27.03.2019

Pitchen im Eisloch: Nichts für zartbesaitete Gründer

Pitchen für Harte: Jährlich treffen sich in Oulu, Finnland, zwölf Entrepreneure und springen in ein Loch durch die Eisdecke der Ostsee. Dort stellen sie ihr Startup vor und zittern um 10.000 Euro Preisgeld.
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Pitchen, Pitching, Polar Bear Pitching, Bookis, Lasse Brurok
(c) Bookis.com - Lasse Brurok, und Geschäftspartner Arne-Morten Willumsen konnten die eisige Challenge für sich entscheiden.

Die Liebe nordischer Staaten zur Kälte macht auch vor dem Unternehmertum nicht halt. Während im deutschsprachigen Raum Gründer im warmen Studio bei “2 Minuten 2 Millionen” oder “Höhle der Löwen” ihre Ideen präsentieren, sieht es im hohen Norden anders aus. Beim Polar Bear Pitching Contest gibt es nur eine einzige Regel: Man darf solange reden, wie man es im -10 Grad Celsius kalten Wasser aushält.

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Finnische Stadt Oulu litt unter Nokia-Verkauf

Wie venturebeat berichtet, begann die Idee vor sechs Jahren mit Mia Kemppaala, Founderin von Polar Bear Pitching, als sie im Startup-Hub Business Kitchen der Universität Oulu arbeitete. Die Stadt mit 250.000 Einwohnern litt damals wirtschaftlich etwas unter dem Verkauf von Nokia an Microsoft. “Es waren wirklich pessimistische Zeiten”, sagte Kemppaala auf der Tech-Plattform: “Aber wenn es in Finnland schwierige Zeiten gibt, kommen die Leute zusammen”.

Pitchen im gefrorenem Wasser

Die Gründerin hatte die Erfahrung gemacht, dass die Einwohner aus Oulu gute Ideen hatten, aber eher unbegabt dabei waren, diese auch anderen zu “verkaufen”. Der lokale Brauch des Eiswasser-Schwimmens brachte sie schlussendlich auf die Idee. “Welchen besseren Weg gibt es, jemand anderem zu zeigen, dass man mit Schwierigkeiten fertig werden kann, als in beinahe gefrorenem Wasser sein Business-Modell zu präsentieren”, sagt sie.

Über vier Minuten im eiskalten Wasser

Unter dem Wasser befindet sich für die Teilnehmer eine Plattform, auf der sie während dem Pitchen stehen. Das soll verhindern, dass sie durch strengen Wellengang unters Eis gezogen werden. Zudem sorgt ein Team von ausgebildeten Nottauchern vor Ort für zusätzliche Sicherheit. Es nahmen insgesamt zwölf Startups am Contest teil. Die Präsentationszeit lag dabei zwischen 90 Sekunden und über vier (!) Minuten, was einen neuen Rekord darstellte beim zum sechsten Mal stattfindenden Event. Nach dem Pitchen wartet auf jeden Gründer ein “Hot Tub”.

Pitchen, Oulu
(c) Polar Bear Pitching – Die Teilnehmer des Contests hielten es zwischen 90 Sekunden und mehreren Minuten im Wasser aus.

Die Sieger des Polar Bear Pitch

Gewonnen hat den Wettbewerb Bookis. Das Unternehmen betreibt eine Website, auf der User neue und gebrauchte Bücher kaufen und verkaufen können. “Es war eine unglaubliche Erfahrung, in Oulu zu sein und die Chance zu haben, vor Investoren und Publikum zu pitchen. Wir haben bereits den Polar Bear Pitch in Tromsö, Norwegen, gewonnen und dachten, wir hätten auch hier eine gute Chance. Aber ins eiskalte Wasser zu steigen, ist jedesmal so hart, wie man es sich vorstellt”, erzählt Lasse Brurok, der Gründer des Startups.

Kein Fan von Pitching Contests

Eigentlich ist Brurok kein großer Fan von Pitching Contests, wie er zugibt. Man hätte zu wenig Zeit, jemandem seine Business-Idee, das Team dahinter und das Potenzial in wenigen Minuten zu vermitteln. “In Oulu jedoch waren wir mit der Jury vor dem Pitch im Eis ein paar Tage beisammen. Und wir hatten vor dem Einstieg ins kalte Wasser das Gefühl, dass sie (Anm.: Investoren) bereits ein gutes Bild und Verständnis von unserem Startup hatten”, so Brurok weiter: “Dennoch musst du sie überzeugen und weißt nie, wie es läuft. Manchmal vergisst du im kalten Nass, was du sagen wolltest”. Die Gründer jedoch schienen sich von der Kälte nicht irritieren zu lassen, pitchten souverän und zeigten am Ende gar ihre Liebe zur finnischen Stadt.

Noch kein Plan fürs Preisgeld

Was mit dem Gewinn passiere, wisse man noch nicht: “Unser erstes Preisgeld aus Tromsö wird dafür verwendet werden, in der Kinderabteilung eines ansässigen Krankenhauses eine Bücherei zu bauen. Was wir mit dem ‘Oulu-Geld’ machen, ist noch nicht klar. Wir haben uns jetzt mal eine Auszeit genommen und sind nach Svalbard gereist, um zu entspannen”, sagt Brurok. Bei Svalbard handelt sich um eine norwegische Insel voller Polarbären.

