02.12.2021

“Mindset” und “Hinderer”: Judith Hornoks Skizze für den arabischen Markt

Um fremde Märkte zu erschließen, bedarf es nicht nur nackter Zahlen, einer schneller Reise und leerer Geldkoffer. Gründer brauchen die Fähigkeit spezifische "Länder-Codes" von Verhaltensweisen zu identifizieren und dementsprechend ihr "Mindset" anzupassen. Im Gespräch Autorin und Firmencoach Judith Hornok, die 15 Jahre im arabischen Raum zum Thema Unternehmertum recherchierte. Und Tipps, auch auf emotionaler Ebene, parat hat.
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Hornok, Arabischer Markt, Startups für Mittleren Osten, Markt Arabien, markt mittlerer Osten, Markt Dubai, Markt Asien
(c) Frank Helmrich - Judith Hornok stellt in ihrem Buch ein Konzept vor, das als Leitfaden für den Einstieg in den Arabischen Markt dienen kann.

Fremde Märkte, fremde Sitten – so könnte man vereinfacht die Hürden zusammenfassen, die bei der Ausweitung des eigenen Unternehmens in andere Märkte auftreten können. Politische Fauxpas, gesellschaftliche Hoppalas, Vorurteile oder ein sorgloses Verhalten, das in westlichen Breiten anerkannt oder mit einem Schulterzucken geduldet wird, kann in anderen Gegenden dieser Welt für Irritation sorgen und ein gewünschtes Geschäft platzen lassen.

Judith Hornok, Autorin des Buches „The Arab Business Code“ hat das alles erlebt und daher ein Konzept erstellt, mit dem sie die sogenannten “Die Emotionalen Hinderer” offenbart. Sie nennt es “The Concept of The Emotionale Hinderers by Judith Hornok” und legt gleichzeitig offen, auf welche kostenintensiven und geschäftsschädigenden Hürden westliche Geschäftsleute treffen können, richten sie ihren Blick nach Arabien. Sie hat dafür lange Zeit im Mittleren Osten recherchiert und von dort für ihren “Unternehmer-Guide” großes Lob eingeheimst.

“Als ich das Buch las, war ich fasziniert von der Art und Weise, wie Probleme veranschaulicht wurden. Hornoks langjährige Erfahrung am Arabischen Golf ermöglicht ihr tief in die Kultur einzudringen. Ich denke, mit dem Konzept könnte jeder Geschäftsmann einen Plan entwickeln, der weltweit zum Erfolg führt”, sagt A. Latif Al-Mahmoud, CEO des Medienhauses “Dar Al Sharq Group” – dessen Eigentümer Scheich Khalid bin Thani Al Thani, Mitglied der Königlichen Familie ist.

Fremde Codes

Konkret behandelt das Lehrbuch für Geschäftsreisende in der arabischen Welt “Codes”, die es in jeder Gesellschaft gibt. “Es gilt sie zu erkennen und zu deuten”, sagt Hornok. “Die arabischen Codes, also die Verhaltensweisen im arabischen Raum, sind der westlichen Welt oft fremd oder werden von ausländischen Geschäftsleuten nicht beachtet. Um jedoch erfolgreiche Geschäftsbeziehungen zu haben, sollte man die wichtigsten kennen.”

Das Konzept “The Emotional Hinderers” sieht sie als eine Herangehensweise, um in eigenen Verhaltensweisen negative Emotionen und Gefühle frühzeitig zu identifizieren und diese erfolgreich zu managen. Die ehemalige Formel 1-Journalistin hatte Zeit ihres Wirkens stets menschenintensive Berufe gehabt, wie sie sie nennt. Neben der Berichterstattung in der Königsklasse des Motorsports war sie in der Hotellerie und auch als Firmencoach tätig.

In ihrem neuesten Werk verarbeitet die Autorin ihre “learnings” wie Kultur und der damit verbundene Kommunikationsstil – der Code dieser Kultur – das gegenseitige Bild und Verständnis der Gesprächspartner prägen.

