30.06.2021

Pornhub: Nach Vorwürfen, ist die Adult-Site als Werbeplattform noch tragbar?

Campagion ist ein Wiener Startup, das für seine Kunden Werbung auf Adult-Seiten wie Pornhub, Youporn und Redtube schaltet. Gründer Günter Fischer berichtet, warum Advertising auf Porno-Plattformen Sinn macht, nennt unglaubliche Statistiken, macht Frauen als Zielgruppe aus und geht auf die Frage ein, ob Ad-Schaltungen auf die massiv in die Kritik geratene Pornographie-Seite für Unternehmen überhaupt noch denkbar sind.
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(c) Stock.Adobe/ asiraj - Pornhub geriet in letzter Zeit aufgrund von illegalen Inhalten auf der Website, darunter "rape videos" und Kinderpornographie, massiv in die Kritik.

Es sind unglaubliche Zahlen, mit denen die Pornographie-Plattform Pornhub aufwarten kann: Bis zu 3,5 Milliarden monatliche Besucher, 6.597 Petabyte an Video-Content 2019. Im internationalen Alexa-Ranking (globales Ranking-System von Amazon) belegt Pornhub Platz 46. In Deutschland liegt die Seite auf Platz 17, in Österreich auf 22 und in der Schweiz kommt sie unter die Top 50.

Die Verweildauer der Nutzer betrug im selben Jahr knapp zehn Minuten und 30 Sekunden. Zudem finden 25 Prozent aller Website-Aufrufe im Internet auf Adult-Seiten statt – das sind 68 Millionen jeden Tag. 43 Prozent aller Internet-User schauen Adult-Content, über ein Drittel in Deutschland und Österreich sind Frauen. Konkret: rund 35 Prozent.

Mindgeek und das Pornhub-Netzwerk

Gegründet wurde Pornhub 2007 vom kanadischen Webentwickler Matt Keezer. Drei Jahre später wurde das Unternehmen von Fabian Thylmann gekauft, einem Entrepreneur des Medien- und IT-Unternehmens Mindgeek (ehemals Manwin). Daraufhin wurde das Pornhub-Network geschaffen, das unter anderen aus den Seiten Pornhub, YouPorn, RedTube, Tube8, PornMD, Thumbzilla, XTube, Peeperz und GayTube besteht.

Im Oktober 2017 erklärte Vizepräsident Corey Price, dass die Website Künstliche Intelligenz und Maschinelles Sehen einsetzen werde, um Videos zu identifizieren und zu klassifizieren. Heuer wurde bekannt, dass es sich beim Eigentümer der Muttergesellschaft Mindgeek um den Österreicher Bernd Bergmair handelt, dem es bis dahin gelungen war, als mehrfacher Milliardär in der Öffentlichkeit unbekannt zu bleiben.

Mastercard und Visa zogen sich zurück

Massiv in die Kritik geriet Pornhub, als sich rund drei Dutzend Frauen zusammenschlossen, um die Porno-Plattform zu verklagen. Wie die Washington Post berichtete, bezeichnet die Gruppe Pornhub als “klassisches kriminelles Unternehmen, das von Inhalten profitiert, die Vergewaltigungen, Kinderpornografie, Sexhandel und andere nicht-einvernehmliche Aktivitäten zeigen”. New York Times Kolumnist und Pulitzer-Preisträger Nicholas Kristof schreibt gar: “the platform is infested with rape videos”. Pornhub lösche Videos nicht konsequent genug, die den Missbrauch Minderjähriger zeigen, so die Kernaussage des US-Journalisten. Ende 2020 haben sich als Folge Mastercard und Visa von der Plattform zurückgezogen.

Pornhub löscht Millionen Videos

Noch im Dezember 2020 entfernte Pornhub Millionen Videos von ihrer Plattform und ließ nur noch verifizierte User Inhalte uploaden. “Im Rahmen unserer Policy, unverifizierte Uploader zu sperren, haben wir jetzt auch alle zuvor hochgeladenen Inhalte gesperrt, die nicht von unseren Content-Partnern oder Mitgliedern des Model Programms hochgeladen wurden”, hieß es damals in einer Ankündigung. “Das bedeutet, dass alle Inhalte auf Pornhub von verifizierten Uploadern stammen – eine Bedingung, die Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, YouTube, Snapchat und Twitter erst noch einführen müssen.”