Der Sieger-Pitch von Lasse Brurok und Arne-Morten Willumsen

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“Haelsi ist mein Herzensprojekt, bei dem ich sozusagen ‘all in’ gegangen bin. Emotional und auch wirtschaftlich, weil ich glaube, dass haelsi das Zeug dazu hat, das Gesundheitssystem zu revolutionieren”, sagte Österreichs bekanntester Business Angel Hansi Hansmann im Juni 2023 gegenüber brutkasten. Damals wurde ein Investment unter anderem durch ihn kommuniziert, das ihn mit 38,15 Prozent auch zum größten Anteilseigner des Wiener Startups machte.

Hansmann bereits von 2010 bis 2022 größter Anteilseigner

Bzw. wieder zum größten Anteilseigner machte, denn eigentlich war er das die längste Zeit. Das Unternehmen hinter der Marke haelsi ist nämlich die bereits 2010 gegründete mediClass Gesundheitsclub GmbH, bei der Hansmann von Beginn an bis 2022 die Mehrheit hielt und zeitweise sogar alleiniger Eigentümer war. Diese betrieb ein Gesundheitszentrum kombiniert mit digitalen Services.

mediclass und careety wurden mit neuem Konzept zu haelsi

Nach mehr als zehn Jahren als mediclass folgte dann im Mai 2023 aber die Neuaufstellung. Man habe nicht nur mediclass, sondern auch das Tech-Startup careety in das neue Konzept haelsi “eingebracht”, erklärte Co-Geschäftsführer Felix Faltin brutkasten vergangenes Jahr. Der careety-Gründer Christopher Pivec wurde zum zweiten Co-Geschäftsführer. Auch das neue Modell baut auf physischen Gesundheitszentren auf und kombiniert diese mit Online-Services. Hinzu kommt ein B2B-Angebot für betriebliche Gesundheit. Hier arbeite man bereits mit Unternehmen mit insgesamt mehr als 2.000 Mitarbeiter:innen zusammen, darunter EY, Geizhals und Journi, heißt es vom Startup.

Klare Skalierungs-Strategie

Dabei ist aber klar: Trotz des auf physischen Standorten aufbauenden Hybrid-Modells im B2C-Bereich hat haelsi eine klare Skalierungs-Strategie, wie Co-Founder Faltin gegenüber brutkasten ausführt: “Unser Modell können wir in kurzer Zeit auf beliebig viele Standorte ausweiten, wir verwenden für alle Services dieselbe Tech Infrastruktur – egal ob Termin in unseren Zentren, bei Unternehmen vor Ort oder online stattfinden. Unsere B2B Services brauchen überhaupt keine physischen Standorte, da sind wir extrem skalierbar.”

“Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient”

Entsprechend ambitioniert ist auch die Zielsetzung: “Wir wollen in Österreich die klare Nummer 1 für praktische, hochwertige Medizin sein”, so Faltin. In Wien sei man das heute schon. “Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient, sehen uns potentielle Zentren zur Übernahme oder Betriebsführung an, werden aber auch Zentren von Scratch aufbauen wenn es Sinn macht”, sagt der Gründer.

haelsi eröffnet bereits zweites Gesundheitszentrum in diesem Jahr

Und die aktuellen Zahlen nach der Neuausrichtung im Frühjahr 2023 sprechen für sich: Insgesamt betreuen über haelsi mittlerweile 80 Ärzt:innen und Therapeut:innen aus mehr 25 verschiedenen Fachrichtungen 20.000 Patient:innen. Und nun eröffnete das Startup bereits das zweite Gesundheitszentrum in diesem Jahr und kommt somit auf aktuell drei Standorte – allesamt in Wien. Was ist das Erfolgsrezept? “Wir sind seit 2024 ein effektiver Marktplatz. Ärzt:innen und Therapeut:innen, auf der Angebotsseite, finden bei uns das attraktivste Full-Service Modell im Markt. Die müssen sich bei uns um nichts mehr kümmern, außer ihre Patientinnen optimal zu betreuen”, sagt Faltin.

Monatlich mehr als 500 neue Patient:innen

Auf der Nachfrageseite gewinne man monatlich mehr als 500 neue Patient:innen – zu 75 Prozent über organische Kanäle, führt der Gründer aus: “Diese Menschen kommen zu haelsi, weil das Gesamtpaket unschlagbar ist: kinderleichte Onlinebuchung mit großer Terminauswahl, Wohlfühlatmosphäre und kurze Wartezeiten vor Ort, exzellente medizinische Betreuung, automatische Einreichung bei der Kasse und digitaler Zugriff auf Rezepte und Befunde.”

“Sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”

Das neu eröffnete dritte Gesundheitszentrum befindet sich im vierten Bezirk in Wien und ist ganz auf das Thema Physiotherapie ausgelegt. Er kommt zum “Flagship”-Standort im zweiten Bezirk und einem Facharzt- und Therapiezentrum im 18. Bezirk hinzu. “Wir sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”, so Faltin.

Dritter haelsi-Standort in nur vier Monaten aufgebaut

Und der Aufbau des dritten Standorts sei “in Rekordzeit” gelungen, sagt der Gründer: “Wir haben vier Monate vom ersten Kontakt mit der Vorbesitzerin und dem Go Live als haelsi-Zentrum mit acht Therapeut:innen gebraucht”, so Faltin. “Das ist für die Gesundheitswelt extrem schnell. Die Challenges sind operativ: Ärzte und Personal onboarden, Tech-Stack tauschen, unsere Prozesse und Marketing ausrollen. In einem normalen Ärztezentrum startet vielleicht ein neuer Arzt pro Jahr. Bei uns fängt jede Woche eine neuer Arzt oder Therapeut an.”

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