20.12.2023

Mit einem Klick anonym: Wie das Klagenfurter Startup PiktID die Bildbearbeitung revolutionieren möchte

Sie sind synthetisch und sehen doch täuschend echt aus. Die Foto-Identitäten, die die Software von PiktID generieren kann, geben derzeit den Ton in der KI-Bildbearbeitungs-Branche an. Im Gespräch mit brutkasten erklärt CSO Jernej Dvoršak wie das funktioniert und welche Pläne das Startup für die Zukunft hat.
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PiktID
(c) PiktID - Das PiktID-Team.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Bilder, die mit der Technologie des Klagenfurter Startups PiktID bearbeitet werden, erzeugen zudem auch noch tausende weitere Bilder. Die Idee dahinter: Täuschend echte Fotos, so viele man möchte und das binnen Sekunden. Mit einer speziell entwickelten Technologie macht das junge Team, bestehend aus den Forscher:innen Jennifer Simonjan (CMO), Davide Righini (CEO) und Nunzio Letizia (CTO) sowie Jernej Dvoršak (CSO), es möglich, neue synthetische Identitäten aus bestehenden Fotos zu generieren. Für Unternehmen, die die Technologie nutzen, bedeutet das Zeit- und vor allem Kostenersparnisse ohne Qualitätseinbußen.

Unkompliziert Privatsphäre schützen

Die Anwendung des komplexen Programms ist für Nutzer:innen simpel: Gewünschtes Foto ins Web-Tool von PiktID laden, optische Parameter eingeben und kurz warten. Binnen kürzester Zeit erstellt die KI-Bearbeitung nun eine neues Gesicht, das je nach Wunsch der Kund:innen weiter individuell angepasst werden kann. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt: Von einer neuen Frisur bis hin zu einem völlig neuen Erscheinungsbild ist fast alles möglich. Das funktioniert mittels neuronalen Netzwerken, die darauf trainiert wurden noch nie dagewesene Gesichter zu entwickeln, erklärt Jernej Dvoršak im Gespräch mit brutkasten.

Lädt man ein Gruppenfoto ins Programm, ändert der Algorithmus wiederum die markierten Gesichter. Personen können somit auch vereinzelt anonymisiert und im Originalbild ersetzt werden, so der CSO des Startups. Das bietet Unternehmen die Möglichkeit Fotos auch ohne Einwilligung zu veröffentlichen. „Wo früher Köpfe abgeschnitten oder geblurred wurden, kann nun das vollständige Foto verwendet werden“, erklärt Dvoršak. Das biete zudem auch die Möglichkeit Image-Fotos des Unternehmens beizubehalten, auch wenn manche Mitarbeiter:innen nicht abgebildet sein möchten, was häufiger vorkomme, als man denkt, meint Dvoršak.

(c) PiktID CO-Founder und CSO Jernej Dvoršak

Ein Foto für alle Zielgruppen: Use Case in Marketing, Werbung und Modebranche

Wo Marketing stattfindet, dürfen meist auch Emotionen nicht fehlen. Durch die Weiterentwicklung des Programms konnte das vierköpfige Team ebendiese nun auch neben der ursprünglichen Idee der Anonymisierung weiterentwickeln. Welchen Eindruck soll das AI-Model vermitteln? Ein strahlendes Lächeln, ein skeptischer Blick, Trauer oder Verzweiflung? Jede noch so kleine Nuance in einem Gesicht kann verändert werden. „Ein wichtiger Faktor dabei ist zudem die Zeit der Bearbeitung“, betont Dvoršak, „binnen weniger Sekunden kann eine komplett neue Identität entstehen.“ Die Bandbreite der KI-Fähigkeiten spreche daher vor allem Werbe- und Kreativagenturen, Fotograf:innen, Grafikdesigner:innen und die Modebranche, die ihre Kleidung mit Models auf verschiedenen Märkten bewerben, an. „Unsere Kunden im Bereich AdTech berichten uns oft, dass die KI-generierten Fotos sogar besser performen als die Originale“, erklärt der PiktID-CSO.

Auch für Branchen, in denen der Einsatz von Fotos auf denen echte Menschen zu sehen sind, vorher nicht möglich war, wie beispielsweise Einrichtungen für Kinder oder andere vulnerable Gruppen ist das Tool nützlich. Je nachdem, was benötigt wird, können die KI-Persönlichkeiten auch unterschiedlichen ethnischen Gruppen zugehörig sein, was besonders für internationale Kampagnen von Unternehmen von Vorteil sei und das Potenzial habe jede Zielgruppe zu erreichen, erklärt Dvoršak.

