02.06.2021

Nuri-CEO Walcker-Mayer: So wollen wir Krypto aus der Nische holen

Das Berliner Fintech Bitwala hat sich in Nuri umbenannt - und will damit auch weg vom kurzfristig orientierten Trading, hin zum langfristigen Vermögensaufbau. Wir haben bei Nuri-CEO Kristina Walcker-Mayer nachgefragt.
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Nuri-CEO Kristina Walcker-Mayer
Nuri-CEO Kristina Walcker-Mayer | Foto: Nuri

2015 startete das Berliner Fintech Bitwala mit dem Anspruch, den Kauf von Bitcoin möglichst einfach zu gestalten. Vom Trading-Image will das Unternehmen allerdings mittlerweile weg – und setzte einen radikalen Schritt, um die Neuausrichtung offensiv zu vermitteln: Seit Mitte Mai heißt das Unternehmen, wie berichtet, nicht mehr Bitwala, sondern Nuri.

Damit einher ging eine völlige Neugestaltung des Markenauftritts und der eigenen Plattform – bei dem Wörter wie “Trading” oder “Portfolio” gestrichen wurden. Lieber spricht man bei Nuri von langfristigem Vermögensaufbau und sieht sich als Neobank. Erklärtes Ziel des Rebrandings: Ein breiteres Publikum über die klassische Krypto-Zielgruppe hinaus anzusprechen.

Für aktive Trader ist die Auswahl bei Nuri aber wahrscheinlich ohnehin zu eingeschränkt – das Unternehmen bietet nur die beiden größten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum an. Eine Besonderheit ist dagegen das sogenannte Bitcoin-Ertragskonto – über das man seine Coins gegen Gebühr verleihen kann und dafür Erträge erhält. Das Fintech stellt dafür bis zu 5 Prozent pro Jahr in Aussicht. Abgewickelt wird dies über das Londoner Krypto-Unternehmen Celsius, das ein Netzwerk für Krypto-Kredite betreibt. Die Ertragsrate, die ein Kunde erzielen kann, ist variabel und richtet sich nach der Marktnachfrage. Die Auszahlungen erfolgen wöchentlich.

Mit dem Rebranding will Nuri seine Produktpalette nun erweitern. Der brutkasten hat bei Nuri-CEO Kristina Walcker-Mayer nachgefragt – sie hat den Chefposten im April übernommen, nachdem sie zuvor Chief Product Officer (CPO) war. Zuvor war sie bei N26 und Zalando ebenfalls im Produktbereich tätig.

Bitwala hat sich in Nuri umbenannt und sich einen neuen Auftritt gegeben, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Sind Kryptowährungen derzeit noch zu sehr in einer Nische?

Kristina Walcker-Mayer: Das Interesse und damit auch unsere Nutzerzahlen steigen, allerdings sind wir noch nicht vollständig in der breiten Masse angekommen. Das ist bei neuen Technologien aber ganz normal. Ich habe beispielsweise 2010 angefangen, Mobil-Apps zu bauen. Selbst vier, fünf Jahre später haben wir noch festgestellt, dass Nutzer zwar sehr viel mobil browsten, aber bei Käufen noch zurückhaltend waren, weil sie “mobiles Internet für unsicherer” hielten.

Ähnlich ist es jetzt bei Blockchain. Technologien müssen gewisse Phasen durchlaufen, bis sie auch bei unseren Müttern und Onkeln ankommen. Das kann ein paar Jahre dauern. Wir wollen den Weg dorthin ebnen und es einer breiteren Zielgruppe erleichtern, in Krypto zu investieren.

Uns ist auch das Thema Bildung und Guidance sehr wichtig. Auch da kann man wieder das Beispiel E-Commerce heranziehen: Wenn man 50 Euro verliert, weil ein bestelltes Kleid nicht ankommt, ist das zwar blöd, aber man nimmt es vielleicht eher in Kauf und probiert ein neues Produkt oder einen neuen Service aus, als wenn es um Geldanlage geht. Da sind die Leute generell risikoaverser. Im gesamten Fintech-Bereich haben die Leute Angst, ihr Geld zu verlieren und wollen mehr Information und Sicherheit, bevor sie Geld anlegen.

Schätzen die Menschen das Risiko von Kryptowährungen also falsch ein?

Ich stoße immer wieder auf Medienberichterstattung, in der beispielsweise regelrecht vor Kryptowährungen gewarnt wird und das Risiko von Kryptowährungen höher eingestuft wird, als jenes von Aktien. Aber wenn man Einzeltitel kauft, kann das genauso volatil sein. Diese einseitige Berichterstattung beeinflusst die Leute dann auch. Daher finden wir es wichtig, Aufklärung zu betreiben und zum Beispiel darauf hinzuweisen, dass man seine Anlagen streuen soll. In einem gut diversifizierten Portfolio wirken sich Kryptowährungen eher positiv aus wie man in Finanzstudien mittlerweile erkennen kann.

Die Kryptobranche gilt als männlich dominiert. Was kann man tun, um Frauen stärker anzusprechen?

