04.11.2014

Neues Silicon Valley in Nazareth

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Silicon Valley Nazareth
Screenshot: Google Maps Nazareth

Nach der Entstehung eines Silicon-Valley-Pendants in Israel, versammelt sich nun auch in Nazareth eine Gruppe aus Start-ups und Investoren.

Hoch ragt der Berg des Absturzes neben Nazareth auf. Dem Neuen Testament zufolge wollte eine Menschenmenge Jesus in die Tiefe stürzen, als er die Scheinheiligkeit einiger Gelehrter anprangerte und sich dann als Messias der Juden vorstellte. Auch heute scheint der Berg ein Magnet zu sein, denn im angrenzenden Gewerbepark formiert sich das Silicon Valley der arabischen Welt. Start-ups und ihre Förderer haben sich dort angesiedelt.

Nazareth ist mit 70.000 Einwohnern die größte arabische Stadt in Israel und hat sich innerhalb von sechs Jahren zum Standort erfolgreicher Hochtechnologiefirmen entwickelt, die vor allem von arabischen Software-Ingenieuren getragen werden. Doch es ist nicht das erste Silicon-Valley-Pendant, denn auch in Israel haben sich Jungunternehmen und Investoren zusammengeschlossen. Das sogenannte Silicon Wadi (Wadi ist arabisch und wird gleichermaßen im hebräischen für Valley beziehungsweise Tal verwendet) bekommt durch das neue Zentrum Konkurrenz. Es war und bleibt schwierig.

Vorurteile gegen Araber

So schrieb Josef Karkabi nach seiner Ausbildung zum Softwareentwickler dutzende Bewerbungen, um in Tel Aviv eine Stelle zu finden. Außer drei Absagen kam keine Antwort. “Wenn Du nicht mal ein Vorstellungsgespräch bekommst, kannst Du das Vorurteil, Araber hätten mit Technologie nichts am Hut, schlecht ausräumen”, erkannte er. Die nächsten Bewerbungen schrieb Karkabi nur unter seinem unverfänglichen Vornamen und setzte als Heimatort statt des arabischen Schfaram seinen vormaligen Studienort Haifa ein. “Bald drauf konnte ich unter drei Zusagen auswählen.”

Die Beschäftigungsquote der arabischen Männer in Israel entspricht dem Durchschnitt. Doch die meisten arbeiten schlecht bezahlt in der Landwirtschaft oder im Bausektor. Traditionell gut vertreten sind sie noch unter den Ärzten und Apothekern. Im Durchschnitt liegt das monatliche Einkommen eines arabischen Haushalts bei 1.600 Euro gegenüber landesweit 2.800 Euro. Die Armutsrate im arabischen Fünftel der israelischen Bevölkerung liegt bei 54 Prozent gegenüber 19,9 Prozent landesweit.

Diese Zahlen nennt das Technologiezentrum Tsofen, das sich mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung für die Ansiedlung von IT-Firmen in arabischen Städten engagiert. “44 Prozent der arabischen Israelis mit naturwissenschaftlichem Abschluss arbeiten als Lehrer und kommen in der Industrie nicht unter”, berichtet Sami Saadi, der Tsofen vor sechs Jahren gemeinsam mit der jüdischen Ingenieurin Smadar Nehab gründete.

Start-ups wollen Homogenität

Mit plattem Rassismus hätten die aufgezeigten Probleme nichts zu tun, sagt Nehab: “Start-up-Unternehmen neigen zu einer gewissen Homogenität; das ist auch bei Indischstämmigen in Kalifornien so.”

Die Abhilfe erfolgt inzwischen ganz im Geiste der arabischen Lebensweisheit: “Wenn der Berg nicht zum Propheten kommen will, muss der Prophet zum Berg gehen.” Und so gründete sich am Fuß des Absturz-Bergs zuerst Tsofen und daneben die erfolgreiche Firma Galil Software, wo heute auch Josef Karkabi arbeitet, der letztlich der Heimat den Vorzug vor Tel Aviv gab. Im futuristischen Gebäude des vor einem Jahr eröffneten Industrieparks hat sich beispielsweise die Firma AlphaOmega niedergelassen, die Präzisionsinstrumente für Hirnoperationen entwickelt.

Und gegenüber dem Eingang zur Verkündigungskirche in der Altstadt haben sich 2012 die Business Angels des Nazareth Incubator Centers hinzugesellt. Zu den Jungunternehmern, denen dieser Förderverein half, ihre Geschäftsidee bis zur Marktreife zu entwickeln, gehört Dschafar Sabbah. “Als ich merkte, dass es keine mobilen Anwendungen mit arabischen Bildungsinhalten gab, kam mir die Idee für beam-riders, wo eine Sindbad-Figur die Schüler durch den Lehrstoff navigiert”, berichtet der 44-Jährige.

Von 350 auf 2000 Beschäftigte in 6 Jahren

Tsofen-Mitbegründer Saadi kann stolz die ersten Erfolge bilanzieren: “In unserem Gründungsjahr 2008 gab es nur 350 arabische Beschäftigte im israelischen Hightech-Sektor, heute sind es fast 2000. In Nazareth stieg ihre Zahl von 30 auf 600.” Die Ziele sind noch weitaus ehrgeiziger: Bis 2020 sollen arabische Israelis fünfmal mehr und damit jeden zehnten Mitarbeiter in der Branche stellen.

