14.07.2021

Penny: Wie sich der Diskonter mit digitalen Tools zukunftsfit macht

Interview: Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen schreitet auch im Lebensmittelhandel kontinuierlich voran. Der brutkasten traf Penny-Geschäftsführer Mario Märzinger zum Gespräch über gezielte Kundenbindung sowie die Optimierung von Geschäftsprozessen mit Hilfe digitaler Tools.
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Mario Märzinger Penny
Mario Märzinger ist in der Penny-Geschäftsführung unter anderem für die Digitalisierungsagenden zuständig.
© Penny/Harson

Mario Märzinger ist seit Juli 2020 Mitglied der Penny-Geschäftsführung neben Ralf Teschmit. Dort zeichnet der gebürtige Oberösterreicher für die Geschäftsbereiche Marketing, Controlling, Organisation sowie Strategie und Projektmanagement verantwortlich. Teil seines Aufgabengebietes ist das Vorantreiben der digitalen Transformation, die auch bedingt durch die Corona-Pandemie an Fahrt aufgenommen hat. Märzinger bringt hierfür langjährige Erfahrung mit, ist studierter Wirtschaftsinformatiker und wechselte nach einer selbstständigen Tätigkeit im Jahr 2016 zur Rewe Group nach Köln, wo er zuletzt als Head of Activation Marketing für E-Commerce Marketing und Payback Marketing tätig war.

Im Gespräch mit brutkasten Wirtschaft schildert er, welche Maßnahmen der Diskonter in diesem Bereich setzt und wie man das Einkaufserlebnis stetig verbessert, um sich für die Zukunft fit zu machen.

Sie zeichnen bei Penny u.a. für das Vorantreiben digitaler Prozesse verantwortlich. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier auch angesichts der Tatsache, dass man als Diskonter immer am Limit kalkulieren muss?

Mario Märzinger: Penny agiert wie alle Lebensmittelhändler in Österreich auf einem sehr hart umkämpften Markt. Um beim Thema Digitalisierung am Puls der Zeit zu bleiben, denken wir es grundsätzlich gesamtheitlich. Das beinhaltet zum Beispiel den Einsatz von Softwarelösungen in der Supply Chain, das betrifft die Digitalisierung von Projektmanagement genauso wie die Ressourcenplanung von Mitarbeitern, die optimale Nutzung neuer Kommunikationskanäle und schließlich natürlich auch jene vertriebsseitigen Prozesse, welche der Kunde direkt an unseren Produkten erlebt – wie beispielsweise moderne, synchronisierte Backprogramme. Um das gut zu bündeln, haben wir verschiedene Themenfelder identifiziert: Digitalisierung am Kunden, Digitalisierung in Filialen und Digitalisierung von Abläufen.

Was genau verstehen Sie unter Digitalisierung am Kunden?

Bei Penny richten wir unser gesamtes Tun und Handeln immer am Kundennutzen aus. Das heißt, der Kunde steht im Mittelpunkt und jede digitale Maßnahme muss auch einen Kundennutzen haben, sonst wird sie nicht um jeden Preis weiterverfolgt. Im Marketing haben wir hier diesbezüglich schon viel erreicht und sind bereits gut aufgestellt. So setzen wir in der Angebotskommunikation auf digitale Medien wie etwa Newsletter oder die eigene Website. Außerdem treiben wir auch konsequent die Interaktion mit unseren Kunden auf den diversen Social Media-Kanälen voran und nutzen auch das Jö Bonus Club-Kundenbindungsprogramm überwiegend digital, um mit unseren Konsumenten in Kontakt zu treten.

Laut kürzlich veröffentlichter Bilanz nutzen rund 950.000 Kunden die Vorteile des Jö Multipartnerbonusprogramms. Welche Learnings haben sich für Sie aus den gesammelten Daten für die Gestaltung Ihres Sortiments und für Marketingzwecke ergeben?

