03.06.2019

10 Jahre: Wie myAbility in einigen der größten Corporates des Landes half

MyAbility, eine Unternehmensberatung mit wirtschaftsorientiertem Ansatz zur Inklusion von Menschen mit Behinderung, hat seit ihrer Gründung ein Ziel: Unternehmen die Potenziale von Menschen mit "Disabilities" als Kunden und Mitarbeiter aufzuzeigen. Nun feierte die von Wolfgang Kowatsch und Gregor Demblin gegründete Firma am DisAbility Confidence Day ihr zehnjähriges Bestehen.
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MyAbility, Demblin, Österreichische Lotterien, Bank Austria, UNIQA Capjob
(c) Point of View - MyAbility-Gründer Gregor Demblin arbeitet seit 2009 an Inklusion und Barrierefreiheit.

In den Hallen des physiotherapeutischen Instituts eines westwiener Krankenhauses hängen eingerahmte Fotos von Menschen an den Wänden. Ein paar Zeilen erzählen in kurzen Worten die Geschichte hinter ihnen und gewähren Einblicke in ihre Hobbys und Errungenschaften. Alle Stories enden gleich – mit dem Satz: “Und ich sitze im Rollstuhl”. Auch ein Porträt-Foto des Gründers von myAbility, Gregor Demblin, hängt dort und spendet Menschen in ähnlichen Situationen Mut.

+++ “Menschen mit Behinderung sind Leistungsträger” +++

myAbility-Gründer holte Exoskelett nach Österreich

Wie der brutkasten bereits berichtete, ist der ehemalige Philosophie-Student Mitgründer der inklusiven Jobplattform myAbility.jobs (ehemals Career Moves) für Menschen mit Behinderung und brachte im Vorjahr den ersten bionischen Anzug ins Land. Um “allen Betroffenen in Österreich diese phantastische Therapieform zu ermöglichen”, wie er damals betonte. Die Galerie im Spital dient jedoch nicht nur als Mutspender, sondern auch als Erinnerung an die Normalität im Leben jener Menschen, die ein schwerer Schicksalsschlag getroffen hat. Sie spielen Tennis, kochen und und gehen ihren Jobs nach. Doch besonders der letzte Punkt trifft eben nicht für alle zu – es gibt erheblichen Verbesserungsbedarf.

“Erwerbsquote von Menschen mit Behinderung unter 40 Prozent”

“Die Erwerbsquote von Menschen mit Behinderung liegt Statistiken zufolge bei weit unter 40 Prozent”, erklärt myAbility-Co-Founder Wolfgang Kowatsch, “das liegt unter anderem daran, dass Recruiting-Prozesse in vielen Fällen nicht barrierefrei gestaltet sind”. Mit dieser Ausgangslage im Hinterkopf gründete das Duo 2009 myAbility und zehn Jahre später gratuliert die Wirtschaft. Das Jubiläum wurde im Studio 44 der Österreichischen Lotterien beim vierten DisAbility Confidence Day gefeiert.

Interesse von Beginn an groß

“Als ich vor zehn Jahren gemeinsam mit Wolfgang Kowatsch die Jobplattform Career Moves für Menschen mit Behinderung gegründet habe, stieß unser Angebot auf großes Interesse. In der Folge wandten sich immer mehr Unternehmen an uns, wie etwa die UniCredit Bank Austria oder die REWE-Gruppe. Es bestand auch auf Unternehmensseite ein riesiges Bedürfnis nach Informationen und Lösungsansätzen rund um das Thema Disability. Darauf sind wir eingegangen, und daraus ist in der Folge die soziale Unternehmensberatung myAbility entstanden”, erklärt Demblin. Ein Jahrzehnt später scheint klar, myAbility leistet erfolgreiche Pionierarbeit in diesem Bereich, was sich allein an Gratulanten und teilnehmenden Unternehmen bei der Feier ablesen lässt

Prominente Gäste als Gratulanten

Zu den Themen “Barrierefreiheit & Innovation” beziehungsweise “Innovative Technologien als Gamechanger” diskutierten renommierte Gäste wie Dorothee Ritz, General Manager von Microsoft Österreich, UNIQA-Vorstandsvorsitzender Andreas Brandstetter oder Magenta Telekom-Chef Andreas Bierwirth. Auch Flughafen-Vorstand Günther Ofner, ÖBB-Personenverkehr-Vorständin Michaela Huber und VERBUND-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber ließen es sich nicht nehmen, ihre Erfahrungen zu teilen.

