06.10.2017

One Player Down: Exit-Erlös von Wiener Startup geht an Charity

Es ist ein sehr kleiner Exit: One Player Down aus Wien wird an Footy Addicts aus London für einen vierstelligen Betrag verkauft. Das Beispiel zeigt, wie man mit einem nicht durchgezogenen Projekt umgehen kann.
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(c) Max Spilcke-Liss: Nick Stein

“Microsoft und die Boston Consulting Group haben uns zum Pitch eingeladen. Wir hatten ein wirklich gutes Konzept, wir haben nur nie geliefert”, erzählt Nick Stein. Bereits 2013 hatte er gemeinsam mit Matthias Buchetics One Player Down gegründet. Über die Plattform können sich einander Unbekannte zum Sport zusammenfinden, etwa wenn eine Gruppe beim Fußball einen Spieler zu wenig hat (engl.: one player down) und daher noch jemanden sucht. Die Idee hatte Stein in einer Bar, als er jemanden darüber sprechen hörte, dass sein Tennis-Partner ihm abgesagt hatte. Stein bot an einzuspringen und startete wenig später gemeinsam mit Buchetics die Plattform.

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In den Hintergrund geraten, über Ebay angeboten

Nun, rund vier Jahre später wurde die Firma verkauft. Etwa 1000 treue Kunden hatte One Player Down laut den Gründern. 6000 mal wurden über die Plattform Sportaktivitäten organisiert. Beim mehreren Aktionen, etwa bei einer zum “Movember”, erhielt das Startup mediale Aufmerksamkeit. Doch die geplante App wurde, genau so wie viele andere Pläne, niemals realisiert. Bereits im Mai diesen Jahres hatten die Gründer über Facebook kundgetan, dass sie die Plattform mit ihren Stammkunden über Ebay an jemanden verkaufen wollen, der mehr daraus machen will. Denn jeder hätte an die Idee geglaubt, erzählt Stein, “aber zugleich habe ich meine Agentur Electric Railway erfolgreich aufgebaut und eine Familie gegründet und One Player Down geriet immer mehr in den Hintergrund.” Zwei Personen hätten letztendlich nicht stemmen können, was es gebraucht hätte, um mit dem Konzept wirklich durchzustarten.

Vierstelliger Exit-Erlös geht an Charity

Schon im Mai, als das Startup über die Plattform Ebay angeboten wurde, lautete das Versprechen: Der Erlös geht an einen wohltätigen Zweck. Und nun fand sich ein Käufer: Das Londoner Startup Footy Addicts hat ein sehr ähnliches Konzept wie One Player Down (und eine eigene App), ist allerdings auf Fußball spezialisiert. Es zählt etwa 30.000 Kunden. “Wir haben sie in einer Facebook-Gruppe kennengelernt. Sie wollten international expandieren und wir haben mit 1000 Kunden bereits eine Ausgangsbasis in Österreich für sie”, erzählt Stein. Der Verkaufspreis: Einige Tausend Euro. Und die gehen nun, wie versprochen, an ein Charity-Projekt. Bei allen ursprünglich gesteckten Zielen für die Plattform, die nicht erreicht wurden – das letzte, das er mit One Player Down hatte, hat Stein nun jedenfalls geschafft. Es wurde jemand gefunden, der mehr aus der Plattform machen will.

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Deutsche-Bank-Ökonom: Trump wird geplante Politik “schnell umsetzen”

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Stefan Schneider, Senior Advisor bei der Deutschen Bank für den Themenbereich Makroökonomie Deutschland und Europa
Deutsche-Bank-Ökonom Stefan Schneider | Foto: brutkasten/Adobe Stock (Hintergrund)

Wichtige politische Entwicklungen bei Handelspartnern sind immer auch für die österreichische Wirtschaft von Bedeutung. Diese Woche gab es jedoch eine ganz spezielle Situation: Innerhalb eines Tages kam es bei den beiden wichtigsten Handelspartnern zu entscheidenden politischen Weichenstellungen.

In den USA, dem zweitgrößten Handelspartner Österreichs, wurde mit Donald Trump ein neuer Präsident gewählt, der wirtschaftspolitisch viele Dinge verändern will. Und in Deutschland, Österreichs wichtigstem Handelspartner, zerbrach die Regierungskoalition. Dort stehen die Zeichen nun auf Neuwahlen.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Weltwirtschaft, aber auch konkret für Unternehmen in Österreich? Einer, der dies beantworten kann, ist Stefan Schneider. Er war 24 Jahre lang Chefökonom der Deutschen Bank und ist seit Februar Senior Advisor bei der Deutschen Bank für den Themenbereich Makroökonomie Deutschland und Europa. Am Donnerstag war er auf Einladung des Bankenverbands in Wien zu Gast und gab gemeinsam mit Bankenverband-Generalsekretär Gerald Resch im brutkasten-Interview seine Einschätzungen ab.

Schneider: Trump-Politik wird Wirtschaftswachstum erhöhen

Daran, dass Trump seine Ankündigungen umsetzen will, zweifelt Schneider nicht. Nachdem sich abzeichne, dass die Republikaner neben dem Senat auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit erhalten werden, werde Trump seine angekündigte Politik “relativ schnell” umsetzen können, erwartet der Ökonom. “Die Steuersenkungen, die er angekündigt hat, werden dann sicherlich kommen. Er wird auch bei der Deregulierung entsprechend reagieren”, führt der Ökonom aus. Beim Zollthema werde es dagegen erst Verhandlungen brauchen. “Das könnte eher in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres kommen”, erwartet Schneider.

