07.01.2019

Neoh: Wiener Startup verkaufte im ersten Jahr 4 Mio. Schokoriegel

Das Wiener Food-Startup Alpha Republic blickt mit seinem Riegel Neoh auf ein gutes erstes Jahr zurück. Die Zeichen stehen nun auf Wachstum. Wir sprachen dazu mit Co-Founder Alexander Gänsdorfer.
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Neoh - vier Millionen
(c) Stefan Joham: Das Neoh-Team mit den Investoren Heinrich Prokop und Eugen Prosquill (Warda Network) - (von links: Adel Hafizovic, Heinrich Prokop, Alexander Gänsdorfer, Manuel Zeller, Eugen Prosquill, Patrick Kolomaznik)

1,39 Euro kostet der “Neoh Crossbar” in den Varianten Schokolade und Himbeere bei Spar. Vier Millionen Stück verkaufte das Wiener Startup Alpha Republic, das den Protein-Schokoriegel entwickelt hat, im ersten Jahr insgesamt – auch über andere Kanäle. Bei Spar war Neoh der meistverkaufte Einzelriegel in Ostösterreich. Punkten kann das Startup mit der Nährstoff-Zusammensetzung seines Produkts. “Wir haben einen Schokoriegel ohne all die negativen Nebeneffekte kreiert, den man mit gutem Gewissen genießen kann”, sagt Co-Founder Alexander Gänsdorfer. Der Riegel kommt ohne Zuckerzusatz, Aspartam, Palmfett und Konservierungsstoffe aus. Dafür hat er einen Protein-Gehalt von 32 Prozent. Die genutzten Süßungsmittel seien besonders bekömmlich, heißt es seitens des Startups.

+++ Fokus: Erfolg +++

Ziel: “Fixer Platz im Süßwarenregal”

Auch wenn man im Marketing noch stark auf die Protein-Riegel-Schiene setzt, “unser Ziel ist es, einen fixen Platz in den Süßwarenregalen zu bekommen”, erklärt Co-Founder Gändorfer. Erstmals könnte man diesen Platz in Kürze mit dem Release der dritten Geschmacksrichtung Kokos bei Spar auch bekommen – die Chancen stünden sehr gut, sagt der Mitgründer. Denn man richtet sich nicht nur an Sportler. “Große Zielgruppen sind auch Personen mit Low Carb-Ernährung und DiabetikerInnen”, sagt Gänsdorfer. Vor allem in den USA, wo ein Partner über einen Lizenz-Deal den Riegel vertreibt, stünde Low Carb im Marketing  im Fokus. Der niedrige Kohlehydrat-Gehalt sorgte jedoch zusätzlich für einen sehr starken Absatzkanal.

White Label-Deals

Denn Neoh produziert auch für ein großen internationalen Strukturvertrieb, das den Riegel unter der eigenen Marke in inzwischen zehn Ländern, darunter Australien und das Vereinigte Königreich, vertreibt. “Momentan arbeiten wir an zwei weiteren großen White Label-Kooperationen”, erzählt Gänsdorfer. Doch nicht nur im B2B-Bereich will man ein ordentliches Wachstum hinlegen.

“Noch ein paar Finanzierungsrunden notwendig”

In Kürze startet eine TV-Werbe-Kampagne in Österreich über SevenVentures, die zukünftig auch nach Deutschland ausgeweitet werden könnte. Denn auch in Deutschland sei man bereits in Gesprächen mit den großen Supermarkt-Ketten. Hier werde sich erst zeigen, welcher Gestalt der Deal letztendlich sein wird. Einstweilen brachte man für den Online-Handel im DACH-Raum bereits einen Deal mit der auf Low Carb spezialisierten Plattform vitafy unter Dach und Fach. Wenn die Deutschland-Expansion erfolgreich verläuft, will man sich schon relativ bald aus dem Cashflow finanzieren. “Bis dahin werden für das Marketing aber noch ein paar Finanzierungsrunden notwendig sein”, sagt Gänsdorfer.

Eigener Crowdinvesting-Ansatz

Bislang setzte man dabei neben einem größeren Investment durch Heinrich Prokop – das Startup nahm auch bei 2 Minuten 2 Millionen teil – vorwiegend auf einen Crowdinvesting-Ansatz, jedoch nicht über eine Plattform. “Wir haben eine Vielzahl an kleinen Investoren, darunter etwa Testimonials wie den Fußballer Markus Katzer, oder strategische Investoren wie unsere Kreativagentur Warda Network“, erklärt der Co-Founder. Warda Network beteiligte sich etwa mit einem Prozent. “Normalerweise beteiligen wir uns an Unternehmen nicht mit nur einem Prozent. NEOH hat jedoch das Potenzial, eine World Brand zu werden, da ist ein Prozent schon sehr vernünftig”, kommentiert Eugen Prosquill, CEO von Warda Network.

In der vergangenen, zweiten, Runde habe man die Firmenbewertung bei zehn Mio. Euro angesetzt, sagt Co-Founder Gänsdorfer. Für die dritte Runde hätten bereits 17 InvestorInnen Interesse angemeldet. “Wenn alles klappt könnte unsere Bewertung in der Zwischenzeit nochmal sprunghaft ansteigen”.

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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR
(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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