Kostengünstige Kampagnen für Startups

Nutzen kann man das Programm, indem man Credits kauft, die für die Bearbeitung der Fotos eingesetzt werden. Je nach Größe des Pakets, das man kauft, kostet eine Generierung zwischen 0,30€ und 1,90 Euro pro Generierung. “Das klingt zunächst nicht nach der günstigsten Variante für Bildbearbeitung. Im Vergleich zu dem, was man für manuelle Bildbearbeitung, Fotoshootings, Models und Lizenzen ausgeben würde, kann allerdings langfristig gespart werden“, man brauche kein Maskieren oder große Bearbeitungsskills, betont der CSO. „Damit besteht auch für Startups ohne großes Budget die Möglichkeit Kampagnen mit täuschend echt aussehenden Menschen zu erstellen“, erklärt Dvoršak. Wer sich nicht sicher ist, kann mit zehn Einstiegs-Credits – das entspricht zehn Generierungen – erst einmal kostenlos testen.

Künftig auch Ganzkörperbearbeitung und Videos

Immer wieder würden Kund:innen auch nach einer Ganzkörperbildbearbeitung fragen. Im ersten Quartal nächsten Jahres soll damit begonnen werden. Gleichzeitig möchte das Team auch mit der Entwicklung der Video-Bearbeitung anfangen. Bei der Ganzkörperbearbeitung ist vor allem das abgebildete Alter wichtig, ein 65-Jähriges Model braucht eben auch 65-jährige Knie und Arme. Hauttöne und die optische Beschaffenheit der Haut allgemein werden bereits jetzt von der Software erkannt und übernommen. Auch das „Consistent Identity“-Feature – die Abbildung einer synthetischen Identität aus verschiedenen Winkeln, mit der man dasselbe Modell auf verschiedenen Fotos generieren kann – wurde bereits implementiert. Vor allem für die Modebranche ist diese Option interessant, um ihre ausgewählte Persona flexibel einzusetzen. Das Feature war “eine große Herausforderung, legt aber jetzt schon den Grundstein für die kommende Videoanonymisierung”, kündigt der PiktID- CSO an. Die Frage, ob die Videos anfällig für Deepfake sein könnten, verneint er entschieden. Der Algorithmus stelle niemals bereits existierende oder bekannte Gesichter her und beuge einem möglichen Foto- oder Video-Missbrauch somit vor, versichert er.

Kleines Budget, große Qualität

„Wirklich hohe Auflösungen“, also Gesichtsregionen mit 8000 Pixeln in beide Richtungen – Quer- und Hochformat- seien mit der Software von PiktID möglich. Die Fotos sind somit auch für Werbung im öffentlichen Raum brauchbar. Straßenbahnen, Busse, Plakate auf großen Werbeflächen sind ebenso möglich wie rein digitale Werbung. Die Normalgröße einer Generierung beträgt 500×500 Pixel, kostentechnisch bedeutet das also, dass für das Upscaling des Fotos je nach Größe entsprechend weitere Credits nötig sind.

Investoren gibt es abseits der Förderung des Gründerzentrums build! bislang nicht, finanziert wird durch Bootsrapping. „Das Ökosystem in Österreich ist sehr unterstützend und ermöglicht es Startups, ihre ersten Schritte auf dem Markt zu machen“, sagt Dvoršak. Zusammen mit seinen Kollegen Davide Righini (CEO) und Nunzio Letizia (CTO) sucht Jernej nun nach Investoren, um einen aggressiven und ehrgeizigen Entwicklungsfahrplan zu verfolgen. Mit dem Feedback ihrer Kund:innen möchten die vier Köpfe hinter PiktID derzeit vor allem die Benutzerfreundlichkeit verbessern. Trotz des rasanten Fortschritts in der KI-Branche haben die jungen Gründer: innen erst vor kurzem mit der Suche nach Investoren begonnen. “Wir wollten wirklich sicherstellen, dass das Produkt einen bedeutenden Marktbedarf adressiert, was uns ermöglicht, Investoren mit einem Portfolio von Kundennachweisen auf Augenhöhe zu begegnen. “Sicher ist vor allem: Das Produkt kommt gut an. Mit der Software hat PiktID es bereits zum “Product of the Day” bei Product Hunt geschafft.

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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