27.09.2018

Oesterreichs Energie Kongress 2018 stand im Zeichen der Energiewende

Am 19. und 20. September 2018 fand in Pamhagen im Seewinkel mit dem fünften "Oesterreichs Energie Kongress" das wichtigste Branchenevent der österreichischen E-Wirtschaft statt. Zentral waren Erfolgsstrategien für das Gelingen einer künftigen Energiewende. Oesterreichs Energie präsentierte ihren Fahrplan bis 2030 zur Umsetzung der Klima- und Energiestrategie #mission2030. Zudem fand ein "Startup-Speed-Dating" statt, bei dem sich etablierte Unternehmen mit jungen Startups vernetzen konnten.
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Oesterreichs Energie Kongress
(c) Oesterreichs Energie/Christian Fürthner
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Beim diesjährigen Oesterreichs Energie Kongress in Pamhagen diskutierten Branchenvertreter der E-Wirtschaft gemeinsam mit Vertretern der Politik über die Erfolgsfaktoren einer künftigen Energiewende. Themenschwerpunkte waren dabei Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung. Einen weiterer Schwerpunkt beinhaltete die österreichische EU-Ratspräsidentschaft und deren zentrale Rolle bei der Endverhandlung des “Clean Energy Package”. Am Kongress von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft, nahmen rund 580 Personen teil.

+++ Oesterreíchs Energie Kongress 2018: Startup-Speed-Dating mit der E-Wirtschaft +++

#mission2030 der Bundesregierung wird am “Oesterreichs Energie Kongress” vorgestellt

Mit am Podium des Oesterreichs Energie Kongresses war dieses Jahr auch Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus. Laut Köstinger verfolge die Klima- und Energiestrategie der österreichischen Bundesregierung #mission2030 drei energiepolitische Prioritäten, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen. Dazu zählen der Abschluss des “Clean energy for all Europeans”-Pakets, das Herausstreichen technischer Innovation zur Vollendung der Energieunion, sowie die Stärkung des energiepolitischen Dialogs zwischen den Mitgliedstaaten.

Oesterreichs Energie Kongress
(c) Oesterreichs Energie/Christian Fürthner

Um das Ziel der #mission2030, 100 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie (bilanziell) bis 2030, zu erreichen, bedarf es einer verstärkten Förderung von nachhaltiger Mobilität und Wärmeschutz bei Gebäuden, so die Ministerin. Dahingehend wolle die Bundesregierung für private Haushalte und Industriebetriebe bürokratische Hürden weiter abbauen. Zudem soll das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG) auf den Weg gebracht werden. Dieses sehe vor, dass die Politik einen verstärkten Fokus auf Marktprämien und Investitionsförderungen lege. Die Beschlussfassung soll laut Köstinger bis 2020 erfolgen.

Funktionierende Märkte sind essentiell für die Energiewende

Am zweiten Kongresstag betonte Christoph Maurer, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Consentec, dass “funktionierende Märkte” ein Schlüsselinstrument seien, um die künftige Energiewende zu forcieren. Märkte würden nämlich nicht nur zur “Koordination des Handels der Marktteilnehmer” dienen, sondern seien maßgeblich entscheidend, dass Unternehmen der E-Wirtschaft Innovationen hervorbringen können, so Maurer. Dahingehend sei jedoch die Politik gefordert, möglichst stabile und berechenbare gesetzliche Vorgaben zu bieten, um Unternehmen Planungssicherheit zu gewährleisten. Diese könne jedoch nur dann erfolgen, wenn es auch einen europaweit geltenden CO2-Mindestpreis gebe, so Maurer.

E-Mobilität als Erfolgsfaktor für die Energiewende

Die Teilnehmer des Kongresses diskutierten zudem über die Bedeutung von E-Mobilität für eine künftige Energiewende. Roland Ziegler, Sprecher des Bundesverbands für Elektromobilität, sieht in der Wasserstofftechnologie durchaus eine Konkurrenz zur E-Mobilität. “Die E-Wirtschaft darf nicht erwarten, dass der Automobilsektor und die derzeitigen Treibstofflieferanten ihre Marktposition einfach aufgeben”, so Ziegler.

Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, betonte in diesem Zusammenhang, dass bisherige Innovationen im Bereich der nachhaltigen Mobilität jedoch vorwiegend von der E-Wirtschaft getragen wurden. Die Energiewende könne nur dann gelingen, wenn der Verkehrssektor mit einbezogen werde, da dieser ein Hauptemittent von CO2 in Österreich sei, so Schmidt. Dahingehend forderte sie, dass die Politik die Errichtung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur vorantreiben müsse. Für den erfolgreichen Ausbau fehle es bis dato jedoch an einer ausreichenden Rechtssicherheit, so Schmidt. Zudem verwies die Generalsekretärin darauf, dass Oesterreichs Energie und das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) diesbezüglich bereits einen Leitfaden erarbeitet hätten, der nun umgesetzt werden müsse.

Startup-Speed-Dating zur Vernetzung und Innovationsplattform

Beim Oesterreichs Energie Kongress konnten sich Startups und etablierte Unternehmen bei einem sogenannten “Startup Speed-Dating” vernetzen. Oesterreichs Energie unterstützte dabei die ersten 20 angemeldeten Startups mit einem reduzierten Ticketpreis für den Energiekongress. Nach einem automatisierten “Match-Making” bei der Anmeldung wurden die passenden Gesprächspartner zugeordnet. Insgesamt stellten sich in rund 80 Gesprächen Startups vor und konnten sich so mit Vertretern der E-Wirtschaft austauschen.

Oesterreichs Energie Kongress Start-up Speed-Dating
(c) Oesterreichs Energie/Christian Fürthner

Innovationsplattform zum Austausch von etablierten Unternehmen und Startups

In einer Partnerschaft mit dem Innovationsnetzwerk “Energieloft” hat Oesterreichs Energie vor rund einem Jahr zudem eine eigene Innovationsplattform gegründet. Damit sollen der E-Wirtschaft Chancen für einen einfachen Einstieg in neue Technologien und Services geboten werden. Die Plattform liefere darüber hinaus einen Marktüberblick über innovative Entwicklungen und Trends in der Branche. Dabei verfolge Oesterreichs Energie das Ziel, dass Unternehmen den Startups mit technischen Know-how und Kundenzugang unter die Arme greife. Im Gegenzug würden Startups den Unternehmen hingegen neue Ideen und Denkweisen liefern, so Oesterreich Energie.

Veränderungsprozess in der E-Wirtschaft ist eingeleitet

Wie Oesterreichs Energie-Präsident Leonhard Schitter zum Abschluss des Kongresses resümierte, habe die österreichische E-Wirtschaft den Veränderungsprozess bereits eingeleitet und sei gut gerüstet für die Zukunft der Energie. Die Diskussionen und die Aufbruchstimmung in Pamhagen seien laut Schitter guter Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

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Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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