Und weiter: “Führende gemeinnützige Organisationen und Interessengruppen bestätigen, dass unsere bisherigen Bemühungen zur Bekämpfung illegaler Inhalte effektiv waren. In den letzten drei Jahren meldete Facebook selbst Millionen Fälle von Material über sexuellen Kindesmissbrauch. Im gleichen Zeitraum meldete die unabhängige ‘Internet Watch Foundation’ 118 Vorfälle auf Pornhub. Das sind immer noch 118 zu viel, weshalb wir uns verpflichtet fühlen, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.”

Gezielte Kampagnen, denen auch der Playboy zum Opfer fiel?

In diesem Statement zeichnet das Adult-Unternehmen am Ende noch eine vorherrschende und feindselige Agenda diverser Organisationen, die es auf Adult-Sites abgesehen hätten. Im Wortlaut: “Es ist klar, dass Pornhub nicht wegen unserer Richtlinien und wie wir im Vergleich zu anderen Unternehmen dastehen, ins Visier genommen wird, sondern weil wir eine Plattform für Erwachseneninhalte sind. Die beiden Gruppen, die die Kampagne gegen unser Unternehmen angeführt haben, sind das ‘National Center on Sexual Exploitation‘ und ‘Exodus Cry/TraffickingHub‘. Dies sind Organisationen, die sich für die Abschaffung von Pornografie, das Verbot von Material, das sie als obszön bezeichnen, und die Schließung von kommerzieller Sexarbeit einsetzen. Es sind dieselben Kräfte, die 50 Jahre damit verbracht haben, den Playboy, das ‘National Endowment for the Arts’, Sexualerziehung, LGBTQ-Rechte, Frauenrechte und sogar die ‘American Library Association’ zu verteufeln. Heute ist Pornhub dran.”

Campagion-Gründer Günter Fischer: “Missbrauch kann zur Rechenschaft gezogen werden”

Günter Fischer, Gründer von Campagion, einem Wiener Startup, das für seine Kunden Werbung auf Adult-Seiten wie Pornhub schaltet, kennt die Problematik und die schwerwiegenden Vorwürfe, mit der sich das kanadische Unternehmen befassen muss. “Vorweg halten wir fest, dass wir natürlich auf der Seite der Betroffenen sind und uns wünschen, dass so etwas nie wieder passiert. Ende 2020 hat Pornhub alle Videos, die von anonymen Nutzern hochgeladen wurden, gelöscht, fast dreiviertel aller Videos. Und auch weiterhin dürfen nur verifizierte User Videos hochladen. So können bei Missbrauch der Richtlinien die verantwortlichen Personen zur Rechenschaft gezogen werden”, sagt er.

Seine Kunden, die eine gewisse Unternehmensgröße und eine Compliance-Abteilung im Haus haben, befassen sich ebenfalls kritisch mit dem Thema und stellen Fragen wie, ob es zum Beispiel möglich ist, vertraglich festzuhalten, dass Werbung nicht bei Clips ausgespielt wird, die Straftaten beinhalten.

Fischer möchte natürlich nicht für Pornhub sprechen, verweist aber in dieser Thematik seine Kunden auf die Trust and Safety-Seite von Pornhub. In den dortigen AGBs unter free content und paid content werden User davor gewarnt: “Inhalte zu posten, die sexuelle Handlungen von Minderjährigen, nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen, Rache-Pornos, Erpressung, Einschüchterung, Snuff, Folter, Tod, Gewalt, Inzest, rassistische Verunglimpfungen oder Hassreden darstellen.”