Die Mitgliedschaft im Jö Bonus Club ist für Penny eine echte Erfolgsgeschichte. Von insgesamt vier Millionen Jö-Kunden haben bereits 1,9 Millionen bei Penny eingekauft. Wir konnten mit Hilfe des Multipartnerbonusprogramms zudem viele neue Kunden gewinnen, die durch den Einsatz der Jö-Card und den damit verbundenen Rabatten und Vergünstigungen ihre Ausgaben deutlich reduzieren können. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: eine vierköpfige Familie spart sich dank Jö etwa 44 Euro im Monat. Das entspricht 528 Euro im Jahr. Jö bietet uns nämlich den Vorteil, unseren Kunden maßgeschneiderte Angebote zu machen, wobei Datenschutz oberste Priorität hat und wir ausschließlich auf kumulierte Daten bestimmter Zielgruppen zurückgreifen, die nicht auf einzelne Personen zurückzuverfolgen sind. Und der Erfolg spricht für sich, denn 50 Prozent der Penny-Kunden nutzen die Jö-Card und der Umsatzanteil mit Jö-Card liegt bei ca. 70 Prozent.  

Sie haben die attraktiven Preisvorteile angesprochen, die für Diskonter unerlässlich sind. Wie gelingt es Ihnen darüber hinaus, die Kunden an sich zu binden und welche digitalen Services kommen dabei zum Einsatz?

Ein Beispiel, mit dem sich der Kundennutzen deutlich hervorheben lässt, ist die kontaktlose Bezahlmöglichkeit. Diese war und ist auch im Hinblick auf die Corona-Pandemie sehr gefragt. Hier hat Penny mit der Einführung der digitalen Kundenkarte, der Einführung des Services jö&Go, mit dem der Einkauf mit nur einem Scan bezahlt werden kann und der Aufrüstung auf neue, schnellere NFC Terminals bereits sehr viel unternommen. In diesem Zusammenhang kann auch noch die geplante Digitalisierung der Treue Promo genannt werden.

In Sachen Treue-Promotions setzen Ihre Mitbewerber noch häufig auf analoge Sammelmechanismen oder die beliebten Rabattmarkerl. Inwiefern können digitale Promotions hier mithalten?

Diese analogen Mechanismen haben ihre Berechtigung, wie deren Beliebtheit deutlich zeigt. Digitale Promotions haben aber den Vorteil, dass sie die Kunden auch für etwas begeistern können, das sie bis dato noch gar nicht am Schirm hatten. Das heißt, man kann den digitalen Ansatz wählen, um zum Beispiel weniger bekannte Services bekannter zu machen. In unserer Penny -App finden die Kunden zum Beispiel neben neuesten Aktionen und attraktiven Wochenangeboten auch ihre digitale Jö-Card, einen Filialfinder inklusive Öffnungszeiten oder einen Routen-Planer. Außerdem können sie dort auch das Kundenmagazin Schmankerlpost durchblättern. Die App wird sukzessive ausgebaut und verbessert, damit wir auch in der Menüführung noch User-freundlicher sind.

Als einer der wenigen heimischen Lebensmittelhändler setzt Penny auch auf einen digitalen Gamification-Ansatz, Stichwort Glücks-Penny Gewinnspiel. Wie fällt Ihre Bilanz diesbezüglich aus?

Das Glücks-Penny Gewinnspiel, bei dem die Kunden gratis Produkte gewinnen können, hat in den letzten beiden Jahren sehr gut funktioniert. Damit ist es uns auch gelungen, den Kunden unser Sortiment genauer vorzustellen und auch die Frequenz in unseren Märkten zu steigern. Darüber hinaus zahlen solche Maßnahmen auch auf andere unserer Marketingziele ein. So konnten wir zum Beispiel unsere Bio-Eigenmarke promoten. Auch hier steht aber wieder die einfache Nutzung und das einfache Einlösen der Vorteile im Vordergrund.

Die Corona-Pandemie hat das Onlineshopping und den Wettbewerb in diesem Bereich stark beflügelt. Wie wollen Sie mit Hilfe digitaler Tools das Einkaufserlebnis am POS verbessern, um die Kunden nach wie vor für Ihre Filialen zu begeistern?