Es gibt diverse Studien, die belegen, dass Frauen ein großes Interesse für das Thema Krypto aufweisen, aber den letzten Schritt zum Investment nicht machen. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Einerseits haben sie häufig das Gefühl, dass ihnen relevante Informationen fehlen und sie nicht einschätzen können, ob der Anbieter vertrauenswürdig ist. Andererseits zeigt die Mehrheit der Frauen auch grundsätzlich ein anderes Anlageverhalten auf – sie gehen strategischer vor und wollen sich langfristig orientieren. Bei Krypto stand aber in der Vergangenheit häufig der Trading-Gedanke im Mittelpunkt. Davon wollen wir weg. Bei Krypto-Investments kann man genauso eine langfristige Strategie verfolgen wie bei ETFs. Unterjährig gibt es eine Volatilität wie eben bei Aktien oder ETFs auch, aber langfristig steigt der Preis. Wir arbeiten daher an Krypto-Sparplänen, um regelmäßiges Investieren zu ermöglichen.

Zusätzlich stellt sich die Frage, wie man ein Produkt ansprechender gestaltet. Die meisten Finanzplattformen sind sehr technisch – von der Farbgebung über die Sprache bis zu den Bildern. Sie sind auf eine eher männliche Zielgruppe ausgerichtet, was vielleicht vor 30 Jahren berechtigt war, aber mittlerweile nicht mehr. Uns geht es nicht nur darum, Frauen zu erreichen, sondern unter Diversität verstehen wir auch unterschiedliche Wissenstände in Sachen Finanzen, Herkunft, kultureller Background, Alter, verfügbares Vermögen. Wir sehen es als unseren gesellschaftlichen Auftrag, ansprechender zu werden. Wenn sich alle Plattformen nur an Männer in einer spezifischen Nische richten, dann ändert man gesellschaftlich auch nichts.

Du hast bereits angesprochen, dass es euch wichtig ist, Aufklärung zu betreiben, wie man richtig anlegt. Welche Aspekte wollt ihr dabei vor allem vermitteln?

Krypto wird oft in die Zocker-Nische hineingepresst. Wir wollen die Menschen aber dazu bringen, dass sie ihr Geld langfristig zurücklegen und ihnen sagen: Wenn ihr das strategisch angeht, baut ihr euch langfristig ein Vermögen auf. Zocken dagegen geht meistens nicht gut, damit sollte man also lieber gar nicht erst anfangen. Es gibt immer mehr Apps, die diesen Gamification-Ansatz verfolgen, wie etwa Robinhood in den USA oder BUX in den Niederlanden. Leider verzocken junge Leute häufig die paar Euro, die sie angespart haben. Wir vermeiden mittlerweile Begriffe wie Trading und Portfolio völlig und sprechen stattdessen mehr über Vermögen.

Welche Produkte sind in diese Richtung in Zukunft geplant?

Wir planen in Zukunft ganz unterschiedliche Produkte zu launchen – aber im ersten Schritt geht es um Vermögensaufbau. Wir arbeiten an einem Produkt, das in eine ETF-ähnliche Richtung geht. Decentralized Finance (DeFi) ist auch ein Thema – beispielsweise die Frage, wie ich die Vorteile von Staking für Stablecoin-Lending so einfach verpacken kann, dass sie jeder nutzen kann. Details kann ich aber noch nicht verraten.

Viele in der DeFi-Bewegung haben den fast revolutionären Anspruch, ein komplettes dezentrales Finanzsystem aufzubauen und sämtliche Mittelmänner wie beispielsweise Banken überflüssig zu machen. Wie passt dieser Ansatz mit einer Neobank wie Nuri zusammen und wo seht ihr eure Rolle?

Bei DeFi braucht es keine Intermediäre mehr, das System ist “trustless” – das Vertrauen wird also durch Code ersetzt. Mit den Intermediären im Finanzsystem gibt es aber nicht nur ein Vertrauensproblem oder ein Single-Point-of-Failure-Problem, sondern auch ein Kostenproblem. Durch diese Intermediäre werden viele Finanzprodukte sehr teuer. Das hat den Vorteil, dass das gesamte System viel effizienter werden könnte – und damit auch wesentlich kostengünstiger. Es lassen sich auch höhere Renditen erzielen als in der traditionellen Finanzwelt. Aus Nutzersicht gibt es sehr viele Vorteile und die wollen wir unseren Kunden zugänglich machen.

Heute, Stand 2021, sind die Tage von Traditional Finance gezählt. Am Horizont sehen wir ein neues Finanzsystem, das revolutionär sein wird, das aber noch nicht ganz in unserem Alltag angekommen ist. Für die Miete und die Stromrechnung brauche ich noch das traditionelle Finanzsystem. Wir sehen unsere Rolle darin, diese beiden Welten zu vereinen und unseren Nutzern “the best of both worlds” zu bieten.

Ihr bietet ein vollumfängliches Bankkonto an. Ist es euer Anspruch, dass Nuri künftig auch als Hauptkonto für eure Kunden fungieren soll?