“YouTube und Facebook mit gleichen Problemen”

“Auch YouTube und Facebook hatten und haben Probleme damit, illegale und unerwünschte Videos zu finden und zu löschen. Das dürfte bei der Menge an Daten, und mit einem gewissen kriminellen Prozentsatz der Uploader und User, den es leider nun mal gibt, schwierig sein”, glaubt Fischer, der als Argument seinen Kunden eine einfache Werbeweisheit in Erinnerung ruft: “Wirb dort wo deine Kunden sind. Und deine Kunden sind garantiert auf Pornhub.”

An dieser Stelle und der Rückbesinnung auf das tägliche Geschäft bricht Fischer eine Lanze für die Pornographie, kehrt gedanklich zum Business sowie potentiellen Kunden zurück und meint, dass gesellschaftlich die Enttabuisierung von Pornographie schon längst stattgefunden hat. Pornographie als “Männer-Domäne” sei pas­sé. Man müsse sich für den Pornokonsum nicht mehr schämen.

Frauen und digitale Verfügbarkeit von Pornographie

“Wer wird denn noch rot, wenn es um das Thema Pornographie geht? Für Menschen unter 40 ist es doch absurd, wenn jemand behauptet, er würde eine Website wie Pornhub nicht kennen. Und für diese Entwicklung sind natürlich Frauen entscheidend gewesen”, sagt er. “Frauen sind in allen Themenbereichen öffentlich und privat viel selbstbewusster als vor 50 Jahren, die digitale Verfügbarkeit von Pornographie hat die Hemmschwelle der Nutzung massiv reduziert, und das zusammen genommen, hat das Thema bei den Jüngeren normalisiert und enttabuisiert. Das wissen natürlich zum Beispiel Sex-Toy Anbieter schon lange, die sich ja aus diesem Grund seit vielen Jahren an die weibliche Zielgruppe wenden. Und dazu ebenfalls völlig unaufgeregte gute Werbung schalten, weit entfernt von peinlich berührenden Szenen.”

Neben Sex-Toy-Firmen definiert Fischer seine Zielgruppe schlicht als Unternehmen, die ihren Fokus auf die Erhöhung von “Conversions” legen und ihre Markenbekanntheit steigern möchten. “Da es sich bei Pornhub um eine visuelle Werbeform handelt, ist die Markenbekanntheit und deren Steigerung ohnehin bei jeder Kampagne ein wichtiger Punkt. Denn die Steigerung der Brand-Awareness sorgt für anhaltende Steigerung der Umsätze des Unternehmens. Ohne Markenbekanntheit gibt es eben keine ‘Conversions’. Die großen Kunden wissen das. Sonst würde keiner teure TV-Werbung schalten, bei der es ‘nur’ um Markenbekanntheit geht”, sagt er.

Das Tool für Awareness

Mit dieser Überleitung zieht Fischer das “geilste Asset” von Werbung auf Pornhub hervor. Die Plattform sei ein Massenmedium, mit der sich die Markenbekanntheit enorm steigern lasse, die Kosten dafür aber im Vergleich zu anderen Massenmedien “fast schon lächerlich gering” wären. Bisherige Kunden von Campagion stammen aus den Bereichen: Startups, Gaming, Dating, Sex-Toys, CBD-Shops und Coaching. “Wir durften aber auch schon erfolgreich für Sportartikelshops, für Gesundheitsprodukte und für Genuss-Lebensmittel werben”, betont Fischer und adressiert besonders Startups, die schnell ihre Marke bekannt machen wollen, und das zu deutlich günstigeren Kosten als üblich, wie er sagt.

“Wir bringen dem Kunden durch professionell gemachte Werbung, je nach Budget ca. zwischen 3.000 und 15.000 User täglich auf seine Website. Die direkten Zugriffe und die organischen Suchanfragen steigern sich ebenfalls massiv, wenn das Produkt, die Marke oder die Leistung hochwertig und passend beworben wurde und auf Anklang stößt”, so der Gründer weiter.

