OÖ HightechFonds: Frischer Wind – mit Kapital für Sales, Marketing und Personalaufbau
Die Startups Flagtec und Aero Enterprise verstärken seit Oktober 2018 das Portfolio des Venture Capital Fonds aus Oberösterreich. Der heimische Investor stärkt ihnen und neun weiteren jungen Unternehmen den Rücken für den Aufbau von Marketing, Sales und personellen Ressourcen.
Flagtec baut Hi-Tech Werbemasten mit Windsensor, Aero Enterprise windstabile Drohnen samt passender Software zur Inspektion von Windkraft- und Industrieanlagen: Den Fokus auf luftige Höhen und Wind haben die beiden oberösterreichischen Startups also gemeinsam. Der OÖ HightechFonds sorgt als Geldgeber dafür, dass die beiden jungen Unternehmen bei der Markterschließung ebenfalls eine stabile Höhenlage erreichen.
Investment als Boost für den Aufbau von Sales und Marketing
Denn dem OÖ HightechFonds geht es darum, dass innovative Gründer im Hightech-Sektor ihre Ideen nicht nur entwickeln, sondern auch am Markt damit erfolgreich sein können. “Sowohl bei Aero Enterprise als auch bei Flagtec trifft hohe technische Innovationskraft auf einen klar erkennbaren Nutzen für den Kunden. Unsere finanzielle Unterstützung ermöglicht es den beiden Startups, ihre Absätze anzukurbeln”, so Christian Matzinger und Horst Gaisbauer, Fondsmanager des OÖ HightechFonds.
Flagtecs intelligenter Werbemast – genannt aiPole 1.0 – bleibt unabhängig von Windrichtung und -stärke immer optimal ausgerichtet: Beispielsweise so, dass die Werbebotschaft von einer nahen Fahrbahn aus gut sichtbar ist. Bei starken Böen und Windwarnungen holt die aiPole den Banner automatisch ein. Ergänzende Lichtsysteme setzen die Botschaften auch bei Nacht gekonnt in Szene.
Aero Enterprise hat mit einer eigenen Drohne und der dazu passenden Software-Lösung ein Paket für die Inspektion von Industrie- und Windkraftanlagen entwickelt. Auch bei starkem Wind kann mit Hilfe des Flug-Roboters bzw. der von ihm übermittelten Daten der Zustand der Anlagen überprüft und verglichen werden. Das ist besonders spannend für Offshore-Windanlagen und bringt neben Kostenvorteilen auch eine Erhöhung der Arbeitssicherheit mit sich. Denn Industriekletterer müssen dann nur mehr für eine allfällige Reparatur selbst hochklettern.
Markteintritt: Finanzielle Unterstützung in kritischer Phase
“Die Produkte sind technisch voll ausgereift und fertig für den Einsatz – sie müssen nur mehr gekauft werden. Das ist genau der Zeitpunkt, in dem wir als Fördergeber zur Unterstützung der Firmen ansetzen”, erklärt Gaisbauer. “Denn Startups haben in dieser Zeit, in der die Ausgaben für Vertrieb und Marketing sowie die Personalkosten steigen, oft noch keine hohen Umsätze – diese werden ja erst durch ein Plus an Verkäufen angekurbelt. In dieser schwierigen Phase sind wir ein verlässlicher finanzieller Partner – für oberösterreichische Unternehmen und alle, die es werden wollen”, ergänzt Matzinger.
Anträge auf Förderungen sind beim OÖ HightechFonds jederzeit möglich.
Im Rahmen des Programmes „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung 2020“ aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung sowie aus Mitteln des Landes Oberösterreich gefördert.
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.
„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.
Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.
Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen
Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“
Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft
Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.
Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.
Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.
Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“
Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit
Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.
“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.
Langfristiges Potenzial heben
Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“
Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“
Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?
Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.
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