Für das Wachstum der US-Wirtschaft ist die Wahl Trumps laut Schneider aber klar positiv: “Das Wachstum könnte um einen viertel oder einen halben Prozentpunkt höher sein, als wir es bisher hatten”. Damit würde es bei 2,5 bis 3 Prozent liegen.

Das hätte dann auch Folgen für die Geldpolitik: “Zinssenkungen, die die Märkte jetzt eingepreist haben, können dann wahrscheinlich nicht mehr in dem Ausmaß kommen”, sagt Schneider. Durch Trumps spendierfreudige Fiskalpolitik steige das Inflationsrisiko etwas an. Die Inflationsrate könnte um einen viertel Prozentpunkt höher ausfallen.

Bankenverband sieht “Bedrohungsszenario”

Was konkret Österreich angeht, sieht Gerald Resch vom heimischen Bankenverband durchaus ein “Bedrohungsszenario”. Die USA sind Österreichs zweitwichtigster Handelspartner, auf den sieben Prozent der Exporte entfallen und der für sechs Prozent der gesamten Wertschöpfung der Industrie verantwortlich ist. “Wir müssen uns sehr genau anschauen, was Trump von seinen Ansagen wirklich umsetzt”, sagt Resch.

In der Industrie könne aber eine “kleine bis mittlere Abwanderung” in die USA drohen – weil die Unternehmen mögliche Handelszölle umgehen wollen. Aufgrund der in Österreich “extrem stark gestiegenen” Produktionsstückkosten habe man einen Wettbewerbsnachteil. Österreichischen Unternehmer:innen, die in den USA aktiv sind oder aktiv werden wollen, rät Resch, vorerst einmal abzuwarten, was Trump in welcher Schnelligkeit wirklich umsetzt.

Schneider erwartet von Trump “Zäsur” in US-Wirtschaftspolitik

Aber wie stark wird sich Trumps Wirtschaftspolitik wirklich von jener der aktuellen Biden-Regierung unterscheiden? Schneider erwartet jedenfalls eine deutliche Zäsur. “Ja, es sind einige Zölle, beispielsweise bezogen auf China, von Biden nicht zurückgenommen worden. Aber etwa in der Regulierung und gerade im Energiesektor ist die Politik doch eine andere gewesen”, argumentiert der Deutsche-Bank-Chefökonom.

Verglichen mit Trumps unterlegener Gegenkandidatin Kamala Harris unterscheide sich auch die geplante Steuerpolitik klar, da Trump die Steuern über Unternehmen senken wolle und generell weniger für Umverteilung stehe.

Trump “personalpolitisch bis in untere Etagen vorbereitet”

Was die Zusammensetzung des Kabinetts angeht, erwartet Schneider mehr Stabilität als in der ersten Trump-Regierung, in der zahlreiche Personalrochaden gegeben hatte. Diesmal sei Trump “personalpolitisch bis in die unteren Etagen vorbereitet”, sagt der Ökonom. Auch aus diesem Grund werde Trump seine Politik umsetzen können “und es wird weniger Neues in irgendeine andere Richtung geben”.

Wichtig ist aus Sicht von Schneider vor allem das Handelsministerium: Wenn hier ein Hardliner zum Zuge käme, wäre dies ein schlechtes Signal. Für das Finanzministerium wiederum könnte jemand mit einem Background in der Finanzbranche angesichts der hohen Defizite “mit Blick auf die Volatilität der Märkte eine gute Wahl” sein, wie Schneider weiter ausführt.

Schneider vom Scheitern deutscher Regierungskoalition nicht überrascht

Wichtige politische Weichenstellungen gab es diese Woche auch in Deutschland. SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Mittwochabend FDP-Finanzminister Christian Lindner aus der Regierung entlassen, woraufhin dessen Partei die “Ampel”-Koalition verlassen hat. Scholz’ SPD regiert nun vorerst mit ihrem weiteren Koalitionspartner, den Grünen, ohne Mehrheit weiter. Der Bundeskanzler will am 15. Jänner im Bundestag die Vertrauensfrage stellen – in weiterer Folge gelten Neuwahlen im Frühjahr als wahrscheinlich.

Für Schneider kam der Bruch der Koalition nicht überraschend: Lindner hatte in der Vorwoche Forderungen gestellt, die den Kernpositionen von SPD und Grünen entgegengelaufen waren. “Wenn man das ernst genommen hat, war es fast unmöglich, die Kuh vom Eis zu bekommen”, sagt Schneider. In der deutschen Wirtschaft, insbesondere in der Industrie, sei die Unzufriedenheit mit der Regierungskoalition hoch gewesen.

“Jetzt wird es aber erstmal nicht besser”, erwartet Schneider. Sollte es zu Neuwahlen kommen, hätte Deutschland bis zur Bildung einer neuen Koalition “eine Lame-Duck-Regierung in einer Zeit, in der weltpolitisch alles Mögliche passieren kann”.

Aus österreichischer Sicht sieht Gerald Resch vom Bankenverband das Platzen der deutschen Regierungskoalition “durchaus positiv”. Sie sei mit viel Ambition angetreten, habe aber vieles nicht umsetzen können. Es sei jetzt lange Zeit herumlaviert worden. Resch schlussfolgert: “Besser als ein Ende mit Schrecken ist ein Schrecken ohne Ende, denn wir brauchen in Europa ein starkes Deutschland”


Aus dem Archiv:

Stefan Schneider und Gerald Resch im brutkasten-Talk (November 2023)

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