30.12.2021

Jahresrückblick: So viel haben Österreichs VCs 2021 in Startups investiert

Wieviel Geld haben Österreichs Risikokapital-Unternehmen 2021 investiert und wieviel davon floss in heimische Startups? Der brutkasten hat nachgefragt.
/artikel/oesterreichs-vc-2021-startups-report
VC, 2021, Risikokapital, Investoren

Mehr als 200 Millionen Euro haben Risikokapitalgeber aus Österreich 2021 in Startups investiert. Einen sehr großen Teil davon stemmte der größte in Österreich gegründete VC, Speedinvest, der insgesamt 103 Millionen Euro investiert hat und davon 4 Millionen Euro in österreichische Startups. Bei österreichischen Startups am aktivsten war – gemessen am Volumen – mit 16 Millionen Euro eQventure rund um Herbert Gartner, gefolgt von dem Corporate VC der Uniqa, Uniqa Ventures, der in Österreich 14,3 Millionen Euro investiert hat.

Zahlreiche Portfolio-Startups österreichischer VCs haben 2021 große Investments mit internationaler Beteiligung eingefahren und auch was Exits angeht, war es ein Rekordjahr – insofern zeigten sich die Investoren im Rückblick auf 2021 sehr zufrieden. Die zwei ersten Unicorns, die Österreich heuer hervorgebracht hat (Bitpanda und GoStudent), machen nicht nur Frühphasen-Investor:innen aus Österreich stolz, sie bringen der österreichischen Startup-Szene eine neue Sichtbarkeit bei internationalen Großinvestoren.

Neue Risikokapitalgeber in den Startlöchern

Auch 2022 verspricht spannend zu werden. Mit Austrian Growth Capital (RBI und C-Quadrat) gibt es einen neuen Fonds in Österreich, der sich der bisher hierzulande unterentwickelten Anschlussfinanzierung widmen will. Und in Tirol hat sich mit Onsight Ventures+ ein neuer Risikokapitalfonds in Stellung gebracht, der pro Runde bis zu zwei Millionen Euro in Startups in der Seed-Phase stecken will. Sie und alle anderen Risikokapital-Geber aus Österreich werden 2022 dank des Rekordjahrs 2021 voraussichtlich eine wachsende Zahl internationaler Co-Investoren für Investments in österreichische Startups finden.

Der brutkasten bedankt sich bei den teilnehmenden Kapitalgebern 3VC, APEX Ventures, aws Gründerfonds, Calm/Storm Ventures, Elevator Ventures, eQventure, European Super Angels Club, IST Cube, MAD Ventures, OÖ HightechFonds, PrimeCrowd, Push Ventures, SFG, Speedinvest, startup300, tecnet Equity und Uniqa Ventures, Venionaire – sie alle haben uns auch Einblicke in ihre Erwartungen für 2022 gegeben, die zu Jahresbeginn erscheinen. Wer schon vorab gesammelt alle Insights haben will, kann sich über das Formular den gesamten Report holen. Dein Risikokapitalunternehmen fehlt noch in dem Report? Dann melde dich gerne unter [email protected]

3VC

Peter Lasinger ist Founder und General Partner bei 3VC © 3VC
Peter Lasinger ist Founder und General Partner bei 3VC © 3VC

2021 investiert 

10 Millionen Euro
> 1 Milliarde Euro gemeinsam mit Co-Investor:innen 
davon 2 Millionen Euro in Österreich
8 Investmentrunden
2 neue Startups im Portfolio

 “Wir sind unglaublich stolz auf die außergewöhnlichen Unternehmerinnen und Unternehmer die wir begleiten und unterstützen dürfen. Bereits 3 unserer Portfoliounternehmen haben 2021 Unicorn-Status erreicht. Weitere sind am besten Weg dorthin. Insgesamt haben unsere Portfoliofirmen 2021 über eine Milliarde USD an Finanzierung eingesammelt. Wir waren dabei der einzige österreichische, manchmal sogar der einzige EU-Investor.” Peter Lasinger, 3VC

APEX Ventures

Stefan Haubner und Gordon Euller von APEX Ventures © APEX
Stefan Haubner und Gordon Euller von APEX Ventures © APEX

2021 investiert

14 Millionen Euro
davon 6 Millionen Euro in Österreich
22 Investmentrunden
6 neue Startups im Portfolio

Jahreshighlight 2021 für APEX Ventures: Setup unseres dritten Fonds – APEX One Best in Class – der die Folgefinanzierung für unsere erfolgreichsten Portfoliounternehmen sicherstellt. Stefan Haubner, Founding Partner APEX Ventures

aws Gründerfonds

Christoph Haimberger ist Chef des aws Gründerfonds © Wolfgang Lehner
Dr. Christoph Haimberger, Geschäftsführer des aws Gründerfonds © Wolfgang Lehner

