14.03.2022

ProFem: Wiener Startup holt 1 Mio. Euro auf Conda für Scheidenpilz-Medikament

Das Wiener Pharma-Startup ProFem will sein neuartiges Medikament gegen chronischen Scheidenpilz bereits 2023 auf den Markt bringen und dann global durchstarten.
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Chronischer Scheidenpilz: ProFem-Gründerin Marion Noe will mit Candiplus ein neues Medikament auf den Markt bringen
ProFem-Gründerin Marion Noe | (c) Marco Zimprich

Schätzungen zufolge sind weltweit rund 150 Millionen Frauen davon betroffen: Chronischer Scheidenpilz – bzw. medizinisch “Rezidivierende Vulvovaginalcandidose” (RVVC). Für viele Frauen gebe es keine nachhaltige Therapie für die oftmals sehr unangenehme und schmerzhafte Erkrankung, heißt es vom Wiener Startup ProFem. Das wolle man mit dem eigenen Medikament Candiplus ändern.

Chronischer Scheidenpilz: Vergleich von Candiplus mit “Golstandard”-Medikament fällt gut aus

In der Entwicklung des Medikament liegen fast zehn Jahre Forschung zurück. Seit Ende 2019 läuft mit der Phase 3-Studie, die im November dieses Jahrs abgeschlossen sein soll, die letzte Phase der klinische Entwicklung. In dieser werde Candiplus mit dem “derzeitigen Goldstandard” in der Bekämpfung von chronischem Scheidenpilz Fluconazol verglichen, heißt es in einer Aussendung. Die Ergebnisse aus den Studien der Phase 1 und 2 würden den Ansatz bestätigten. “Candiplus wirkt schnell und nachhaltig. Die lokal anwendbare Salbe wird auch deutlich weniger Nebenwirkungen als aktuell verfügbare Behandlungsmethoden haben”, verspricht ProFem-Gründerin Marion Noe, selbst Frauenärztin.

Milliardenmarkt: 2028 bereits 31 Mio. Euro Umsatz geplant

Die Zulassungsbeantragung für Candiplus in der EU sei für 2023 geplant. Das in Tirol produzierte Medikament soll dann – auch dank Lizensierung – schon bald weltweit in Apotheken verfügbar sein. Bereits 2023 will man 2,95 Millionen Euro Umsatz erzielen, 2028 sollen es schon mehr als 31 Millionen sein, kalkuliert man bei ProFem. Insgesamt habe der Markt ein Potenzial in Milliardenhöhe.

Zuletzt schloss des Startup erfolgreich eine Crowdinvesting-Kampagne auf der Plattform Conda ab. 554 Crowd-Investor:innen zahlten gemeinsam den festgelegten Höchstbetrag von einer Million Euro in Form von Nachrangdarlehen ein. Für das Instrument Crowdinvesting-Kampagne habe man sich auch entschieden, um möglichst viele Menschen für das Problem chronischer Scheidenpilz zu sensibilisieren, heißt es vom Startup.

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Schon Jahre vor dem aktuellen KI-Hype konnte das Wiener Scaleup Anyline mit seiner Bilderfassungs-Lösung via Smartphone große Erfolge erzielen. In den Jahren 2016 bis 2021 kam das Unternehmen auf ein Wachstum von durchschnittlich 200 Prozent pro Jahr. Platzierte man die Lösung zunächst in unterschiedlichsten Branchen, wurden die Autoindustrie und im Speziellen das Erfassen von Daten zu Autoreifen immer mehr zum Fokus.

“Als wir uns entschieden haben, uns auf weniger Branchen zu konzentrieren, wurde klar, dass wir die neue Ausrichtung so schnell wie möglich im Team verfestigen mussten”, erzählt Co-Founder und CEO Lukas Kinigadner. Wie viele Wachstumsunternehmen setzte auch Anyline daraufhin auf OKRs (Objectives and Key Results), um Strategie, Ziele und Organisation zu strukturieren.

OKRs “zu strukturiert für ein Scaleup”

Doch erfolgreich war die Einführung der Methode im Rückblick nicht, wie Natasha Sotomayor, Head of Growth Strategy, erklärt: “OKRs waren dazu gedacht, uns zu verbinden, aber sie haben einfach nicht funktioniert. Sie waren zu strukturiert für ein Scaleup. Für mich waren OKRs zu starr und zu sehr top-down ausgerichtet. Und sie haben sich nicht gut mit den übergeordneten Zielen verbunden.”

