22.11.2016

Sieger der ÖBB-Challenge: Powerbanks, Piezo-Elemente und Co-Working Spaces

"Wohlfühlen am Bahnhof" - das war das Thema der zweiten ÖBB Open Innovation Challenge, deren drei Sieger-Ideen nun präsentiert wurden. Schon bald könnte es auf österreichischen Bahnhöfen einen Powerbank-Verleih und Co-Working Spaces geben. Über Piezo-Elemente im Boden wird Strom erzeugt und die Decken wirken durch eine optische Illusion unendlich hoch.
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Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) suchten in der zweiten Runde ihrer Open Innovation Challenge nach Ideen für den Bahnhof der Zukunft. Das Thema: “Wohlfühlen am Bahnhof” – durch relativ leicht umsetzbare Lösungen sollte der Komfort in den Stationen der ÖBB erhöht werden.Dabei konnte jeder mitmachen. Die Ideen mussten online auf der dafür eingereichten Plattform beschrieben werden. 10 von 305 eingereichten Beiträgen kamen ins Finale. Eine Jury kürte nun drei Sieger. Diese erhielten eine ÖsterreichCard Classic, mit der sie ab sofort ein Jahr lang die zweite Klasse aller ÖBB-Züge nutzen können.

+++ Dossier: Corporate Innovation +++

Platz 1: Powerbanks-Ausleihe für mobilen Strom

“Man sitzt am Bahnhof, ist schon länger unterwegs und was fällt einem auf? Nur noch zehn Prozent Akku. Wenn man jetzt aber noch eine dreistündige Reise vor sich hat, beginnt man verzweifelt nach einer Steckdose zu suchen, doch leider vergebens.” – so teaserte die 18-jährige Studentin Theresa Rechberger aus Oberösterreich ihren Beitrag an. Dazu brachte sie drei mögliche Lösungen vor. Mit einer davon holte sie sich den ersten Platz bei der Open Innovation Challenge: Künftig sollen gegen eine Kaution Powerbanks verliehen werden, die am Abfahrtsbahnhof entlehnt und am Zielbahnhof wieder abgegeben werden können. Damit kann man sowohl am Bahnhof als auch im Zug seine mobilen Geräte laden. Die relativ leichte Umsetzbarkeit dürfte die Jury hier unter anderem überzeugt haben.

Platz 2: Piezo-Elemente und unendliche Decken

Der Böden und Decken der ÖBB-Stationen nahm sich Ahmedullah Maz Durrani aus Pakistan mit seinen Ideen an. Sein erster Vorschlag: In den Böden der Bahnhofshallen sollen sogenannte Piezo-Bodenplatten installiert werden. Diese erzeugen, wenn man darauf tritt, kleine Mengen an Elektrizität. Damit sollen die Menschenmassen, die täglich durch die großen Gebäude gehen, nebenbei eine signifikante Menge an Ökostrom generieren, der in den Bahnhöfen genutzt werden kann. Auch Durranis zweite Idee kam bei der Jury gut an: An den Decken sollen 3D-Elemente angebracht werden, die diese “unendlich hoch” wirken lassen. Damit soll durch die Illusion von mehr Raum der Komfort erhöht werden.

Platz 3: Co-Working Spaces in Bahnhöfen

Flexibilität – das Zauberwort der heutigen Arbeitskultur führt dazu, dass immer mehr Menschen beruflich ständig unterwegs sind. Dabei wollen sie natürlich die Zwangspausen, die sich durch Wartezeiten ergeben, nicht ungenutzt lassen. Doch der Lärm und das Getümmel auf Bahnhöfen schafft nicht für jeden das passende Arbeitsklima. Die Burgenländerin Stefanie Drucker hatte dazu einen passenden Einfall, der die ÖBB-Jury überzeugte: In den Stationen sollen Co-Working Spaces, beziehungsweise Business Lounges eingerichtet werden. Wichtig ist der Gründerin einer Marketing-Agentur dabei, dass sich das Angebot nicht nur an Business-Leute richtet, die es regelmäßig nutzen, sondern auch Gelegenheits-Nutzer adressiert.

+++ Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus +++

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Die haelsi-Gründer Christopher Pivec und Felix Faltin | (c) haelsi
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“Haelsi ist mein Herzensprojekt, bei dem ich sozusagen ‘all in’ gegangen bin. Emotional und auch wirtschaftlich, weil ich glaube, dass haelsi das Zeug dazu hat, das Gesundheitssystem zu revolutionieren”, sagte Österreichs bekanntester Business Angel Hansi Hansmann im Juni 2023 gegenüber brutkasten. Damals wurde ein Investment unter anderem durch ihn kommuniziert, das ihn mit 38,15 Prozent auch zum größten Anteilseigner des Wiener Startups machte.

