ausgestattet und das Training wird gefilmt. Nach dem Training werden die Videos in eine App geladen und automatisch mit den Daten aus der Zeitmessung und dem GPS-Tracking synchronisiert. Nach wenigen Sekunden stehen die Daten aufgegliedert bereit.

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