Campagion-Gründer: “Pornhub versteht Marketing”

Für sein Unternehmen bleibt Pornhub die stärkste Plattform, denn das Porno-Video-Portal habe das mit Abstand werbekundenfreundlichste Setting für Firmen abseits der Erotikbranche. “Das haben andere Anbieter nicht. Außerdem versteht Pornhub selbst viel von Marketing und veröffentlicht regelmäßig spannende Statistiken zu Suchanfragen, Nutzerverhalten und weiteren interessanten Daten, und kommuniziert immer mit einer guten Portion Ironie” sagt Fischer. “Nach den reinen Nutzerzahlen ist XVideos noch größer und xHamster spielt auch bei den ganz großen Websites mit. Wichtiger ist aber das mögliche Setting, und da führt für uns eindeutig Pornhub.”

Idee kam durch einen Pornostar namens Hanna Secret

Die Idee zu Campagion kam dem Gründer vor rund sieben Monaten. Ein Sales-Trainer aus Deutschland namens Dirk Kreuter interviewte auf YouTube das Porno-Starlett Hanna Secret. Inhaltlich ging es darum, welche globalen Unternehmen hinter der Porno-Industrie stehen. Ihr “Call to Action” selbst mal zu recherchieren führte dazu, dass Fischer noch am selben Tag Ansprechpartner über LinkedIn anschrieb und der Idee “Werbung auf Pornhub” verfiel. Einen Monat später verließ der junge Mann seinen gut bezahlten Job und startet mit Johannes Smeh, der sich um die Umsetzung, Videoerstellung, Gifs und statische Banner, die auf Pornhub und YouPorn ausgespielt werden kümmert, sein Unternehmen.

(c) Compagion – Compagion-Gründer Günter Fischer wirbt für Werbung auf Adult-Seiten.

Heute verfügt Campagion über 28 Bestandskunden aus dem Dating-, Gaming-/iGaming- und Startup-Bereich, darunter Flirtcoaches, Sex Toys-Unternehmen, CBD-Firmen, Hotels und einige B2B Kunden. Dieses Jahr wurden aktuell 125.000 Euro Umsatz gemacht und das Team ist auf drei Angestellte angewachsen. “Wir arbeiten mit einem Data Scientist zusammen, sodass unsere Kunden eine detaillierte, eigens entwickelte Auswertung bekommen. Und haben einen Investor gefunden, mit dessen Investitionsbeitrag (Anmerkung: sechsstelliger Betrag) wir drei bis vier Vertriebsmitarbeiter, einen Social Media Profi und eine Assistentin einstellen und in ein neues Büro ziehen werden. Zudem starten wir im Sommer den Podcast ‘The Black Sheep Shop Stories’, in dem all die ‘schwarzen Schafe’ des Online-Business zu Wort kommen und ihre Story erzählen. Ungeschminkt, echt, hart und überraschend”, erklärt Fischer.

“Bei Kunden häufig Scheu zu bemerken”

Sorgen von Kunden auf Porno-Portalen Werbung zu schalten, zerstreut der Founder, indem er auf die Zahlen und niedrigen Kosten für Ads hinweist. “Es ist häufig eine Scheu zu bemerken, und Bedenken für die ‘Brand Safety’ kommen auf. Und hier ist es fast immer dasselbe. Diese Bedenken haben meist ihren Ursprung in einer befürchteten Außenwahrnehmung, und fußen nur selten auf der persönlichen Überzeugung. Unsere Taktik in dieser Situation ist ganz einfach. Wir weisen darauf hin, dass er mit seiner persönlichen nicht ablehnenden Meinung nicht allein ist, sondern bei Millionen Nutzern auf Pornoseiten, seine Einstellung der Mehrheitsmeinung entspricht. Der User selbst – dem vielleicht potentiellen Käufer des Produkts einer Marke – befindet sich gerade auf Pornhub, und fühlt sich gerade richtig gut und positiv. Somit kann bei diesem möglichen Kunden auch keine Abwertung einer Marke stattfinden. Voraussetzung dafür ist, dass hier eine gut gelungene Bannerwerbung der Marke gezeigt wird”, sagt er.

