02.07.2024
FORDERUNGSKATALOG

Nehammer und Kocher fordern EU-weiten Dachfonds für Startup-Investments

Bundeskanzler Karl Nehammer und Wirtschaftsminister Martin Kocher präsentierten heute unter dem Titel "Standortimpulse für ein wettbewerbsfähiges Europa" eine Art wirtschaftspolitischen Forderungskatalog an die EU.
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Minister Martin Kocher.
© BKA/Dunker - Minister Martin Kocher.

Mit Forderungskatalogen hat man als Regierungsmitglied wohl allerlei Erfahrung. Erst vergangene Woche kam mit der “Vision 2030” von Playern des österreichischen Startup-Ökosystems ein weiterer dazu, wie brutkasten berichtete. Dass die Regierung, die als Exekutive bekanntermaßen selbst zur Umsetzung politischer Maßnahmen auserkoren ist, selbst einen Forderungskatalog aufstellt, ist hingegen unüblich. Bundeskanzler Karl Nehammer und Wirtschaftsminister Martin Kocher machten selbiges heute in Hinblick auf die neue EU-Legislaturperiode.

“Standortimpulse” und “Standorthesen” als wirtschaftspolitischer Forderungskatalog an die EU

“Als Bundeskanzler ist es mir ein großes Anliegen, den Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit in der Europäischen Union und somit auch in Österreich zu erhalten. Aus diesem Grund habe ich den Wirtschaftsminister beauftragt, Impulse für die nächste EU-Legislaturperiode auszuarbeiten”, wird Nehammer in einer Aussendung zitiert. Heraus kam ein 19-seitiges Paper mit “Standortimpulsen”. Darin enthalten sind neun “Standortthesen” – eine Aufzählung manchmal mehr und manchmal weniger konkreter wirtschaftspolitischer Forderungen für die kommende EU-Legislaturperiode.

Nach Dachfonds-Forderung aus dem Startup-Ökosystem fordert Minister seinerseits Dachfonds

Für die Startup-Welt besonders relevant ist dabei These 7: “Privates Kapital mobilisieren”. Nachdem Kocher vergangene Woche in der Vision 2030 mit der Forderung nach einem nationalen Dachfonds für Startup-Investments in Österreich konfrontiert wurde, spielt er den Ball elegant weiter an die EU. So fordert er im Paper unter anderem “die Etablierung eines europäischen Dachfonds für DeepTech und ausgewählte Startup-Bereiche”. Einen weiteren Dachfonds will der Minister im Bereich Transformation des Energiesystems prüfen lassen.

Von Fachkräften über “Vollendung des Binnenmarkts” zu Produktion in Europa

Weitere “Standortthesen”, die mitunter aber eher vage bleiben, beschäftigen sich etwa mit den Themen Fachkräftemobilisierung, Reduktion der Bürokratie und Förderung von Forschung und Entwicklung sowie Produktion vor Ort in der EU. “Fachkräfte, die Verfügbarkeit von nachhaltiger Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen, die Vollendung des Binnenmarkts und die Mobilisierung von privatem Kapital werden in den nächsten Jahren entscheidende Wachstumsfaktoren für die Europäische Union sein und den zukünftigen Wohlstand von uns allen bestimmen. Wir brauchen noch mehr offene Forschung und Innovation, verzahnt mit der Produktion in Europa, damit Europa als Standort und die Arbeitsplätze langfristig absichert sind”, wird Minister Kocher zitiert.


Die 9 “Standortthesen” von Kocher im Überblick:

Im Folgenden sind die neun “Standortthesen” und ihre Unterpunkte im Wortlaut laut offizieller Aussendung des Wirtschaftsministeriums wiedergegeben:

1. “Standortpolitik strategisch ausrichten”

  • Europa muss, mit weniger Naivität, seine wirtschaftlichen Stärken besser erkennen, schützen sowie stärken, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben.
  • Dazu braucht es eine Übersicht über strategische Lieferketten und Schlüsselindustrien, die durch eine “Europäische Stärkenlandkarte” abgebildet werden könnten.
  • Eine stärkere Vernetzung zwischen Sicherheits-, Wirtschafts- und Handelspolitik, um europäische Interessen zu wahren, ist ebenso notwendig wie gezielte Beihilfen, um die Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen.

