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Im Kampf um die technologische Souveränität reicht der Blick mittlerweile bis ins All. Aber es geht nicht nur um geopolitischen Einfluss, sondern auch um ökonomische Vorteile. Die Weltraumwirtschaft gilt mittlerweile als wichtiger Sektor der heimischen Wertschöpfungskette.
Aber: „Österreich muss aufpassen, dass es nicht zurückfällt“, sagt Josef Aschbacher, Generaldirektor der European Space Agency (ESA). In puncto Forschung sei Österreich ein Vorreiter, allerdings hapere es zuweilen an der Industrialisierung. Expert:innen wie Aschbacher, Karin Tausz, Sabine Herlitschka und Dieter Grebner sehen großes Potenzial, immerhin verzeichnet die Branche bereits jetzt 250 Millionen Euro Jahresumsatz. Das kommunizieren sie auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. brutkasten war vor Ort.
Wirtschaftsfaktor Weltraumwirtschaft
Eine aktuelle Studie des Economica Instituts belegt die volkswirtschaftliche Wirkung des Sektors: 198 Millionen Euro Bruttowertschöpfung bei rund 250 Millionen Euro Jahresumsatz, 150 Unternehmen – Tendenz steigend. Innovationsminister Hanke spricht von einer „Trägerrakete für den Standort“.
Tatsächlich kommuniziert auch die ESA gute Zahlen: Das Exportverhältnis der ESA-Investitionen liege bei eins zu vier, ein Euro Investition in den Weltraum bringe entsprechend vier Euro zurück. Auch fiskalisch rentiere sich die Investition, die eingesetzten Mittel würden nahezu vollständig in Form von Steuern zurückgezahlt werden. Und: „Man kann von einem sozioökonomischen Nutzen in Höhe von einer Milliarde Euro ausgehen“, sagt Sabine Herlitschka, Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung und CEO von Infineon. Die Schätzung beruht darauf, dass der Weltraumsektor starken Einfluss auf andere Branchen hat.
Bis zu 320 Millionen Euro für ESA
Um den Standort zu stärken will Österreich beim nächsten ESA-Ministerrat im November bis zu 320 Millionen Euro zeichnen, so Hanke. Aktuell sind es 260 Millionen Euro. Das ESA-Budget ist zwar nur ein Teil des gesamten österreichischen Weltraumengagements, aber es ist der sichtbarste und strategisch wichtigste Hebel auf internationaler Bühne. So soll die heimische Hightech-Industrie gestärkt werden.
Tech-Souveränität Europas
Dabei geht es nicht allein um den Wirtschaftsfaktor. Angesichts der geopolitischen Lage kämpft Europa um Souveränität. „Die Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krise zeigen, wie abhängig Europa ist – etwa davon, ob die USA es zulassen, dass sich die Ukraine wehren kann“, sagt Dieter Grebner, Präsident von Austrospace und Gründer von PeakTechnology.
Das ist auch bei der ESA ein großes Thema. „Wir passen unsere Programme an die Bedrohungen im Osten und Westen an“, sagt Aschbacher. Kritische Technologien wie Sensortechnologie, Quantentechnologie und KI müssten stärker integriert werden. „Der Weltraum befindet sich derzeit in einer zweiten Revolution“, so der ESA-Generaldirektor.
Weltraumwirtschaft: Abwanderung ins Silicon Valley
Aber im Vergleich mit Amerika hinkt Europa wie so oft hinterher. „Etwa 100 Milliarden Euro werden weltweit jährlich für Raumfahrt ausgegeben – 60 Prozent davon in den USA, hauptsächlich durch NASA und Space Force, 15 Prozent in China, und nur zehn Prozent in Europa“, sagt Aschbacher. Das bedeutet: Europa investiert etwa ein Sechstel dessen, was Amerika in die Raumfahrt steckt. „Als Chef der europäischen Weltraumagentur beunruhigt mich, dass die besten Talente ins Silicon Valley abwandern. Die Drohung steht im Raum, dass wir sie verlieren“, sagt Aschbacher.
Bündnispartner USA?
Dass die USA als verlässlicher Bündnispartner wegfallen, kann die Entwicklung der Weltraumwirtschaft in Österreich vorantreiben. Nichtsdestotrotz muss sich der Standort vorbereiten. Kürzungen in der amerikanischen Forschung könnten auch ESA-Projekte treffen. Aschbacher wolle auf alle Szenarien vorbereitet sein. „Wir sind ein guter Partner und wollen die Kooperation mit der NASA fortführen – auch wenn die USA das NASA-Budget kürzen“, sagt er.
Neue Programme in Planung
Neue Programme wie European Resilience from Space (ERS) sollen Europa stärker machen. „Das ERS-Programm führen wir gemeinsam mit der Kommission durch – es ist vergleichbar mit dem amerikanischen Starshield“, erklärt Aschbacher. Bereits in wenigen Jahren sollen die ersten Satelliten starten. Neben den USA gilt auch China als starker Konkurrent.
Trotz der angespannten Lage wollen die Expert:innen weiterhin auf Zusammenarbeit setzen. SpaceTech sehen sie als globale Aufgabe. „Es wird nie alles aus Europa kommen – aber wir müssen unsere Stärken weiter ausbauen“, sagt Herlitschka.