14.02.2022

Nach Verhaftung der Krypto-Hacker – Bitfinex-Odyssee wird zur Netflix-Serie

2016 wurden 120.000 Bitcoins beim sogenannten Bitfinex-Hack geklaut. Ermittler lieferten sich jahrelang ein Schachspiel auf der Jagd nach den Tätern, die mittlerweile gefasst wurden. Nun möchte Netflix eine Dokumentarserie darüber drehen. Ein Verhaftung wie ein Zeichen.
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(c) Stock.Adobe/Thomas - Der Bitfinax-Hack: Ein Ermittlungserfolg, der an Krypto-Verbrecher ein Zeichen senden möchte.

Der achte Februar 2022 ist in die Geschichte des US-Justizministeriums eingegangen. Behörden konnten rund 3,6 Milliarden US-Dollar in Bitcoin beschlagnahmen, die bereits 2016 bei einem massiven Hack im Jahr 2016 von der Kryptobörse Bitfinex gestohlen wurden.

Die Ankündigung der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft enthüllte ein sechsjähriges Schachspiel, um die Schuldigen hinter dem Diebstahl von 119.754 Bitcoin von der Kryptowährungsbörse Bitfinex zu finden. Die Erlöse – damals 72 Millionen, heute 4,5 Milliarden US-Dollar wert – wurden von den Konten von einzelnen Usern in eine einzige Krypto-Wallet umgeleitet.

“Kryptowährung kein sicherer Hafen für Kriminelle”

“Die heutigen Verhaftungen und die bisher größte finanzielle Beschlagnahmung der Abteilung zeigen, dass Kryptowährung kein sicherer Hafen für Kriminelle ist”, sagte die stellvertretende Generalstaatsanwältin Lisa O. Monaco in einer offiziellen Stellungnahme. “In dem vergeblichen Versuch, die digitale Anonymität zu wahren, haben die Angeklagten gestohlene Gelder durch ein Labyrinth von Kryptowährungstransaktionen gewaschen. Dank der akribischen Arbeit der Strafverfolgungsbehörden hat das Department wieder einmal gezeigt, wie es das Geld verfolgen kann und wird, egal in welcher Form es auftaucht.” Der 34-jährige Ilya Lichtenstein und seine Frau Heather Morgan, 31, beide aus New York wurden als die vermeintlichen Täter ausgeforscht und verhaftet.

Man kann nicht sagen, dass die Krypto-Diebe unvorsichtig waren: Jahrelang blieb der Großteil des entwendeten Geldes in der Wallet unberührt. Doch als es langsam aus dem Portemonnaie in das herkömmliche Bankensystem verschwand, konnten die Ermittler die Transaktionen zu Personen in der realen Welt zurückverfolgen.

So begann die Bitfinex-Odyssee

Zu den Anfängen: Nicht lange nach dem Auftauchen von Bitcoin wurden Stimmen laut, dass sich die Kryptowährung zu einem Werkzeug für Drogendealer oder Steuerhinterzieher entwickeln würde. Es war und ist das dezentrale und unregulierte Wesen der Währung, das für Viele den Reiz darstellt. Genau diese Eigenschaften machen Bitcoin allerdings auch anfällig. Wie zum Beispiel 2014 als die erste Bitcoin-Börse Mt. Gox nach einem Hack zusammenbrach und Diebe 500 Millionen US-Dollar in Kryptowährung entwenden konnten.

Zwei Jahre später startete der Krypto-Coup, der bald als Doku-Reihe auf Netflix zu sehen sein wird. Durch eine Sicherheitslücke wurden damals rund 2.000 Transaktionen von Accounts anderer User genehmigt. Mit dem Ergebnis, dass Bitcoins auf eine einzige Wallet verschickt wurden. Damals im Wert von 72 Millionen US-Dollar.

Als dann Anfang 2017 kleine Geldbeträge die Wallet über Alphabay verließen, einer “Currency Exchange”, die im Dark Net häufig für den Handel mit Waffen und Drogen genutzt wurde, schien es so, als ob die Spur des Geldes auf der Blockchain kalt werden würde. So die Befürchtung der Ermittler. Allerdings kam es noch im selben Jahr zur Schließung der Plattform, was die Täter veranlasste, das Geld über den russischsprachigen Marktplatz Hydra zu leiten.

Drei Jahre später schoss der Bitcoin-Wert in die Höhe und die Geldwäscher setzten auf “Coinjoin”, eine Art von Transaktion, und griffen dabei auf die “Wasabi Wallet” zurück. Eine “Geldbörse”, die dazu entwickelt wurde, um eine Rückverfolgung in der Blockchain zu verhindern.

