09.03.2021

Probando: Kein “2min2mio”-Deal – dafür andere Investoren gefunden

Bei "2 Minuten 2 Millionen" wollten Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner und Winzer Leo Hillinger bei Probando einsteigen. Daraus wurde nichts. Dafür hat das Startup, das Probanden mit Forschern vernetzt, andere Investoren an Land gezogen.
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(c) Probando - Auch wenn der Deal mit den TV-Investoren vorerst platzte, das Probando-Team hat andere Kapitalgeber gefunden.

Florian Gschwandtner und Winzer Leo Hillinger haben in der Sendung “2 Minuten 2 Millionen” Neo-Jury-Mitglied Alexander Schütz überboten. Und einen Diskurs darüber geführt, ob eine höhere Bewertung bei einem Tech-Startup wie Probando gerechtfertigt ist, oder nicht. Der, coronabedingt, nicht ausgeführte Handschlag zur Deal-Vereinbarung fand schlussendlich hinter den Kulissen auch nicht statt. Dafür stiegen neue Investoren ein.

Runtastic und Zen11 bei Probando dabei

“Es gab sehr gute Gespräche im Nachgang der Show. Florian Gschwandtner brachte uns bei seinem Runtastic-Co-Founder Alfred Luger ins Spiel und der hat kurzerhand die Investmentmöglichkeit aufgegriffen. Gemeinsam mit Georg Zenker von der ZEN11 und der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG hat Luger bereits im Dezember 2020 bei uns investiert”, erklärt Co-Founder Martin Ruhri.

Mittlerer sechsstelliger Betrag

Über die genaue Investmentsumme wurde Stillschweigen vereinbart, doch man lässt uns wissen, dass es sich um einen mittleren sechsstelligen Betrag handelt, der für jeweils 8,16 Prozent Anteile bezahlt wurde.

Gschwandtner wartet ab

Die Gründe für diesen Investorenwechsel liegen laut Gschwandtner darin, dass er selbst gerne noch etwas zuwarten würde. Er sagt: “Mein Gründerkollege Alfred (Anm.: Luger) ist sehr schnell eingestiegen. Ich warte, bis die ersten Studien erfolgreich umgesetzt wurden. Ich brauche noch ein bisschen mehr ‘proof of concept’.”

Pandemie lässt Erklärungsbedarf für klinische Studien verschwinden

Abseits der Investment-Entwicklung geschieht einiges beim Tech-Startup, das als Netzwerk-Plattform zwischen Probanden und klinischen Forschern auftritt. Allein die Corona-Pandemie ließ in der Gesellschaft das Bewusstsein für den Mehrwert klinischer Studien steigen, sodass eine Argumentation für die Sinnhaftigkeit solcher nicht mehr nötig sei. “Wir konnten auch seit damals neue Auftraggeber gewinnen, zahlreiche Studien abwickeln und haben die Webseite stetig weiterentwickelt”, erklärt Co-Founder Manuel Leal Garcia.

Probando Ende 2021 mit nächster Finanzierung

Diese Entwicklungen und das neue Kapital im Hintergrund haben das Ziel geweckt heuer auch außerhalb Österreichs zu wachsen. “Wir sind bereits in Deutschland aktiv und streben eine rasche Expansion in weitere Märkte an. Ein Großteil des Investments fließt ins Personal, in Hirings im Dev-Bereich und in die Weiterentwicklung der Plattform. Und schon für Ende 2021 ist die nächste Finanzierungsrunde geplant”, so Garcia weiter.

“Verhandelt wird aus Investorensicht praktisch immer nach unten”

In diesem Sinne und mit Bezug auf die Startup-Show findet Ruhri Verhandlungen über Bewertungsrunden immer besonders spannend. “Verhandelt wird aus Investorensicht praktisch immer nach unten. Für schnell wachsende Startups gelten andere Bewertungskriterien, als beispielsweise bei einem regional agierenden Handwerksunternehmen. Klassische Ertragswertverfahren gehen ins Leere”, sagt der Founder.

Und führt aus: “Wir stehen mit Probando von Stunde null letztendlich im Wettbewerb mit Playern aus Asien, Israel dem Silicon Valley und jedem anderen Startup Hot Spot der Welt. Vergleichsweise sind wir mit unserer aufgerufenen Bewertung am unteren Ende der Range unterwegs. Schnelles Wachstum kostet Geld und wir wissen, dass wir noch mehrere Finanzierungsrunden vor uns haben, um profitabel zu werden. Vor diesem Hintergrund braucht es auch Investoren, die diese Ansicht teilen.”

Israel und USA im Blick

Während Probando kurzfristig im DACH-Raum an Marktvolumen gewinnen möchte, sind für die beiden Gründer besonders Israel und die USA spannende Märkte. “Erste Reaktionen von Auftraggebern bestätigen diese Einschätzung. Alleine in den Vereinigten Staaten werden mehr als 50 Prozent aller klinischen Studien weltweit durchgeführt”, erläutert Garcia.

Kostenloses Probando-Service für Jungforscher

Zur Info: Seit kurzem stellt Probando Studierenden und Jungforschern ihre Plattform kostenlos zur Verfügung. Denn wie Ruhri erklärt: “Oft werden für Bachelor-, Master-, oder PhD-Arbeiten Studienteilnehmer gesucht und selten in der vorgegebenen Zeit auch gefunden. Wir kümmern uns um diesen Schmerz und leisten so auch einen gesellschaftlichen Mehrwert.”

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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