17.11.2015

OrgDesign Lab: “Schlechte Organisation erhöht das Risiko zu Scheitern”

Klassische Hierarchien passen meist nicht in agile junge Startup-Strukturen. Sich rechtzeitig mit dem Thema Organisationsdesign auseinanderzusetzen kann für Startups entscheidend sein. Der Brutkasten veranstaltet daher gemeinsam mit Bingenium, dwarfs and Giants, Neuwaldegger Alumni & INiTS am 18.11. einen Workshop für ausgewählte österreichische Jungunternehmen - Und Sie können per Livestream dabei sein!
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Bewerbungsphase fürs OrgDesign Lab startet.

Unter zahlreichen Bewerbern für das OrgDesign Lab haben sich Anyline, Eversport, ISTMobil und Mopius durchgesetzt, die in einem intensiven Training ihre Organisationsstruktur entwickeln werden.

Neben einem Impuls zu Organisations-Design erzählt der Mehrfachgründer Julian Teicke (CEO von FinanceFox) über seine Erkenntnisse zum Thema “Progressive Organisation” für Startups. Nachmittags arbeiten die Startups dann intensiv in einer Kleingruppe mit erfahrenen ManagerInnen und BeraterInnen an Ihrem konkreten, individuellen Anliegen.

Der Brutkasten hat mit Irene Fialka von INiTS und Matthias Lang von Dwarfs and Giants über das OrgDesign Lab gesprochen:

Was können Startups beim OrgDesign Lab lernen?

Irene Fialka: Sie lernen ihre Organisationsstruktur strategisch zu gestalten und dynamisch aufzustellen. Genauso wie man sich einen Juristen bei der Vertragsgestaltung dazu holt, holt man sich hier Experten im Thema Organisationsdesign und -entwicklung dazu, und lernt deren Instrumente kennen und einzusetzen.

Matthias Lang: Startups haben die Chance, ihre spezifische Fragestellung in Bezug auf Management, Organisation, Wachstum oder Change vorzustellen. Erfahrene ManagerInnen und BeraterInnen aus verschiedenen Branchen werden die Problemstellung mit Ihnen vertiefen, Hypothesen formulieren und gemeinsam mit den GründerInnen konkrete nächste Schritte für die Weiterentwicklung des Unternehmens bearbeiten. Nicht nur die Lösungsansätze, sondern auch die verschiedenen Perspektiven auf das jeweilige “Problem” werden die ausgewählten Startups inspirieren. Oft ist es schon sehr erhellend, die “eigentliche Frage” hinter der Frage zu erkennen und sich explizit mit der Strukturierung und Steuerung der eigenen Organisation auseinanderzusetzen. Durch die Erfahrungen im Lab trainieren die Teilnehmenden darüber hinaus Reflexionsvermögen und Problemlösungskompetenz.

Warum achten Startups gerade in der Anfangsphase selten auf die interne Organisation und warum wäre das aus Ihrer Sicht wichtig?

Lang: Startup-Unternehmen bilden sich meist rund um eine sehr konkrete Geschäftsidee, sei es ein Business Modell oder eine Produktidee. Dafür brennen sie, darauf fokussiert die Leidenschaft der GründerInnen. Die gesamte Komplexität der Gründung bzw. Steuerung eines Unternehmens ist tendenziell überfordernd, insbesondere für “ErsttäterInnen” mit wenig oder keiner Management-Erfahrung. Es gilt, die eigene Aufmerksamkeit zu fokussieren. Überlegungen zur Gestaltung der Organisation und ihren Entscheidungsprozessen haben keine hohe Priorität, erst einmal gilt es, das Produkt zum Laufen zu bringen, das Geschäft hochzuziehen. Insofern verwundert es nicht, dass viele Startups sehr konventionell gesteuert werden und daher nicht effizient arbeiten. Das erhöht das Risiko des Scheiterns und senkt die Attraktivität für potenzielle MitarbeiterInnen.

Warum macht INiTS beim OrgDesign Lab mit?

Fialka: INiTS arbeitet seit mehr als 12 Jahren mit Startups und ein Thema, das immer wieder als das wichtigste überhaupt genannt wird ist ein funktionierendes Team. Die Humanressourcen sind die wichtigsten Assets in der frühen Phase des Unternehmensaufbaus. Wie man motiviert, dynamisch auf alle Ereignisse reagieren und effizient arbeiten kann, kann man hier mit ExpertInnen gemeinsam an seinem individuellen Fall erarbeiten. Das wird den Unternehmenserfolg steigern.

+++ Mehr zum Thema: Hochkarätige Startup-Events: Livestream-Day am 18.11. auf derbrutkasten +++

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“Haelsi ist mein Herzensprojekt, bei dem ich sozusagen ‘all in’ gegangen bin. Emotional und auch wirtschaftlich, weil ich glaube, dass haelsi das Zeug dazu hat, das Gesundheitssystem zu revolutionieren”, sagte Österreichs bekanntester Business Angel Hansi Hansmann im Juni 2023 gegenüber brutkasten. Damals wurde ein Investment unter anderem durch ihn kommuniziert, das ihn mit 38,15 Prozent auch zum größten Anteilseigner des Wiener Startups machte.

