04.08.2023

Nach Insolvenz erntet Startup Midnightdeal Kunden-Shitstorm

Das Wiener TravelTech Midnightdeal ist insolvent. Zurück bleiben viele verärgerte Kund:innen. Die Buchungsplattform ist mittlerweile offline.
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Midnightdeal scheiterte mit dem Versuch, Hotelzimmer zum Schlussverkaufspreis anzubieten. Bild: (c) Adobe Stock
Midnightdeal scheiterte mit dem Versuch, Hotelzimmer zum Schlussverkaufspreis anzubieten. Bild: (c) Adobe Stock

Hotelzimmer zu Schlussverkaufspreisen für Millenials und die GenZ – das war die Idee hinter Midnightdeal. Als Buchungsplattform ermöglichte es das Startup aus Wien seinen Kund:innen in Europa, Hotelaufenthalte zum eigenen Wunschpreis zu buchen. Aber damit ist nun Schluss.

Am ersten August startete ein Konkursverfahren, für das das Unternehmen Midnight Deal GmbH einen Antrag beim Handelsgericht Wien einbrachte. Das gab der Kreditschutzverband (KSV) am Dienstag bekannt. Die Buchungsplattform ist mittlerweile offline, viele offene Fragen bleiben.

Shitstorm von verärgerten Kund:innen

Über die Ursachen für die Insolvenz wurde bisher nichts näheres bekannt, außer das das Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte.

Auf brutkasten-Anfrage erklärte sich der Gründer Lukas Zirker zunächst zu einem Statement bereit, vertröstete dann jedoch auf einen späteren Zeitpunkt. Mittlerweile reagiert er auf keine Anfragen mehr – weder per Email noch per Telefon.

Auf den Social-Media-Profilen des Unternehmens wurden die Kund:innen nicht über das Insolvenzverfahren informiert, ein eher unübliches Vorgehen. Stattdessen wurde die Buchungsplattform offline genommen. Lediglich eine kurze Mail bekamen die Kund:innen. Darin wurden sie aufgefordert, sich an den KSV zu wenden um ihre Ansprüche geltend zu machen.

Bereits in den letzten Tagen häuften sich Beschwerden auf den Social-Media-Profilen des Startups. Einige verärgerte Kund:innen gehen sogar soweit, Midnightdeal Betrug vorzuwerfen. Sie berichten von stornierten Buchungen trotz bezahlter Hotelzimmer. “Wir haben an Midnightdeal bezahlt, Zahlung ist nicht ans Hotel durchgegangen & morgen steht der Urlaub an”, kommentierte eine Userin bereits vor einer Woche. Auch von Kontaktversuchen, die ins Leere gingen, berichten die Kund:innen.

Was Betroffene jetzt tun können

Gestern veröffentlichte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) eine Hilfestellung für betroffene Kund:innen. Die Ursache für diesen Schritt seien gehäufte Anfragen gewesen, heißt es auf brutkasten-Nachfrage.

“Kunden, welche die Nächtigungskosten vollständig bezahlt haben, wird empfohlen, vor Reiseantritt mit dem jeweiligen Hotel in Verbindung zu treten und abzuklären, ob die vom Kunden erfolgte Reservierung weiterhin aufrechterhalten bzw., ob im Einzelfall eine Kulanzlösung gefunden werden kann”, rät der AKV.

Auch der KSV veröffentlichte heute ausführlichere Informationen zur Causa Midnightdeal. Die Organisation empfiehlt Betroffenen, bereits geleistete Zahlungen an die Midnight Deal GmbH gerichtlich anzumelden, wenn das gebuchte Hotel die Buchung bereits storniert hat. “Leider lässt es sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, ob bzw. in welcher Höhe betroffene Kunden im Insolvenzverfahren mit einer Quotenzahlung rechnen dürfen”, informiert der KSV weiter.

Midnightdeal hatte große Pläne

Eine Wiener Rechtsanwältin wurde mit der Verwaltung der Konkursmasse beauftragt. Auf brutkasten-Anfrage erklärte der KSV, keine näheren Details zu dem Verfahren und zur finanziellen Lage des Unternehmens zu kennen, da Midnightdeal den Insolvenzantrag selbst einbrachte. Die Prüfung der tatsächlichen Situation des Unternehmens würde einige Zeit in Anspruch nehmen, so der KSV.

In der Vergangenheit sorgte Midnightdeal für Aufsehen, weil es im Juni 2020 mitten in der Corona-Pandemie ein sechsstelliges Investment einsammelte – trotz der schwierigen Marktsituation für die Reisebranche.

Noch letztes Jahr hatte sich das Startup optimistisch gegeben: Nicht weniger als “Europe’s next booking tech unicorn” wollte das 2017 gegründete Startup werden. Es verkündete erfolgreiche, besonders große Skalierungsschritte. 200-Prozent-Zuwächse auf seiner Buchungsplattform habe es trotz der schwierigen Lage der Tourismuswirtschaft verzeichnen können, hieß es. Laut einer Aussendung plante das Startup bis 2022 in den Niederlanden und bis 2023 im Vereinigten Königreich Fuß zu fassen. Diese Expansionsvorhaben dürften nun gescheitert sein.