Raul Krauthausen von Sozialhelden hielt eine kritische Keynote, in der er Manager dazu aufrief, Menschen mit Behinderung nicht als Risiko, sondern als Chance wahrzunehmen. Die Laudatio hielt der Vorstandsvorsitzende der UniCredit Bank Austria Robert Zadrazil. Allerdings sind es nicht bloß einzelne Personen, die in diesem Bereich Vieles geleistet haben. Wenn Zeiten sich ändern, ändern sich auch Unternehmen. Und die haben es laut myAbility verdient, vor den Vorhang zu treten.

myAbility, Österreichische Lotterien, Bank Austria, UNIQA, Gregor Demblin
(c) Stefan Ebersberger – Top Manager der heimischen Wirtschaft feiern zehn Jahre myAbility und ihre Arbeit in Sachen Inklusion und Barrierefreiheit.

Österreichische Lotterien mit Jobshadowing-Programmen

Die Österreichischen Lotterien setzen etwa beim Thema “Disability” auf verschiedene Zugänge: Zum einen haben die Mitarbeiter im Rahmen von internen Disability-Awareness-Seminaren die Möglichkeit, durch die Interaktion mit Menschen mit Behinderung “Barrieren im Kopf” abzubauen. Auch gibt es seit mehreren Jahren Jobshadowing Programme für Studierende mit Behinderung, mit dem Ziel, durch Praxiseinblicke zukünftige Talente für das Unternehmen zu gewinnen., wie es in einer Aussendung heißt.

Zudem wurde im Rahmen der “Ö3-Lehrlingsinitative” die Aufnahme eines Jugendlichen mit Behinderung als Bürokaufmann/frau im September 2019 von Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner zugesagt. Um besonderen Bedürfnissen ebenfalls gerecht werden zu können, wurden vor Kurzem Lifte modernisiert und mit leicht erreichbaren Bedienelementen und einer Stockwerksansage aufgerüstet.

Smart Banking in Gebärdensprache

Die Bank Austria erfülle andererseits mit mehr als 300 Mitarbeitern mit Behinderung die gesetzliche Quote seit 2013. 100 Prozent der Filialen seien zudem barrierefrei. Weiters berate man Kunden mit Behinderung mittels Videotelefonie und Vorlesefunktionen auf der Webseite. Das  Online-Tool “SmartBanking in Gebärdensprache” (mit dem “Zero Project Award” ausgezeichnet) ermögliche zudem Beratung für gehörlose Kunden über Video.

+++ Holidays on Wheels macht Barrierefreiheit sichtbar +++

Einhandtastatur für Menschen mit Einschränkung

“Mit der Initiative UNIKATE unterstützt die UNIQA Stiftung Menschen mit Behinderung in Österreich. Technische Lösungen vereinfachen deren Alltag und eröffnen ihnen neue Möglichkeiten. Dadurch wird ein sicheres, besseres, längeres Leben für viele Menschen ermöglicht”, sagt UNIQA-Vorstandsvorsitzender Andreas Brandstetter. 2018 ging etwa das prämierte Sieger-Projekt der Einhandtastatur TiPY Keyboard in Serienproduktion.

Microsoft mit finanzieller Unterstützung und Kamera App “Seeing AI”

Der Software-Riese Microsoft führt die weltweite Initiative “AI for Accessibility”. Es handelt sich hierbei um finanzielle Unterstützung für Forscher und Entwickler, sowie Universitäten und NGOs, die an Software und Hardware mit ergänzenden Funktionen für Menschen mit Behinderungen arbeiten, die auf Künstlicher Intelligenz basieren.

Microsoft bietet zusätzlich Anwendungen – wie den Microsoft Translator für Powerpoint, der Untertitel einer Präsentation in Echtzeit automatisch generiert und in über 60 Sprachen anzeigen kann. “Seeing AI” hingegen ist eine Kamera-App für Menschen mit Sehbehinderung, die die Welt um den Nutzer herum “erzählt”. Für Spieler mit eingeschränkter Mobilität gibt es den Xbox Adaptive Controller für barrierefreies Gaming.

Barrierefreiheit und Inklusion als Exportschlager

Dies sind nur ein paar Beispiele heimischer Wirtschaftstreibender, die in Sachen Inklusion und Ökonomie eine Vorreiterrolle einnehmen. “Es ist großartig, was Unternehmen bereits durchgesetzt haben”, sagt myAbility-Founder Demblin, wenn er sich die Erfolge der letzten Jahre ansieht. Dass die Arbeit aber noch lange nicht beendet ist, weiß er genauso, wie der Partner der ersten Stunde, Bank Austria-Vorstandsvorsitzender, Robert Zadrazil: “Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Unternehmen in Österreich die wirtschaftliche Notwendigkeit von Barrierefreiheit und Inklusion erkennen – und dass wir das auch zu einem weiteren Exportschlager aus Österreich entwickeln können. Denn das Thema ist weltweit von Bedeutung”, sagt er.

DisAbility Confidence Day 2019: Keynote von Raul Krauthausen


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“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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