Wir forcieren hier zukunftsweisende Technologien, die der Kunde im Markt auch aktiv erleben kann. Das betrifft beispielsweise unter anderem ESL (= Electronic Shelf Labeling bzw. digitale Preisauszeichnung; Anm. d. Red.) und Self-Check Out. Penny ist hier in der vordersten Reihe was Technologie-Testings betrifft und hat bei ESL auch schon eine erste Generation in einigen Filialen im Einsatz. Eine zweite Generation wird gerade getestet.

Außerdem arbeiten wir auch kontinuierlich an der Digitalisierung von Abläufen, um den Kunden das bestmögliche Sortiment zur Verfügung stellen zu können und auch Out-of-stock-Situationen zu vermeiden. Mit Hilfe von digitalen High-end-Geräten bzw. mobilen Computern von Zebra können wir Vertriebsprozesse verbessern und die Produktivität steigern. Weiters können uns unsere Mitarbeitenden auch mittels Mitarbeiter-App Real-time-Informationen zukommen lassen.

Und last but not least digitalisieren wir auch Abläufe in der Zentrale. Erst kürzlich haben wir Tools für den digitalen Rechnungsworkflow sowie digitale Kanban-Boards & Projektmanagementtools eingeführt. Zusätzlich haben wir unsere Meetingräume für digitale Videokonferenzen ausgestattet und verwenden nun MS Teams bei jedem Meeting.

Vielen Dank für unser Gespräch.

Penny-Facts:
Umsatz 2020: 996 Mio. Euro (+ 6,8 %)
Filialen: 303
Mitarbeiter: 2.900
Stammkunden: 1,9 Mio.
Sortiment: 2.000 Artikel, 2.500 inkl. In & Out-Ware
Verkaufsfläche: 171.000 m2
Investitionsvolumen: rd. 22 Mio. Euro
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Matthias Ottlinger, CEO von octogon (c) octogon/Ottlinger

Die Industrie 4.0 verändert die Produktionswelt radikal und wer mithalten will, sollte die Chancen und Potentiale neuer Technologien ergreifen. Messtechnik spielt dabei einen wesentlichen Part, um Unternehmen für die Zukunft zu rüsten und die Digitalisierung voll auszuschöpfen. Mit der Erfassung von Echtzeitdaten lassen sich Fehler vermeiden, die Produktions- und Prozesseffizienz steigern, sowie Ressourcen einsparen. Das bringt nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern ist auch ein Plus für die Umwelt.

Präzise Daten, starke Prozesse: Warum Automatisierung Präzision braucht 

In der modernen Industrie sind exakte Daten der Treibstoff für Maschinen und Prozesse. Man sollte sich daher als Unternehmen die Frage stellen: Reicht die vorhandene Sensorik zur Datenerfassung aus? Wo gibt es Optimierungspotential? Produktionslinien die durch exakte Überwachung in Echtzeit gesteuert werden, profitieren nicht nur von weniger Ausfällen, sondern ermöglichen es auch Wartungen vorrauschauend zu planen. Das führt wiederum zu einer Kostensenkung und verhindert unnötige Produktionsstops. 

Wenn Abweichungen frühzeitig erkannt und rechtzeitig korrigiert werden, lassen sich Probleme lösen, bevor daraus potenziell schwerwiegende Folgen entstehen können. Zudem trägt dies zur Verlängerung der Lebensdauer von Maschinen bei und sichert eine gleichbleibend hohe Produktionsqualität.

Eine Checkliste auf dem Weg zur Industrie 4.0 

Um die Transformation erfolgreich zu gestalten, sind gezielte Maßnahmen und eine sorgfältige Planung erforderlich. Präzise Messtechnik bildet das Fundament, um Prozesse zu optimieren und automatisierte Systeme effizient zu steuern. Dank unserer langjährigen Erfahrung als Messtechnik-Firma und durch die enge Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen haben wir eine praktische Checkliste entwickelt, um Ihnen die nächsten Schritte zu erleichtern.