“Labyrinth von Kryptowährungstransaktionen”

Laut der stellvertretenden Generalstaatsanwältin der USA, Monaco, nutzten Liechtenstein und Morgan diese Darknet-Dienste in Verbindung mit einer Reihe komplizierter Manöver, die einem “Labyrinth von Kryptowährungstransaktionen” gleichkamen. Einschließlich der Eröffnung von Konten unter falschen Namen und der Verschiebung von Geldern in Tausenden von kleinen, separaten Transaktionen, die per Computer automatisiert wurden, um unter dem Radar der Finanzaufsichtsbehörden durchzukommen.

(c) justice.gov – Lisa O. Monaco, die 39. “Deputy Attorney General” der Vereinigten Staaten mit einem großen Erfolg.

Denn, es gelangten Gelder auf traditionellere Finanzkonten der beiden Verdächtigen, die das Geld für Gold, NFTs und Walmart-Geschenkkarten ausgaben oder Uber-Dienste und eine Playstation bezahlten, wie aus den Anklagedokumenten hervorgeht. Eine riesige Menge an Bitcoin – im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar – wurde in “echtes Geld” umgewandelt. Rund 80 Prozent des Geldes, das nach dem Hack in die ursprüngliche Krypto-Wallet eingezahlt wurde, blieb dort aber bis zum 31. Januar.

Das Imperium schlägt zurück…

Während die Täter also verschiedene Techniken nutzten, um das Geld zu verschieben, wachten die Behörden in den USA langsam auf. Kryptowährungsbörsen mit Sitz in den USA fielen in den Zuständigkeitsbereich des Finanzministeriums, das von ihnen verlangte, Anti-Geldwäsche-Programme (AML) und KYC-Protokolle (Know-Your-Customer) zu erstellen, um anonymen Nutzern den Geldtransfer zu erschweren.

Zwischenzeitlich entwickelten Kryptoforscher und Programmierer Tracking-Tools. TRM Labs zum Beispiel erfand ein Werkzeug zur Bekämpfung von “Chain-Hopping”, einer Reihe von Aktionen, bei denen Geldwäscher schnell Gelder über verschiedene Blockchains verschieben (wie die Umwandlung von Bitcoin in Ethereum in Solana).

Elliptic hat in ähnlicher Weise automatisierte Verfolgungstechniken entwickelt, um Geld über “Peeling Chains” zu verfolgen, bei denen Kryptowährungen durch eine Vielzahl von Adressen geleitet werden.

Protokolle brachten Bitfinex-Fall ins Rollen

Doch der eigentliche Clou, der schlussendlich zum Erfolg führen sollte, lag in der “Exekutierung” von Alphabay. Jene gab Strafverfolgungsbehörden Zugang zu den internen Transaktionsprotokollen des Dienstes, was den Beamten half, einen konkreten Konnex zwischen der mit dem Hack von 2016 verbundenen Wallet und den gewaschenen Konten herzustellen.

Nachdem dieser Schachzug möglich geworden ist, haben Beamte, Verbindungen zwischen den kleineren Shell-und den Bankkonten finden können, die Lichtenstein und Morgan gehörten. Durch einen Durchsuchungsbefehl für ein Cloud-Speicherkonto, das dem 34-Jährigen gehörte, fanden Ermittler dort eine Liste von Wallet-Adressen, die mit dem Hack in Verbindung standen, sowie deren Passwörter. In einer dieser Wallets befand sich schließlich der Großteil des gestohlenen Vermögens: 94.000 Bitcoins. Mit Lichtensteins Passwörtern in der Cloud verschafften sich die Jäger Zugang zu dem Konto und beschlagnahmten das Geld.

Eine Warnung an Kryptokriminelle

Dieser Ermittlungserfolg hat eine enorme Bedeutung. Nicht nur, dass man zwei Kriminellen Jahre nach ihrem Coup auf die Schliche gekommen ist – man hat ein Beispiel geschaffen, dass Kryptowährungsdelikte durchaus strafbar verfolgbar sind, wie auch “Assistant Attorney General” Kenneth A. Polite Jr. von der Strafabteilung des US-Justizministeriums betont.

Er sagt: “Heute zeigt die Strafverfolgung auf Bundesebene einmal mehr, dass wir Geld über die Blockchain verfolgen können und dass wir nicht zulassen werden, dass Kryptowährungen ein sicherer Hafen für Geldwäsche oder eine Zone der Gesetzlosigkeit innerhalb unseres Finanzsystems werden. Die heutigen Verhaftungen zeigen, dass wir entschlossen gegen diejenigen vorgehen werden, die angeblich versuchen, virtuelle Währungen für kriminelle Zwecke zu nutzen.”

Auch Finanzexperte Niko Jilch scheint einen kleinen Paradigmenwechsel in Sachen Kryptokriminalität zu sehen, wenn er sagt: “Die Geschichte ist verrückt und wir werden noch viel davon hören. Es zeigt aber auf jeden Fall: Die Nachvollziehbarkeit von Bitcoin-Transaktionen ist bei der Strafverfolgung ein großer Vorteil. Kriminelle werden sich zweimal überlegen, ob sie Bitcoin wirklich nutzen wollen.”

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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR
(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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