Vor einigen Jahren inszenierte er sich als Virus-Bekämpfer, jetzt strebt er virale Verbreitung an: Danell Daral ist in der heimischen Business-Szene schon mehrfach aufgeschlagen – bislang meist mit Eden Biniaurishvili als Co-Founder. Für Aufsehen sorgten die beiden während der Corona-Krise mit dem Vertrieb von Lollipop-Tests, die ihnen innerhalb kurzer Zeit monatliche Millionenumsätze einbrachten (die dann wohl innerhalb ebenso kurzer Zeit wieder versiegten). Danach brachten sie mit Stefan Piëch eine App heraus und eröffneten ein NFT-Restaurant in Dubai. Seit August 2023 hat Daral – diesmal mit Sam Davis als Co-Founder – eine Marketing-Agentur: Physixe.
CGI und MR statt Hollywood
Mit der setzt der Gründer voll auf computergenerierte Grafik (CGI) und Mixed Reality (MR). “Für gute Spezialeffekte braucht man weder in eine Film-Metropole, wie Hollywood gehen, noch braucht man ein riesiges Budget. Denn in Österreich gibt es tolle Video- und Post-Production sowie Creative Directors, die jede kreative Idee umsetzen können”, meinen die beiden Physixe-Gründer in einer Aussendung. Dabei seien CGI und MR-Produktionen kostengünstiger, flexibler und skalierbarer, da diese schnell verändert und angepasst werden können. “Es ermöglicht konstante Qualität und Stil und ist nachhaltiger aufgrund der Reduktion des ökologischen Fußabdrucks durch den Wegfall von physischen Produktionselementen”, so Daral Davis.
Coca-Cola und Burger King als Physixe-Referenzkunden
Und das Konzept scheint aufzugehen. Inzwischen habe Physixe elf Mitarbeiter:innen, heißt es vom Unternehmen. Als Referenzkunden werden Coca-Cola, Burger King, von Köck und Westfield SCS genannt, dazu kämen “andere namhafte Kunden aus Österreich und Deutschland”. Als besondere Referenz wird eine virale Instagram-Kampagne für den Juwelier von Köck genannt. “Die Mixed Reality Instagram Reel-Kampagne ist nicht nur mit über 17,7 Millionen Views (stand 13. Februar 2024) viral gegangen, sondern hat dem Wiener Juwelier über 53.000 neue Follower von überall auf der Welt gebracht sowie die Zugriffe auf den Online-Shop im Dezember um 448 Prozent gesteigert”, heißt es vom Unternehmen.
“Werden Menschen wirklich freiwillig über ihre größten Misserfolge sprechen? Und noch wichtiger: Werden andere zuhören wollen?” – die Fragen habe er sich gestellt, bevor er vor zehn Jahren in Österreich mit dem Format Fuckup Nights startete, sagt Dejan Stojanovic. Zum Jubiläum ist klar: Ja, es funktioniert. Schon eine ganze Dekade.
64 Fuckup Nights seit 2014
“Die letzten zehn Jahre haben mir gezeigt, dass echte Veränderung dort beginnt, wo wir uns trauen, unsere Fehler anzunehmen und darüber zu sprechen – egal ob als Einzelperson, in einem Team oder in einer Organisation”, sagt der Fuckup-Nights-Initiator. “Es war erstaunlich zu sehen, wie das Teilen von Misserfolgen Brücken zwischen Menschen baut und eine Gemeinschaft schafft, die auf Vertrauen basiert.”
64 Fuckup Nights hat es seit dem Start gegeben. “Über 360 mutige Menschen, die ihre tiefsten Fehler und größten Erkenntnisse mit uns geteilt haben. Mehr als 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bereit waren, zuzuhören, zu lernen, zu lachen – und manchmal auch ein bisschen zu weinen”, resümiert Stojanovic.