342 Crowd-Investor:innen betroffen

Letzten Sommer versuchte das Startup über die Crowdfunding-Plattform seedrs an frisches Geld zu kommen – mit beträchtlichem Erfolg, 342 Einzelpersonen investierten. Mehr als 450.000 Euro konnte Midnightdeal so einsammeln. Diese Mittel wollte das Unternehmen nach Angaben auf der Crowdfunding-Plattform für “Hyper-Personalisation” und ein “Top-Notch Loyalty Program” verweden.

Aus den von seedrs bereitsgestellten Investmentinfos geht hervor, dass Midnightdeals der Republik Österreich im Juni 2022 in Summe 458.000 Euro schuldete. Was mit diesen Schulden in der Zwischenzeit passiert ist, ist offen.

Als Midnightdeal-Gesellschafter:innen sind laut Firmenbuch neben dem Unternehmensgründer Lukas Zirker (45,85%) auch die die Schweiger GmbH (21,26%), die Falkensteiner Ventures GmbH (14,85%), Michael Bradac (1,3%), Zeta-Alpha GmbH (3,8%), German Capital Partner GmbH (2,34%), Koppelstätter Media GmbH (2,34%) und weitere Einzelinvestor:innen von der Insolvenz betroffen.

Ob das Unternehmen ein Sanierungsverfahren anstrebt, ist derzeit nicht bekannt. Jedenfalls ist die Entfernung der Buchungsplattform von Midnightdeal ein Hinweis darauf, dass derzeit keine Fortführung des Unternehmens geplant ist.

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Das Wärmepumpen-Startup Heizma von Alexander Valtingojer (Founder Coinpanion), Michael Kowatschew (ehemaliger Sigma Squared-Präsident) und Valentin Perkonigg (Brickwise) wurde am 27.03.2024 in Wien gegründet. Im September berichtete man bereits von einem Mitarbeiter:innen-Wachstum, brutkasten berichtete, und stellte zwei Monate danach den ehemaligen HalloSonne-Cheftechniker Peter Peter Astl als technischen Direktor ein. Nun gibt es weitere Erfolgsmeldungen.

Heizma mit klimaneutralen Wärmepumpen

Heizma spezialisiert sich auf die Installation von Wärmepumpen und möchten damit eine Lösung für eines der aktuell drängendsten Probleme entwickeln: das Heizen in privaten Haushalten, welches als drittgrößtes Klimaproblem Europas gilt.

Alleine in Österreich sind noch immer über 1,3 Millionen Haushalte mit Öl- und Gasheizungen ausgestattet, die einen erheblichen CO2-Ausstoß verursachen. Mit der Gründung des Unternehmens ist das Gründer-Trio angetreten, um Hausbesitzer:innen einen “möglichst schnellen und einfachen Umstieg auf klimaneutrale Wärmepumpen zu ermöglichen”.

Um sich vom Mitbewerb zu differenzieren, wurden vom ersten Tag an möglichst viele Arbeitsprozesse digitalisiert und ein Komplettpaket entwickelt, das die Installation der Wärmepumpe inklusive sämtlicher Elektroleistungen sowie Förderantragabwicklung aus einer Hand umfasst. Nach Beauftragung kümmert sich das mittlerweile siebzigköpfige Heizma-Team um die Auftragsabwicklung.

500 Stück verkauft

Mit diesem Ansatz gelang es Heizma seit seinem Bestehen 500 Wärmepumpen zu verkaufen und Aufträge in Summe von über zehn Millionen Euro zu erzielen.

“Wir haben Heizma mit dem Versprechen gegründet, die Wärmewende von Haushalten ohne großen Zeit- und Geldaufwand möglich zu machen. Mit 500 verkauften Wärmepumpen im Gründungsjahr haben wir unsere hochgesteckten Erwartungen weit übertroffen. Ohne unseren unbeschreiblichen Teamgeist wäre es schlicht unmöglich gewesen, innerhalb so kurzer Zeit zum Marktführer in unserer Branche aufzusteigen”, sagt Heizma-Geschäftsführer Kowatschew.

Heizma kooperiert mit Bosch und Panasonic

Um diesen Wachstumskurs fortzusetzen, hat das Startup Kooperationen mit Herstellern wie Bosch, Viessmann, LG, Panasonic und iDM abgeschlossen. Im Frühjahr 2025 möchte Heizma sein Angebot unter der Leitung von Astl um Photovoltaik-Lösungen erweitern.

Zudem ist die Gründung eines weiteren Betriebs für Tirol und Vorarlberg in Planung, um auch die beiden westlichsten Bundesländer ohne Partnerbetriebe abdecken zu können.

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