28.08.2023

NÖ-Founder hat sich 4 Chips unter die Haut implantieren lassen

Mit einem Hand-Wink kann Thomas Urbanek unter anderem ins Fitness-Studio gehen und an der Kassa bezahlen. Und eine Geschichte der Tech-Neugierde liefern, die ihrer Zeit (maximal) um eine kleine Spur voraus scheint.
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(c) Arikan/Taurus Sicherheitstechnik - Thomas Urbanek trägt vier NFC-Chips in den Händen.

Mit 16 bereits selbstständig. Schlagzeuger einer Rock-Metal-Band, achtfacher Geschäftsführer, Investor und nun der Mann, der sich vier Chips in die Hände implantieren ließ. Thomas Urbanek, geschäftsführender Gesellschafter der Taurus Sicherheitstechnik und Co-Founder von Founders of Europe öffnet Türen ohne Schlüssel oder Zugangskarte und bezahlt mit der bloßen Hand – ohne Bargeld oder Kreditkarte darin.

Urbanek: “Ich gehe voran”

“Die Kuriosität war irgendwann da”, erzählt Urbanek dem brutkasten auf die Frage nach den Gründen für seine Implantate. Bei seinem Unternehmen Taurus beschäftigt sich der gebürtige Niederösterreicher nämlich neben Alarm- auch mit Zutrittssystemen und verfolgte die Entwicklungen in dem Bereich mit großer Neugierde.

Er weiß, die Gesellschaften kamen immer mehr weg vom klassischem Schlüssel und griffen zu Karten und Ähnlichem, um Türen und Co. zu öffnen. Irgendwann sah Urbanek auf Instagram jemanden aus den USA, der sich einen Chip unter die Haut setzen ließ. Und war gefesselt. Danach fand er weitere menschliche Beispiele mit Chips unter der Haut, etwa aus Schweden und anderen Gegenden.

“Irgendwann wurde das Thema Chip-Implementierung immer relevanter. Ich habe dann jemanden aus Deutschland kennengelernt und dachte, das passt gut zu unserem Geschäftsfeld”, erinnert er sich. “Da habe ich entschieden, ich gehe jetzt voran.”

NFC-Chip in der Hand

So ließ er sich im Sommer des Vorjahres einen NFC-Chip (Near Field Communication) in die Hand einsetzen und kann nun im Unternehmen und daheim Türen öffnen. Der Chip ist einen Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von zwei Millimetern. Konkret handelt es sich um einen Glaskörper in Form einer kleinen Pille, der mittels Spritze in die Hand geschoben wird.

“Man spürt es schon etwas, die Spritze ist etwas dicker als bei einer Impfung”, erklärt Urbanek die Prozedur. “Aber ein Piercing oder Ohrlochstechen ist schmerzhafter.”

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(c) Arikan/Taurus Sicherheitstechnik – Die Chips unter der Haut sind rutschfest.

Die kleinen Chips, die sich unter der Haut befinden, sind von außen weder als Erhebung sichtbar, noch spürt man sie. Auch im Alltag sei es kein Problem. “Die Haut bildet um den Chip eine Art Tasche, sodass der Chip nicht verrutschen kann.”

Urbanek verfügt seit kurzem über insgesamt vier NFC-Chips, die entweder zwischen Daumen und Zeigefinger stecken oder auf der Außenseite der Haut. Zum Türen öffnen im Unternehmen oder daheim; für den Zugang zum Fitnessstudio oder zum Bezahlen. Dabei gelten alle vier Implantate als passive Chips ohne eigene Energiequelle.

“Nix für mi”

Sein direktes Umfeld hat größtenteils positiv auf die Implementierung reagiert, ältere Familienmitglieder hätten einzig klassisch österreichisch angemerkt, “sowas wäre nichts für sie”.

Ab und zu erlaubt sich der Geschäftsführer kleine Späße und agiert ein wenig provokant (auch um Awareness zu schaffen), etwa wenn er im Supermarkt an der Kassa steht.

Auf die Frage, ob er etwa bar oder per Karte bezahlen möchte, antwortet Urbanek öfter mal süffisant mit “per Hand” und löst somit immer wieder Verwirrung bei der kassierenden Person oder hinter ihm Wartenden aus. Die sich aber nach einer Erklärung oftmals in Verblüffung wandelt, wenn der Payment-Vorgang tatsächlich gelingt.