Wir würden uns darüber sehr freuen. Wir bieten das Bankkonto schon sein einigen Jahren an, aber haben es nicht so offensiv kommuniziert, weil wir uns zunächst auf andere Themen fokussiert hatten. Aber wir haben uns ja bewusst dafür entschieden, nicht nur ein Depotkonto anzubieten, sondern ein vollwertiges Bankkonto – daher ist es auch unser Anspruch, das jetzt richtig ansprechend zu machen. Kein Kunde will zehn verschiedene Banking-Apps auf dem Handy haben.

Nuri verdient über eine Gebühr beim Kauf- und Verkauf von Kryptowährungen. Das normale Bankkonto kann ich aber auch verwenden ohne Kryptowährungen zu kaufen. Wie ist hier das Geschäftsmodell?

Dass man mit einem normalen Bankkonto heute kein Geld verdient, ist kein Geheimnis. Man könnte natürliche Features wie einen Überziehungskredit integrieren, aber es ist nicht unser Fokus, mit dem Bankkonto Geld zu verdienen. Langfristig könnte man über Premiumkonten nachdenken. Aber auch dies wäre aus Nutzersicht getrieben – indem man sich die Frage stellt, wo ist der Pain so groß, dass ein Premium-Angebot gerechtfertigt wäre. Beispielsweise könnte man sich bei unserem Krypto-Steuerreport überlegen, ob er vielleicht langfristig ein Premiumprodukt ist. Aber an diesem Punkt sind wir momentan noch nicht. Wir sehen das Konto derzeit auch eher als ein Mittel zur Generierung von Neukunden.

Ihr bietet derzeit nur die beiden größten Kryptowährungen Bitcoin und Ether an. Wollt ihr euer Angebot in Zukunft ausbauen?

Wir verfolgen einen stark kuratierten Ansatz. Viele Neobroker überwältigen Kunden mit ihrem Angebot und die sehen dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wir prüfen immer, was unsere Kunden wollen und derzeit ist die Nachfrage vor allem nach diesen beiden Währungen da. Basierend auf der medialen Berichterstattung könnte man beispielsweise meinen, dass Dogecoin wichtiger ist als alles andere. Aber wenn man sich die Zahlen der großen Krypto-Plattformen ansieht, die Dogecoin im Angebot haben, ist das eigentlich zu vernachlässigen.

Nuri wurde 2015 unter dem Namen Bitwala von Jan Goslicki, Benjamin Jones und Jörg von Minckwitz gegründet. Das Fintech hat nach eigenen Angaben über 200.000 Kunden und ist in 32 europäischen Ländern aktiv – darunter auch Österreich. Im Zuge des aktuellen Krypto-Booms sind im ersten Quartal 2021 rund 50.000 Neukunden dazugekommen. Die Belegschaft ist in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 50 Prozent auf 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen.
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Fit2Go, Blau Weiß Linz, Austria Wien, Hartberg, gesunde Ernährung,
(c) Fit2go - (v.l.n.r.) Patrick Vormair, Marketingmanager BW Linz, Sebastian Winklhamer, operativer Leiter Fit2go, Fabio Strauss, Kapitän BW Linz und Julian Kolar, Gründer Fit2go.

Das Linzer Startup Fit2Go von Founder Julian Kolar konnte sich bereits Anfang März ein Investment sichern. Damals erhielt das Unternehmen ein sechsstelliges Investment – angeführt wurde die Runde von Runtastic-Founder Florian Gschwandtner. Auch Thomas Baldinger, Alexander Kolar und Philipp Kuibus waren der Finanzierung beteiligt.

Fit2go: Auch Austria Wien und Hartberg dabei

Fit2go stellt Tiefkühlmahlzeiten her und vertreibt diese sowohl im B2B-Bereich als auch im B2C-Onlineshop. Das Unternehmen beliefert bereits zahlreiche Betriebskantinen und Fitnessstudios und hat sich nun erfolgreich im Profisport etabliert. Neben dem FC Blau Weiß Linz vertrauen auch andere Vereine wie Austria Wien und der TSV Hartberg auf die Ernährung der Linzer.

“Fit2go ist die ideale Mahlzeit für uns, vor allem nach dem Training. Die Gerichte können schnell und ohne großen Zeitaufwand zubereitet werden. Außerdem sind sie perfekt abgestimmt auf eine ausgewogene, gesunde und vor allem proteinhaltige Ernährung, was für uns als Leistungssportler sehr wichtig ist”, betont Fabio Strauß, Kapitän von Blau Weiß Linz.

Regionaler Fokus

Ein zentraler Aspekt der Philosophie von Fit2go ist die regionale und nachhaltige Herstellung der Produkte. Die Gerichte werden mit frischen, regionalen Zutaten zubereitet – dies passe perfekt zum Anspruch des Startups, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig den eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

“Die Partnerschaft mit Blau Weiß Linz ist ein weiterer Meilenstein für uns”, sagt Founder Kolar. “Wir sind stolz darauf, dass unsere hochwertigen Mahlzeiten auch im Profisport geschätzt werden und freuen uns, Teil der Erfolgsgeschichte des Vereins zu sein.”

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