Hansmann bereits von 2010 bis 2022 größter Anteilseigner

Bzw. wieder zum größten Anteilseigner machte, denn eigentlich war er das die längste Zeit. Das Unternehmen hinter der Marke haelsi ist nämlich die bereits 2010 gegründete mediClass Gesundheitsclub GmbH, bei der Hansmann von Beginn an bis 2022 die Mehrheit hielt und zeitweise sogar alleiniger Eigentümer war. Diese betrieb ein Gesundheitszentrum kombiniert mit digitalen Services.

mediclass und careety wurden mit neuem Konzept zu haelsi

Nach mehr als zehn Jahren als mediclass folgte dann im Mai 2023 aber die Neuaufstellung. Man habe nicht nur mediclass, sondern auch das Tech-Startup careety in das neue Konzept haelsi “eingebracht”, erklärte Co-Geschäftsführer Felix Faltin brutkasten vergangenes Jahr. Der careety-Gründer Christopher Pivec wurde zum zweiten Co-Geschäftsführer. Auch das neue Modell baut auf physischen Gesundheitszentren auf und kombiniert diese mit Online-Services. Hinzu kommt ein B2B-Angebot für betriebliche Gesundheit. Hier arbeite man bereits mit Unternehmen mit insgesamt mehr als 2.000 Mitarbeiter:innen zusammen, darunter EY, Geizhals und Journi, heißt es vom Startup.

Klare Skalierungs-Strategie

Dabei ist aber klar: Trotz des auf physischen Standorten aufbauenden Hybrid-Modells im B2C-Bereich hat haelsi eine klare Skalierungs-Strategie, wie Co-Founder Faltin gegenüber brutkasten ausführt: “Unser Modell können wir in kurzer Zeit auf beliebig viele Standorte ausweiten, wir verwenden für alle Services dieselbe Tech Infrastruktur – egal ob Termin in unseren Zentren, bei Unternehmen vor Ort oder online stattfinden. Unsere B2B Services brauchen überhaupt keine physischen Standorte, da sind wir extrem skalierbar.”

“Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient”

Entsprechend ambitioniert ist auch die Zielsetzung: “Wir wollen in Österreich die klare Nummer 1 für praktische, hochwertige Medizin sein”, so Faltin. In Wien sei man das heute schon. “Wir sind opportunistisch und kapitaleffizient, sehen uns potentielle Zentren zur Übernahme oder Betriebsführung an, werden aber auch Zentren von Scratch aufbauen wenn es Sinn macht”, sagt der Gründer.

haelsi eröffnet bereits zweites Gesundheitszentrum in diesem Jahr

Und die aktuellen Zahlen nach der Neuausrichtung im Frühjahr 2023 sprechen für sich: Insgesamt betreuen über haelsi mittlerweile 80 Ärzt:innen und Therapeut:innen aus mehr 25 verschiedenen Fachrichtungen 20.000 Patient:innen. Und nun eröffnete das Startup bereits das zweite Gesundheitszentrum in diesem Jahr und kommt somit auf aktuell drei Standorte – allesamt in Wien. Was ist das Erfolgsrezept? “Wir sind seit 2024 ein effektiver Marktplatz. Ärzt:innen und Therapeut:innen, auf der Angebotsseite, finden bei uns das attraktivste Full-Service Modell im Markt. Die müssen sich bei uns um nichts mehr kümmern, außer ihre Patientinnen optimal zu betreuen”, sagt Faltin.

Monatlich mehr als 500 neue Patient:innen

Auf der Nachfrageseite gewinne man monatlich mehr als 500 neue Patient:innen – zu 75 Prozent über organische Kanäle, führt der Gründer aus: “Diese Menschen kommen zu haelsi, weil das Gesamtpaket unschlagbar ist: kinderleichte Onlinebuchung mit großer Terminauswahl, Wohlfühlatmosphäre und kurze Wartezeiten vor Ort, exzellente medizinische Betreuung, automatische Einreichung bei der Kasse und digitaler Zugriff auf Rezepte und Befunde.”

“Sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”

Das neu eröffnete dritte Gesundheitszentrum befindet sich im vierten Bezirk in Wien und ist ganz auf das Thema Physiotherapie ausgelegt. Er kommt zum “Flagship”-Standort im zweiten Bezirk und einem Facharzt- und Therapiezentrum im 18. Bezirk hinzu. “Wir sind jetzt von überall in Wien in 30 Minuten erreichbar”, so Faltin.

Dritter haelsi-Standort in nur vier Monaten aufgebaut

Und der Aufbau des dritten Standorts sei “in Rekordzeit” gelungen, sagt der Gründer: “Wir haben vier Monate vom ersten Kontakt mit der Vorbesitzerin und dem Go Live als haelsi-Zentrum mit acht Therapeut:innen gebraucht”, so Faltin. “Das ist für die Gesundheitswelt extrem schnell. Die Challenges sind operativ: Ärzte und Personal onboarden, Tech-Stack tauschen, unsere Prozesse und Marketing ausrollen. In einem normalen Ärztezentrum startet vielleicht ein neuer Arzt pro Jahr. Bei uns fängt jede Woche eine neuer Arzt oder Therapeut an.”

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