15.02.2019

Netflix-Konkurrent Filmocracy will User fürs Filme schauen bezahlen

Die Streaming-Plattform Filmocracy wurde von Jasper Grey, Kasia Kaczmarczyk und Paul Jun gegründet. Das US-Tech-Startup möchte User belohnen, die sich Filme ansehen und bewerten - mit der eigens dafür geschaffenen "virtual currency" namens Popcorn.
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(C) Filmocracy - Das US-Startup Filmocracy-Gründerteam wagt einen Angriff auf Netflix mittels "Gamification-Elementen" bei Bewertungen.

User fürs Filme schauen bezahlen – damit will das in Beverly Hills, Kalifornien, ansässige Startup Filmocracy durchstarten. Es hat mit dem 5. Februar auf Kickstarter eine Crowd-Funding-Kampagne gestartet und bis dato über 19.000 Euro und 176 Unterstützer erreicht. In den nächsten drei Wochen möchte Filmocracy das Ziel von etwas mehr als 44.000 Euro übertreffen.

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„Popcorn“ für Tickets und Geld eintauschen

Passieren soll die Vergütung der User über die virtuelle Währung Popcorn. Die verdient man sich durch die Registrierung auf der Seite, das Ansehen eines Films und dessen Bewertung basierend auf fünf Kategorien: Plot, Dialog, Cinematography, Sound/Music und Performance. Die Nutzung von Filmocracy kostet 10 US-Dollar im Monat. Ihre „Popcorn-Punkte“ können User dann gegen Kinotickets, Geschenk-Karten oder Cash eintauschen.

Zwölf Jahre keine Innovation

Paul Jun, CEO and Co-Founder von Filmocracy erklärt auf der Plattform digitaljournal sein Vorhaben: „Online-Streaming hat sich seit dem Start von Netflix 2007 nicht verändert. Das ist jetzt zwölf Jahre her und es gab keine erfolgreichen Versuche die ‚video on demand‘-Erfahrung für User zu erneuern. Der Mainstream-Konsument ist aber erpicht darauf, mehr von seinem Provider geboten zu bekommen“, sagt er.

New Economy – ohne Hollywood

Der „gamified“ Streaming-Dienst möchte deshalb eine neue Art des „movie watchings“ etablieren, die auf Wettbewerb, Preisen und „korrekten“ Bewertungen basiert. „Zum ersten Mal können Produzenten, Filmkritiker und Fans an der Erschaffung einer neuen ‚film-economy‘ abseits von Hollywood teilhaben“, so Jun weiter.

„Wisdom of the crowd“

Um sich  beim Bewertungssystem gegen online-Trolle, Bots und Spammer zu schützen, hat Filmocracy einen eigenen Weg gefunden. Sobald ein Film ausreichend Bewertungen bekommen hat, untersucht ein Algorithmus wie nah der einzelne „Kritiker“ (in den fünf Kategorien) an der allgemeinen Durchschnittsbewertung dran war. Je näher, desto mehr Popcorn gibt es, so die Idee. „Der Wert der Filmbewertung ist nur so stark, wie die Methodik, die dem System unterliegt. Da wir die User bitten, zu bewerten und die Ergebnisse mit der ‚wisdom of the crowd‘ zu vergleichen, können wir genauere Beurteilungen erreichen. Und viele der üblichen Probleme bei Online-Bewertungen umgehen“, erklärt Jun.

Monatliches Leaderboard

Eigenen Angaben nach, wird es zusätzlich ein Leaderboard geben, bei dem Top-User pro Monat mehrere Hundert bis Tausend US-Dollar verdienen können. Nach dem Monat wird das Ranking gelöscht und startet erneut, um „Fairness zu schaffen“, wie Jun erklärt.

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(C) Filmocracy – Ein eigenes Leaderboard-System soll Top-User mit bis zu 1,000 US-Dollar fürs Bewerten belohnen.

