31.08.2023

N26: Produktchef geht – übernimmt aber Rolle in Aufsichtsrat

Der bisherige Chief Product Officer von N26, Gilles BianRosa, wechselt zu einem US-Unternehmen. Der Neobank bleibt er aber als Aufsichtsrat verbunden. N26-CEO Valentin Stalf erläutert im brutkasten-Gespräch die Hintergründe.
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Erst vor wenigen Wochen hat N26 mit Carina Kozole eine neue Risikochefin präsentiert – jetzt kommt es zur nächsten Veränderung im C-Level der von den Österreichern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründeten Neobank: Chief Product Officer (CPO) Gilles BianRosa zieht sich aus dem N26-Führungsteam zurück und wird Chief Operating Officer (COO) bei einem US-Unternehmen. Um welches es sich handelt, ist derzeit noch nicht bekannt.

“Es war sein persönlicher Wunsch, dass er sich von Produkt in Richtung Operations entwickeln möchte. Bei uns ist das Thema aber bereits gut besetzt und es hat diese Möglichkeit intern nicht gegeben”, erläutert N26-Mitgründer und CEO Valentin Stalf im brutkasten-Gespräch.

BianRosa zieht in Aufsichtsrat ein

BianRosa bleibt N26 allerdings verbunden: Mit Ende September wird er in den Aufsichtsrat der N26 AG einziehen. Die Neobank ist seit dem Vorjahr als deutsche Aktiengesellschaft (AG) organisiert. “Gilles kann einerseits das Thema Produkterfahrung im Aufsichtsrat mit einbringen. Andererseits sorgt das auch dafür, dass wir Kontinuität haben”, sagt Stalf. “Der Aufsichtsrat ist primär ein Kontrollorgan, aber es hat sich bewährt, wenn man einzelne Personen im Aufsichtsrat hat, die auch schon interne Erfahrungen bei N26 haben.

“In den vergangenen Monaten sei es eines der Kernziele von N26 gewesen, die “Governance noch mehr zu stärken”. Jetzt habe die Neobank einen Aufsichtsrat, der mit sehr unterschiedlichen Profilen besetzt sei.

In Deutschland unterliegt N26 weiterhin einer Wachstumsbeschränkung von 50.000 Neukund:innen pro Monat. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte diese der Bank bereits im November 2021 auferlegt und zuletzt im Juli verlängert. Trotz einiger Fortschritte gebe es nach wie vor Defizite in den N26-Systemen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, attestierte die Behörde der Bank.

Zweite Führungsebene übernimmt Agenden vorerst

Der scheidende Produktchef BianRosa ist seit 2021 bei N26 und hat über 100 Personen starkes Produkt- und UX-Team aufgebaut. Die unter seine Leitung entwickelte langfristige Produktstrategie soll in den nächsten Jahren weiter umgesetzt werden.

“Ich durfte zweieinhalb Jahre die Produkt- und Innovationsagenda bei N26 leiten. Seitdem bin ich zuversichtlicher denn je, dass N26 den Wandel in der Bankenbranche führend vorantreiben wird. Ich freue mich auf die Gelegenheit, das Unternehmen als Mitglied des Aufsichtsrates in anderer Funktion zu diesem Ziel zu steuern”, wird BianRosa in einer Aussendung von N26 zitiert.

Was die Nachbesetzung der CPO-Rolle angeht, will sich CEO Valentin Stalf im brutkasten-Gespräch auf keinen Zeitplan festlegen: “Die zweite Führungsebene wird die Aufgaben vorerst übernehmen und dann werden wir sehen, wann wir einen neuen Chief Product Officer ernennen. Produkt und Technologie ist auch einer der wenigen Bereiche, in denen wir zwei C-Level-Positionen haben – einen CPO und einen CTO. Viele der Themen sind auch heute schon von beiden betreut worden. Da sind wir gut aufgestellt”.

2023 bereits neue Risikochefin und neuen Finanzchef ernannt

Der jüngste Wechsel im C-Level von N26 war die eingangs erwähnte Ernennung der neuen Risikochefin Carina Kozole. Sie kommt aus der UniCredit-Gruppe, die Rolle des Chief Risk Officers war zuvor intermistisch mit Jan Stechele besetzt gewesen, der weiter im Vorstand von N26 tätig ist.

Anfang des Jahres hatte N26 den vormaligen Air-Berlin-Finanzchef Arnd Schwierholz als Chief Financial Officer (CFO) vorgestellt. Der war auf Jan Kemper gefolgt, dessen Abgang im Dezember 2022 bekannt geworden war. Ebenfalls Anfang des Jahres hatte die Neobank den früheren LinkedIn-Manager Daniel Lappas zum neuen General Manager für die DACH-Region ernannt.


Aus dem Archiv: N26-Gründer Valentin Stalf im brutkasten-Talk (März 2023)

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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