02.09.2022

Klimaaktivist Stangl: “Wir brauchen bei erneuerbarer Energie einen Kulturwandel”

In der aktuelle Folge von Editor's Choice sprechen wir mit dem österreichischen Klima- und Datenaktivist Johannes Stangl über den Klimastreik am European Forum Alpbach und warum wir beim Ausbau der erneuerbaren Energie einen Kulturwandel in der Gesellschaft benötigen.
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Klima- und Datenaktivist Johannes Stangl | (c) martin pacher / der brutkasten

Eines der am meist diskutierten Themen am European Forum Alpbach war dieses Jahr der Ausbau der erneuerbaren Energie. Vielfach war der Tenor zu hören, dass der Ausbau in Österreich aufgrund von bürokratischen Hürden zu langsam voranschreitet. Aber auch die Landespolitik steht auf der Bremse, wie erst unlängst Lukas Püspök, größter privater Betreiber von Windkraftanlagen in Österreich, in einem Interview kritisierte.


Podcast-Gast der Woche: Klima- und Datenaktivist Johannes Stangl


Klimastreik am European Forum Alpbach

Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen rief Fridays for Future im Rahmen des European Forum Alpbach zum Klimastreik auf. Unter anderem wurde die Schaffung von sogenannten Go-To-Areas für die Errichtung von erneuerbaren Energieprojekten gefordert. Bereits bei der Eröffnung des European Forum Alpbach am 21. August, dem traditionellen Tiroltag, kam es zu einer Protestaktion gegen die Tiroler Landesregierung. Stipendiat:innen des Forums traten dabei als Windrad verkleidet auf, um auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass in Tirol noch kein einziges Windrad steht.

Johannes Stangl zu Gast im Podcast

Im Podcast spricht der Johannes Stangl, Mitbegründer von Fridays for Future in Österreich, was hinter dem Protest steht und welche Maßnahmen es beim Ausbau der erneuerbaren Energie in Österreich aus Sicht von Fridays for Future braucht. Zudem thematisiert Stangl das Klimaschutzgesetz, das sich in Österreich seit mehr als 600 Tagen auf Eis befindet, da sich ÖVP und Grüne in den Verhandlungen für ein Nachfolgegesetz nicht einigen können.

Tipp der Redaktion: Klimadashboard

Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern hat Stangl 2022 zudem das Klimadash-Board gestartet. Ziel des neuen Dashboards ist es, einen faktenbasierten und verständlichen Überblick zur Klimakrise zu schaffen. Auf der Plattform werden bereits vorhandene Daten vom Umweltbundesamt, ZAMG oder Statistik Austria aufbereitet und visualisiert.

Die Plattform bietet zahlreiche Features, wobei sich die Daten interaktiv visualisieren lassen. Nutzer:innen können sich so beispielsweise über die Treibhausgas-Emissionen pro Kopf im Bundesländer-Vergleich informieren oder sich spezifische Daten zu verschiedenen Branchen ansehen – angefangen vom Energie-Sektor bis hin zur Landwirtschaft. Demnächst soll das Dashbaord rund um das Thema “erneuerbare Energie” in Österreich erweitert werden.


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(c) Adobestock

Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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