Es gibt jene Startups, die in der sprichwörtlichen Garage (bzw. in Europa meist eher in einem kleinen Co-Working-Space) mit nichts außer einer Idee starten. Und es gibt Startups von finanzkräftigen alten Hasen aus der Branche, die schon mit einem Budget, von dem andere nur träumen können, loslegen. Das Berliner Startup Nextwind zählt zur zweiten Kategorie. 2020 starteten die drei nicht mehr ganz jungen Gründer Lars B. Meyer, Werner Süss und Ewald Woste ihr Business mit einem 100-Millionen-US-Dollar-Investment im Rücken. Nun, drei Jahre später, holte sich das Unternehmen, das zu einem führenden Windkraft-Anbieter werden will, in einer neuen Finanzierungsrunde stolze 750 Millionen US-Dollar.

Die Nextwind-Gründer Werner Süss, Ewald Woste und Lars B. Meyer | (c) Nextwind

“Finanzierungsrunde” oder “Übernahme”?

Der US-VC Sandbrook Capital steigt dabei gemeinsam mit PSP Investments, dem Investment-Arm eines kanadischen Pensionsfonds und dem ebenfalls kanadischen institutionellen Investor IMCO ein. Während Nextwind selbst und deutsche Medien von einer “Finanzierungsrunde” schreiben, ist in mehreren Internationalen Medien von einer “Übernahme” des Unternehmens durch die Investoren die Rede. Jedenfalls dürfte eine Mehrheit der Anteile des Startups mit aktuell 20 Mitarbeiter:innen gekauft worden sein. Die Gründer behalten aber dem Vernehmen nach die operative Führung.

Nextwind-Gründer: “Umsetzung unseres Geschäftsmodells beschleunigen”

Die Investoren sehen in ihren Statements im Investment einen wichtigen Schritt im Einstieg in den Markt für Erneuerbare Energien. Nextwind-Co-Gründer Meyer sieht das Unternehmen in einer Aussendung gestärkt: “Mit den neuen Kapitalgebern im Rücken können wir jetzt die Umsetzung unseres Geschäftsmodells beschleunigen: Wir werden weitere Windkraftanlagen erwerben und repowern, um unser Ziel zu erreichen, ein großer grüner Stromproduzent in Deutschland zu werden.”

“Repowern” als Strategie

Nextwind betreibt aktuell bereits zehn Windparks in Nord- und Ostdeutschland. Momentan lautet die Strategie, alte Windparks zu kaufen und zu erneuern – das sogenannte “Repowern”. Doch: “Das Repowering ist der Startpunkt”, erklärt Co-Gründer Süss und skizziert weitere Pläne: “Wir identifizieren Windparks, die für die Kombination mit Photovoltaikanlagen sowie Batterien zur Zwischenspeicherung geeignet sind”.