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(c) ecop

Es positioniert sich als Spezialist in der Entwicklung von “effizienten Hochtemperatur-Wärmepumpen für Industrie und Fernwärme”. Schlagzeilen schrieb es deshalb schon einige – auch Kapitalgeber sind an dem Modell des in Wien gegründeten Jungunternehmens ecop interessiert.

Mit Wärmerückgewinnung zur Energiewende

Trocknen, Destillieren oder Schmelzen sind tägliche Prozesse in der Industrie. Ohne die dazu notwendige Wärme wäre die Industrie nicht denkbar. Wärme macht nämlich über 70 Prozent des industriellen Energiebedarfs aus – brutkasten berichtete. Das Ganze wird dann verschwenderisch, wenn die durch Industrieprozesse entstandene Wärme nicht genutzt wird.

Diesem Problem nahm sich das Wiener Startup ecop an und entwickelte eine Lösung zur Wärmerückgewinnung mit Wärmepumpen. Dabei wird die von der Industrie erzeugte Prozesswärme in den Produktionsprozess zurückgeführt. Damit kann man jene Wärme nutzen, die ansonsten ungenutzt in die Umgebung freigesetzt würde.

Flexibler Einsatz in Industrie

Seit seiner Gründung 2007 verfolgt ecop das Ziel, Rotationspumpen als Schlüssel zur Wärmerückgewinnung in der Industrie durchzusetzen. Das Startup hat dafür eine Technologie entwickelt, die es selbst als weltweit einzigartig bezeichnet.

2015 wurde der erste vollfunktionsfähige Prototyp fertiggestellt. Die Technologie basiert auf einem neuartigen thermodynamischen Kreislauf und ermöglicht eine effiziente Rückgewinnung und Wiederverwendung von Fabrikabwärme mit direkten Ausgangstemperaturen von bis zu 200 °C. Die Rotationsgeschwindigkeit könne jederzeit abgeändert werden, um sich an verschiedene Temperaturen der Wärmequellen anzupassen.

2.500 Tonnen CO2 pro Jahr gespart

Industrieunternehmen soll es dank ecop also möglich sein, ihren Einsatz von Erdgas und fossilen Brennstoffen zur Wärmeerzeugung erheblich reduzieren zu können. Konkret sollen Einsparungen von 2.500 Tonnen CO2 pro Jahr möglich sein, heißt es von ecop.

“Unser Produkt ist eine revolutionäre Großwärmepumpe für die Industrie, die völlig neue Anwendungsfelder für die Verwertung von Abwärme schafft und als erste wirtschaftlich effektive Wärmepumpe für Temperaturen bis 150 Grad gilt”, sagte ecop-Gründer und Geschäftsführer Bernhard Adler gegenüber brutkasten im Jahr 2022.

3,9 Mio. im Sommer 2022 – nun frische 8,5 Mio. von EIC

Die Lösung fand auch von Seite einige Kapitalgeber Zuspruch. Mit einem Investment in Höhe von 3,9 Millionen Euro beteiligte sich im Sommer 2022 mit EIT InnoEnergy ein starker Partner am Unternehmen (brutkasten berichtete). Um die Skalierung zu managen, holte sich ecop die Wiener Beteilgungsgesellschaft epoona rund um Lothar Stadler und Werner Töpfl an Bord – beide zwei erfahren C-Level Manager aus der Industrie. Ziel war es damals, eine Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von zehn Millionen Euro abzuschließen.

Zwar nicht zehn, aber satte 8,5 Millionen Euro holte man sich nun vom EIC Accelerator, wie der Wärmepumpen-Spezialist am heutigen Freitag vermeldet. Der EIC Accelerator als Programm des European Innovation Council fördert DeepTech-Startups und Kleinunternehmen, die er in “einem hochkompetitiven Verfahren” auswählt.

EIC Accelerator förderte 68 von 347 Bewerbern

Direkte Zuschüsse werden in einer Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro vergeben, Kapitalbeteiligungen seien bis zu sechs Millionen Euro möglich. Nach eigenen Angaben erhält das DeepTech somit “die maximale Investitionssumme, um die Produktion seiner Rotations-Wärmepumpe zu skalieren”, heißt es per Aussendung.

Nach eigenen Angaben wurde ecop von der EIC Accelerator-Jury als eines der 969 Bewerber:innen zur Förderung ausgewählt. 347 Unternehmen kamen in die Interviewphase der Jury, 68 erhielten schließlich eine endgültige Finanzierungsrunde – darunter ecop. Insgesamt stellte das Investmentvehikel des European Innovation Council, der EIC-Fonds, eine Summe von 411 Millionen Euro zur verfügung, davon 165 Millionen in Form von direkten Zuschüssen und 245 Millionen in Form von Kapitalbeteiligungen.

Fabian Sacharowitz, seit April Co-CEO von ecop und früher Investment Director bei EIT InnoEnergy, äußert sich zur frischen Kapitalspritze wie folgt: „Das Innovations-Ökosystem der EU ist für uns eine wesentliche Unterstützung bei der Entwicklung unserer Technologie. Mit der Finanzierung können wir die Entwicklung unseres neuen Rotordesigns abschließen und den nächsten Skalierungsschritt starten sowie unsere Technologie noch breiter in den Markt bringen. Unternehmen und Kommunen können so bezahlbare CO2-freie Wärme erzeugen und ihre Betriebe nachhaltig versorgen.”

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