05.02.2024

NXAI: AI-Experte Sepp Hochreiter gründet neues KI-Startup

KI-Pionier Sepp Hochreiter, Company Builder Netural X sowie Pierer Digital Holding gründen das Unternehmen NXAI GmbH, um europäische KI-Spitzenforschung umfangreich zu fördern und innovative KI-Lösungen für den internationalen Markt zu entwickeln. Erster Fokus wird die Weiterentwicklung der neuen europäischen Large Language Model Technologie xLSTM sein.
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NXAI, KI, AI, LLM
(c) NXAI - NXAI Gründer: Felix Neusser, Univ.-Prof. Dr. Sepp Hochreiter, Albert Ortig (v.l.n.r.).

Der österreichische KI-Forscher Sepp Hochreiter und der Company Builder Netural X GmbH gaben in enger Kooperation mit der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz und dessen Forschungszentrum LIT AI Lab am Linz Institute of Technology, die Gründung der NXAI GmbH bekannt.

NXAI: Forschen an LLM

Mit der bereits im Dezember 2023 gegründeten NXAI soll ein neues Zentrum für KI-Forschung und -Produktentwicklung im Herzen Europas entstehen, an dem der Grundstein für europäische KI-Anwendungen auf “wettbewerbsfähigem, globalen Niveau gelegt und ein eigenes Large Language Model gebaut wird”.

Im ersten Schritt soll NXAI die technologische Spitzenforschung um Large Language Models (LLM) und insbesondere den von Hochreiter entwickelten xLSTM-Algorithmus (Long Short Term Memory) forcieren. Erste Ergebnisse zeigen bereits, dass xLSTM effizienter (mit weniger Rechenkapazität), schneller und vor allem besser (höhere Genauigkeit) arbeiten soll als alle bisherigen LLMs, heißt es.

“Mit xLSTM haben wir die Möglichkeit, die KI-Technologie vom Herzen Europas aus zu revolutionieren und die Vorherrschaft von Transformermodellen zu brechen”, sagt Hochreiter. “Diese Chance möchten wir unbedingt nutzen. Daher bin ich sehr froh über die Zusammenarbeit der JKU mit NXAI. Durch NXAI erhalten wir eine erste Startfinanzierung für dringend notwendige Rechnerkapazitäten, mit denen wir xLSTM weiterentwickeln, testen und vor allem hochskalieren können.”

Vorteile von xLSTM

Insbesondere verstehe xLSTM die Semantik von Texten besser als die bisherigen LLMs und könne dadurch komplizierte Texte generieren. Darüber hinaus soll NXAI zukünftig weltweit führende algorithmische Methoden im Bereich Deep Learning erforschen, z.B. zur Beschleunigung von Simulationen komplexer dynamischer Systeme.

Hochreiter legte den Grundstein bereits 1991 und erfand die LSTM-Technologie. Die Technologie war bis 2017 die führende Methode in der Sprachverarbeitung und der Textanalyse und wurde bis heute in Smartphones eingesetzt. 2023 gelang ihm mit xLSTM ein weiterer Durchbruch.

Zur Erklärung: “Aktuelle Large Language Modelle basieren auf den sogenannten Transformermodellen. Diese benötigen im laufenden Betrieb sehr hohe Rechenleistungen, wenn der Text lang ist. Die Transformer-Berechnungen steigen somit quadratisch mit der Textlänge. Im Gegensatz dazu steigen die xLSTM-Berechnungen nur linear mit der Textlänge und brauchen im laufenden Betrieb weniger Rechenleistung. Das ist ein großer Vorteil, da komplexe Aufgaben viel mehr Text sowohl zur Aufgabenbeschreibung als auch zur Lösung brauchen”, heißt es per Aussendung.

NXAI: Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft

“Die derzeitigen Entwicklungen werden massiv von den USA und Asien vorangetrieben. Europa beherbergt allerdings genau die Spitzentechnologie und Forscher:innen, welche den Grundstein dieser Entwicklung gelegt haben und die entsprechenden Wachstumstreiber für diese Märkte waren. Die Herausforderung besteht nun darin, den Innovationsgeist wieder in die Wirtschaft Europas zu bringen und gemeinsam reale Herausforderungen mit AI anzugehen. Genau das soll durch NXAI geschehen”, sagt Albert Ortig, CEO von NXAI und Netural X.

Zwischen der JKU und NXAI wurde die Forschungskooperation vereinbart, u.a. um bisherigen Erkenntnissen rund um xLSTM zur Marktreife zu verhelfen. Das Ziel von NXAI ist konkret die engere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft, um einen erfolgreichen Technologietransfer von KI-Lösungen sicherzustellen. Daher sollen neben den Forschungsaktivitäten künftig im Rahmen der NXAI Spitzenforscher:innen, Entrepreneur:innen und Industrieexpert:innen zusammenkommen.

JKU Rektor Stefan Koch zeigt sich erfreut über diese wichtige Kooperation: “Künstliche Intelligenz ist nicht nur eine neue Technologie, sondern eine Revolution, die bereits begonnen hat. Die JKU hat mit Sepp Hochreiter einen der weltweit führenden Köpfe in diesem Bereich. Mit xLSTM haben wir an der JKU die Möglichkeit, die KI-Technologie von morgen zu gestalten. Wir können sicherstellen, dass europäische Werte einfließen.”

