Das US-Startup BioCraft hat, wie der brutkasten bereits berichtete, einen Standort in Wien, für den eine eigene GmbH gegründet wurde. Hier befindet sich die F&E-Abteilung mit mehreren Stammzellen-Forscher:innen. Und zwar unter der Leitung der Wiener Gründerin Theresa Rothenbücher. Sie hat (laut LinkedIn-Profil) im Februar das Vegan-Lachs-Startup Revo Foods verlassen, das sie 2020 mitgegründet hatte und wo sie als Chief Scientific Officer (CSO) fungierte. Bei BioCraft ist die Wissenschaftlerin Chief Product Officer (CPO).

BioCraft: “Hühnerfleisch” für Katzen und Hunde

Das Biotech-Unternehmen kultiviert Fleisch für den Heimtierfuttermarkt und ist im Mai durch die Züchtung von Mäusefleisch als Katzenfutter aufgefallen. Nun hat das Startup bekannt gegeben, dass es eine Hühnerzelllinie für Katzen- und Hundefutter entwickelt und charakterisiert hat und damit sein Portfolio erweitert.

Das von BioCraft kultivierte Hühnerfleisch soll alle wichtigen Nährstoffe, die Katzen und Hunde benötigen, bieten, ohne chemische und bakterielle Verunreinigungen, Antibiotika, Steroide oder andere Hormone.

Nicht genetisch verändert

Das aus Stammzellen gewonnene Huhn von BioCraft ist weder genetisch verändert noch immortalisiert (unbegrenzte Zellteilungsfähigkeit). Während es üblich ist, Zelllinien von Drittanbietern zu lizenzieren, befinden sich jene von BioCraft vollständig im Besitz des Unternehmens, wobei die Hühnerstammzelllinie vom hauseigenem Stammzellenforscher und Tierarzt Rupal Tewari gewonnen wird.

Obwohl Hühnerfleisch zu den Top-Allergenen für Hunde und Katzen gehört, ist es immer noch eine der am häufigsten verwendeten Zutaten in der Tiernahrung. Aus diesem Grund hat BioCraft diese neue Zelllinie entwickelt, um die Nachfrage von Tierfutterherstellern und Verbrauchern nach konventionellen Arten zu befriedigen.

BioCraft: Hauptfokus weiterhin auf Mäusefleisch

“Während kultiviertes Mäusefleisch – die angestammte Nahrung der Katze – unser Hauptaugenmerk für Katzenfutter bleibt, ist die neue Hühnerzelllinie für Katzen oder Hunde ideal für Tierfutterhersteller und letztlich auch für Tierhalter, die traditionellere Fleischzutaten bevorzugen”, präzisiert Shannon Falconer, Gründerin und CEO von BioCraft. “Dr. Tewaris seltene Kombination von Fachwissen im Bereich der Stammzellen und der Tiermedizin ist in der Branche einzigartig und verschafft uns einen Vorteil gegenüber jedem anderen Unternehmen, das kultiviertes Fleisch herstellt.”

Das Hühnerfleisch des Startups hat die Konsistenz des “Fleischbreis”, der in der konventionellen Tierfutterherstellung verwendet wird, und kann laut Founderin als Eins-zu-Eins-Ersatz in Nass- oder Trockenfutter, Leckerlis und frischem Tierfutter verwendet werden.

Fette und Aminosäuren

Es sei ernährungsphysiologisch robust und enthalte alle erforderlichen Proteine, wichtige Vitamine, Fette und Aminosäuren, wie z. B. Taurin – ein Nährstoff, der in der Regel bei der Hocherhitzung während des Rendering-Prozesses von herkömmlichem Fleisch verloren geht und dann in synthetischer Form wieder zugefügt wird, um ein nährstoffreiches Tierfutter zu erhalten.

Wie das Unternehmen beteuert, wächst BioCrafted-Fleisch in einer kontrollierten und pathogenfreien Umgebung, umgeben von einer Flüssigkeit mit Vitaminen und Mineralien, die kein fötales Rinderserum (FBS) enthält, ein Prozessbestandteil, der auf unmenschliche Weise aus der Schlachtung trächtiger Kühe gewonnen wird. Und den man häufig zur Herstellung anderer Fleischsorten verwendet.

Fleischkonsum als Umweltproblem

Laut BioCraft habe die konventionelle Fleischproduktion – für Haustiere und Menschen – verheerende Folgen, darunter Klimawandel, Tierquälerei und Risiken für die öffentliche Gesundheit. Tiere werden mit Antibiotika gefüttert, einem der Hauptverursacher von Antibiotikaresistenzen bei Menschen und Haustieren, sowie mit hormonellen Steroiden, um ihr Wachstum zu beschleunigen.

Zudem trage die intensive Haltung von Tieren, die zur Schlachtung für Fleisch bestimmt sind, zur Luft- und Wasserverschmutzung, zur Entwaldung, zur Wüstenbildung und zu toten Zonen in den Meeren bei. Und fördere gleichzeitig tödliche Krankheitsausbrüche und Zoonosen (Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen oder Viren verursacht und wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können.).

Hundereich oder Katzistan?

Mehr als 25 Prozent der Umweltauswirkungen der Tierhaltung werden allein in den USA der Fütterung von Haustieren zugeschrieben. Fun Fact: Wenn Katzen und Hunde ein eigenes Land hätten, wären sie die fünftgrößte fleischkonsumierende Nation der Welt. Nach Hongkong, den USA, Australien und Argentinien.