01.10.2018

Pocketwingcard: Wie ein Schüler-Unternehmen das B2B-Geschäft entdeckte

Drei HTL-SchülerInnen gründeten im Rahmen des Programms Junior Achievement ein Unternehmen. Drei MitarbeiterInnen kamen bald dazu. Die Pocketwingcard, ein Multifunktions-Tool im Kreditkartenformat, wird inzwischen in Serie produziert. Accenture unterstützte das Team beim Ausfeilen des Business-Modells.
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Accenture MentorInnen Andrea Kretschmer links) und Pocketwingcard-Team im Accenture Future Camp in Wien.
(c) Accenture: Accenture MentorInnen Andrea Kretschmer links) und Pocketwingcard-Team im Accenture Future Camp in Wien.
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800 Euro Kapital hatte das Team von Pocketwingcard zum Start. Das ist die Standard-Summe beim Programm Junior Achievement, an dem die drei HTL-SchülerInnen Lisa Feiertag, Nicolas Pfob und Benjamin Greilberger seit dem Schuljahr 2017/2018 teilnahmen. Also eine von vielen “Übungsfirmen” an einer österreichischen Schule? Doch etwas mehr. Die Pocketwingcard, ein Multifunktionstool im Kreditkartenformat mit 16 Funktionen, ist inzwischen in Österreich in Serienproduktion. Das junge Unternehmen finanziert sich dabei über den selbst erwirtschafteten Cashflow.

+++ Junior Company Programm: Pocketwíngcard siegt im Österreichwettbewerb 2018 +++

Pocketwingcard: “Schweizer Messer” ohne Messer im Kreditkartenformat

Aber zurück zum Anfang. Da stand, wie bei jedem Startup, eine Idee. “Wir wollten ein Multifunktions-Werkzeug machen, das man besonders einfach dabei haben kann. Da entstand die Idee, es im Kreditkartenformat zu produzieren”, erzählt Co-Founder Benjamin Greilberger. Es sei vergleichbar mit einem Schweizer Messer, nur ohne Klinge. Der erste Prototyp wurde an der HTL aus Plexiglas gefertigt. Bald fanden sich drei MitarbeiterInnen aus den Reihen der MitschülerInnen. Ein Team-Mitglied ist inzwischen 18 Jahre alt, der Rest 17.

Stahl-Unternehmen als Partner gewonnen

Aber wie kommt man mit den besagten 800 Euro weiter? “Wir haben relativ schnell die Firma Kovac Stahl als Partner gefunden. Die haben uns unterstützt und die ersten Prototypen aus Edelstahl und dann die erste Serie von einigen Hundert Stück kostenlos für uns produziert”, erzählt Greilberger. Diese erste Serie habe man verkauft. “Seitdem hatten wir nie finanzielle Probleme”, sagt der Co-Founder. Klar, beim Programm Junior Achievement profitiere man von rechtlichen und steuerlichen Begünstigungen. “Prinzipiell muss man aber, wie jedes andere Unternehmen, mit dem vorhandenen Kapital wirtschaften”.

Auf B2B gekommen

Und man muss an seinem Business-Modell feilen. “Wir haben unser Produkt am Anfang mit einem B2C-Modell gedacht. Das war für uns nahe liegend. Wir sehen aber zusehends, dass eine Vermarktung im B2B-Bereich, etwa als Werbegeschenk, sehr gut funktioniert”, erzählt Greilberger. So hätte etwa die Arbeiterkammer Wien bereits für eine Aktion 220 Stück geordert. Als eines der Siegerprojekte beim Junior Achievement-Wettbewerb gewann Pocketwingcard auch einen Design Thinking Workshop bei Accenture. Und man entschloss sich gemeinsam, B2B-Sales zum großen Thema zu machen.

Impressionen vom Design thinking Workshop im Accenture Future Camp in Wien

Unterstützung durch die Profis von Accenture

“Es war für uns wirklich faszinierend, wie viel Know-how bei dem Team bereits da ist und mit welcher Professionalität und Ernsthaftigkeit sie bei der Sache sind”, erzählt Andrea Kretschmer, Leiterin Corporate Citizenship bei Accenture Österreich und eine von zwei Workshop-Coaches. Im Rahmen eines Design Thinking-Workshops im Accenture Future Camp in Wien habe man dann einen klaren B2B-Plan herausgearbeitet, mit dem Ziel (große) Unternehmen anzusprechen. “Die Grundfragen waren: Wer sind die Personas in den Ziel-Unternehmen? Wie ticken die? Wie kann man sie ansprechen? Und vor allem: Was sind konkrete nächste Schritte?”, sagt Kretschmer.

“Das kann noch richtig groß werden”

“Der Prozess war für uns neu”, erzählt Benjamin Greilberger. “Es gab klare Spielregeln, etwa dass jede Idee eingebracht werden kann und nicht sofort beurteilt wird”. Der Design Thinking-Prozess habe so viele gute Ideen hervorgebracht, die in den “Action Plan” einflossen. Und Andrea Kretschmer ist überzeugt: “Für uns war es eine wirklich tolle Erfahrung, unsere Kernkompetenzen und unser Know-how hier einbringen zu können. Pocketwingcard macht gerade seine ersten Schritte. Aber das kann noch richtig groß werden”.

