18.09.2024
KLIMAWANDEL

Naturkatastrophen: Wie groß ihr Schaden ist und welche Startups ihn minimieren können

Mitteleuropa zitterte, Entwarnung gibt es leise. Naturkatastrophen, wie das Hochwasser der letzten Tage, schockieren, zerstören und erinnern uns auf die harte Tour, wie kritisch es um den Klimawandel steht. Wie groß die Unwetterschäden (wirtschaftlich) sind und welche Startups beim Katastrophenschutz helfen, zeigen wir hier.
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Diese Gründer:innen bietet Lösungen zum Katastrophenschutz: (v.l.n.r.): Steve W. von GMD, Thomas Grübler von ororaTech, Franziska Walde von refinq und Christopher Wippel von Adeva (c) GMD, OroraTech, refinq, Adeva LinkedIn

Das Thema ist präsenter denn je und gehört vielfach diskutiert: Hochwasser, Naturkatastrophen und allen voran der Klimawandel. Was sich in den letzten Tagen in Teilen Zentral- und Osteuropas abgespielt hat, schockiert und sollte ein ernst zu nehmendes Warnsignal sein.

Schließlich ist die jüngste Katastrophe nicht die erste dieser Art. Über das vergangene Wochenende bis inklusive Montag fielen in Niederösterreich bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter. Im gesamten Jahr 2023 waren es nur 848 Liter.

1771 Fußballfelder

Wohl oder übel werden wir uns mit Wetterextremen anfreunden müssen, sofern der Erderwärmung weiter tatenarm zugesehen wird. Wissenschafter:innen zufolge werden derartige Ereignisse nämlich intensiver und häufiger auftreten, sofern sich die Erde weiter in diesem Tempo erwärmt.

Katastrophen umfassen schließlich nicht nur Hochwasser, Fluten und hohe Niederschläge, sondern auch Hitzeperioden, Dürre und Waldbrände. Allein in unserem Nachbarsland Deutschland ist im Jahr 2023 eine Waldfläche von rund 1771 Fußballfeldern abgebrannt.

Wahrlich zerstören Katastrophen Menschenleben, Existenzgrundlagen und Lebensqualität. Wer aufmerksam mitgelesen oder in den letzten Tagen aus dem Fenster geschaut hat, wird merken, dass die Situation an Ernsthaftigkeit zunimmt.

Nicht nur das. Sondern Katastrophen kosten unserer Volkswirtschaft Geld – und zwar ordentlich. Wie groß die gesamtwirtschaftlichen Folgen der jüngsten Hochwasserkatastrophe sein werden, kann noch nicht genau abgeschätzt werden. Aber es gibt eine Aufstellung. Sebastian Koch, Head of Research Group “Macroeconomics and Business Cycles” des Instituts für Höhere Studien (IHS) Wien zeichnet eine grobe Skizze:

“Der Schaden hat auf das BIP einen positiven Effekt”

Für das Ausmaß der verursachten Schäden gibt es drei Säulen. Die erste Säule ist der Versicherungsschaden, gemessen an den Versicherungsdienstleistungen, die in Folge von Unwettern zum Wiederaufbau notwendig sind. Dazu zählen die Sanierung von Straßen, Häusern, Fuhrpark und Infrastruktur im Allgemeinen. Dieser Schaden liegt zahlenmäßig zeitnah nach dem Katastrophen-Ende vor, wenn Versicherungen mit ihren Kalkulationen beginnen.

Volkswirtschaftlich ließe sich der Schaden, den Naturkatastrophen verursachen, außerdem ganz klassisch nach dessen Einfluss auf das Bruttoinlandsprodukt berechnen. Hierbei ist allerdings auf einen Trugschluss zu achten:

“So dumm das klingt, aber: Schaden hat für das BIP eigentlich einen positiven Effekt. Und zwar auf die Zahl des BIPS selbst. Weil man natürlich den Kapitalstock, der durch Schaden geringer wurde, sei es eine kaputte Hausmauer oder ein gebrochener Damm, wieder aufbauen muss. Die dafür erforderliche Leistung geht positiv in das BIP ein – und meist sogar ziemlich genau in der Größenordnung der entstandenen Schäden. Das ist so, als würden wir ein Loch buddeln und gleich wieder zuschütten”, sagt Koch gegenüber brutkasten.

Die BIP-Gegenrechnung zwischen Schaden und Wiederaufstockung gestalte sich allerdings sehr vielschichtig und demnach schwer zu tracken, meint Koch. Hierbei müsse man weiter unterscheiden, und zwar zwischen Industrie und Dienstleistung:

“Zur Industrie: Meine Produktionshallen wurden beschädigt, ich kann nicht produzieren, oder meine Lieferwägen kommen wegen überschwemmten Straßen nicht durch. Das ist ein volkswirtschaftlicher Schaden, der sehr schwierig zu bemessen ist.”