Fehlendes “why”

Auch mit anderen Methoden wie “North Star” sei das “why” nicht ausreichend bei den Mitarbeiter:innen angekommen und es nicht gelungen, die Motivation zu steigern. “In einem Startup oder Scaleup sind die Dinge immer in Bewegung. Man lernt ständig dazu. Deshalb ist es wichtig, dass man als Mitarbeiter:in versteht: Worauf arbeite ich hin?”, so Sotomayor.

Umstieg auf AOA bei Anyline

Seit einiger Zeit nutzt Anyline mit Art of Acceleration (AOA) von GrowthSquare (brutkasten berichtete bereits) eine neue Methode. Davon versprach man sich eine schnelle und klare Kommunikation von Zielen und Erwartungen, einen flexiblen Bottom-up-Ansatz und einen Fokus auf den Weg selbst, nicht nur auf die Endergebnisse. “Wir brauchten einen schnellen Weg, um Zielsetzungen, Erwartungen und Grenzen zu kommunizieren, um den Mitarbeiter:innen von Anyline Kontext und Ziele zu geben”, sagt CEO Kinigadner. Einer der zentralen Vorteile der AOA-Methode sei, dass sie schnell Orientierung gebe, wo das Unternehmen gerade steht und welche Überzeugungen darin herrschen.

“Wenn man glaubt, dass eine neue Methode von Anfang an auf Gegenliebe stößt, ist man zum Scheitern verurteilt”

Doch natürlich wurde – nach mehreren gescheiterten Versuchen mit anderen Methoden – auch AOA von den Anyline-Mitarbeiter:innen nicht einfach mit offenen Armen empfangen. “Wenn man glaubt, dass eine neue Methode von Anfang an auf Gegenliebe stößt, ist man zum Scheitern verurteilt. Als Führungskraft war für mich klar: ‘Wenn sie mich nicht hassen, dann bin ich schon auf dem richtigen Weg'”, sagt Kinigadner. Vor allem auch seitens des Management-Teams habe es ein klares Commitment zur neuen Methode und die Bereitschaft, selbst Hand anzulegen, gebraucht.

Canvas, Retros und vierteljährliche Workshops

Generell setzt die AOA-Methode auf einen Bottom-up-Ansatz, legt einen Fokus auf das “why” und den Prozess auf dem Weg zum Ziel und soll eine größere Flexibilität im Vergleich zu anderen Methoden wie OKRs bieten. Konkret umgesetzt wird das unter anderem mit dem sogenannten “AOA Canvas” in den zwei Formaten “Company” und “Team”, wo Insights zum Status Quo, zu Überzeugungen, Herausforderungen, Vision, Zielen und einigem mehr geboten werden. Damit sollen Mitarbeiter:innen die Ziele im Auge behalten, während sie gleichzeitig viel Selbstbestimmung am Weg dorthin haben.

Monatlich gibt es “Retros” und quartalsmäßig Workshops, in denen die Teams über das Zurückliegende reflektieren und gemeinsam das weitere Vorgehen definieren. “Die Teams schätzen es sehr, wenn sie die Möglichkeit haben, zu reflektieren, einen Schritt zurückzutreten, ein wenig kreativ zu sein und darüber nachzudenken, was sie als Team in diesem Quartal erreichen möchte. Wenn man immer nur umsetzt, geht im Bereich Ideen nichts weiter”, meint Natasha Sotomayor. In diesen Diskussionen spielen Hierarchien keine Rolle, wodurch die Kommunikation zwischen Führungsebene und Mitarbeiter:innen an vorderster Front verbessert werden soll.

Hohe Zufriedenheit im Anyline-Team

Und was kam dabei bislang heraus? Nach drei Quartalen mit monatlichen Retros und vierteljährlichen Workshops gaben jeweils mehr als 80 Prozent der Anyline-Mitarbeiter:innen in einer internen Befragung an, dass sie die Zeit zur Reflexion schätzten, sich in ihren Teams wohlfühlten, ihre Stimme gehört wurde und sie wussten, worauf das Unternehmen hinarbeitete. “Sagen wir mal, von den 22 Teams sind 20 begeistert und die anderen beiden mögen es. Wohingegen ich glaube, dass im Großen und Ganzen niemand die OKRs mochte”, so Sotomayor.

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