21.03.2016

Playbrush setzt zum nächsten Wachstumsschritt an

Playbrush, das in London ansässige Startup mit Wiener Wurzeln, hat mit seinen neuartigen Zahnbürsten einen erfolgreichen Launch hingelegt: Laut Co-Gründer und CEO Paul Varga wurde die erste Charge zur Gänze verkauft. Das nächste Patch soll nun deutlich größer ausfallen und über neue Vertriebspartner vermarktet werden. Um weiter wachsen zu können, werde man sich Ende des Jahres auch über eine Finanzierungsrunde für frisches Eigenkapital Gedanken machen müssen.
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(c) playbrush

Playbrush hat eine digitale Zahnbürste entwickelt, die in Kombination mit einem Gadget und einer Spiele-App Kinder zum Zähneputzen animieren soll. Über Kickstarter hat das Unternehmen im Vorjahr über 50.000 Euro eingesammelt, im November wurden die ersten Zahnbürsten ausgeliefert. Dem Team rund um die Gründer Matthäus Ittner, Paul Varga (beide aus Wien) und Tolulope (Nigeria) sei es bei der Crowdfunding-Kampagne weniger um die Finanzierung gegangen, sondern vor allem darum, einen ersten Kundenstamm aufzubauen und Feedback einzuholen, sagte Varga im Dezember zum Brutkasten.

+++ Zum Thema: Zwei Wiener machen Zahnbürste zu Spiele-Controller +++

Neuer Vertriebsdeal in Deutschland

Mittlerweile sei die erste Charge von 10.000 Stück vollständig ausverkauft und ein zweites Spiel veröffentlicht, sagt Varga bei einem Gespräch mit dem Brutkasten in London. „Wir liegen ganz gut im Plan, verkaufen brav Stück, entwickeln das Produkt weiter und bekommen gutes Feedback“, so der CEO. Der Verkauf laufe über den eigenen Webshop und über Amazon, außerdem habe man kleinere Vertriebsdeals mit Partnern in Spanien, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

„Wir liegen ganz gut im Plan, verkaufen brav Stück, entwickeln das Produkt weiter und bekommen gutes Feedback“

Ein erster größerer Vertriebsdeal habe sich in Deutschland ergeben – Details dazu will Varga noch nicht verraten. Auch aus den USA würden regelmäßig Anfragen kommen, den meisten potenziellen Partnern würde es aber um sehr große Stückzahlen gehen, was die Kapazitäten von Playbrush zum jetzigen Zeitpunkt noch übersteige. Um mit dem neuen Abnehmer und der höheren Nachfrage Schritt halten zu können, sollen für das nächste, „deutlich größere“ Patch 20.000 bis 50.000 Zahnbürsten vom Band laufen, so Varga.

+++ Auch interessant: Die Top 10 Erfindungen aus Österreich 2015 +++

Fokus auf Skalieren

Die Absatzziele von Playbrush würden sich laufend ändern, Varga rechnet aber damit, dass heuer zumindest 15.000 bis 20.000 Zahnbürsten verkauft werden und vier bis fünf neue Spiele dazukommen. Neue Finanzierungen wolle man momentan nur für die Produktion verwenden: „Es geht uns jetzt vor allem um Weiterentwicklung und Skalierung, da läuft der schnellere Weg über Vertriebspartner“, sagt Varga. Gegen Ende des Jahres werde ich Playbrush aber auch wieder Gedanken über eine Finanzierungsrunde für frisches Eigenkapital machen müssen. Der Unternehmer geht aber davon aus, dass sich die Situation für Venture Capital eher eintrüben wird, worauf fallende Bewertungen für Startups in den USA bereits hinweisen würden: „Es wird sicher bald turbulenter“, sagt Varga.

+++ Zum Weiterlesen: Erfolgsgeschichten made in London +++

Playbrush

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Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith
Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith | Foto: brutkasten

Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.

Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.


brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?

Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.

Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.

Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?

Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.

Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.

Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?

Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.

Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?

Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.

Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?

Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.

Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?

Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.

Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?

Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!

Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.

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