In puncto Dienstleistung spricht man von Einbußen aufgrund von geringerem Konsum und gesunkener Nachfrage in Krisensituationen. “Diese gesunkene Nachfrage in Katastrophen-Perioden müsste eigentlich auch in die Schadensberechnung inkludiert werden. Das wird oft vernachlässigt, weil genaue Daten fehlen. Oder denken wir an die Menschen, die freiwillig im Katastrophenschutz arbeiten. Damit leisten sie keinen aktiven Beitrag zum BIP und fallen als Arbeitskräfte aus.”

“Der Nutzen ist für die Gesellschaft zerstörerisch”

Über all dem steht allerdings der Nutzen für die Gesellschaft als dritte Säule: “Der positive BIP-Effekt von Sanierungen ist trügerisch. Man würde ja auch nie sagen: Kriegswirtschaft ist gut. Durch Zerstörung und Wiederaufbau entsteht statistisch zwar oft ein positiver Effekt auf das BIP, aber der Nutzen für die Gesellschaft ist nicht gegeben, ja viel eher zerstörerisch”, so der Wissenschafter.

“Wie groß der Wohlstand in einer Gesellschaft steigt oder sinkt, das ist vom BIP in Perioden von Umweltkatastrophen nicht gut erfasst. Diesen Aspekt dürfen wir in Katastrophenzeiten nicht vergessen: Wenn ich Zerstörtes wieder aufbaue, stehe ich wieder am Ausgangspunkt. Aber mit derselben Investition, die ich zum Wiederaufbau benötigt habe, hätte ich Bestehendes schon um einiges besser machen können. Insofern entsteht ein gesellschaftlicher Schaden. Und den zu messen, das ist unmöglich.”

Diese Startups helfen, vor Schäden zu schützen

Klare Worte des Wirtschaftswissenschaftlers. Wir erkennen: Unwetterschäden sind komplex und aus einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive schlecht. Damit wir zumindest rechtzeitigen für Schutz sorgen und Schäden minimieren oder sogar verhindern können, gibt es bereits einige Jungunternehmen am Markt. Mit den folgenden Innovationen wollen DACH-Startups vor Naturkatastrophen warnen.

Sobos GmbH mit der PegelAlarm-App

Das Startup Sobos entstand im Jahr 2017 im Rahmen des tech2b Incubators in Linz. Das damals vierköpfige Team hat ein System für Hochwasserinformation und -warnung in Zentraleuropa entwickelt. Anzuwenden ist es mit der mobilen App PegelAlarm.

OroraTech

Ein weiterer Key Player im Erkennen, Vermeiden und Bekämpfen von Naturkatastrophen ist das Münchner Startup OroraTech, das den Kärntner Thomas Grübler als Mitgründer und CSO (Chief Strategy Officer) zählt. Mithilfe von Wärmebildkameras, die in Satelliten des US-Unternehmens Spire angedockt sind, können die Satelliten von OroraTech große Waldflächen auf der Erde beobachten. OroraTech, das 2018 gegründet wurde, bietet auch Wetteranalysen und Terrain-Untersuchungen. Erst vergangenen Juli startete man Maßnahmen zur Waldbrandprävention in den beiden größten globalen Tropenschutzgebieten in Brasilien und in Indonesien – brutkasten berichtete.

refinq

Den Zahn der Zeit trifft ein weiteres Jungunternehmen, das erst seit Juni 2023 am Markt vertreten ist. Mit seinem “Nature Intelligence Hub” entwickelt das Wiener Startup refinq ein SaaS-Tool, das Umweltdaten in umsetzbare finanzielle Erkenntnisse für Unternehmen umwandelt. Konkret: Refinq nutzt geographische Daten und maschinelles Lernen, um Risikoanalysen für Naturkatastrophen für bestimmte Standorte zu erstellen. Die Analysen betreffen konkrete Produktions- und Wertschöpfungsstandorte von Unternehmen – und sollen noch vor Ansiedlung oder Ausbau eines Standortes vor dem Risiko einer etwaigen Katastrophe – darunter Dürre, Stürme, oder Hochwasser – warnen.

Okeanos

Das deutsche Startup Okeanos mit Sitz in Bochum bietet ein ähnliches Modell: Das Jungunternehmen analysiert Umweltdaten, um Risikoanalysen zu erstellen. Ein Aspekt darunter: Das Netilion Hochwasser-Monitoring. Dabei sollen steigende Wasserpegel vor allem für “unbeobachtete Gewässer zweiter und dritter Ordnung” analysiert werden. Auf Basis der KI-gestützten Monitoring-Lösungen werden Konzepte zum Schutz von Kommunen und Städten erarbeitet.

