27.09.2024
STARTUP-POLITIK

Nationalratswahl: Die Positionen der Parteien in der Startup-Politik

Die Nationalratswahl steht unmittelbar bevor – danach könnte sich auch in der Startup-Politik einiges ändern. Wir haben die Parteien nach ihren Positionen gefragt.
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Startup-Politik - das wollen die Parteien
vlonru.: Elisabeth Götze, die Grünen | © die Grünen / Claudia Plakolm, ÖVP | © BKA / Henrike Brandstötter, NEOS | © Florian Albert / Stefan Obkircher, Bierpartei | © Rafael Bittermann / Petra Oberrauner, SPÖ | © SPÖ / Tobias Schweiger, KPÖ | © KPÖ

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins – “Kettenreaktion”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

Was sich die Mitglieder der Startup-Szene (oder zumindest ihre Institutionen) von der Politik wünschen, ist bekannt: Ende Juni präsentierten invest.austria, AustrianStartups, die Junge Wirtschaft und StartupNOW mit „Vision 2030“ ihren Forderungskatalog für die nächste Legislaturperiode.

Mit FlexCo und Mitarbeiter:innenbeteiligung hat die türkis-grüne Regierung in der ablaufenden Regierungszeit zwei lange gehegte Forderungen erfüllt, allerdings nicht zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten. Auch die von der Startup-Community gewünschten Erleichterungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte gab es zwar – sie überzeugten aber die meisten nicht. Andere bereits jahrelang bekannte politische Forderungen blieben gänzlich unbearbeitet; allem voran die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags, also einer Steuerbegünstigung bei Startup-Investments. Die Umsetzung eines Dachfonds, also eines staatlich organisierten, aber nicht finanzierten Fonds, der seinerseits nur in VC-Fonds investiert, brachte der scheidende Wirtschaftsminister Martin Kocher quasi in letzter Minute – und damit erst für die kommende Regierung – ins Spiel.

Und wie geht es nach der Wahl weiter? Dass sich eine Neuauflage von Türkis-Grün ausgeht, ist auf Basis sämtlicher Umfragen auszuschließen. Die ideologischen Unterschiede von FPÖ, ÖVP und SPÖ, zwischen denen sich (vielleicht) Zweierkoalitionen ausgehen könnten, versprechen zähe Verhandlungen. Dass die Startup-Politik in diesen eine bedeutende Rolle spielen wird, ist ausgesprochen unwahrscheinlich.

Hierzu reicht schon ein Blick in die Wahlprogramme der Parteien. Immerhin drei davon haben mit dem Beteiligungsfreibetrag die Top-Forderung aus der „Vision 2030“ aufgenommen – die ÖVP, die NEOS und die Bier-Partei, die mit dem „Gründungsstipendium“ sogar noch eine weitere Idee aus dem Positionspapier übernommen hat. Die beiden letztgenannten Parteien hätten wohl nur dann eine Chance, zu Koalitionsverhandlungen zu kommen, wenn ein dritter Partner notwendig wird, um eine Regierungsmehrheit aufzustellen. Ansonsten ist in den Wahlprogrammen kaum explizite Startup-Politik zu finden, oder diese steht in gewissem Kontrast zu den Forderungen der Startup-Institutionen; wie im Fall der SPÖ, die vorschlägt, Förderungen für Startups im Bereich Klimaschutz durch direkte staatliche Beteiligungen zu ersetzen.

Doch es ist freilich nicht unbedingt das Ziel der politischen Parteien, die Wünsche der Startup-Community zu erfüllen – sie haben ihre eigene, ideologisch gefärbte Agenda. Was wäre also im Falle einer Regierungsbeteiligung von den einzelnen Parteien (abgesehen von den spärlichen Informationen in den Wahlprogrammen) tatsächlich zu erwarten? Wir haben bei Vertreter:innen sämtlicher aktuell im Nationalrat vertretenen Parteien sowie bei der Bierpartei und der KPÖ nachgefragt.


ÖVP

In dieser Legislaturperiode sind sich die beiden Punkte zwar, wie erwähnt, nicht ausgegangen. Die zuständige Digitalisierungsstaatssekretärin Claudia Plakolm versichert aber gegenüber brutkasten: “Wofür wir uns weiterhin einsetzen, sind Anreize zur Mobilisierung von privatem Kapital sowie Risikokapital. Diskutiert wird etwa die Einführung eines Dachfonds oder eines Beteiligungsfreibetrags.” Zudem verweist Plakolm in diesem Bereich auf während der ablaufenden Legislaturperiode umgesetzte Maßnahmen wie die Einführung des aws Gründungsfonds II und des Programms „Start-up Invest“, bei dem durch die aws treuhändige Mittel an Business Angels ausgegeben werden.

