02.09.2019

Teure Fluktuation – warum sich Mitarbeiterzufriedenheit finanziell auszahlt

Wenn Mitarbeiter gehen und (rasch) Ersatz gefunden werden muss, ist das eine enorme betriebswirtschaftliche Last. Deloitte Österreich hat die Mitarbeiter-Fluktuation als Kostenfaktor untersucht.
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Checkliste für die Kündigung - Mitarbeiter-Fluktuation
(c) fotolia / Viacheslav Iakobchuk

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110 Führungskräfte aus ganz Österreich gaben im Rahmen der Studie “Fluktuation und deren Auswirkung auf Unternehmen” Auskunft, wobei 20 Prozent der teilnehmenden Unternehmen 1000 oder mehr Leute beschäftigen. Ähnlich wie bei der Kundenpflege stellen die Studienautoren von Deloitte auch in Bezug auf die Mitarbeitenden fest: “Es ist nachhaltiger und kostengünstiger für Unternehmen, in die Bindung ihrer Schlüsselkräfte zu investieren, anstatt sie am Arbeitsmarkt zu suchen.”

+++ Fokus-Channel: Human Resources +++ 

Fluktuation: “Teuer und existenzbedrohend”

Allein die ungewollte Mitarbeiter-Fluktuation betrug zum Erhebungszeitpunkt nämlich rund elf Prozent. Wobei die Kosten pro Neubesetzung einer Stelle – egal ob gewollt oder ungewollt – im Durchschnitt bei etwa 14.900 Euro liegen. Bei Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitenden sind die Gesamtkosten mit 13.705 Euro etwas niedriger. Für Konzerne mit über 1.000 Mitarbeitenden steigen diese Kosten dafür um ein Viertel auf bis zu 17.159 Euro.

Österreich: Fluktuationsrate seit 2016 verdoppelt

Zudem kommt Deloitte zum Schluss, dass die Fluktuationsraten in Österreich steigen: Gegenüber 2016 ging die Gesamtquote von 7,3 auf 15,7 Prozent nach oben. Insbesondere Schlüsselkräfte sind stark betroffen: Im Vorjahr lag deren Fluktuation bis zum Ende des dritten Quartals im Bereich von 25 Prozent. Die Untersuchung bringt es in diesem Sinn auf den Punkt, wenn festgestellt wird: “Der Abgang von qualifizierten Schlüsselkräften kann existenzbedrohende Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen haben.”

25- bis 34-Jährige extrem in Bewegung

Die Arbeitgeber sollten vor allem ihre Vertriebsmitarbeiter im Auge behalten. In diesem Bereich lag die Fluktuation bei 22 Prozent, gefolgt von der IT, wo die Gefahr des Absprungs mit elf Prozent allerdings “nur” halb so hoch ist. Es folgen die Bereiche Logistik und Technik (je zehn Prozent), Finanzen und HR (je neun Prozent), sowie Marketing und Assistenz (je fünf Prozent). Interessant sind auch die Erkenntnisse zur Altersstruktur: Die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen ist mit beeindruckenden 64 Prozent am stärksten in Bewegung. Darauf folgen die 34- bis 44-jährigen Fachkräfte mit einer Fluktuationsrate von 29 Prozent.

Was die Austrittsgründe angeht meint fast ein Fünftel der Befragten, dass Mitarbeitende mit der jeweiligen Führung unzufrieden waren, wenn sie kündigen. Ähnlich starke Erwähnung als möglicher Kündigungsgrund finden zu niedrige Gehälter sowie mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten. Nur jede zehnte Führungskraft glaubt, dass die Art oder die Inhalte der Arbeiten die Fluktuation antreiben.