Adeva

Zur Abwechslung mal kein Saas-Produkt, sondern eine handliche Rückstauklappe: Die Adeva GmbH hat ein patentiertes System zum Schutz vor Überschwemmungen in Gebäuden entwickelt. Unter dem Namen EasySafe könne die Klappe nachträglich in bestehende Reinigungsöffnungen in Hauskanal-Rohren eingebaut werden. Ein “Starkregen-bedingter Rückstau” könne damit verhindert werden. EasySafe sei auch für fäkalienhaltige Abwässer in der EU zugelassen, heißt es.

e-ray

Zur Klimaresilienz in Städten und Kommunen trägt auch dieses deutsche Startup bei: e-ray setzt erste Schritte, um heimische Städte fit für veränderte Klimabedingungen zu machen. Dazu zählt die Integration sauberer Energie und der Umbau als Schwarmstadt. Das Startup, das in Darmstadt sitzt, will dafür “Hardware und Software” liefern, um Gewässer zu digitalisieren, Beratung für Klimaanpassung zu liefern und kritische Infrastruktur zu erkennen. Auch Wasserpegel und -qualität werden gemessen und verbessert. Und zwar mit satellitengestützter Gewässerüberwachung und einem kontinuierlichen Monitoring.

GMD

“We reduce nature danger potential.” Zu Deutsch: Wir reduzieren das Potenzial von Naturkatastrophen. Ein klarer und gerade in diesen Tagen heiß gefragter Nutzen des Innsbrucker Startups GMD. Gemeinsam hat man sich auf die Prävention von Naturgefahren spezialisiert – und nutzt dazu “autarke, KI-basierte IoT-Sensor- und Funknetzwerke mit einer Machine Learning GIS-Risiko Analyse-Plattform”, heißt es auf der Website des Startups. Damit will das Startup Naturereignisse vorhersehbarer machen und “kundenoptimierte Klimawandel-Anpassungsmodelle für Gemeinden, Skigebiete und Infrastrukturbetreiber anbieten”.

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Raiffeisen-OÖ Ventures CEOs Robert Preinfalk und Binjamin Sancar | (c) brutkasten | Viktoria Waba

*Dieser Beitrag erschien in Kooperation mit Raiffeisen OÖ Ventures zuerst in der neuen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.


Die digitale Welt bietet Unternehmen neue Möglichkeiten, ihre Produkte und Dienstleistungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Sichtbarkeit ist im Online-Business der Schlüssel zum Erfolg – genau hier setzt der neue Online-Marktplatz findeR.at an, der seit Jänner 2024 Startups und KMU den Einstieg in den E-Commerce erleichtert.

Auf der Plattform werden tausende Produkte, egal ob regionale Spezialitäten oder Elektrogeräte, sowie Dienstleistungen angeboten. Zu den Branchen zählen etwa Bauen & Wohnen, Mobilität, Gesundheit & Sport, Freizeit oder Gastro & Tourismus.

“Mit findeR.at haben wir eine digitale Möglichkeit eines Lebens und Wirtschaftsraums geschaffen, wo wir beide Welten gleichermaßen bedienen können“, so Raiffeisen-OÖ-Ventures-CEO Robert Preinfalk.

Was findeR.at Unternehmen bietet

Für Startups und KMU ist findeR.at ideal, um neue Geschäftsideen zu testen und einen ersten Schritt im E-Commerce zu unternehmen. Die Plattform ist jedoch weit mehr als ein OnlineMarktplatz: Raiffeisen OÖ Ventures bietet technische Infrastruktur und unterstützt bei rechtlichen und administrativen Herausforderungen. So wird über findeR.at beispielsweise der Anfrage-, Kauf- und Zahlungsprozess einfach, übersichtlich und sicher abgewickelt.

Gründer:innen können auch ohne viel Zeitaufwand sofort losstarten. Mit nur wenigen Klicks kann ein Firmenprofil erstellt werden, über ein Dashboard wird zudem ein schneller Überblick über Bestellungen und Anfragen geboten. Mit einem eigenen Angebots-Manager können ohne großen Zeitaufwand die passenden Kund:innen gewonnen werden. Auch individuelle Betreuung wird geboten: Über einen persönlichen E-Commerce-Check erhalten Unternehmen individuelle Empfehlungen zur Optimierung.

Die Preise für die Nutzung bewegen sich je nach Version zwischen 38 und 178 Euro monatlich. In Kooperation mit Raiffeisen Oberösterreich wird zudem ein spezielles Gründerpaket angeboten. “Dadurch ermöglichen wir es ohne finanzielles Risiko, digitale Geschäftsmodelle, Customer Journeys und Use Cases zu entwickeln und zu vermarkten“, so Raiffeisen-OÖ-Ventures-CEO Binjamin Sancar.

Regionalität, Nachhaltigkeit und Erreichbarkeit

Über findeR.at können Startups und KMU gezielt Kund:innen in ihrer unmittelbaren Umgebung ansprechen. Dies erhöht nicht nur die Relevanz der eigenen Angebote, sondern sorgt auch für kurze Lieferketten und hat somit auch einen positiven Impact auf die Umwelt. Neben der regionalen Wertschöpfung profitieren Unternehmen durch den direkten Kontakt. “Wir laden alle Unternehmen, egal ob groß oder klein, ein, mitzumachen – uns erreicht man direkt und unkompliziert. Diese Nähe steht in unserer DNA”, so Sancar abschließend.


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