1. Analyse der aktuellen Systeme: Die Durchführung einer umfassende Bestandsaufnahme der bestehenden Mess- und Automatisierungstechnik deckt Optimierungspotential auf. Auch eine Auswertung der häufigsten Fehlerquellen und die Erfahrung von MitarbeiterInnen, kann dabei helfen fehlende Sensorik aufzudecken.

2. Auswahl der passenden Messtechnik: Da Branchen unterschiedliche Anforderungen besitzen, muss die passende Messtechnik gewählt werden. Nicht jede Sensorik eignet sich für jeden Einsatzbereich. – Welche Umgebungsbedingungen sind vorhanden? Wie häufig müssen Messwerte erfasst werden?  Welche Parameter sind von Interesse? – Um Prozessbedingungen laufend zu kontrollieren, können beispielsweise Druck oder Temperatursensoren eingesetzt werden. In anspruchsvollen Produktionsumgebungen, bei denen Maschinen häufig hohen Belastungen ausgesetzt werden, können Kraftaufnehmer oder Wägezellen helfen, Wartungen 
vorrausschauend zu planen. 

3. Integration in bestehende Systeme: Um neuen Technologien reibungslos in bestehende Systeme zu integrieren, ohne den Produktionseinfluss zu beeinträchtigen, sollte auf eine flexible und modulare Architektur geachtet werden. Dies erleichtert nicht nur den Austausch oder die Nachrüstung in der Zukunft, sondern ermöglicht auch eine schrittweise Erweiterung und Anpassung an neue Anforderungen.

4. Schulung und Weiterbildung: Technologie alleine reicht nicht aus, auch das Wissen der MitarbeiterInnen ist entscheidend. Schulungen zur Anwendung und Auswertung neuer Sensorik und Messtechnik stärken das Verständnis und die Motivation im Team. Mitarbeitende, die Messdaten präzise interpretieren können, tragen entscheidend zur Prozessoptimierung bei. 

5. Kontinuierliche Überwachung und Optimierung: Eine einmalige Implementierung reicht oft nicht aus, um langfristig erfolgreich zu sein. Die fortlaufende Analyse der erfassten Daten zeigt häufig Verbesserungsmöglichkeiten auf und macht es möglich, durch praktische Erkenntnis, gezielte Verbesserungen vorzunehmen.

Präzision für Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz 

Präzision ist nicht nur ein Schlüssel zur Effizienz, sondern auch ein starkes Werkzeug für Nachhaltigkeit. Durch den Einsatz passender Messtechnik kann der Energieverbrauch verringert, die Materialnutzung optimiert und somit Abfälle reduziert werden. Das kommt der Umwelt zugute und senkt dazu auch noch die Betriebskosten.

Umweltbewusstes Handeln entwickelt sich zunehmend zu einem entscheidenden Marktvorteil. Die Nachfrage von Kunden und Partner nach Unternehmen, welche auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung setzen, wächst kontinuierlich. Messtechnik unterstützt nicht nur dabei Nachhaltigkeitsziele innerhalb des Unternehmens zu verwirklichen, sondern diese auch klar und quantifiziert nach außen zu kommunizieren. 

Ausblick – Die Zukunft der Messtechnik

Die Zukunft der Messtechnick bietet zahlreiche Chancen. Versteckte Muster lassen sich mithilfe KI-gestützten Analysen aufzeigen, was zu tieferen Einblicken in Produktionsprozesse führen kann. Auch die Implementierung von IoT-fähigen Sensoren vernetzt Maschine und Prozess, erlaubt den externen Zugriff auf Daten und sorgt für eine zentralisierte, effiziente Datenverwaltung – und das bei minimalem menschlichem Eingriff.

Präzise Messtechnik bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Transformation zur Industrie 4.0. Sie steigert Effizienz, spart Ressourcen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Wer jetzt auf Messgenauigkeit und moderne Technologien setzt, profitiert nicht nur kurzfristig, sondern sichert langfristig seinen Erfolg.

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