09.09.2019

Neuer Gratis-Online-Rechner zur Startup-Bewertung

Das Wiener Beteiligungs- und Beratungsunternehmen Venionaire Capital launcht heute die erste Version eines Gratis-Online-Rechners zur Startup-Bewertung. CEO Berthold Baurek-Karlic erklärte uns, was dahinter steckt.
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Online-Rechner zur Startup-Bewertung - Nach welchen Kriterien VCs in Blockchain-Startups investieren
(c) fotolia.com - Jirapong

“Startup-Bewertung hat viel weniger mit Bauchgefühl, Kaffeesud-Lesen oder einem Blick in die Glaskugel zu tun, als so mancher glauben will”, sagt Berthold Baurek-Karlic, CEO von Venionaire Capital, “es ist aber auch keine exakte Wissenschaft, da die Bewertung eines Assets immer vom Investor und dessen unmittelbaren Kriterien, Bedürfnissen und Möglichkeiten abhängt”. Sein Team wagte sich nun über einen Online-Rechner zur Startup-Bewertung.

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Erleichterung für Business Angels

Im Besonderen richtet man sich mit dem Rechner an Business Angels, denen man damit das professionelle Arbeiten nach Standards (z.B. IPEV Guidelines) erleichtern will. Dabei gebe es eine hohe Nachfrage, sagt Baurek-Karlic: “In den letzten sechs Jahren haben wir international sehr viele Business Angels im Business Angel Institute unterrichtet. Die Unternehmensbewertung und Transaktionsdokumente sind dort natürlich ein wichtiger Bestandteil”.

“Die zwei wichtigsten Bewertungsmodelle”

Konkret zieht der neue Online-Rechner zur Startup-Bewertung die zwei, laut Baurek-Karlic, wichtigsten Bewertungsmodelle, heran: Die “Venture Capital Methode” und die “First Chicago Methode“. Der Venionaire-Gründer räumt aber ein: “Je nach Entwicklungsphase haben sich verschiedene Bewertungsmodelle etabliert. So werden in sehr frühen Phasen eher qualitative Modelle wie die Score-Card-Method oder die Berkus Methode empfohlen. Die Annahmen die man  für diese Modelle ansetzt, entspringen der Erfahrung des jeweiligen Investors und können mitunter stark schwanken – diese Modelle haben wir vorerst noch nicht integriert, werden sie aber im nächste Update berücksichtigen”.

Online-Rechner zur Startup-Bewertung: Feedback ausdrücklich erwünscht

In der nun veröffentlichen ersten Version des Rechners – Feedback sei ausdrücklich erwünscht – würden die zwei zuerst genannten Modelle direkt nach den Annahmen der User innerhalb weniger Sekunden berechnet. “Es braucht nur ein klein wenig Know-How – wahrscheinlich eine gezielte Recherche – um die notwendigen Parameter für die Bewertungsmodelle richtig zu definieren. Je besser man die Input-Variablen wählt, umso sinnvoller werden die Ergebnisse sein”, sagt Baurek-Karlic.

Immer auf die ‘Terms’ achten

Generell seien bei der Startup-Bewertung einige Dinge zu beachten, erklärt der Venionaire-Founder. Besonders bei jüngeren Unternehmen sollte man etwa die Verwässerung des eigenen Unternehmensanteils durch weitere Finanzierungsrunden berücksichtigen. “Und der wichtigste Tipp: Die Bewertung eines Startups muss immer in Verbindung mit angebotenen ‘Terms’, also der Summe der vertraglichen Konditionen betrachtet werden. Viele dieser üblichen Klauseln haben eine Absicherungsfunktion und somit einen direkten Einfluss auf die Bewertung der Firma – man spricht in diesem Zusammenhang von Real Optionen”.

Obacht bei Vergleich mit anderen Ländern

Explizit warnt Baurek-Karlic vor dem Vergleich mit üblichen Bewertungen in anderen Ländern. Im Vereinigten Königreich und insbesondere in den USA sehe man für Tech-Startups rund drei- bis zehnfache und in China sogar bis zu 20-fache “Seed-Round”-Bewertungen im Vergleich zu Europa. Diese gelte es aber, in Relation zu setzen.

UK: Teurer Betrieb – höhere Investments

“In UK etwa gibt es eine steuerliche Sonderbehandlung für ‘Early-Stage’-Investoren, die zu einer Inflation von Bewertungen aber auch zu höheren Investments geführt hat. Wegen extrem hoher Mieten, nicht minder geringen Kosten des täglichen Lebens und folglich hohen Gehältern für gute Talente, war es unbedingt notwendig, Investments betragsmäßig zu erhöhen. Die Überzahlung ist aber für externe Investoren, die den Steuervorteil nicht genießen, kaum leistbar”, erklärt Baurek-Karlic. Ziehe man diese Effekte ab, seien die Bewertungen durchaus mit jenen in DACH vergleichbar – teilweise sogar günstiger als in so manchen “Hype-Hubs”.

China: Überzahlung für langfristigen Führungsanspruch

In China sei aktuell mehr Kapital für Startups im Markt, als es High-Tech-Talente und Startups in hoher Qualität gebe. “Der Import von Talenten ist eine Notwendigkeit für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und ein Teil der staatlichen Strategie für Innovation. In diesem Teil der Welt ist folglich die Überzahlung von Bewertungen keine Seltenheit – aber die staatliche Subvention zielt hier auf einen langfristigen Führungsanspruch in Sachen Technologie ab”, sagt der Venionaire CEO.

Kein “künstliches Aufblasen” im DACH-Raum

In Österreich und Deutschland hingegen würden High-Tech Förderungen, insbesondere Zuschusssysteme, die hohen Standortkosten und Steuern ausgleichen. “Diese wirken allerdings anders und haben bislang kaum das ‘künstliche Aufblasen’ von Bewertungen begünstigt. Mit einer Ausnahme: Die Risikokapitalprämie, die mittlerweile in Österreich nicht mehr angeboten wird, hat genau diesen Effekt unmittelbar erzeugt – wenn auch nur nur im Kleinen und kurz”, sagt Baurek-Karlic. Generell gelte also: “Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, auf kein dünnes Eis begeben und im Zweifel die bewertungsrelevanten Parameter aus dem Markt recherchieren. Wenn alle Stricke reißen, findet man noch ein paar spezialisierte Experten, die man um Hilfe bitten kann”.

⇒ Zum neuen Bewertungs-Rechner

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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