Jedes Jahr 13,000 neue Filme

Mit dem Hinweis, abseits von Hollywood agieren zu wollen, wurde es bereits angedeutet. Filmocracy möchte sich im Independent-Film-Bereich durchsetzen und dabei helfen, dass auch kleinere und ausländische Filme ihre Chance erhalten, auf den Markt zu kommen und Zuseher zu erreichen. „Wenn du es nicht aufs ‚Sundance‘ schaffst (Anm.: US-amerikanisches Filmfestival, das als Plattform für unabhängige amerikanische und internationale Produktionen gilt), ist es für kleine, unabhängige Filme ziemlich unmöglich, einen ‚distribution deal‘ zu erhalten. Jährlich werden global über 13.000 Filme gedreht, wobei nur 700 distribuiert werden“, sagt Co-Founderin Kasia Kaczmarczyk.

Promo-Video von Filmocracy

Auch in Österreich verfügbar

Offiziell hieß es zuerst, dass der Launch im August nur für den US-Markt gedacht war. Auf Nachfrage des brutkasten bei Paul Jun versicherte der Gründer, dass es sich um einen weltweite Einführung handelt. Auch in Österreich werde man ab Sommer die Möglichkeit haben auf Filmocracy zu streamen und auf (bisher) über 1.000 „independent movies“ zuzugreifen.

 

⇒ Zur Kickstarter-Kampagne

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Das Merch
© Linkedin/Buchroithner - Klaus Buchroithner von "Das Merch".

Der größte Auftrag des Jahres. So schien es letzte Woche beim österreichischen Startup „Das Merch“. Man bekam von einem französischen Konzern, der Umsätze in Milliardenhöhe macht, eine Anfrage über 25.000 T-Shirts (unbedruckt). So wirkte es zumindest.

Das Merch-Founder zweifelte weil „alles zu schnell ging“

„Wir haben uns extrem gefreut“, sagt Gründer Klaus Buchroithner, der zu der Zeit im Urlaub weilte. Der vermeintliche Kunde schickte offizielle Unterlagen durch und lieferte sogar echte Namen von zuständigen Personen für die Bestellung. Alles sah korrekt aus, „Das Merch“ erhielt sogar ein bereits unterzeichnetes Angebotsdokument – mit einem offiziell wirkenden Firmenstempel.

Dass es zudem zu einer Verzögerung der Zahlung für den Auftrag kam, war auch keine „Red Flag“ für das Team, denn in der Vergangenheit war es nicht unüblich, dass bei Konzernbestellungen das Geld aus diversen firmenbürokratischen Gründen – im Gegensatz zur üblichen Vorauszahlung – erst später eintrudeln würde.

Erste Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Auftrags traten bei Buchroithner jedoch dann auf, als alles „zu schnell“ ging: „Die Abwicklung und Auftragserteilung kam so plötzlich, ohne dass wir uns, wie im Normalfall, irgendwo registrieren mussten. Auch eine typische ‚Due Dilligence‘, die Konzerne durchführen, blieb aus. Es war einfach alles zu leicht“, sagt der oberösterreichische Gründer.

„Bitte absichern“

Buchroithner, der von seinem Team kontaktiert worden war, hatte im Urlaub die nötige Distanz und Ruhe, um über alles zu reflektieren und wurde noch misstrauischer, als er von dem „Auftraggeber“ den Rat erhielt, die Order versichern zu lassen.

„Zuerst dachte ich, sie wollen eine Absicherung, dass wir liefern können und sich quasi selbst absichern“, erklärt Buchroithner. Dem war aber nicht so. Der vermeintliche Auftraggeber riet tatsächlich dazu, den eigenen Auftrag abzusichern.