Hansmann bereits von 2010 bis 2022 größter Anteilseigner

Bzw. wieder zum größten Anteilseigner machte, denn eigentlich war er das die längste Zeit. Das Unternehmen hinter der Marke haelsi ist nämlich die bereits 2010 gegründete mediClass Gesundheitsclub GmbH, bei der Hansmann von Beginn an bis 2022 die Mehrheit hielt und zeitweise sogar alleiniger Eigentümer war. Diese betrieb ein Gesundheitszentrum kombiniert mit digitalen Services.

mediclass und careety wurden mit neuem Konzept zu haelsi

Nach mehr als zehn Jahren als mediclass folgte dann im Mai 2023 aber die Neuaufstellung. Man habe nicht nur mediclass, sondern auch das Tech-Startup careety in das neue Konzept haelsi “eingebracht”, erklärte Co-Geschäftsführer Felix Faltin brutkasten vergangenes Jahr. Der careety-Gründer Christopher Pivec wurde zum zweiten Co-Geschäftsführer. Auch das neue Modell baut auf physischen Gesundheitszentren auf und kombiniert diese mit Online-Services. Hinzu kommt ein B2B-Angebot für betriebliche Gesundheit. Hier arbeite man bereits mit Unternehmen mit insgesamt mehr als 2.000 Mitarbeiter:innen zusammen, darunter EY, Geizhals und Journi, heißt es vom Startup.

Klare Skalierungs-Strategie

Dabei ist aber klar: Trotz des auf physischen Standorten aufbauenden Hybrid-Modells im B2C-Bereich hat haelsi eine klare Skalierungs-Strategie, wie Co-Founder Faltin gegenüber brutkasten ausführt: “Unser Modell können wir in kurzer Zeit auf beliebig viele Standorte ausweiten, wir verwenden für alle Services dieselbe Tech Infrastruktur – egal ob Termin in unseren Zentren, bei Unternehmen vor Ort oder online stattfinden. Unsere B2B Services brauchen überhaupt keine physischen Standorte, da sind wir extrem skalierbar.”

“Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient”

Entsprechend ambitioniert ist auch die Zielsetzung: “Wir wollen in Österreich die klare Nummer 1 für praktische, hochwertige Medizin sein”, so Faltin. In Wien sei man das heute schon. “Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient, sehen uns potentielle Zentren zur Übernahme oder Betriebsführung an, werden aber auch Zentren von Scratch aufbauen wenn es Sinn macht”, sagt der Gründer.

haelsi eröffnet bereits zweites Gesundheitszentrum in diesem Jahr

Und die aktuellen Zahlen nach der Neuausrichtung im Frühjahr 2023 sprechen für sich: Insgesamt betreuen über haelsi mittlerweile 80 Ärzt:innen und Therapeut:innen aus mehr 25 verschiedenen Fachrichtungen 20.000 Patient:innen. Und nun eröffnete das Startup bereits das zweite Gesundheitszentrum in diesem Jahr und kommt somit auf aktuell drei Standorte – allesamt in Wien. Was ist das Erfolgsrezept? “Wir sind seit 2024 ein effektiver Marktplatz. Ärzt:innen und Therapeut:innen, auf der Angebotsseite, finden bei uns das attraktivste Full-Service Modell im Markt. Die müssen sich bei uns um nichts mehr kümmern, außer ihre Patientinnen optimal zu betreuen”, sagt Faltin.

Monatlich mehr als 500 neue Patient:innen

Auf der Nachfrageseite gewinne man monatlich mehr als 500 neue Patient:innen – zu 75 Prozent über organische Kanäle, führt der Gründer aus: “Diese Menschen kommen zu haelsi, weil das Gesamtpaket unschlagbar ist: kinderleichte Onlinebuchung mit großer Terminauswahl, Wohlfühlatmosphäre und kurze Wartezeiten vor Ort, exzellente medizinische Betreuung, automatische Einreichung bei der Kasse und digitaler Zugriff auf Rezepte und Befunde.”

“Sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”

Das neu eröffnete dritte Gesundheitszentrum befindet sich im vierten Bezirk in Wien und ist ganz auf das Thema Physiotherapie ausgelegt. Er kommt zum “Flagship”-Standort im zweiten Bezirk und einem Facharzt- und Therapiezentrum im 18. Bezirk hinzu. “Wir sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”, so Faltin.

Dritter haelsi-Standort in nur vier Monaten aufgebaut

Und der Aufbau des dritten Standorts sei “in Rekordzeit” gelungen, sagt der Gründer: “Wir haben vier Monate vom ersten Kontakt mit der Vorbesitzerin und dem Go Live als haelsi-Zentrum mit acht Therapeut:innen gebraucht”, so Faltin. “Das ist für die Gesundheitswelt extrem schnell. Die Challenges sind operativ: Ärzte und Personal onboarden, Tech-Stack tauschen, unsere Prozesse und Marketing ausrollen. In einem normalen Ärztezentrum startet vielleicht ein neuer Arzt pro Jahr. Bei uns fängt jede Woche eine neuer Arzt oder Therapeut an.”

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