Mitarbeiterzufriedenheit als Knackpunkt

Nachdem auf Basis der Erhebung klar wird, wie wichtig die Mitarbeiterzufriedenheit aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist, fragte Deloitte auch entsprechende Fördermaßnahmen ab: Weiterbildung und eine “verstärkte Mitarbeiterorientierung” in den betrieblichen Abläufen sehen 18 Prozent der Studienteilnehmer als bedeutend. Es folgen Führungskräfte-Entwicklungsmaßnahmen und Teambuilding mit 17 bzw. 16 Prozent. In neun Prozent der Unternehmen wird die Mitarbeiterzufriedenheit nicht bewusst gefördert, weitere neun Prozent nennen v.a. finanzielle Anreize. Am Problembewusstsein dürfte in diesem Sinn noch gearbeitet werden.

⇒ Zur Deloitte-Studie

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Georg Kopetz, Co-Founder und CEO von TTTech | (c) Robert Fritz

Die Meldung des Verkaufs von TTTech Auto an den niederländischen Chip-Hersteller NXP sorgte am Dienstag für großes Aufsehen in der heimischen Tech- und Wirtschaftslandschaft. Mit einem Jahresumsatz von 13,28 Milliarden US-Dollar zählt das Unternehmen zu den größten Chipherstellern weltweit.

“Die All-Cash Transaktion wird mit 625 Millionen US-Dollar bewertet”, hieß es am Dienstag in einer Aussendung von TTTech. Das Unternehmen TTTech Auto wurde 2018 von TTTech gemeinsam mit Audi ausgegründet und hat sich auf die Softwareentwicklung für Autos im Bereich Safety und Security spezialisiert. Zu den Leitkunden zählt beispielsweise der Volkswagen-Konzern.

Doch was waren die Gründe für den Verkauf? Antworten darauf lieferte Georg Kopetz, Mitgründer und CEO von TTTech, in einem Pressegespräch gemeinsam mit Vertretern von NXP. Unter anderem gab er einen Einblick zur Bewertung des Unternehmens und warum ein Gang an die Börse eine Option war, die schlussendlich nicht gewählt wurde.

Warum kein Börsengang gewählt wurde

“Ursprünglich dachten wir, dass TTTech Auto auch an die Börse gehen können, haben uns aber jetzt entschieden, dass die beste strategische Zukunft in einer starken Technologie liegt”, so Kopetz. Unter anderem argumentiert Kopetz die Entscheidung mit der schwierigen Kapitalmarktsituation.

Zudem führt der CEO und Mitgründer von TTTech an: “Aus meiner Sicht ist es essenziell, in einer aktiven Entscheidungsrolle zu sein, anstatt als Zuschauer passiv eine Finanzbeteiligung zu verwalten.”. Der Verkauf an NXP ermögliche es, in der Zukunft “klare Entscheidungen” zu treffen. “Die finanziellen Ressourcen, um bestehende Aktionäre auszukaufen, hatten wir nicht, daher war die Übergabe der Führung an NXP der sinnvollste Weg, um das volle Potenzial im Bereich Safety und Security für softwaredefinierte Fahrzeuge auszuschöpfen”, so Kopetz.

Warum fiel die Wahl auf NXP? Beide Unternehmen haben bereits in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet – insbesondere im Bereich der Chip-Entwicklung und Systemintegration. “Die beste Zukunft für TTTech Auto liegt in einem starken Technologiekonzern wie NXP. Die Kombination aus NXPs Halbleiterkompetenz und TTTech Autos Expertise in Safety und Security für softwaredefinierte Fahrzeuge schafft enorme Synergien”, so der CEO.

Die Bewertung: Wie kam sie zustande?

“Die Bewertung eines Unternehmens hängt immer davon ab, wie der Net-Cash berücksichtigt wird“, erklärt Georg Kopetz. „Der entscheidende Equity-Value ergibt sich aus dem Enterprise-Value plus Net-Cash. TTTech Auto hatte durch eine starke Eigenkapitalbasis und zahlreiche Finanzierungsrunden stets einen hohen Net-Cash-Wert. Wir waren finanziell immer gut aufgestellt und hatten keine Cash-Probleme. Das führte dazu, dass wir im Unternehmen viel Liquidität halten konnten.”

