08.10.2015

Nachgehakt: Wie Startup-fit sind die Wiener Parteien?

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Eine Last-Minute-Entscheidungshilfe für die Wien-Wahl gefällig? derBrutkasten.com hat nach der Diskussion zum Thema „Gründen in Wien – was tut die Politik für die Zukunft der Wiener Wirtschaft?“, die die Junge Industrie Wien vergangene Woche veranstaltet hat, bei FPÖ, Grünen, NEOs und ÖVP in einigen Punkten nachgehakt. Katharina Schinner (SPÖ) musste nach der Veranstaltung leider gleich weg – wir haben sie bisher nicht für Ergänzungen erreicht.

Welche Erleichterungen kann die Wiener Stadtregierung für Startups überhaupt umsetzen?

Christoph Chorherr (Die Grünen): Je nachdem, in welchem Bereich ein Stadtrat tätig ist, sind zB technische Maßnahmen möglich, Räumlichkeiten können zur Verfügung gestellt werden, Genehmigungen erteilt werden. Ich glaube, Wien hat schon noch einen beträchtlichen Nachholbedarf. Was alle brauchen, ist eine gute Vernetzung und Kontakte zu Behördenvertretern – informelle Angebote wären da sicher auch gut.

Welches Startup aus Österreich beeindruckt Sie am meisten?

Chorherr: Das ist eine schwere Frage. Das Kapital-Startup Speedinvest von Oliver Holle – weil ich es wichtig finde, notwendiges Kapital aufzubringen. Die sind außerdem sehr unösterreichisch, im positiven Sinn.

Markus Ornig (NEOs): Ich habe so viele Freunde in dem Bereich – die würden sich jetzt alle ärgern, wenn ich sie nicht nenne (lacht). Ich nehme jetzt ein sehr nachhaltiges Projekt – ich finde die Gebrüder Stitch sehr cool.

In Wien braucht die Gründung eines neuen Unternehmens derzeit mit 20 Tagen verhältnismäßig lange, wie kann man die Zeit verkürzen?

Ornig: Mit einem One-Stop-Shop-Konzept. Im Moment braucht es acht Schritte, um ein Unternehmen zu gründen. Diese acht Schritte kann man in einem Verfahren bündeln. In Kanada gibt es das schon – da kann man alle bürokratischen Dinge in weniger als einer Stunde erledigen. Das hilft sicher sehr, denn derzeit ist der Prozess für junge Gründer frustrierend. Da wollen wir den roten Teppich ausrollen.

Alexander Biach (ÖVP): Ich glaube, das Problem liegt nicht beim Gründen – das geht ohnehin einfach. Da ist auch mit der GmbH-light einiges passiert – die muss allerdings noch einmal überarbeitet werden. Was ich verbessern würde, sind die Genehmigungen. Derzeit braucht man unglaublich viele Genehmigungen von vielen verschiedenen Stellen. Vor allem bei den Betriebsanlagengenehmigungen sollte etwas passieren. Das muss viel schneller gehen, denn solange das Unternehmen wegen ausstehender Genehmigungen oder Prüfungen steht, verdienen Sie kein Geld. Dann können Sie auch nicht wachsen und keine Mitarbeiter einstellen. Ich bin nicht der Meinung, dass das Gründen zu lange dauert, sondern dass der behördliche Alltag zu langwierig ist.

Welche Gebührenerleichterungen können in Wien umgesetzt werden?

Biach: Da müssen wir mit einer gescheiten Reform ansetzten, was den ersten Mitarbeiter betrifft. Wir haben derzeit ein Bundesgesetz, das die Lohnnebenkosten-Refundierung für den ersten Mitarbeiter vorsieht – allerdings nur für beim AMS gemeldete Personen und nur in bestimmten Branchen. Das sind nur sehr wenige. Startups wollen, dass die Aufnahme des ersten Mitarbeiters nicht so kompliziert ist. Da kann Wien schon einiges machen. Zum Beispiel die Lohnnebenkosten in Form einer Förderung zurückzuzahlen. Diese Förderung sollte dann auch nicht nur für beim AMS gemeldete Personen gelten. Außerdem müssen wir in Wien weg von diesem Gebührenautomatismus, der sich aus Lebenskosten und Inflation ergibt. Das Gebührenautomatisierungsgesetz müssen wir durch eine Wirtschaftsverträglichkeitsprüfung ersetzen.

Herr Schock, Sie wünschen sich für Wien einen Startup-Campus – wie soll der konkret aussehen und wie soll er finanziert werden?

Eduard Schock (FPÖ): Das wäre eine Aufgabe der öffentlichen Hand. Da muss die Stadt Wien Geld in die Hand nehmen – in Wien wird für so vieles Geld ausgegeben, das wäre eine echte Zukunftsinvestition. Es ist ja nach wie vor so, dass Startups nach Deutschland gehen müssen oder sogar nach Amerika, weil es dort bessere Bedingungen gibt. Ein Startup-Campus auf einem großen Areal – das muss wirklich wahrnehmbar sein – würde die internationale Wahrnehmbarkeit der Szene verbessern. Damit würden wir auch internationale Investoren anlocken. Es gibt ja international viel mehr Risikokapital, als bei uns.