Claudia Plakolm, ÖVP | © BKA

Mit FlexCo und Mitarbeiterbeteiligung zeigt sich die Staatssekretärin sehr zufrieden; Kritikpunkte könnten „in einer nächsten Legislaturperiode von den federführenden Ressorts (BMF, BMJ) mitgenommen werden“, meint sie. Generell betont Plakolm gegenüber brutkasten die von der aktuellen Regierung umgesetzten Maßnahmen. Auf die Frage nach wichtigen nächsten Schritten für die kommende Regierung wird sie wenig konkret und meint, es brauche für das Startup-Ökosystem attraktive Rahmenbedingungen und entsprechendes Kapital. Zudem hebt sie das Thema Spin-offs hervor.

SPÖ

Für die SPÖ-Abgeordnete und Vizepräsidentin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands (SWV) Petra Oberrauner ist die Bilanz der StartupPolitik der türkis-grünen Regierung „ernüchternd“: Trotz Umsetzung von FlexCo und Verbesserungen bei der Mitarbeiter:innenbeteiligung fehle es insgesamt an einer „kohärenten und ambitionierten Strategie zur Förderung des Startup-Ökosystems“. SWV-Präsident und Abgeordneter Christoph Matznetter meint: „Grundsätzlich begrüßen wir die Einführung der FlexCo und die Möglichkeiten der Mitarbeiter:innenbeteiligung, allerdings wünschen wir uns basierend auf den Erfahrungen der ersten Monate eine zeitnahe Gesetzesverbesserung.“

Er fordert zudem steuerliche Erleichterungen für Einpersonenunternehmen, Kleinunternehmen und Startups. Dazu Petra Oberrauner: „Noch immer zahlen kleinere Unternehmen im Vergleich zu internationalen Konzernen wie Starbucks viel mehr Steuern und Abgaben.“ Dabei handle es sich um „Ungerechtigkeiten in der Steuerpolitik“.

Petra Oberrauner, SPÖ | © SPÖ

In Sachen Risikokapitalfinanzierung wiederholt die Abgeordnete die SPÖ-Forderungen nach einem „staatlichen Zukunftsfonds“ sowie einem „KlimaTransformationsfonds“, die direkt in Startups investieren. Gegen den Fachkräftemangel brauche es eine „Bildungsoffensive im MINT-Bereich“ inklusive Entrepreneurship-Kursen an Schulen. Zudem spricht sich Oberrauner für einen Bürokratieabbau für Startups, eine Vereinfachung des Fördersystems und die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Gründer:innen als „One-Stop-Shop“ aus. Auch die soziale Absicherung für Selbstständige und Gründer:innen will der SWV verbessern: „Dazu gehören ein besserer Zugang zur Arbeitslosenversicherung und eine Reform der Sozialversicherung der Selbständigen“, so Oberrauner.

FPÖ

Kritische Töne zur FlexCo kommen aus der FPÖ: Man sehe die Möglichkeit von Anteilsübertragungen ohne Einbindung von Notaren skeptisch, heißt es vom Freiheitlichen Parlamentsklub auf brutkasten-Anfrage. Darüber hinaus sei die Gründung nicht einfacher als jene einer GmbH. Auch sonst sehe man die Startup-Politik der türkis-grünen Regierung kritisch: „Die Regierung hat es unter anderem verabsäumt, eine nachhaltige Entlastung der Unternehmer vom derzeit bestehenden administrativen Aufwand und von enormer Bürokratie sicherzustellen. Dazu kommen eine hohe Steuerlast und mangelndes Risikokapital, was insbesondere den Standort schädigt und damit auch die Etablierung neuer Betriebe und Startups behindert“, so das „Bürgerbüro Team Kickl“.

Als Aufgabe für die nächste Regierung sieht man in der FPÖ unter anderem „rechtliche Anpassungen für Risikokapitalgeber, etwa in Form von steuerlichen Begünstigungen“. „Darüber hinaus muss Österreich rasch einen Venture-Capital-Fonds einrichten, der dabei hilft, die schwierigen Anfangsphasen für heimische Neugründungen im Technologiebereich zu bewältigen“, so die Pressestelle des FPÖ-Parlamentsklubs. Weiters brauche es eine „Senkung der Lohnnebenkosten ohne Auswirkungen auf Sozialleistungen“ sowie eine Reduktion der Wirtschaftskammer-Beiträge.

