24.03.2023

Period at Work: Was Tampons am Arbeitsplatz bringen

Wie Tampons bei Arbeitskräftemangel helfen und warum die Periode in die Chefetagen von Unternehmen gehört, erzählt Rika Mader von der erdbeerwoche.
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Rika Mader, Business Lead der erdbeerwoche (c) Viktoria Waba

Krämpfe, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen. Die Rede ist dabei nicht von Migräne-Attacken oder Magen-Darm-Viren, sondern von der weiblichen Monatsblutung.

“Wenn sonst jemand an einer Erkrankung mit diesen Symptomen leidet, wird eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit gewährt.” Damit bringt Angela Rodriguez, Spaniens Staatssekretärin für Gleichstellung, die länderübergreifende Perioden-Problematik auf den Punkt – und setzte bereits Maßnahmen: Spanien hat 2022 als erstes Land Europas einen dreitägigen Menstruationsurlaub eingeführt und damit den Grundstein einer neuen New Work Bewegung gelegt.

In New-Work-tauglichen Unternehmen sollten sich neben Obst und Kaffee am Arbeitsplatz nun also auch Tampons finden. Was das mit Effizienz, Produktivität und der Wertsteigerung von Unternehmen zu tun hat, erzählt Rika Mader, Business Lead des Social Startups erdbeerwoche.

Menstruation ist kein Urlaub

“Der Wille ist da und viele Unternehmen sind offen, periodenfreundliche Umstrukturierungen durchzuführen. Dennoch wissen viele, gerade in höheren, männerdominierten Hierarchiestufen, nicht, was die Periode wirklich bedeutet und wie sie Arbeitnehmer:innen beeinflusst”, verrät Rika Mader. Konkret meint sie damit: Die Periode am Arbeitsplatz darf kein Tabu mehr sein, schon gar nicht am Wirtschaftsstandort Österreich.

Arbeit und Zyklus vertragen sich

Was bei vielen für Verwunderung sorgt, gehört für Rika schon lange zum Alltag: “Zyklusorientiertes Arbeiten ist ein New Work Asset, das in keinem Unternehmen fehlen sollte.” Denn das Bewusstsein für den weiblichen Zyklus optimiert nicht nur Arbeitsprozesse, sondern steigert auch Effizienz und Planungsfähigkeit im Unternehmen.

Frauen und Menstruierende weisen in jeder ihrer vier Zyklusphasen ein unterschiedliches Level an Konzentrationsfähigkeit und Kreativität auf. So eignen sich Präsentationen oder Vorträge gut für die zweite Zyklusphase, die Follikelphase. Bis dahin steigt der Östrogenspiegel, was die Ausschüttung der Glückshormone Serotonin und Dopamin anregt. Die Folge: Frauen sind kreativer, energiereicher und produktiver.

“Periodenfreundliche Unternehmen arbeiten nicht nur effizienter, sondern zählen auch zufriedenere Mitarbeiter:innen”, so Mader. Große Umstrukturierungen brauche es dafür nicht: “Der Schritt in die Periodenfreundlichkeit ist einfach. Schon kleine Initiativen können große Wirkung erzielen.”

Unwissenheit ist teuer, Tampons auch

Mit Periode@work hat das Team rund um Rika eine Initiative geschaffen, die ein zyklusfreundliches und produktivitätssteigerndes Arbeitsumfeld schaffen soll. “Am einfachsten ist das zur Verfügung Stellen von Periodenprodukten in den Toiletten. Das kostet Unternehmen rund 25 Euro pro Arbeitnehmerin und Jahr”, erklärt Mader.

Dass das Unternehmen damit an Wert gewinnt und sich am Arbeitsmarkt besser positioniert, ist vor allem in Hinblick auf den akuten Fachkräftemangel nicht irrelevant: “Es gibt Studien, dass zum Beispiel auch Restaurants, die gratis Periodenprodukte auf den Toiletten anbieten, mehr Besucher:innen zählen, als jene, die keine derartigen Maßnahmen ergreifen”, so Mader. Außerdem würden periodenfreundliche Assets vor allem bei jungen Arbeitskräften punkten – und zur Bekämpfung der finanziellen Ungleichheit zwischen Frauen und Männern beitragen.

Frauen zahlen bis zu 7.000 Euro für ihre Periode

Kostenlose Periodenprodukte am Arbeitsplatz sind auch im Hinblick auf den Gender Health und Pay Gap nicht unbeachtlich. Denn gerade in Österreich liegt der bereinigte Gender Pay Gap mit 18,8 Prozent weit über dem EU-Durchschnitt (12,7 Prozent).

