Original+: Salzburger Startup gewinnt mit “AI-Ski” Sport-Award
Das Salzburger Startup Original+ bietet individuell angepasste Ski an, die anhand mehrerer Parameter von einem "AI-Algorithmus" berechnet werden. Damit holte sich das Unternehmen nun den ISPO-Sportartikel-Award in seiner Kategorie.
Am 28. Jänner 2018 hat mit der ISPO die weltweit größte Fachmesse für Sport und Mode in München gestartet. Jedes Jahr findet sich eine unabhängige Fachjury zusammen und bewertet nach den Kriterien Innovation, Design und Funktion hunderte Einreichungen von Sportartikelherstellern. Zum Wettbewerb der herausragendsten Sportprodukte des Winters 2018/19 ist heuer mit dem 2017 gegründeten Salzburger Startup Original+ auch der jüngste Skihersteller Österreichs angetreten. Und wurde zum besten Produkt in der Kategorie Snowsports gewählt. Im Herbst hatten sich bereits österreichische Startups beim ISPO BrandNew Award bewährt.
Original+ konnte mit seinem funktionellen Customizing von Alpinski überzeugen. Hinter dem Personalisierungsprozess steckt eine Software die nach Angaben des Startups künstliche Intelligenz nutzt. Nach Eingabe von biometrischen Daten und Fahrstilangaben der User, konfiguriert sie individuelle Ski. “Gefertigt werden so maßgeschneiderte Ski, die funktional an Körpergewicht, Größe und Fahrkönnen angepasst sind”, heißt es in einer Aussendung. Der Prozess und die Skikonstruktion entspreche dabei weitgehend den Standards, die im Rennskibau für Weltcup-Athleten verfolgt werden. Gründer Siegfried Rumpfhuber war zuvor unter anderem Geschäftsführer bei Kästle Ski und “Int. Produktmanager Alpin” bei Fischer Ski.
Original+: “Trend geht weg von Auswahl hin zu Anpassung”
“Fast 1.400 Skimodelle gibt es aktuell am Markt. Das ist einfach zu viel Auswahl, selbst für Expertinnen und Experten. Ebenso gibt es im gesamten Konsumartikelmarkt und insbesondere im Sportmarkt einen Trend zur Individualisierung, weil der nächste Schritt in der Produktentwicklung nicht mehr in noch mehr Auswahl, sondern in optimaler Anpassung an den Kunden liegen wird. Aus diesen zwei Fakten entstand die Idee, einen individuell maßgeschneiderten Ski zu entwickeln, der auf den Fahrstil und Vorlieben der Anwender eingeht” erklärt Rumpfhuber. Produziert wird mit einem Mass Customization Prozess ausschließlich in Österreich. Original+ verkauft aktuell im Direktvertrieb über einen eigenen Webshop, sowie einen Factory Store in der Panzerhalle Salzburg. Die TYPS GmbH, die hinter der Marke steht, hat ihren Sitz in Kaprun und gehört zu zwei Dritteln Rumpfhuber.
Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte
Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen.
Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte
Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen.
Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.
Carbon Cleanup setzt auf KI
Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten.
Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.
“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”
Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen
Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“
Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“
Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.
Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies
Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.
Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht.
“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.
Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.
Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup
Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.
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