Besonders betont werden gegenüber brutkasten vorgeschlagene Maßnahmen zur Bürokratiereduktion, konkret ein „Bürokratie-Check“ für alle neuen Gesetze noch vor Beschlussfassung, eine „Rücknahme von infolge von ‚Golden Plating‘ erfolgten Übererfüllungen bei der Umsetzung von EU-Vorgaben“ sowie ein künftiger Verzicht auf „Golden Plating“. Zudem bedürfe es einer „Durchforstung des nationalen Rechtsbestands in Hinblick auf die Wirtschaft belastende Normen“ und deren Beseitigung.

Die Grünen

Elisabeth Götze, Wirtschafts- und Innovationssprecherin der Grünen im Parlament, betont auf brutkasten-Anfrage die aus ihrer Sicht positiven Auswirkungen der Einführung von FlexCo und Mitarbeiter:innenbeteiligung. Eine erste Nachschärfung habe es bei der Versteuerung bereits bestehender „Phantom Shares“ bereits gegeben; weiteren Verbesserungsvorschlägen stehe man offen gegenüber.

Elisabeth Götze, die Grünen | © die Grünen

Eine weitere notwendige Maßnahme ist für Götze die Beschleunigung der Verfahren zu Exits, die der Investitionskontrolle unterliegen. Dafür brauche es entsprechende Ressourcen. „Zudem soll es möglich sein, dass steuerliche Verluste, die private Investoren bei Investitionen in Startups verzeichnen, ausgeglichen werden können. Damit schaffen wir Chancengleichheit mit institutionellen Investoren“, so Götze. Als drängendstes Problem, das in der kommenden Legislaturperiode behandelt werden muss, sieht sie die Finanzierung von Startups in der Wachstumsphase: „Um gegenzusteuern, schlagen wir die jährliche Dotierung eines Gründungsfonds vor. Das schafft Kontinuität in der Startup-Szene und auf mittlere Sicht refinanzieren die Beteiligungen die Investitionen“, so Götze.

Ein wichtiges Anliegen sei außerdem die Unterstützung von Frauen in der Gründungsphase – hier schlägt die Mandatarin höhere Förderungen für Projekte mit Frauen in Gründungsteams vor. Und: „Schließlich ist auch zu prüfen, ob die aktuelle gesetzliche Vorgabe der Veranlagungsstrategie der Pensionskassen weiterhin wirtschaftlich sinnvoll ist: Aktuell dürfen maximal vier Prozent der Mittel in sogenannte alternative Investments fließen.“

NEOS

Nicht mit Kritik an der türkis-grünen Regierung spart gegenüber brutkasten NEOS-Startup-Sprecherin Henrike Brandstötter: Die Startup-Politik während der ablaufenden Legislaturperiode lasse zu wünschen übrig“, mit dem Startup-Paket, also vor allem FlexCo und Mitarbeiter:innenbeteiligung, sei man „sehr unzufrieden“ – es sei „zu ambitionslos“. Konkret seien etwa die Regelungen zur Mitarbeiter:innenbeteiligung zu eng gefasst und der Mischsteuersatz unnötig kompliziert. Man wünsche sich eine Ausweitung des Instruments mit einer einheitlichen Besteuerung mit 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer. Bei der FlexCo sei unter anderem die Streichung von Notariatsakten zu wenig ambitioniert gewesen.

Henrike Brandstötter, NEOS | © Florian Albert

Für die kommende Legislaturperiode sieht Brandstötter daher „eine Reform der FlexCo mit weniger Formvorschriften und die Einführung einer attraktiveren Mitarbeiter:innenbeteiligung nach Vorbild anderer EU-Staaten“ als zentral. Zudem brauche es eine „Gründerreform“, um Unternehmensgründungen wesentlich zu erleichtern und das Prozedere zu verkürzen. „NEOS fordern dabei die Ausweitung rein digitaler Gründungsmöglichkeiten und die Ermöglichung von Amtswegen auf Englisch, um internationale Gründer:innen anzuziehen“, so Brandstötter.