Herr Schock, Wie könnte man Ihren Wunsch nach einer stärkeren Mobilisierung von privatem Kapital umsetzen?

Schock: Da gibt es Gott sei Dank private Initiativen, die allerdings von der öffentlichen Hand verstärkt werden können. Denkbar ist etwa eine Business-Angel-Börse speziell für Wiener Startups. Die Stadt kann zusätzlich investieren – dafür könnten wir beispielsweise auch EU-Mittel lukrieren. Es gibt einen “European Angel Fund” der EU, der private Mittel verdoppelt. Das könnten wir für Wien nutzbar machen.

Die NEOs zählen mit der FPÖ zu den einzigen Parteien, die gegen die Kammermitgliedschaft sind. Warum?

Ornig: Das ist nicht mehr zeitgemäß und in Wirklichkeit für Österreich ein Wettbewerbsnachteil. Es darf ein freier Mensch zu nichts gezwungen werden und eine solche Zwangsmitgliedschaft ist nicht mehr zeitgemäß. Es braucht hier eine dringende Reform für die EPUs, die das sehr belastet und in der Expansion behindert. Wenn wir das Ende der Kammermitgliedschaft nicht durchbringen – das ist verfassungsmäßig geschützt – könnte man zumindest eine Ein-Euro-Mitgliedschaft anpeilen. Oder man löst den Zwang schrittweise – zuerst für die EPUs und dann nach Unternehmensgröße gestaffelt. Wenn man das sofort aufreißt würden natürlich die großen Industrieunternehmen der Wirtschaftskammer das wichtige Geld sofort entziehen und dann wäre die Organisation tot.

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Jumug Carbon Recovery Ataleo Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Mit Veloce kann der Wiener Unternehmer Paul Brandstätter eine bekannte Marke und eine spannende Erfolgsstory vorweisen. Eine zweite Erfolgsstory sollte Jumug werden. 2022 von Brandstätter gegründet, stellt das Wiener Unternehmen sogenannte “CargoScooter” her – kleine E-Fahrzeuge für die “Last Mile” von Lieferdiensten – brutkasten berichtete. Mehrere Lieferdienste und auch die Österreichische Post – in einem Projekt in Innsbruck – wurden damit als Referenzkunden gewonnen.

Noch im Frühling Branchenpreis erhalten

Erst diesen Frühling holte sich Jumug mit dem EL-MO Award 2024 einen renommierten Branchen-Preis, wie brutkasten berichtete. Doch nun schlitterte das Startup in die Insolvenz, wie die Tageszeitung Kurier auf Basis von Angaben von Creditreform schreibt. Schulden von 2,73 Millionen Euro steht demnach ein freies Vermögen von gerade einmal 30.000 Euro gegenüber.

Insolvenzantrag: Probleme bei Jumug schon kurz nach dem Start

Im Insolvenzantrag heißt es seitens des Unternehmens: “Kurz nach Aufnahme des Geschäftsbetriebes im Jahr 2022 war die Situation aufgrund der Wirtschaftskrise und des Ukrainekriegs problematisch. Es war ein Verkauf der Fahrzeuge in Österreich und später im Ausland geplant. Der Verkauf stagnierte zu Beginn aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation.”

Kunde verweigerte kurzfristig Abnahme von Fahrzeugen

Im ersten Halbjahr 2024 habe sich die Nachfrage dann erheblich gesteigert, man habe auch Abschlüsse mit Neukunden erzielen können. “Die Rückmeldungen der Kunden und Nutzer waren gut. Die Gesamtlage schien sich aufgrund dessen zu entspannen.” Weiter heißt es dann jedoch: “Im August und September 2024 stellte sich heraus, dass das Interesse der Neukunden nicht weiter in Aufträge umgesetzt werden konnte. Ein Kunde, von dem bereits ein Auftrag erteilt worden war, verweigerte ohne nachvollziehbare Begründung die Abnahme von zehn Fahrzeugen.”

Notverkauf von Jumug steht noch im Raum

Das Unternehmen könne daher nicht gewinnbringend oder kostendeckend geführt werden, heißt es im Antrag weiter. Sämtliche Sanierungs- und Restrukturierungsversuche seien gescheitert, die Jumug Vehicles GmbH werde mit Insolvenzeröffnung geschlossen. Das letzte Wort dürfte jedoch noch nicht gesprochen sein. Wie aus dem Antrag hervorgeht, steht ein Notverkauf noch im Raum: “Es werden allerdings derzeit Verhandlungen mit einem Investor geführt, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Schuldnerin die Wiedereröffnung und Fortführung des Betriebes beantragen wird, um einen zu beantragenden Sanierungsplan umsetzen zu können. Die Verhandlungen mit dem Investor werden vermutlich noch etwa sechs bis zehn Wochen dauern.”

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