Sieben Typen von emotionalen Hürden

“In einer mir anfangs gänzlich fremden Kultur, mit völlig anderen Kommunikationsstilen entdeckte ich die sieben ‘Emotionalen Hinderer’. Und fand heraus, dass sie universell sind und an keine spezifische Kultur gebunden. Und somit überall gelten”, stellt Hornok klar. “Dabei ist es ihr wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht um abstrakte Gebilde handelt, sondern sie bei ihrer Arbeit jene Faktoren auch bildlich, beinahe komödiantisch darstellt, um sie ins Leben zu bringen.

Es sind sieben Typen, um die es geht: “Der Aggressive Innere Kritiker”, “Das Aufgeblähte Ego”, “Die Frustrierte Erwartungshaltung”, “Die Unermessliche Gier”, “Das Unerbittliche Vorurteil”, “Das Erzürnte Wut-Teufelchen” und “Die Lähmende Angst”.

“Ich greife dabei bewusst auf eine Bildsprache zurück, damit dieses ‘Emotionalen Hinderer’ aufrufbar und managebar werden”, erklärt sie. “Um sie leichter zu analysieren.”

Mit diesem Zugang auf jene negativen und aggressiven Emotionen, möchte Hornok die Begegnung zwischen demjenigen, der sie anwendet – also die “Hinderer” fühlt – und diesen Gefühlen auf eine andere Ebene heben. Auf einer, wo sich das Bewusstmachen von inneren Einstellungen und Empfindungen, die einem (vor allem unternehmerisch) im Weg stehen können, nicht als ein negatives Erlebnis darstellt. “Humor ist wichtig”, sagt Hornok, “Über etwas zu lachen, führt zu einem besseren Zugang”.

Suitcase Manager und leere Geldkoffer

Die Coaching-Expertin nennt in diesem Zusammenhang Startup-Gründer „tolle Präsentatoren“, die aber auch als erfahrene Founder Opfer solcher „Emotionaler Hinderer“ sein können. Vor allem der Typus „Die Frustrierte Erwartungshaltung“ spielt ihrer Erfahrung nach eine größere Rolle in der Szene, wie eines ihrer Beispiele zeigt.

“Auch in den verschiedensten Kulturkreisen, aber vor allem im arabischen Golf, habe ich Charaktere gesehen, die am liebsten mit dem leeren Geldkoffer auftauchen, sogenannte ’Suitcase Manager‘, um ihn mit Geld füllen zu lassen. Sie wollen Geschäfte am liebsten in einem Tag abschließen. Am besten in Bar”, erinnert sich Hornok.

Dass dies oft scheitert, scheint keine große Überraschung darzustellen. Den Blick aber auf die Mechanik dahinter zu werfen, welche Faktoren ausschlaggebend waren, dass “fast fertige Deals” nicht zustande kommen, kann dann aber doch zu einem Aha-Erlebnis führen.

Hornok: “Die Unermessliche Gier ist verführerisch”

“Man hat schon Gespräche geführt, präsentiert und auch das Geld war bereits Thema”, fasst Hornok zusammen. “Es war klar, dass es zu einem Investment kommt. Doch dann beginnt der Investor nachzufragen und es kommt Unruhe auf. Man denkt sich, was soll das jetzt schon wieder. Und jeder im Raum spürt das veränderte Verhalten. “Die Unermessliche Gier” ist verführerisch. Sie sagt, ich will das Geld endlich haben. Es ist doch schon alles abgesprochen.”

Ein anderes Beispiel, das nicht so sehr auf den „Hinderer“ Gier abzielt, sondern auf „Das Aufgeblähte Ego” – im Sinne von ‘ich weiß Alles’ und brauche mich nicht vorab über das Land informieren – liefert Hornok mit einer Erzählung von einer Expo in Dubai, die Beteiligten Mehrkosten und Stress verursachte. Italienische Gründer hatten für ihren Stand eine David-Statue von Michelangelo besorgt, um ihrem Auftritt eine künstlerische Note zu verpassen.

