24.03.2025
BURNOUT

Perfektionismus im Job: Erfolgstreiber oder Risiko für die mentale Gesundheit?

Interview. In der heutigen Hustle Culture dreht sich alles um Leistung und Erfolg – auch im Startup-Kosmos. Wer arbeitet am meisten? Wer erzielt den höchsten Umsatz? Wer sichert sich die besten Investments? Doch hinter der Fassade der erfolgreichen Gründer:innen verbergen sich oft Selbstzweifel, Druck und die ständige Angst vor dem Scheitern.
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Barbara Laimböck ist Ärztin und Psychotherapeutin in Wien. Sie ist auf die Fachgebiete Burn-out, Selbstwertsteigerung und Coaching spezialisiert. © Renate Kowanz

Perfektionismus wird in unserer Gesellschaft oft als positive Eigenschaft angesehen, als Zeichen für Ambition, Disziplin und hohe Ansprüche an sich selbst. Doch was passiert, wenn dieser Drang nach Perfektion zur psychischen Belastung wird? Wenn er nicht mehr nur Erfolg, sondern auch Burn-out und Depressionen bedeutet?

Wie sich Perfektionismus auf unsere mentale Gesundheit auswirkt, wann er förderlich ist und wann er zur Gefahr wird, erklärt die Wiener Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Barbara Laimböck im Interview.

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von März 2025 “Hoch hinaus” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


brutkasten: Wie zeigt sich Perfektionismus im Arbeitsalltag?

Barbara Laimböck: Im Arbeitsalltag sind perfektionistische Menschen wunderbare Kolleginnen und Kollegen, weil sie selbst die Motivation haben und die Latte sehr hoch legen. Sie übernehmen oft ungefragt Tätigkeiten und haben auch das Gefühl: Wenn ich es selbst mache, dann funktioniert es Perfektionismus kann hilfreich sein, zu sehr hohen Leistungen motivieren und auch zu Zuverlässigkeit führen.

Allerdings haben perfektionistische Menschen die Latte oft zu hoch liegen: Sie tolerieren keine Fehler bei sich selbst. Das Risiko ist so groß, es nicht zu schaffen; die Angst vor dem Versagen wird dann noch größer. Das geht oft gut – bis zu dem Augenblick, wo es zu viel wird. Oder wenn ein Misserfolg eintritt und alles plötzlich zusammenbricht.

Ab wann wird Perfektionismus zu einer Gefahr?

Die Dosis macht immer das Gift. Wenn der Punkt kommt, wo es zu viel ist und die Personen nicht mehr schlafen können, sich nicht mehr ablenken können, dann gelingt es auch nicht mehr, die Leistung zu bringen.

Wenn der ganze Fokus auf dem Erfolg liegt, wird die Versagensangst umso größer. Perfektionismus geht immer Hand in Hand mit Versagensangst. Das kann quälend sein, denn es lässt dich nicht mehr schlafen. Man verbeißt sich in Projekte und kann sich nicht mehr distanzieren. Die ganze Aufmerksamkeit und Energie wird auf ein einziges Standbein gestellt. Wenn da etwas bröckelt oder womöglich durch einen Misserfolg einbricht, dann wird den betroffenen Personen der Boden unter den Füßen weggezogen. Das kann wirklich lähmend sein und zur Verzweiflung bringen.

Perfektionismus geht immer Hand in Hand mit Versagensangst.

Kann ein:e Perfektionist:in jemals zufrieden sein?

Nein, denn die Maßstäbe werden von einem selbst immer höher gesetzt und damit ist Depression und Verzweiflung programmiert. Unser Belohnungszentrum sucht dann nach Erfolgsgefühlen; ein durchschnittlicher Erfolg zählt da schon gar nicht mehr. Manchmal wird man einfach nicht das tolle Feedback bekommen, und manchmal wird man nicht die beste Arbeit geliefert haben. Trotzdem soll man mit „gut genug“ zufrieden sein.

Gibt es Personengruppen, die besonders zu Perfektionismus neigen?

Perfektionismus ist meistens bei leistungsorientierten Personen verbreitet. Das Schlimme bei Gründerinnen und Gründern ist, dass sie nicht eine Fünf-Tage-Arbeitswoche haben, sondern eine Sieben-Tage-Arbeitswoche. Das heißt, als Gründerin oder Gründer muss man lernen, zu dosieren. Man muss lernen, dass Freizeit und Ausgleich genauso in den Terminkalender gehören.

Ist ein gewisser Perfektionismus bei Gründer:innen notwendig, um übermäßigen Erfolg zu erzielen?

Es gibt da schon eine gewisse Notwendigkeit. Um wirtschaftlich überleben zu können, müssen diese Personen eben auch ihre To-dos sehr gut erledigen – auch die ungeliebten, wofür man sich vielleicht nicht berufen fühlt und die man ungern macht. Um alle Bälle in der Luft zu behalten, ist es notwendig, ein gewisses Ausmaß an Perfektionismus zu haben.