2021 investiert 

170 Millionen Euro gemeinsam mit Co-Investor:innen
100 Prozent in Österreich investiert
17 Investmentrunden
3 neue Startups im Portfolio

“Unser Highlight 2021 ist ganz klar der Start für ESG beim aws Gründerfonds. Unser Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und zu unserer Umwelt. Als Investor mit Weitblick haben wir ESG-Kriterien für zukünftige Investitionen entwickelt und bereits im ersten Due Diligence Prozess eingesetzt. Das Feedback des Start-ups war hervorragend. Zukünftig wird der aws Gründerfonds seine ESG-Kriterien jährlich evaluieren und ab 2022 in das reguläre Reporting aufnehmen”. Christoph Haimberger, aws Gründerfonds

Calm/Storm Ventures

Lucanus Polagnoli ist Co-Founder von Calm/Storm Ventures © butkasten
Lucanus Polagnoli ist Co-Founder von Calm/Storm Ventures © brutkasten

2021 investiert

3,7 Millionen Euro
davon 50.000 Euro in Österreich
43 Investmentrunden
23 neue Startups im Portfolio

“Von mehreren Tier-1-VCs werden wir mittlerweile als der ‘Most Prominent Early Stage Digital Health Fund in Europe’ bezeichnet. Wir freuen uns sehr, dass uns internationale Funds wie zB Octopus Ventures einladen, gemeinsam mit ihnen in die besten Teams in Europa zu investieren bzw. Anschlussfinanzierungen für unsere Portfolio Companies anführen. Mehr als 50% der Portfolio Companies aus 2020 haben in weniger als 12 Monaten eine Anschlussfinanzierung erhalten. Unsere Investments in LVNDR (UK), Services for the LGTBQ+ community, Leda Health (USA), Help after Sexual Assault und HEYVIE (GER), Neurocentric Training, haben mit unter die höchste mediale Aufmerksamkeit erhalten”. Lucanus Polagnoli, Co-Founder & Managing Partner Calm/Storm Ventures.

Elevator Ventures (RBI)

Max Schausberger, Program Lead RBI Elevator Lab
(c) Haris Dervisevic: Max Schausberger, Program Lead RBI Elevator Lab

2021 investiert

ca 10 Millionen Euro
davon nur über Fonds in Österreich
6 Investmentrunden
1 neues Startup im Portfolio

“Wir hatten in diesem Jahr gleich mehrere Highlights. Die Übernahme von Twisto durch ZIP (australischer Buy Now Pay Later-Anbieter) markiert den ersten Exit in unserem Direktportfolio. Kurz darauf wurde kompany (Anbieter von RegTech-Lösungen) von Moody’s Analytics übernommen. Außerdem sind wir stolz darauf, dass Bitpanda, eine unserer Fund-of-Fund-Investitionen, die Bewertung eines Unicorns erreicht hat”. Maximilian Schausberger, Managing Director Elevator Ventures.

eQventure

(c) Martin Wiesner: Herbert Gartner

2021 investiert

16 Millionen Euro (37 Mio. Euro inkl. Leverages)
100 Prozent davon in Österreich
20 Investmentrunden
3 neue Startups im Portfolio
2 neue Pro-Bono-Projekte

Die eQventure-Highlights 2021:

  • Der 8- bis 9-stellige Exit (abhängig vom Earn-Out) von Xaleon an Teamviewer,
  • die hohen Wachstumsraten bei vielen unserer Portfoliounternehmen wie z.B. Finmatics, ilvi, App Radar, Greenwood-Power, Fauna, etc.
  • Durchbruch bei unserem großen Pro-Bono-Projekt „Wildnisgebiet Lassingtal“ nach fast 10 Jahren Engagement,
  • tolle Neuinvestments wir z.B. die Material-Science-Firma Kape,
  • die $30m-Finanzierungsrunde bei USound zusammen mit der European Investment Bank und
  • die erfolgreiche zweite Spin-off Austria Konferenz mit fast 1.000 Teilnehmern

European Super Angels Club

Berthold Baurek-Karlic, Venionaire Capital | (c) Rene Wallentin

2021 investiert

25 Millionen Euro gemeinsam mit Co-Investor:innen
4,2 Millionen Euro durch den Syndikatsfonds des European Super Angel Clubs “EXF Alpha”
von diesen 4,2 Millionen Euro rund die Hälfte in Österreich
12 Investmentrunden
5 neue Startups im Portfolio

“Unser Highlight war sicherlich das unsere Startups endlich international die Beachtung bekamen, die sie verdienen. Der Exit von Kompany hat gezeigt, dass wir starke Firmen identifizieren und begleiten. Software und Technologie aus den Alpen darf man nicht unterschätzen, dass gilt nun auch für RegTech Firmen.