“Was mich wirklich erfüllt, ist nicht in Zahlen zu fassen”
Doch diese Zahlen seien nicht alles. “Was mich wirklich erfüllt, ist nicht in Zahlen zu fassen”, meint der Fuckup-Nights-Initiator. “Es ist das Gefühl, wenn jemand nach einer Fuckup Night auf mich zukommt und sagt: ‘Danke. Diese Geschichte hat mich inspiriert, es noch einmal zu versuchen.’ Es ist das Lächeln der Speaker, die die Bühne verlassen und zum ersten Mal merken, dass ihre größten Fehler vielleicht ihr größtes Geschenk waren. Es ist die unbändige Energie, die in einem Raum spürbar wird, wenn Menschen erkennen, dass sie mit ihren Ängsten und ihrem Scheitern nicht allein sind.”
Denn das Scheitern sei ein unverzichtbarer Bestandteil von Wachstum und Innovation. “Viele unserer Speaker:innen haben das bestätigt, indem sie erzählt haben, wie ihre größten Rückschläge letztlich zu ihren größten Erfolgen geführt haben. Diese Erkenntnis, dass Fehler ein Sprungbrett und keine Sackgasse sind, treibt mich heute mehr an, als je zuvor”, so der Initiator.
Zu viele Highlights
Und was waren seine größten Highlights in der Zeit? “Es gab unzählige bewegende Momente, sodass es schwerfällt, einzelne auszuwählen, ohne den vielen großartigen Speaker:innen nicht gerecht zu werden. Was ich jedoch über die Jahre deutlich gemerkt habe: Die Auswahl der Speaker hat immer mehr an Tiefe gewonnen, und meine Speaker-Coachings sind heute persönlicher, noch authentischer und intensiver”, so Stojanovic. Ein bewegender Moment sei es gewesen, die “Wall der Champions”, eine Fotowand mit über 180 Speaker:innen der Fuckup Nights, aufzustellen.
Herausforderungen auf für Stojanovic und Fuckup-Nights-Team
Herausforderungen zu bewältigen hatten übrigens nicht nur die Auftretenden, sondern auch Stojanovic und sein Team selbst, wie er erzählt: “Die letzten zehn Jahre haben uns auch auf die Probe gestellt. Es gab schwierige Momente, in denen wir gegen unfaire Attacken ankämpfen mussten – Angriffe von außen, die uns auf die Probe gestellt haben, und Enttäuschungen von Menschen, die wir einst Partner nannten.” Manchmal habe es sich angefühlt, als würde man “gegen ignorante Windmühlen kämpfen”.
Letztlich sei das Wichtigste: “All das funktioniert nur, wenn man mit Integrität handelt und konsequent seiner Mission treu bleibt – auch wenn es schwierig wird. Die Herausforderungen, denen ich begegnet bin, haben mir gezeigt, dass es sich lohnt, für das einzustehen, woran man glaubt.”
Pläne für die kommenden 10 Jahre
Auch für die nächsten zehn Jahre hat Stojanovic Pläne. “Die nächsten Jahre werden mutiger, größer und – hoffentlich – noch wirkungsvoller”, meint er. “Ich möchte und werde eine Welt mitgestalten, in der Scheitern als notwendiger Teil des Wachstums angesehen wird, nicht als etwas, das vermieden werden muss”, so der Fuckup Nights-Initiator. Die Mission bleibe dieselbe: “Scheitern enttabuisieren, Lernen zelebrieren und gemeinsam wachsen”.
Zu diesem Ziel soll es neue Formate geben, man wolle ein engagiertes Team aufbauen und man wolle noch stärker in Unternehmen und Organisationen “eine echte Kultur des Lernens und Wachsens verankern”. Der “Anker” soll dabei das Failure Institute als “zentrale Plattform für Austausch, Weiterbildung und Forschung” bleiben. “Langfristig möchte ich auch ein starkes Team hinter den Fuckup Nights aufbauen und ein Advisory Board aus Vordenker:innen und Innovator:innen etablieren, die uns dabei helfen, unsere Vision strategisch zu verwirklichen.”, so Stojanovic, “Für mich ist klar: Wir stehen erst am Anfang.”
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