Am Anfang eines Unternehmens ist es oft nötig, einen Teil seiner Freizeit aufzugeben. Wie schafft man den Absprung?

Es ist wichtig, nach dieser Aufbauphase wieder in Balance zu kommen. Es gibt Durststrecken, das ist unvermeidbar. Aber das geht zu Ende. Dann sollte man sich auch ein bisschen dafür belohnen. Dann gratuliere ich mir und sage: „Gut gemacht; das Jahr hast du toll gemacht!“ Man muss sich selbst vor Augen halten, was man bereits erreicht hat. Es ist vielleicht nicht perfekt, aber trotzdem kann man zufrieden sein.

Wie wichtig ist es für Gründer:innen, eine gesunde Fehlerkultur zu entwickeln?

Gerade Gründerinnen und Gründer sind zu sich selbst oft zu streng. Man muss sich immer wieder diese Gewissheit holen: Aus Fehlern lernt man. Du musst dir auch bewusst werden, dass dieser Fehler dich nicht ausmacht. Dich machen ganz andere Dinge aus, aber nicht deine Fehler.

Auch als Gründerin oder Gründer sollte man zu sich selbst großzügig sein. Selbstliebe spielt da eine große Rolle – Selbstliebe, die aber möglichst frei ist von diesen hohen Ansprüchen. Gründerinnen und Gründer müssen lernen, sich selbst vor Augen zu führen, dass auch, wenn dieses Projekt in die Hose geht, man trotzdem ein wertvoller Mensch ist.

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Start des Pre-6G-Tests bei A1
Start des Pre-6G-Tests | Foto: A1/ APA Fotoservice / Rastegar

An diesem Donnerstag haben sich etwa zwei Dutzend Menschen im Hof des Technologiezentrums von A1 in Wien versammelt. Einige starren gebannt auf eine Antenne, die am Dach des Gebäudes befestigt ist. Andere warten, bis auf einem Empfangsgerät erste Daten zu sehen sind. Denn die Antenne sendet Signale – und zeigt, wie der Mobilfunk der Zukunft aussehen könnte.

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Pre-6G im Speedtest
Pre-6G im Speedtest | Foto: A1/ APA Fotoservice/ Rastegar

Herausforderungen bei 6G

Einige Herausforderungen gibt es aber noch. Ein Beispiel: Aus technischer Sicht bedeutet schnellere Datenübertragung auch höhere Frequenz. Und je höher eine Frequenz, desto geringer ist ihre Reichweite. Der Problematik ist man sich auch bei A1 und Nokia bewusst. “Es gibt Einschränkungen in der Reichweite, aber durch die höhere Anzahl der Antennen kann die Reichweite relativ gut aufrechterhalten werden”, sagt Christian Laqué, CTO von A1 Österreich. Wie weit das Signal der Antenne auf dem A1-Dach reicht, wird der aktuelle Test zeigen. „Ein Ziel des Tests besteht darin, das Funkfeld zu vermessen und die Reichweiten im Vergleich zu anderen Frequenzbändern zu analysieren“, heißt es dazu seitens A1.

Für die Datenübertragung braucht die 6G-Technologie in etwa doppelt so viele Antennen wie die 5G-Technologie. Auf einer großen Antenne sitzen dabei jeweils viele kleine Antennen. Um mehrere dieser Antennen zum Senden und Empfangen von Signalen zu nutzen, verwenden Mobilfunk-Anbieter die MIMO-Technologie – Multiple Input Multiple Output. Das verbessert die Datenübertragung in Funknetzen. MIMO wird in 4G, 5G und später eben auch in 6G eingesetzt. Die vielen Antennen ermöglichen es, die Energie gezielt zu leiten.

KI soll Frequenz regeln

Um die Energie noch gezielter zu verteilen, soll in Zukunft auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. “Die Netze sollen intelligenter werden, mit Machine Learning zum Beispiel”, sagt Christoph Rohr, Country Manager bei Nokia. Die Vorstellung der Manager: Netzwerke, die auf spezifische Use Cases reagieren können. „AI soll helfen, die Frequenz zu verteilen, weil Menschen das gar nicht mehr überblicken können“, ergänzt A1-CTO Laqué.

Gleichzeitig soll 6G die Basis für fortschrittlichere KI-Anwendungen legen, indem es die notwendige Bandbreite, niedrige Latenz und hohe Zuverlässigkeit für datenintensive KI-Prozesse bereitstellt.

Einsatzmöglichkeiten von 6G

Was genau die Technologie für die Praxis bedeutet, sehen sich Techniker:innen gerade gemeinsam mit Unternehmen an. Es geht beispielsweise um die Frage, wie man Fabriken digitalisieren kann. Was wirklich möglich ist, muss sich aber noch zeigen. Möglicherweise werden die Use Cases, von denen die Mobilfunk-Anbieter sprechen, erst in ein paar Jahren erfunden. Bis dahin sollte 6G – voraussichtlich – einsatzfähig sein.

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