Und fährt fort: “Die Brand ist präsent in einer ungewöhnlichen Umgebung, in der sich der User bewusst und in erwartetem Wohlgefallen begeben hat. Die Konkurrenz ist gering, und die Aufmerksamkeit muss man nicht mit vielen anderen Unternehmen teilen. Zudem werden viele Unternehmen durch neue Richtlinien (YouTube-Richtlinie) von herkömmlichen Werbeplattformen verdrängt. Für jene ist Werbung auf Pornhub eine ideale Alternative, um die Kunden weiterhin ansprechen zu können.”

Bei Adblocker keine Kosten

Laut der Statistik-Seite statista.de benutzen allerdings bis zu 25 Prozent der Internetnutzer einen Adblocker. Angesprochen auf die Frage der Sinnhaftigkeit von Werbung mit Ad-blockender Software, meint Fischer, dass Campagion von diesem Problem nicht stark betroffen wäre. “Da wir hauptsächlich Werbung auf Smartphones schalten. Adblock auf Smartphones ist noch nicht sehr etabliert. Außerdem kostet es dem Kunden natürlich nichts, wenn Werbung durch einen Adblocker nicht ausgespielt wird”, sagt er.

Zu den nächsten Zielen des Wiener Unternehmens gehören, mit dem Kapital des Investors, der als Geschäftsführer eines großen Konzerns als privater Financiers auftritt, das Team auf acht bis zehn Leute zu erhöhen, wie Fischer betont: “Und als einzige professionelle Marketingagentur in Europa Werbung auf Pornhub in den Mainstream zu bringen.”

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Logo von OpenAI
Foto: Adobe Stock

Wenn OpenAI neue Dinge ankündigt, hört die KI-Szene hin. Klar, nicht jede Ankündigung des US-Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren hatte dieselbe Tragweite wie jene vom 30. November 2022, als OpenAI den Start eines Chatbots namens ChatGPT verlautbaren ließ. Aber potenziell könnte jede Mitteilung des Unternehmens rund um CEO Sam Altman bahnbrechend sein. Kein Wunder also, dass es für Aufsehen sorgte, als OpenAI Anfang Dezember verlautbarte, zwölf Tage hintereinander neue Dinge vorzustellen.

Schon in der Ankündigung hatte Altman darauf hingewiesen, dass es neben größeren auch kleinere Neuigkeiten sein würden, die OpenAI liefern würde. So kam es dann auch: Zugang zu ChatGPT über WhatsApp oder die Integration in Apple Intelligence waren eher in die zweite Kategorie einzuordnen. Daneben veröffentlichte OpenAI aber auch das neue Modell o1 für ChatGPT – oder Sora, ein Tool zur Videoerstellung.

Den größten Widerhall in der KI-Szene fand allerdings die Ankündigung am letzten der zwölf Tage. Am vergangenen Freitagabend stellte OpenAI sein neues Modell o3 vor. Wichtig dabei: Das Modell ist noch nicht öffentlich zugänglich. OpenAI stellte zunächst einmal nur vor, wie das Modell in unterschiedlichen KI-Benchmarks abschnitt. Aber diese Ergebnisse hatten es in sich.

o3 zeigt starke Performance bei AGI-Benchmark

Vielbeachtet wurde dabei vor allem die Benchmark namens ARC-AGI (Abstraction and Reasoning Corpus for Artificial General Intelligence), bei der zwei Varianten des o3-Modells deutlich bessere Ergebnisse erzielten als die bisher führenden o1-Modelle. Das Ziel von ARC-AGI ist es zu messen, wie sich eine KI im Umgang mit ihr unbekannten Aufgaben schlägt.

Wie die O3-Modelle verglichen mit anderen OpenAI-Modellen abschneiden // Grafik: ARC Prize

Es gibt unterschiedliche Definitionen von AGI. Die meisten davon verstehen AGI aber als ein System, das sämtliche intellektuellen Aufgaben mindestens so gut oder besser als ein Mensch erledigen kann.