“Jüngere Menschen finden das spannend”, sagt er, “bei Älteren ist eher Skepsis vorherrschend. Einmal musste ich mit jemanden diskutieren, ob ich denn wirklich bezahlt hätte. Ich meinte nur, er solle selbst sehen, der Vorgang habe doch funktioniert und der Beleg wäre da.”

Chip wie Kreditkarte

Dieser Bezahlchip funktioniert dabei wie eine Kreditkarte und wird über ein Konto bei der Bank “Walletmor” abgewickelt. Auch eine Prepaid-Variante sei möglich. Hergestellt werden die Chips von “Dangerous Things” aus den USA.

Nach rund fünf Jahren muss er, Stand heute, getauscht werden. “Das trifft allerdings nur auf den Payment-Chip zu”, präzisiert Urbanek. “Das Implantat ist ja quasi eine Kreditkarte, mit Ablaufdatum wie jede andere. Die anderen Chips haben keines.”

Der Founder ist, mit seiner Art zu Bezahlen, natürlich gern gesehener Gast bei Diskussionsrunden im TV und hat zum Thema “Bargeld” eine praktische Meinung. Wenn er hierbei an die Zukunft denkt, so zeichnet sich das in seinem Geist als etwas ab, das in 50 bis 100 Jahren schlagend wird. “Erst da werden die Gesellschaften so richtig bargeldlos werden, denke ich, aber es soll ja kein Zwang sein. Man kann ja beides behalten”, sagt er.

Urbanek: “Mehr Use-Cases”

Für den “4-Chips-Mann” sind technologische Neugier, womöglich essentielle Entwicklungen in der Sicherheitstechnik und Convenience nicht die einzigen Use-Cases, die Chip-Implantate mit sich bringen. Auch im Gesundheitswesen sieht Urbanek praktische Einsatzmöglichkeiten.

Er kennt in seinem familiären Umfeld die Nervenkrankheit Parkinson und weiß, dass bereits Chips bei Menschen eingesetzt werden, die wegen des “Zitterns” den Schlüssel nicht mehr ins Schlüsselloch bekommen.

Insgesamt schätz Urbanek vorsichtig, dass es in Österreich 500 bis 1.000 Personen gibt, die Chips unter ihrer Haut tragen (Anm.: Er hat von einer Person in Deutschland gehört, die 36 Chip-Implantate im Körper hat) und möchte Anfang nächsten Jahres Chip Nummer 5 in seinen Körper bringen.

Genaueres will er noch nicht erzählen, weist aber per Aussendung darauf hin, dass Geldbörse und Schlüsselbund in seinem Alltag eigentlich nicht mehr erforderlich sind: “Einzig den Autoschlüssel brauche ich noch…”


Tipp: Für Implantat-Interessierte, die nicht wissen, wie man anfängt, offeriert Urbanek, sich über seine Sicherheitsfirma per Mail zu melden. Damit wären keine Kosten verbunden, man würde einfach Informationen liefern.

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(c) Don't Call it Deo - Stefan Steiner (r.) von Don't Call it Deo.

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Zudem gibt es von Don’t Call it Deo eine Ankündigung: Man stehe kurz vor der Markteinführung “weiterer innovativer Produkte”, heißt es vom Startup. “Das nächste Produkt, das in wenigen Wochen erscheint, ist für einen anderen Körperbereich konzipiert und wird ebenfalls die Geruchs- und Schweißbildung zu 100 Prozent stoppen.” Mit dem Antitranspirant Fluid verspricht das Unternehmen, mit nur einem Tropfen pro Anwendung die Geruchs- und Schweißbildung im Achselbereich für mehrere Tage zu stoppen. Dies wird mit dermatologischen und klinischen Tests untermauert.

Gespräche über Don’t Call it Deo-Listung mit deutschen Einzelhändlern

“Mit diesen positiven Entwicklungen sind wir nun bereit, den stationären Einzelhandel in Deutschland zu erschließen. Gespräche hierzu laufen bereits”, verrät Gründer Steiner. Ob es sich dabei auch um – angesichts der laufenden Kooperation durchaus logische – Gespräche mit dm in Deutschland handelt, ist aktuell noch nicht bekannt.

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