Nagarro Österreich mit dem sogenannten Turntable eine neue Eventreihe ins Leben gerufen, um Best Practices zu wechselnden Innovationsthemen auf den Tisch zu bringen – der brutkasten berichtete. Beim ersten Event im Oktober stand die Frage im Zentrum, wie Unternehmen aus den Unmengen an Daten für sich selbst einen Business Value schaffen können. Im Rahmen der Veranstaltung hat uns Damianos Soumelidis, Geschäftsführer von Nagarro Österreich, darauf Antworten geliefert.

+++ “Turntable”: Nagarro holt digitale Best Practices vor den Vorhang +++


Mit welchen Herausforderungen sind Unternehmen aktuell konfrontiert, um die wachsenden Datenmengen auch für ihr eigenes Geschäftsmodell nutzen zu können?

Eine der größten Herausforderungen in der Verarbeitung von Daten ist sicherlich das “Security & Privacy”-Thema. Unternehmen müssen sich zunehmend die Fragen stellen: Wem gehören die Daten? Wie sichere ich die Daten ab? Was tun, wenn ein Kunde die Löschung seiner Daten fordert? Viele Firmen wissen oft gar nicht mehr, wie sie spezifische Daten wiederfinden Stichwort fehlendes “Tagging”. Unternehmen unterschätzen diese Komplexität oftmals und bereiten sich nicht rechtzeitig darauf vor.

Warum unterschätzen Unternehmen diese Komplexität?

Ein Großteil der Unternehmen glaubt immer noch, dass sie die Dateninfrastruktur selbst aufbauen müssen. Der Aufbau eines Rechenzentrums, das auch den nötigen Sicherheitsanforderungen entspricht, ist allerdings komplex und kostenintensiv. Der Betrieb in Eigenregie ist mittlerweile ein Auslaufmodell. Heutzutage macht es mehr Sinn, diese Dienste auszulagern und auf professionelle Cloud-Services zurückzugreifen.

Damianos Soumelidis, Geschäftsführer Nagarro Österreich, im Interview mit dem brutkasten

Welche Lösungsszenarien zur Datennutzung entwickelt Nagarro?

Nehmen wir unseren Kunden Andritz als Beispiel. Das Unternehmen hat uns beauftragt sämtliche Einkaufsdaten der letzten 15 Jahre zu verarbeiten. Ziel war es die Kommunikation mit den Lieferanten zu optimieren. In einem “Datathon” haben sich Nagarro-Teams die Daten über ein ganzes Wochenende angeschaut, um unterschiedliche Ansätze und Lösungen zum Analysieren der Daten zu erarbeiten. 

“Wir müssen künftig rascher reagieren und natürlich auch mehr Risiko eingehen.” 

Die Lösungen variieren natürlich je nach Unternehmen und deren individuellen Anforderungen. Eine Grundstruktur lässt sich aber dennoch erkennen. Zunächst holen wir uns die Daten, dann säubern wir sie, standardisieren diese, um sie schlussendlich analysieren zu können. Im Rahmen der Analyse überprüfen wir auch, welche Daten in welchem Grad anonymisiert werden müssen.

Nagarro arbeitet auch an Connected-Enterprise-Lösungen. Um welche handelt es sich dabei?

Connected-Enterprise-Lösung, die wir für unsere Kunden entwickeln, sind sehr vielfältig. Als Beispiel lässt sich ÖBB-Postbus anführen. Das Unternehmen setzt gezielt Smart Glasses und Assisted Reality ein, um die Inspektion ihrer Busse effizienter zu gestalten. Ein anderes Beispiel ist der Mobilfunkanbieter A1, der ebenfalls ein Wearable in Kombination mit Assisted Reality für die Abnahme von Mobilfunkmasten verwendet. 

Welche Problemstellung löst A1 damit?

A1 errichtet gemeinsam mit seinen Infrastrukturpartnern  Mobilfunkmasten. Im Rahmen der Errichtung sind also eine Vielzahl an Akteuren involviert. Dies erfordert eine genau Dokumentation, welche Mitarbeiter wann und was gemacht haben. Um den Abnahmeprozess effizienter zu gestalten, setzt A1 mittlerweile eine Datenbrille ein.

“KMU haben heutzutage definitiv mehr Möglichkeiten als noch vor 20 Jahren.”

Die Lösung besteht aus einer intelligenten Brille und einer Backend-Lösung, die den ganzen Abnahmeprozess digitalisiert. Der Mitarbeiter am Mobilfunkmasten ist dabei live mit einem Mitarbeiter in einem A1-Büro verbunden und kann gemeinsam mit seinem Kollegen die einzelnen Abnahme-Schritte durchgehen. Dadurch können Fehler reduziert werden und der einzelne Mitarbeiter sichert sich damit auch selber ab.

Können auch KMU sich derartige Connected-Enterprise-Lösungen leisten?

Die neuen Technologien, wie Cloud-Computing, bieten große Möglichkeiten auch für mittelständische Unternehmen. KMU stehen trotz geringerer Ressourcen mittlerweile die gleichen Tools wie größeren Unternehmen zur Verfügung, nur die Skalierung ist eine andere. Kleinere Unternehmen haben sogar einen Vorteil. Sie sind agiler als Corporates, die teils träge agieren. KMU haben heutzutage definitiv mehr Möglichkeiten als noch vor 20 Jahren, nur müssen sie diese Chancen auch nutzen.

Stichwort “Chancen” nutzen. Wie ist Österreich Ihrer Meinung nach in Sachen Digitalisierung und Innovation aufgestellt? 

Wir sind zu langsam. Früher ist Österreich damit sehr gut gefahren, abzuwarten und zu schauen, was international funktioniert und was nicht funktioniert. Dadurch konnte Österreich mit weniger Risiko und einer kleinen Verzögerung auf den fahrenden Zug aufspringen. Diese Strategie funktioniert heutzutage aber nicht mehr, da sich Dinge innerhalb von Monaten ändern. Wir müssen künftig rascher reagieren und natürlich auch mehr Risiko eingehen. 


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