Die ARC-AGI-Benchmark wurde von François Chollet konzipiert. Er definiert AGI als ein System, das “in der Lage ist, effizient neue Fähigkeiten zu erwerben und neuartige Probleme zu lösen, für die es trainiert wurde.”

Eine AGI ist also nicht für eine bestimmte Aufgabe trainiert, sondern kann jegliche Aufgaben übernehmen. Es ist weitgehender Konsens in der KI-Szene, dass solche Systeme noch nicht existieren. OpenAI wurde aber beispielsweise explizit mit dem Ziel gegründet, AGI zu erreichen.

Chollet gehört zu den bekanntesten Namen der internationalen KI-Szene. Er hat die bekannte KI-Library Keras entwickelt und seit einigen Jahren für Google tätig. Dem von ChatGPT ausgelösten Hype rund um generative KI steht Chollet seit Anfang an eher kritisch gegenüber, wie beispielsweise auch dieser brutkasten-Bericht wenige Wochen nach Erscheinen von ChatGPT thematisierte.

o3: “Wir befinden uns auf neuem Terrain”

Umso interessanter ist es, was Chollet nun zu den Ergebnissen des o3-Modells bzw. seiner Varianten zu sagen hat. In einem Blogeintrag attestiert er OpenAI, mit dem Modell einen “bedeutenden Sprung nach vorne” erreicht zu haben.

Die Performance des Modells stelle “einen echten Durchbruch” in der Anpassungsfähigkeit und Verallgemeinerung” von KI-Modellen dar”, wenn es darum gehe, wie sich KI-Modelle an neue Aufgaben anpassen könnten. o3 stelle nicht bloß einen “schrittweisen Fortschritt” dar. Vielmehr befinde man sich auf “neuem Terrain”, das “ernsthafte wissenschaftliche Aufmerksamkeit” erfordere.

Aber es ist schon Artificial General Intelligence (AGI)? Hier schränkt Chollet ein: “o3 scheitert immer noch an einigen sehr einfachen Aufgaben, was auf grundlegende Unterschiede zur menschlichen Intelligenz hinweist”. Dennoch befeuerten die Ergebnisse die Diskussion rund um AGI – und manche Stimmen sahen, anderes als Chollet, mit o3 AGI sogar bereits erreicht.

Selbst wenn dem so wäre, wäre es zum jetzigen Zeitpunkt schwer nachzuprüfen: Denn das Modell ist noch nicht veröffentlicht. Forscher:innen im Bereich der KI-Sicherheit können sich für Zugang vormerken lassen. Wann und zu welchen Konditionen das Modell für Endnutzer:innen zugänglich sein wird, ist aktuell noch unklar. Klar ist allerdings schon jetzt, dass die beeindruckenden Ergebnisse bei der ARC-AGI-Benchmark enorme Rechenressourcen erforderten – und dementsprechend teuer waren.

Reasoning-Modelle

Das o3-Modell ist eine verbesserte Version des o1-Modells, welches OpenAI am 4. Dezember veröffentliche und das zuvor bereits in Preview- und Mini-Varianten für ChatGPT-User:innen zugänglich gewesen war. Dieses Modell unterscheidet sich zu dem im Mai 2024 veröffentlichten GPT4o-Modell insofern, als es auf einen “Reasoning”-Ansatz setzt.

OpenAI bezeichnet GPT4o weiterhin als das “vielseitige, hochintelligente Flagship-Modell”, das für die “meisten Aufgaben” die richtige Wahl sei. Die o1-Modelle wiederum referenziert das Unternehmen als “Reasoning-Modelle, die sich bei komplexen, mehrstufigen Aufgaben auszeichnen”.

Enduser:innen von ChatGPT merken dies in der Nutzung vor allem insofern, als sich die o1-Modelle länger Zeit nehmen, Ergebnisse zu produzieren. Diese Modelle “verbringen mehr Zeit mit Nachdenken, bevor sie reagieren”, wie es OpenAI formuliert. In einigen (aber nicht notwendigerweise in allen) Bereichen liefern sie dann deutlich bessere Ergebnisse als die bisherigen Modelle.


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