“Indem die Periode am Arbeitsplatz tabuisiert bleibt, steigt auch das Bewusstsein nicht, dass Periodenprodukte viel Geld kosten”, so Mader. Im Durchschnitt geben Frauen pro Jahr nämlich bis zu 160 Euro für Periodenprodukte aus. Bei etwa 450 bis 500 Perioden im Leben kostet der Erwerb von Hygieneprodukten also rund 3.400 bis 7.000 Euro. In Anbetracht dessen, dass Frauen pro Jahr rund 13.400 Euro weniger als Männer verdienen, sollte der Anspruch auf kostenlose Monatshygiene wohl als gerechtfertigt gelten.

Periodenbezogene Ausgaben beziehen sich nicht nur auf Hygieneprodukte: Rund 98 Prozent der menstruierenden Frauen im deutschsprachigen Raum leiden an Menstruationsschmerzen, jede dritte Frau nimmt deshalb während ihrer Monatsblutung Schmerzmittel. “Rund 43 Prozent der Berufstätigen sind aufgrund starker Periodenschmerzen schon zu Hause geblieben”, erklärt Mader. Meist jedoch unter anderem Vorwand: Erst 11 Prozent der befragten Frauen haben mit ihren Vorgesetzten über die Periode gesprochen.

Im August 2020 befragte die erdbeerwoche 2.165 Frauen zur Periode am Arbeitsplatz & Co. (c) erdbeerwoche

“Genau dieser Ansatz muss weg: Die Periode ist nichts Außerirdisches, sondern das Normalste auf der Welt.” Mader plädiert für eine unternehmensbezogene Period Policy, die Frauen den Arbeitsalltag mit Periode erleichtern und sowohl finanzielle als auch gesundheitliche Unterstützung schaffen soll. Einige Startups sind hierzulande schon Vorreiter und setzen zyklusorientiertes Arbeiten in Form von Gleitzeitmodellen, Home Office und freien Tagen bei akuten Menstruationsschmerzen um, wie das Wiener Startup Mimo.

Let’s be weniger verklemmt

Neben Mimo und der spanischen Regierung setzen auch andere Länder weltweit Pro-Period-Maßnahmen: So stellen Neuseeland und Schottland kostenlose Periodenprodukte an öffentlichen Orten zur Verfügung, während Frankreich Studentinnen sowie benachteiligten Frauen kostenfreie Monatshygiene bietet.

Dass damit nicht nur humanitäre Missstände wie Periodenarmut und der Gender Pay Gap gesenkt, sondern auch die Wirtschaftsleistung eines Landes steigen kann, sollte hiesigen Entscheidungsträger:innen Grund genug sein, endlich Änderung herbeizuführen: “Indem Unternehmen Schritt für Schritt an zyklusorientierten Arbeitsweisen und Pro-Period-Maßnahmen arbeiten, können sie gezielte Incentives für politische Maßnahmen setzen”, meint Rika Mader.

“Wenn alle mitmachen, kann flexibles und gendergerechtes Arbeiten nicht nur Produktivität erhöhen, Kosten senken und Unternehmen am Arbeitsmarkt besser positionieren, sondern auch die Zufriedenheit und Gesundheit von Menstruierenden in der Arbeitswelt fördern und genderspezifische Ungerechtigkeit beseitigen”, so Mader. Dabei muss der erste Schritt kein Großer sein: “Schon Tampons auf den Toiletten oder ein bisschen weniger Verklemmtheit gegenüber der weiblichen Monatsblutung können mehr bewirken, als wir denken.”

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Gründer und CTO von Dynatrace - Bernd Greifeneder © Ines Thomsen

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 – bis zum 31. März 2024 – hat das in Linz gegründete und global tätige Softwareunternehmen Dynatrace einen Umsatz von 1,431 Milliarden US-Dollar erreicht. Gemessen am Vorjahresumsatz in Höhe von 1,159 Milliarden US-Dollar entspreche dies einem Umsatzzuwachs von 23 Prozent, gab das Unternehmen bekannt.

Gegründet wurde das Software-Multinational am 2. Februar 2005 als dynaTrace Software GmbH durch Bernd Greifeneder, Sok-Kheng Taing und Hubert Gerstmayr. Im Jahr 2011 kaufte die US-amerikanische Compuware-Corporation mit Hauptsitz in Detroit, Michigan, das SoftwareTech. Damit gelang dem AI-Specialist aus Linz einer der größten Tech-Exits der österreichischen Startups-Geschichte – für 256 Millionen US-Dollar.

Den Durchbruch hat dann der Pivot zum Cloud-Fokus gebracht. Nach dem ersten Exit an Compuware folgte ein zweiter Verkauf – nämlich die Übernahme durch die in Chicago ansässige Beteiligungsgesellschaft Thomas Bravo für 2,4 Milliarden US-Dollar.