Buchroithner informierte sich in Folge dessen beim KSV über den Konzern, fand heraus, dass das französische Unternehmen seinen Milliardenumsatz heuer um 20 Prozent steigern konnte. „Das alles und die Aufforderung zur Versicherung hat mich selbst verunsichert und ich habe dann Gemini (Anm.: von Google entwickelter KI-basierter Chatbot) gefragt, auf welche Punkte man in exakt diesem Fall schauen sollte.“

Die Künstliche Intelligenz gab Tipps und schlussendlich war es die seltsame Web-Adresse, die die KI herausstrich und die dann beim Startup die „Alarmstufe rot“ auslöste. In der Mail an „Das Merch“ war nicht die offizielle Domain verwendet worden, sondern eine raffinierte Fälschung, die sich nur durch ein Minus (-) von der offiziellen Website unterschied. Also wies Buchroithner sein Team an, Montagfrüh beim vermeintlichen Auftraggeber anzurufen.

Bande in ganz Europa aktiv

Dort kam heraus, dass der Konzern keinen offiziellen Auftrag vergeben hatte. „Sie haben sich entschuldigt und erklärt, dass sie eine Scammer-Bande gehackt habe, die in ganz Europa falsche Aufträge erteilt“, weiß Buchroithner jetzt.

Die übliche Masche der Scammer besteht darin, das sie „Last Minute“, die Lieferadresse ändern, dort dann mit einem Mittelsmann in einem Warehouse kooperieren oder die Lieferung abfangen, sprich stehlen, so die Vermutung. Dann die Shirts selbst bedrucken – nochmal zur Erinnerung: die Scammer wollten unbedruckte T-Shirts haben – und zum Mini-Preis verscherbeln. „Bei 25.000 T-Shirts kann man auch zu einem kleinen Preis Geld machen“, sagt Buchroithner.

Das Versicherungsmysterium

Ein Mysterium bleibt bei der ganzen Sache jedoch, die Aufforderung, den Auftrag zu versichern. Entgegen möglicher Annahmen, dass die Scammer auch eine Versicherungssumme auf ein Konto überwiesen bekommen wollten – so verhielt es sich nicht – weiß Buchroithner auch nicht genau, warum er diesen Rat erhalten hat: „Vielleicht war es ein netter Scammer, der uns sympathisch fand“, sagt er. „Und uns empfahl, ‚lasst euch lieber versichern‘. Aber meiner Meinung nach, hätte in so einem Fall keine Versicherung gezahlt.“

Das Merch-Dogma: „Vertrauen keine Einbahnstraße“

Auch wenn „Das Merch“-Team auf den Scam-Versuch draufkam, so gab es dennoch schwerwiegende Folgen für das Startup. Die Linzer haben bei ihrem Produktionspartner in Portugal zwar keinen offiziellen Auftrag vergeben, der Stoff für die 25.000 T-Shirts wurde dennoch produziert, weil der Produzent sonst mit dem nahenden Weihnachtsgeschäft in Verzug gekommen wäre.

„Es ist unsere Verantwortung“, sagt Buchroithner. „Aber wir haben uns nichts vorzuwerfen. Unsere langjährigen Partner haben übers Wochenende den Stoff produziert, Zeit investiert, alles ohne Anzahlung.“ Und da Vertrauen „keine Einbahnstraße sei“, nahm man den Stoff an und startete eine Aktion.

„Bis zum 30. November gibt’s die besten T-Shirts aus Portugal, mit eurem Logo, zum Top-Preis“, schreibt Buchroithner per Linkedin-Post. Man möchte aus einer schwierigen eine „win-win“-Situation machen, bei der es „in Portugal fair produzierte Shirts als hochwertige Geschenke, Teamwear, oder für Events gibt.“ Auch um zu zeigen, dass Vertrauen in beide Richtungen funktioniert.

Aktuell sind von den 25.000 T-Shirts bereits 5.000 verkauft worden. „Aufgrund unserer Liquidität ist diese Aktion für uns nicht total existenzbedrohend“, betont Buchroithner, „,und wir haben eine gute Lösung gefunden, aber es ist schon eine große Belastung. Es ist nicht so, dass wir das locker aus der Portokasse finanzieren können, deswegen ist alles, was wir wegbringen, eine Hilfe. Die Idee ist, auf einen Schlag soviel wie möglich wegzubringen, damit alle wieder normal weitermachen können.“

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