29.11.2021

Novid20: Wiener Startup übernimmt Covid-Tests in allen Grundschulen in Bayern

Das Wiener Anti-Corona-Startup Novid20 verbucht einen weiteren Erfolg im Ausland: In Bayern wird seine digitale Infrastruktur für PCR-Lolli-Pooltests nun flächendeckend eingesetzt.
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Teamfoto Novid20 | © Novid20 GmbH
Teamfoto Novid20 | © Novid20 GmbH

Am 19. März 2020, also wenige Tage nach Start des ersten Lockdowns, berichtete der brutkasten das erste Mal über ein Wiener Team, das sich unter dem Namen Novid20 (für “No Covid 2020” im Gegensatz zu Covid19) dem digitalen Kampf gegen die Corona-Pandemie verschrieben hatte. Damals ging man mit einer Kontakt-Tracing-App an den Start. Diese kam aber in Österreich nie zum Einsatz, dafür etwa als offizielle Lösung in Georgien. Hierzulande kamen dem Team Rotes Kreuz und Accenture mit der bekanntlich wenig erfolgreichen Stopp Corona-App zuvor.

Novid20: Auf Pilotprojekt in Baden-Württemberg folgt flächendeckender Einsatz in Bayern

Novid20 wurde nach einiger Zeit zum Startup und brachte ein weiteres Produkt heraus: Eine Software-Infrastruktur für Corona-Massentests. Diese kam etwa erfolgreich in 23 Pflegeeinrichtungen der Caritas in Österreich oder auch bei einer vom Bildungsministerium beauftragten “Gurgelstudie” an heimischen Schulen zwischen Herbst 2020 und Sommer 2021 zum Einsatz.

Den nächsten wirklich großen Auftrag holte sich das Startup aber abermals im Ausland. Seit Frühling 2021 führte man ein Pilot-Projekt mit Lolli-Pooling-Tests mit Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen im Großraum Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg, Deutschland) durch. Dabei kommen die von den Kindern für 30 Sekunden gelutschten Wattestäbchen noch in der Klasse in ein gemeinsames Pool-Röhrchen, wodurch nur ein Test pro Klasse durchgeführt werden muss, was die Testung insgesamt enorm beschleunigt.

“Keine nachträglichen Einzeltestungen mehr erforderlich”

Nun konnte Novid20 den Auftrag für derartige Tests in allen Grund- und Förderschulen im gesamten Bundesland Bayern an Land ziehen. “Wir sind stolz, als österreichisches Unternehmen vom Freistaat Bayern für dieses Großprojekt an Grund- und Förderschulen ausgewählt worden zu sein. Dabei konnten wir auf unseren Erfahrungen aus dem Projekt in Freiburg im Breisgau aufbauen. Neu ist mittlerweile, dass auch gleich mit Rückstellungsproben gearbeitet wird – somit sind bei einem coronapositiven Pool keine nachträglichen Einzeltestungen mehr erforderlich”, sagt Novid20-Geschäftsführer Moritz Miedler.

Mithilfe der Software des Startups werden nun in ganz Bayern an knapp 3.300 Schulstandorten pro Woche 50.000 Poolproben von rund einer halben Million Schüler:innen abgewickelt. Man habe innerhalb kürzester Zeit alle Schulstandorte in Bayern auf die Verwendung der Software eingeschult und betreue sie durch ein Support-Team, heißt es in einer Aussendung. Aktuell würden fünf bis zehn Millionen PCR-Testungen pro Monat über von Novid20 (mit)entwickelte Systeme laufen, allein vier Millionen davon in Bayern. 

Wie schon vor einigen Monaten bringt das Startup auch abermals seine Lösung “als sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Gurgeltests” für Österreich ins Spiel. “Anders als in Österreich testet Bayern bereits jetzt die Kinder zweimal pro Woche mit dem verlässlicheren ‘Goldstandard’ PCR”, heißt es unter anderem in der Aussendung.

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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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