Pivot brachte Durchbruch

Seit seiner Gründung im Jahr 2005 hatte sich der AI-Spezialist auf den Bereich Application Performance-Monitoring fokussiert. Ab 2015 stellte Gründer und CTO Bernd Greifeneder mit seinem Team das Produkt mit Fokus auf Entreprise Cloud neu auf. Inzwischen wurde das Unternehmen vom US-Marktforschungsunternehmen Gartner als Marktführer in seinem Bereich gelistet. Schon damals positionierte sich Dynatrace als SaaS-Market-Leader in der Kategorie AI-powered Software Intelligence.

Konkret ist Dynatrace auf Netzwerk-Monitoring spezialisiert – das multinationale Unternehmen überwacht den Netzwerkverkehr auf Host- und Prozessebene. Überwacht wird indes, welche Prozesse die meiste Netzwerkbandbreite verbrauchen und wo es Verbindungsprobleme gibt. Die aus dem Monitoring gewonnenen Informationen dienen der Kapazitätsplanung und -optimierung – ressourcenintensive Prozesse werden indes “auf einen Blick erkennbar”, wie das SoftwareTech auf seiner Website schreibt.

2019 ging das Unternehmen dann mit einem erfolgreichen IPO an die New Yorker Börse. Der Wachstumskurs setze sich fort: 2022 erreichte der Software-Spezialist fast eine Milliarde Dollar Umsatz – konkret 929 Millionen US-Dollar bis zum 31. März 2022 – damals eine Umsatzsteigerung um 32 Prozent im Vorjahresvergleich. Als CEO ist seit Dezember 2021 Rick M. McConnel tätig.

Zuwachs bei Belegschaft

Nach oben geht es auch mit der Zahl der bei Dynatrace Beschäftigten: Binnen eines Jahres sind 500 neue Mitarbeitende in den Betrieb aufgenommen worden. Weltweit erhöhte sich die Dynatrace-Belegschaft damit von 4.200 auf 4.700 Personen.

Das von Gründer und CTO Bernd Greifeneder geleitete Forschungs- und Entwicklungsteam (R&D) ist nach Angaben des Unternehmens von 1.400 auf über 1.600 Mitarbeitende gewachsen sein. Damit seien rund ein Drittel der Mitarbeitenden des Konzerns im Bereich Forschung & Entwicklung – zu Englisch Research und Development (R&D) – beschäftigt.

KI soll gegen Engpässe und Kostenfallen helfen

„Dynatrace unterstützt die größten Unternehmen der Welt dabei, ihre digitalen Innovationen voranzutreiben, Cyber-Risiken zu minimieren und Cloud-Kosten zu optimieren. Dabei spielt der Gründungsstandort eine zentrale Rolle“, erklärt Bernd Greifeneder.

Bereits Anfang des Jahres hat Dynatrace seine Analyse- und Automatisierungsplattform um Observability und Security – zu Deutsch Beobachtbarkeit und Sicherheit – für KI-gestützte Anwendungen erweitert. Diese soll Schutz vor technischen Leistungsengpässen und Kostenfallen bieten, wie Dynatrace kommuniziert.

Spatenstich in Linz

Erst im März 2024 startete der Ausbau des Dynatrace Engineering Headquarters in der Linzer “Am Fünfundzwanziger Turm-Straße”. Der Campus soll über sieben Stockwerke verfügen – und das Herz der Produktentwicklung bilden, heißt es in einer Aussendung. Bis Ende 2025 soll das Gebäude fertig sein. Der gesamte Dynatrace-Campus soll indes auf eine Bürofläche von 29.000 Quadratmetern gewachsen sein – und rund 1.500 Software-Entwickler:innen aus aller Welt beheimaten.

Österreich zählt über ein Viertel der globalen Belegschaft

Zudem sollen die Entwicklungs-Labors in Wien und Graz erweitert werden: Im laufenden Mai soll Der Wiener Standort im Icon Tower des Hauptbahnhofs ein zusätzliches Stockwerk bekommen. In Graz stehe im baldigen Sommer eine Übersiedelung bevor – und zwar in den Grazer Impuls Campus auf den Reininghaus-Gründen.

Nach eigenen Angaben sollen in ganz Österreich mehr als 1.200 Expert:innen aus über 60 Nationen angestellt sein. An den österreichischen Dynatrace-Standorten Linz, Wien, Graz, Klagenfurt, Hagenberg und Innsbruck sind damit 26 Prozent – also über ein Viertel – der weltweiten Belegschaft beschäftigt.

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