Wir haben auch gesehen, dass sich stark aufgestellte Firmen – bei uns im Portfolio z.B. Blockpit – international die besten Investoren aussuchen können. Das ist sehr gut für Startup-Österreich – insb. da man erwarten darf das dieser Trend eher noch stärker wird”. Berthold Baurek-Karlic, CEO Venionaire Capital

IST Cube

Alexander Schwartz ist Partner bei IST Cube © IST Cube
Alexander Schwartz ist Partner bei IST Cube © IST Austria

2021 investiert

rund 3,5 Millionen Euro
davon 100 Prozent in Österreich
5 Investmentrunden innerhalb des Portfolios
4 neue Startups im Portfolio

“2021 war ein ereignisreiches und gutes Jahr für IST cube und die Portfoliofirmen. Wir freuen uns, dass wir nach einem stark überzeichneten Final Closing des Fonds bei EUR 45 Millionen, jetzt unsere ganze Kraft auf die Investitionen in starke Teams und ihre Entwicklung fokussieren können. Dazu haben wir das IST cube Team auf 10 Personen erweitert und vervollständigt.

Natürlich freut uns sehr zu sehen, dass es den Firmen in unserem Portfolio trotz den nicht gerade einfachen Umständen gut geht. Dazu beigetragen haben einige wissenschaftlich-technische Durchbrüche wie auch die starke persönliche Entwicklung vieler Geschäftsführer und der Teams.

Ein schönes Kompliment für den Standort Österreich wie auch für unsere Arbeit war die Tatsache, dass wir ein Startup mit Wurzeln in Deutschland davon überzeugen konnten, seine Zelte in Wien aufzuschlagen. In eine ähnliche Kategorie fällt die sehr positive Erfahrung in unserem eigenen Team und den Teams in unseren Portfoliofirmen, wo es sich gezeigt hat, dass es gelingt, außergewöhnliche Talente aus den verschiedensten Fachrichtungen aus dem Ausland nach Österreich zu holen. (Der administrative Prozess dabei ist allerdings nicht immer ganz einfach.)” Alexander Schwartz, Partner IST Cube

MAD Ventures

Wieland Alge von Swarm Analytics und MAD Ventures © Swarm Analytics
Wieland Alge von Swarm Analytics und MAD Ventures © Swarm Analytics

2021 investiert

rund 1,25 Millionen Euro
davon 100 Prozent in Österreich
3 Finanzierungsrunden

“Unser Highlight war der Umzug in ein neues Büro, in dem wir alle fünf Portfolio-Startups vereinen. Endlich alle täglich treffen zu können und Fortschritt zu erleben. Und die Kaffeemaschine. Wir verabscheuen zwar Kickertische, aber einem Startupklischee konnten wir uns nicht verschließen”. Wieland Alge, Co-Founder MAD Ventures.

OÖ HightechFonds

Thomas Meneder und Christian Matzinger leiten den OÖ HightechFonds © OÖ Hightechfonds
Thomas Meneder und Christian Matzinger leiten den OÖ HightechFonds © OÖ Hightechfonds

2021 investiert

1,7 Millionen Euro
davon 100 Prozent in Österreich
5 Investmentrunden
3 neue Startups im Portfolio

Highlight für den OÖ HightechFonds: Der Roomle-Exit.

PrimeCrowd

Markus Kainz über den Business Angel Summit
PrimeCrowd-Co-Founder Markus Kainz © Dominik Perlaki / brutkasten

2021 investiert

etwa 10 Millionen Euro
davon 2 Millionen Euro in Österreich
15 Investmentrunden
12 neue Startups im Portfolio

Highlight 2021 für PrimeCrowd-Gründer Markus Kainz: Series-A-Runden von Fairown und Idwell.

Push Ventures

Lukas Püspök und Laurenz Simbruner von Push Ventures © Push Ventures
Lukas Püspök und Laurenz Simbruner von Push Ventures © Push Ventures

2021 investiert

rund 1,6 Millionen Euro
davon rund 0,5 Millionen Euro in Österreich
7 Investmentrunden
3 neue Startups im Portfolio

Highlight 2021 für Laurenz Simbruner und Lukas Püspök von Push Ventures: der Allcyte-Exit.