2. “Mehr Tempo in Europa”

  • Um seine Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, muss Europa schneller bei der Genehmigung strategischer Investitionen werden.
  • Raschere Genehmigungen (Fast-Track-Verfahren und Genehmigungsfiktionen) und eine strategisch abgestimmte industriepolitische Vorgehensweise (z.B. bei IPCEI-Programmen (Important Projects of Common European Interest)) sind entscheidend.
  • Auch temporäre Steuererleichterungen könnten als Anreiz für Investitionen dienen. Hier kann man sich z.B. am Inflation Reduction Act orientieren.

3. “Bürokratie zurückfahren”

  • Die Flut neuer Regulierungen in der EU bindet zu viele unternehmerische Ressourcen.
  • Eine “regulatorische Atempause”, die schlanke Umsetzung der bereits beschlossenen Richtlinien und eine Reduktion von unternehmerischen Berichtspflichten um mindestens 25% sind notwendig, um den Betrieben eine Erholung zu ermöglichen.
  • Die spezifische Entlastung von kleineren und mittleren Unternehmen (gemäß dem Proportionalitätsprinzip) und die Verwendung von Sunset-Klauseln bei EU-Gesetzen sollen die Bürokratie weiter abbauen.

4. “Fachkräfte als Schlüssel”

  • Europas Wettbewerbsfähigkeit hängt stark von der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte ab.
  • Eine europaweite Aufwertung der Berufsbildung, eine bessere Koordination der nationalen Arbeitsmarktpolitikstrategien und spezifische Programme zur Förderung der Mobilität von Fachkräften innerhalb der EU sind erforderlich.
  • Ein konkreter Vorschlag ist die Schaffung einer europaweiten Ausbildungsgarantie bis zum 25. Lebensjahr.
  • Österreich muss hier auch auf nationaler Ebene weitere Schritte z.B. zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zu Anreizen für Vollzeitarbeit, zur Attraktivität für Arbeitskräfte, zu Qualifizierungsmaßnahmen setzen.

5. “Nachhaltige Energie verfügbar machen”

  • Die Verfügbarkeit von nachhaltigem Strom und grünem Wasserstoff ist essenziell für Europas Industrie.
  • Ein strategischer Ausbau der Produktion, Leitung und Speicherung erneuerbarer Energien sowie Energiepartnerschaften mit stabilen Nachbarregionen sind notwendig. Dazu braucht es in Österreich eine öffentliche Institution, die Ausbaupläne und Regulatorik mit den Finanzierungsbedingungen in Einklang bringt.
  • Eine entsprechende Anpassung des EU-Strommarktdesigns und das rasche und koordinierte Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft sind ebenfalls entscheidend.

6. “Vollendung des Binnenmarkts”

  • Der Binnenmarkt muss rasch weiter vertieft werden, besonders in den Bereichen Energie, Kapitalmarkt, Verteidigung und Telekommunikation.
  • Nationale Fragmentierungen bzw. bestehen Hürden müssen abgebaut und EU-Recht konsequenter durchgesetzt werden, um die wirtschaftliche Stärke Europas zu sichern.

7. “Privates Kapital mobilisieren”

  • Zur Bewältigung großer Herausforderungen wie der Dekarbonisierung und der Transformation des Energiesystems muss mehr privates Kapital mobilisiert werden.
  • Ein europäischer Dachfonds für Deep Tech und Startups sowie ein unionsweites Garantiesystem für Investitionen in die Transformation des Energiesystems sind notwendig um das Innovations- und Wachstumspotential Europas voll auszuschöpfen.

8. “Innovation bedingt Produktion”

  • Europa muss neben Forschung und Entwicklung auch die Produktion vor Ort sicherstellen.
  • Ein wettbewerbsfähiges Beihilfenrecht, weitere IPCEI-Projekte und eine Erhöhung der österreichischen Forschungsprämie sind erforderlich, um Forschung und Produktion eng zu verzahnen und Europas Rolle als globaler Forschungs-Hub zu stärken.

9. “Technologiefreiheit als Garant für Innovationsfähigkeit”

  • Um Innovationskraft zu entfalten, muss Europa technologische Freiheit als Doktrin verankern und neue EU-Regulierungen einem Wettbewerbsfähigkeits-Check unterziehen.
  • Eine ausreichende Dotierung des 10. EU-Forschungsrahmenprogramms und nationale Rahmenbedingungen zur Steigerung der Forschungsquote sind entscheidend, um Österreich und Europa als Innovationsführer zu positionieren.
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SkinScreneer, Hautkrebs, Vorsorge, App, Sebastian Kurz.
(c) Sebastian Kurz/FB

Bekannterweise hat es Sebastian Kurz nach seinem Rückzug von allen politischen Ämtern im Oktober 2021 in die Startup- und Unternehmens-Szene verschlagen. Brutkasten zog Anfang 2023 dazu Resümee:

Kurz-Beratung und Beteiligung

Nur Wochen nach seinem Rückzug aus der Politik trat Kurz als “Global Strategist” bei Thiel Capital rund um den Paypal-Gründer und Facebook-Investor Peter Thiel in Los Angeles auf. Seine genaue Tätigkeit blieb auch eineinhalb Jahre später nach wie vor unbekannt – vermutet wurden Beratungsleistungen.