Auch brauche es „rechtliche Rahmenbedingungen für Risikokapitalgesellschaften nach internationalen Standards“. Die Mandatarin wiederholt dazu die Forderung nach der Einführung eines jährlichen Beteiligungsfreibetrags von bis zu 100.000 Euro. „Letztlich muss der gesamte Standort attraktiver werden – hierfür fordern wir mit unserer ‚Mission 40 %‘ eine deutliche Senkung der Abgabenquote“, so Brandstötter.

Bierpartei

Bierpartei-Kandidat Stefan Obkircher sieht die FlexCo als „positive Maßnahme in Richtung mehr Unternehmensflexibilität und Gründungsförderung“. Die Mitarbeiter:innenbeteiligung sollte aus seiner Sicht „als Vorbild und Ausgangslage für weitere allgemein gültige Modelle“ herangezogen werden. „Es wurde hier leider die Möglichkeit verpasst, ein langfristiges Modell zu entwickeln, welches sowohl die Gewinnausschüttung für Mitarbeiter:innen als auch den Eigenkapitalaufbau für Unternehmen incentiviert“, so Obkircher.

Stefan Obkircher, Bierpartei | © Rafael Bittermann

Für die kommende Legislaturperiode sieht die Bierpartei eine Erleichterung des Zugangs zu Förderungen für Gründer:innen als zentrale Maßnahme. Zudem wolle man privates Risikokapital aktivieren, so Obkircher – „durch steuerliche Anreize für Privatpersonen, die in Gründungen investieren, etwa durch einen Beteiligungsfreibetrag und die Möglichkeit, Verluste steuerlich geltend zu machen“. Zudem brauche es eine Neugestaltung der Forschungsprämie „durch die selektivere Auswahl förderbarer Unternehmen und Projekte, wobei diese vermehrt Startups und Neugründungen zugutekommen soll, nicht nur bereits profitablen Großunternehmen“.

Außerdem fordert die Bierpartei ein Gründungsstipendium zur finanziellen Absicherung angehender Unternehmer:innen sowie „einen verpflichtenden Gründungscheck, der Unternehmer:innen beim Gründen hilft und die realistische Umsetzbarkeit evaluiert“. „Hierfür braucht es eine digitale Plattform als zentrale Anlaufstelle, um den bürokratischen Aufwand für alle Beteiligten zu reduzieren und Doppelgleisigkeiten im Förderwesen zu verhindern“, meint Obkircher.

KPÖ

Von KPÖ-Spitzenkandidat Tobias Schweiger gibt es gegenüber brutkasten Kritik an FlexCo und Mitarbeiter:innenbeteiligung: „Die Unternehmenswert-Beteiligung ohne Stimmrecht öffnet die Tür für alle Branchen, Mitarbeiter:innen ohne Stimmrecht am Unternehmenserfolg zu beteiligen, statt den Einsatz der Mitarbeiter:innen mit einer Überzahlung über dem Kollektivvertrag fair zu bezahlen“, meint Schweiger. Auch Startups sollten Mitarbeiter:innen vor allem über gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung locken, so der KPÖ-Spitzenkandidat. Die Herabsetzung des Mindeststammkapitals der GmbH im Zuge der Gesetzesänderung sehe man als „weitere höchst problematische Sozialisierung von Verlusten“. Positiv sehe man dagegen die frühere Aufsichtsratspflicht bei der FlexCo gegenüber der GmbH.

Tobias Schweiger, KPÖ | © KPÖ

In der kommenden Legislaturperiode sieht die KPÖ vor allem öffentliche Investitionen in die Infrastruktur und Daseinsvorsorge sowie eine Ausbildungsoffensive für nachhaltige Technologien als wichtig an. „Die Hochzinspolitik der EZB, unter der auch Startups leiden, sehen wir äußerst kritisch“, meint Schweiger. „Der Staat soll Startups durch Subventionen unterstützen; bei einem Erfolg des Unternehmens oder einem Exit sollte dies allerdings auch mit Unternehmensanteilen bzw. öffentlichem Mitspracherecht einhergehen.“

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“StartUp Burgenland ist ein Ort, wo Gemeinschaft wächst”

Kein Hard-Cut, kein Allein-Gelassen-Werden: StartUp Burgenland begleitet junge Unternehmer:innen nicht nur im Aufbau ihres Startups, sondern auch weit darüber hinaus. Wie dadurch Freundschaften, Founder-Teams und gut funktionierende Ökosysteme geschaffen werden, zeigte die letztwöchige StartUp Lounge im Wiener Filmquartier.
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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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