SFG, Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft

Christoph Ludwig von der SFG © SFG/Kanizaj
Christoph Ludwig von der SFG © SFG/Kanizaj

2021 investiert

1,4 Millionen Euro gemeinsam mit Co-Investor:innen
davon 100 Prozent in der Steiermark
47 Millionen Euro für 3 neue Gründerzentren
2 neue Startups im Portfolio

“In diesem Jahr investierten wir gemeinsam mit weiteren privaten Risikokapitalgebern in Unternehmen aus den Bereichen Health-Tech in Verbindung mit Smart-Matching-Technologien und Machine Learning sowie App-Entwicklung und Publishing aus dem Bereich Education. Diese Unternehmen treiben spannende digitale Geschäftsmodelle mit einem vielversprechenden Skalierungspotenzial voran. Des Weiteren konnten wir zusätzliche 23 Mio. EU-Mittel für grüne Transformation in die Steiermark bringen. Im digitalen Bereich sind die Digitalstiftung, der Digi Hub Süd, Cyber-Security-Campus, Datahouse und die baldige Fertigstellung des ZWT II am Med-Campus zu nennen, also es sind tatsächlich einige Highlights gewesen. Nicht zuletzt hatten wir zwei erfolgreiche Buy-Backs von Startups”. Christoph Ludwig, Geschäftsführer SFG

Speedinvest

Oliver Holle
(c) Oliver Holle

2021 investiert

rund 103 Millionen Euro
davon rund 4 Millionen Euro in Österreich
55 Finanzierungsrunden mit bestehenden Portfolio-Startups
44 neue Startups im Portfolio

“10 years Speedinvest, gleichzeitig auch das Jahr, wo wir endlich zwei österreichische Unicorns präsentieren durften – beides für mich persönlich ein emotionaler und wichtiger Meilenstein”. Oliver Holle, Founder Speedinvest.

startup300

Bernhard Lehner von Startup300 © Lehner
Bernhard Lehner von Startup300 © Lehner

2021 investiert

rund 650.000 Euro
8 Investmentrunden
3 neue Startups aus Österreich im Portfolio

“Für mich sind die schönen Finanzierungsrunden und nun auch Exits von Startups Jahreshighlight, die, wenn sie auch nicht immer “österreichische” Startups sind, so zumindest ein Verbindungsglied zur heimischen Szene haben. Ich freue mich immer riesig für die beteiligen Personen, weil ich weiss, welcher Kraftakt dahintersteckt und wie viel gutes Timing und auch Glück notwendig ist. Davon wird das Ökosystem profitieren, weil die Erfahrung und auch Kapital zurückfließt. Ob es reicht, um im internationalen Kontext relevanter zu werden, bleibt natürlich dahingestellt, solange sich die regulatorischen Rahmenbedingungen nicht signifikant ändern.” Bernhard Lehner, Co-Founder startup300.

tecnet Equity

Doris Agneter ist Geschäftsführerin von tecnet equity © tecnet
Doris Agneter ist Geschäftsführerin von tecnet equity © tecnet

2021 investiert

2,5 Millionen Euro
davon 100 Prozent in Österreich
6 Investmentrunden
3 neue Startups im Portfolio

“Unser Highlight war die auf SEO/SEA-Automatisierung im e-commerce Umfeld spezialisierte Firma Boomerank. Diese hat einen beeindruckenden Pivot vom Dienstleistungs- zum Produktunternehmen hingelegt und ist seitdem schnell als Firma und am Markt gewachsen. Die Gründer schaffen es, das Marktmomentum perfekt auszunutzen. Bei Boomerank freuen wir uns ganz besonders auf die weitere Entwicklung”. Doris Agneter, CEO tecnet Equity.

Uniqa Ventures

UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth über HealthTech und Wien
(c) der brutkasten/Marko’s Photography: UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth

2021 investiert

27,7 Millionen Euro
davon 14,3 Millionen Euro
17 Investmentrunden
3 Exits, 2 weitere in Arbeit
8 neue Startups im Portfolio

“2021 war das mit Abstand erfolgreichste Jahr im 5-jährigen Bestehen von UNIQA Ventures: Das erste Unicorn im Portfolio (Bitpanda) und das nächste wird bald kommen, Verdoppelung unseres Investitionsrahmens von 75 Mio. auf nunmehr 150 Mio. EUR. Rang 2 unter den Top 10 Venture Capital Fonds in Österreich und dann noch im Jahresendspurt 3 top Exits bei Playbrush, Twisto und Kompany. Was uns mit einer Rendite von >25% (IRR) ins obersten Quartil der internationalen VC Fonds brachte. Was will man mehr”. Andreas Nemeth, CEO Uniqa Ventures.

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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