Doch der Ex-Kanzler ist mittlerweile nicht nur Berater, sondern auch Gründer – wenn auch mit Fokus auf Beratung und Beteiligung. In Österreich hat er mit Stand Jänner 2023 zwei Unternehmen gegründet: Das Beratungs- und Beteiligungsunternehmen SK Management GmbH, das ihm alleine gehört und deren Geschäftsführer er ist. Die zweite Gründung vollzog sich im Rahmen der AS²K Beteiligungs GmbH, die der Altkanzler gemeinsam mit C-Quadrat-Gründer und 2m2m-Investor Alexander Schütz gegründet hat.

Gründer und Investor

Im Ausland hat der Altkanzler bislang auch ein Startup mitgegründet. Nämlich Dream Security, ein Cyber-Sicherheitsunternehmen mit Sitz in Tel Aviv – gemeinsam mit Shalev Hulio, Ex-CEO der Spionagefirma NSO. Im vergangenen November holte man sich dafür ein 34 Millionen Dollar Investment und hob die Bewertung auf rund 200 Millionen Dollar.

Über all dem investiert der Ex-Kanzler auch. So war er bei der Grazer Firma medaia GmbH mit zwei Prozent der Anteile beteiligt. Medaia kämpft mit ihrer App SkinScreener gegen Hautkrebs. Erst in diesem Juli vermeldete Michael Tripolt, Co-Founder von medaia, den Ausstieg des Altkanzlers aus verschiedenen Gründen.

Uninvestiert bleibt Kurz allerdings nicht: Schließlich hält er über seine AS²K Beteiligungs GmbH 5,09 Prozent an der Wiener HeldYn CARE GmbH, die auch diesen Februar auch bei der Startup-Show “2 Minuten 2 Millionen” auftrat.

Neues Unternehmen handelt mit chemischem Produkt “AdBlue”

Nun startet eine neue Ära, solang man die Unternehmen des Altkanzlers derartig betiteln möchte. Der Ex-Kanzler gründet nämlich ein neues Unternehmen im “Ex-OMV-Umfeld”, heißt es in Medienberichten – unter anderem auf derstandard.at.

Wie ein Kurz-Sprecher auf brutkasten-Anfrage bestätigt, handelt es sich dabei um die “KFF Vision Green GmbH”. Laut diesem betreibt die neue Kurz-Firma “Handel mit Waren aller Art”, vorzugsweise mit “chemischen Produkten”. Das Unternehmen “wird im Handel mit AdBlue aktiv sein. AdBlue wird eingesetzt, um die Freisetzung von Stickoxiden bei Dieselmotoren signifikant zu reduzieren”, heißt es vonseiten des Sprechers weiter.

Co-Working in der Fichtegasse 9

An KFF beteiligt sind laut wirtschaft.at zu gleichen Anteilen – konkret zu je 33,33 Prozent – Emanuel Fussenegger, Markus Friesacher, seit 2018 Eigentümer der Gmundner Keramik Manufaktur, und der Altkanzler selbst. Als Geschäftsführer wurde Andreas Steinbüchler vermerkt – ein ehemaliger Manager des Kunststoffunternehmens Borealis L.A.T GmbH – heute als LAT Nitrogen Austria GmbH bekannt.

Als Firmenstandort wird die Fichtegasse des ersten Wiener Gemeindebezirks vermeldet. Damit sitzt Kurz’ jüngstes Unternehmen an derselben Adresse wie seine SK Management GmbH. Die Fichtegasse beherbergt unter anderem auch Elisabeth Köstingers PR-Unternehmen “e+ ventures GmbH” und Bernhard Bonellis Finanz- und Versicherungsdienstleistungs-Unternehmen zur gewerblichen Vermögensberatung – operierend unter dem Namen “Cocoon Capital Advisory”. Auch Gernot Blümel ist mit seiner “GT3 Wien Management GmbH” am selben Standort einquartiert.

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