Zur aktuellen Bewertung fügt er hinzu: „Der Ansatz von 625 Millionen Dollar Enterprise-Value plus Net-Cash liegt über dem, was bei der letzten Finanzierungsrunde pre-Money investiert wurde. Wir haben damals den Unicorn-Status nicht aktiv kommuniziert, aber der hohe Net-Cash hat diesen Status ermöglicht. Dennoch ist die aktuelle Bewertung über dem Niveau der letzten Runde, auch wenn sie sich in den letzten zwei Jahren nicht wesentlich erhöht hat.“

Kopetz betont die Bedeutung externer Faktoren: “Natürlich spielen auch äußere Einflüsse wie das Zinsniveau und Währungsschwankungen eine Rolle. Ein starker Dollar und ein schwächerer Euro beeinflussen die Bewertung erheblich. Vor zwei Jahren war der Euro 20 Prozent stärker gegenüber dem Dollar – das hat natürlich auch Auswirkungen.“

“Insgesamt haben wir etwa 325 Millionen Euro in TTTech Auto investiert, gemeinsam mit externen Kapitalgebern“, so Kopetz weiter. „Heute können wir mehr als 750 Millionen Dollar an die Kapitalgeber zurückgeben. Das ist eine exzellente Rendite und darauf sind wir stolz. Es ist nicht nur ein finanziell erfolgreicher Exit, sondern auch ein strategisch bedeutender Schritt.“

Kopetz reagiert auch auf kritische Stimmen: “Ich habe gelesen, dass jemand behauptet hat, der Verkauf sei zu billig erfolgt. Das halte ich für Unsinn. Es geht hier nicht nur um den finanziellen Aspekt, sondern auch um den strategischen Wert. Der Wert, den wir durch diese Partnerschaft für die gesamte Gruppe schaffen, ist enorm und wurde in der Diskussion oft nicht ausreichend beleuchtet.”

Wie es nun mit TTTech Auto weitergeht

Die Integration von TTTech Auto in die NXP-Struktur wird laut Jan-Philipp Gehrmann, Vice President Marketing bei NXP, schrittweise erfolgen. “In den kommenden sechs bis neun Monaten bleiben beide Unternehmen eigenständig“, so Gehrmann. Nach dem Closing soll TTTech Auto sukzessive in den Markennamen NXP übergehen – ein “natürlicher Teil des Übergangsprozesses”.

NXP betreibt in Österreich einen Standort in Gratkorn bei Graz, an dem über 700 Mitarbeiter tätig sind. Der Schwerpunkt liegt hier auf kontaktloser Kommunikation und der Entwicklung sicherer Lösungen für den Automotive-Sektor. Erst im letzten Jahr wurde ein neues Kompetenzzentrum eröffnet, das 400 Quadratmeter Laborfläche umfasst und durch eine Investition von zwölf Millionen Euro über 250 neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Zudem ist Gratkorn ein R&D-Zentrum von NXP. Ergänzt wird dies durch ein Competence Center für Krypto- und Sicherheitslösungen, die sowohl in Hardware als auch Software für den Automobilsektor integriert sind – ein Bereich in dem Kopetz für Europa trotz der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage große Chancen sieht.

Ein wesentlicher Teil der Erlöse aus dem Verkauf der Aktien soll bei TTTech in bestehende und neue Marktsegmente reinvestiert werden, wie es bereits am Dienstag hieß. Dazu zählen unter anderem die Märkte Luft- und Raumfahrt, industrielle Robotik und der Energiesektor. “Unsere Vision war immer, höchste Zuverlässigkeitsstandards aus der Aerospace-Industrie in Massenmärkte zu bringen”, so Kopetz. Darüber hinaus besteht das Ziel, die anderen Geschäftsbereiche der TTTech-Gruppe eigenständig weiter auszubauen. Ein Börsengang für Teile des Unternehmens bleibt weiterhin eine Option für die Zukunft.


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