Pierer Holding eingestiegen

Obwohl die Forschung unabhängig und selbstbestimmt ist, sollen künftig ausgewählte Industriepartner eng mit NXAI und Forscher:innen arbeiten, um das Potential zukünftiger KI-Entwicklung effizient in die Praxis zu überführen. Im ersten Schritt wird die Finanzierung durch Pierer Digital Holding als Mitgesellschafter (37 Prozent Anteile) von NXAI sichergestellt.

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Der Blick in die Tech-Glaskugel | (c) Mitya Ivanov via Unsplash

Die Zeit um den Jahreswechsel ist bekanntlich auch jene der Trendprognosen der großen Beratungsunternehmen. Deloitte präsentierte nun seine “TMT Predictions”, mit denen man die Trends der Telekommunikations-, Technologie- und Medienbranche identifizieren will. So richtig vermögen die Tech-Trends 2025 aber nicht zu überraschen. In den vier von Deloitte Österreich aus dem Paper herausgegriffenen Vorhersagen dominiert der seit mittlerweile etwas mehr als zwei Jahren anhaltende Generative AI (GenAI)-Hype weiterhin. Nicht weniger als drei von vier Trends beziehen sich direkt auf die Technologie.

Auch in der deutlich umfangreicheren – international veröffentlichten – gesamten Studie geht es vorwiegend um Tech-Trends mit GenAI-Bezug. Dazu heißt es von Deloitte Österreich in einer Aussendung: “Auch wenn der erste mediale Hype vorbei ist, wird vor allem das Thema Generative Artificial Intelligence (GenAI) den Markt in den kommenden Monaten aufmischen. Die Branche muss sich auf einen Umbruch einstellen, der neben Chancen und Potenzialen auch einige Herausforderungen bringen wird.” Das sind die vier großen Trends laut Deloitte Österreich:

Trend 1: GenAI verdoppelt Energieverbrauch von Rechenzentren

Der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren könnte sich laut Deloitte-Analyse bis 2030 auf 1.065 Terrawattstunden (TWh) verdoppeln – das sind vier Prozent des gesamten weltweiten Energieverbrauchs. Der Anstieg ist vor allem auf das schnelle und große Wachstum von GenAI-Anwendungen und -Applikationen zurückzuführen.

“Der enorme Stromverbrauch durch GenAI und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf das Klima setzen viele Technologieunternehmen unter Druck. Umso wichtiger ist es in diesem Zusammenhang die Umstellung hin zu sauberer Energie voranzutreiben – mit den entsprechenden finanziellen Mitteln”, kommentiert Florian Brence, Partner bei Deloitte Österreich.

Trend 2: GenAI kurbelt Smartphone-Markt an

GenAI-gestützte Smartphones werden laut Deloitte-Prognose den Verkauf von Mobiltelefonen weiter vorantreiben. Das Beratungsunternehmen geht davon aus, dass GenAI-fähige Smartphones 2025 mehr als 30 Prozent der gesamt verkauften Smartphones ausmachen werden. “Vor allem Anwendungen wie Live-Übersetzungen oder automatische Texterzeugung könnten den nächsten großen Kaufimpuls auslösen”, schätzt man bei Deloitte.

“Die Smartphone-Hersteller sind auf den GenAI-Zug bereits aufgesprungen und erhoffen sich durch das Upgrade entsprechende Umsatzsteigerungen. Wie hoch diese 2025 ausfallen werden, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Verbraucherinnen und Verbraucher die innovativen Funktionen annehmen werden”, meint dazu Florian Brence.

Trend 3: Immer mehr Unternehmen setzen auf KI-Agenten

Mit der zunehmenden Verwendung von GenAI im Unternehmenskontext steige auch der Einsatz von KI-Agenten, analysiert Deloitte. So prognostiziert das Beratungsunternehmen, dass 25 Prozent jener Unternehmen, die bereits auf GenAI setzen, kommendes Jahr auch mit solchen autonomen intelligenten Systemen, die bestimmte Aufgaben ohne menschliches Eingreifen ausführen, arbeiten werden.

“Die aktuellen KI-Agenten werden in den kommenden Monaten erhebliche Verbesserungen erfahren und so künftig noch größere Flexibilität und eine breitere Anwendungspalette bereitstellen. Für Unternehmen lohnt es sich also, die Einführung solcher Systeme vorzubereiten, denn es ist unbestritten, dass sie mit ihren vielen Anwendungsfällen nützliche Werkzeuge zur Steigerung der Produktivität und Effizienz darstellen”, so Florian Brence.

Trend 4: Konsolidierung in der Telekommunikation verändert globale Märkte

Die Konsolidierung im Bereich der drahtlosen Telekommunikation, insbesondere in Europa, werde sich ab 2025 fortsetzen und beschleunigen, erwartet man bei Deloitte. Dadurch entstehe ein tragfähigeres und nachhaltigeres drahtloses Ökosystem, insbesondere in kleineren Märkten.

“Unseren Berechnungen zufolge, wird die Gesamtzahl der Fusionen und Übernahmen mit etwa 400 konstant bleiben. Der Schwerpunkt wird sich aber vor allem auf die Konsolidierung auf Marktebene verlagern, wobei kleinere Telekommunikationsunternehmen von größeren Unternehmen ins Visier genommen werden. Die globalen Märkte werden sich künftig dadurch maßgeblich verändern”, prognostiziert Florian Brence.

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