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Accenture Country Managing Director Michael Zettel im Video-Interview:

Wie sich Österreichs Unternehmen zu Gewinnern der Digitalisierung machen können | Accenture

Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture DACH, gab Einblick in ihre neueste Studie zum Thema Digitalisierung und Chancen. Wir haben die wichtigsten Fakten für euch aufbereitet.

Gepostet von DerBrutkasten am Samstag, 25. August 2018

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Andreas Hladky | (c) PwC Österreich

Als vor über 20 Jahren das Internet das Licht der Welt erblickte, erkannten amerikanische Manager und Unternehmer rasch das volle Potential der Technologie. Mit einem Heimmarkt von 300 Millionen Kunden, einem milliardenschweren Innovationscluster an Unternehmen und Universitäten und dem notwendigen unternehmerischen Mindset machten sich einzelne Visionäre an die Arbeit.

Das Ergebnis kennen wir: jeden Abend verschieben wir mit unseren Daumen und Zeigefingern Wertschöpfung von Europa nach Amerika – wenn wir auf Amazon Waren bestellen, Netflix oder Disney+ Serien auf unseren Apple-Geräten genießen, durch Facebook, Instagram oder LinkedIn scrollen und parallel dazu WhatsApp Nachrichten senden. Europa? Kaum dabei.

TED AI Vienna Konferenz

Vierundzwanzig Jahre später fand nun am vergangenen Wochenende unter Teilnahme führender internationaler Köpfe die TED AI Vienna Konferenz in Wien statt. Sie begann mit einem kritischen Statement von KI-Legende Sepp Hochreiter, der von einem besorgniserregenden Innovationsumfeld in Europa sprach und davon berichtete, wie Unternehmen dem Umgang mit KI ebenso skeptisch gegenüberstünden wie ehemals dem Web und europäische Erfindungen anderswo aufgegriffen und ökonomisch erfolgreich gemacht werden.

Diese Beobachtung teilten und teilen viele Mitglieder und Teilnehmer der österreichischen Innovationscommunity in den nachfolgenden Sessions und informellen Gesprächen rund um die TED AI, egal ob in Unternehmen oder Startups, jung oder alt, in der Forschung oder der Praxis: wir sind gerade dabei, den nächsten technologischen Innovationssprung aussitzen zu wollen.

Europas Wohlstand in Gefahr

Europa genießt immer noch die Ernte einer beispiellosen und mittlerweile jahrhundertealten Erfolgsgeschichte: Innovationen vorwiegend des 19 Jahrhunderts ermöglichten einen Siegeszug in so gut wie allen Branchen und Bereichen. Seit vielen Jahrzehnten schon wird dieser Erfolg nur mehr verwaltet, optimiert und adaptiert: ein wenig Wachstum hier, ein paar Prozent Umsatzplus dort, ein wenig Margenoptimierung oder anorganisches Wachstum – fertig. Das eigene Geschäftsmodell radikal zu hinterfragen, geschweige denn neu zu erfinden ist nicht Teil der Aufgabe. Und genau dieser Umstand – der Fokus europäischer Entscheidungsträger in Politik und Unternehmer auf risikooptimiertes Vorankommen bedroht unseren Wohlstand nun in zunehmendem Maße.

Neue Technologien als Bedrohungspotential?

Bei genauer Betrachtung klingt hohl, womit wir uns in Europa schmücken, wenn wir etwa bei neuen Technologien sofort über deren Bedrohungspotential diskutieren und uns daran machen, ebendieses zu zähmen noch ohne selbst überhaupt überzeugende, skalierbare und wertschöpfungsorientierte Lösungen gebaut zu haben (oder bauen zu können), die unseren europäischen Werten entsprechen. Regulatorik ist wichtig und wir können stolz darauf sein, in Europa die Gefahren neuer Technologien zu erkennen und rechtzeitig mitigieren zu wollen. Aber Regulatorik ersetzt und ermöglicht nicht per se die milliardenschweren Industrien, die in den USA, Asien und teilweise auch schon Afrika entstehen und dort Wohlstand und Wertschöpfung sichern.

Wir brauchen Investitionen

Die TED AI in Wien hat uns vor Augen geführt, dass hohe Investitionen in Forschung, Entwicklung, für Unternehmen und Standorte dringend notwendig sind, um ein Umfeld zu schaffen, dass auch nur annähernd im Wettbewerb bestehen kann. Auch wenn wir es kaum wahrnehmen wollen: Daten werden immer öfter ganze Branchen und Geschäftszweige ersetzen und je länger wir uns dieser Erkenntnis gegenüber abwartend verhalten, umso mehr Wertschöpfung, umso mehr Arbeitsplätze, umso mehr Wettbewerbsfähigkeit wird verloren gehen. Auf eine neue Steinzeit zu hoffen oder zu glauben, dass wir als Freilichtmuseum des Planeten Innovationsleistung ersetzen können, ist keine Strategie. TED AI hat uns die Zukunft gezeigt; sie anzunehmen – das ist unsere Aufgabe.


Andreas Hladky ist Partner bei PwC Österreich und Leiter des Bereichs Digital Consulting. Mit seinem Team unterstützt er Unternehmen in allen Branchen bei der digitalen Transformation. Als Gründer eines führenden Beratungsunternehmens für den digitalen Wandel und erfahrener Keynote Speaker ist er Experte für Geschäftsmodell-Innovationen.

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