“Eine schöne Idee eigentlich, aber die Statue war in ihrer gesamten Nacktheit zu sehen. Die Gründer haben sich gewundert, dass die Aufstellung verweigert wurde. Es hat den Gesetzen Dubais widersprochen. So mussten sie erneut Geld in die Hand nehmen, um das Kunstwerk zu verhüllen”, erinnert sie sich. “Diese Geschichte ist dann aber gut ausgegangen.”

Der König von Katar?

Andere Anekdoten ihrer Recherche dienten Protagonisten eher als “wertvollen learnings”, da dort Geschäfte scheiterten. Etwa als Gründer statt nach jenem des Scheichs nach dem Wohlergehen des Königs von Katar fragten, sowie Folder mit halbnackten Frauen verteilten.

“Oder auch einmal einen Fußball als Gastgeschenk nach Saudi-Arabien mitbrachten. Mit der Staatsflagge darauf abgebildet. Was sie nicht wussten, die Flagge darf nicht auf ein Produkt platziert werden, auf das man mit dem Fuß tritt”, so Hornok. “Dies ist dann nicht mehr unterhaltsam, sondern geschäftsschädigend und teuer. Man hat den ‘Code’ dieser Menschen verletzt.”

In all ihren Beispielen stecken, so Hornok weiter, jene „Emotionalen Hinderer“, die auf schlechte Vorbereitung, auf „Das Aufgeblähte Ego“ und unerbittliche Vorurteile fußen. Was in eigenen Breiten funktioniert, muss in anderen anders angegangen werden, so die eine Lektion, die die Autorin mit ihrem Werk gibt.

Das andere „learning“, das Gründer mitnehmen können, nennt Hornok das „Das Unerbittliche Vorurteil“. Zu diesen vorurteilsbehafteten Einstellungen gehört dazu, dass Bewohner eines muslimischen Staates „alle gleich sind“ und Frauen unterdrücken. Hornok selbst hat bei ihrer Recherche eine andere Erfahrung gemacht und sich im Prinzip „leicht getan“, wie sie sagt.

Besondere Mann-Frau-Beziehung?

“Es gibt einen Leitfaden, den ich befolge. Man muss wissen, wo man hingeht und wen man trifft. Das Stichwort ist eine gute Vorbereitung. Ich muss wissen, wer meine Geschäftspartner sind, nicht alle passen zu mir. Es gibt welche, die konservativer leben, manche schütteln einer Frau nicht die Hand. Aber nicht, weil sie Frauen ablehnen, sondern das entspringt aus der Kultur heraus. Es ist eine Frage des Respekts und der Nähebeziehung zwischen Mann und Frau.”

Deutlicher wird ihre Ansicht in einer anderen Anekdote, als sie mitten in ihrer Anfangsrecherche steckte. Der Ort Dubai.

Beim “Dubai World Cup”, einem Pferderennen, das seit 1996 ausgetragen wird, sollte sie einen der gefragtesten Geschäftsleute des Landes treffen. Als Hornok zur Loge geführt wurde, schaute jener Unternehmer plötzlich und die ganze Zeit zu Boden. Und sie nicht an.

“Ich war geschockt und habe mich gefragt, was habe ich falsch gemacht”, reminisziert Hornok. “Es kam sofort Der Innere Kritiker auf, der dir sagt, du bist nicht gut genug. Man hat mich dann auf die Seite geführt. Und als ich dort stand, erklärte meine Kontaktperson, dass er mich aus der Weite betrachtet. Es war eine langsame Annäherung eines Kennenlernens. So ist eine Kommunikation entstanden. Das klingt im ersten Moment abwertend, jedoch gehört es zu den dortigen kulturellen ‚Codes‘ dazu.”

Verschiedene Techniken fürs Mindset

Für Europäer und andere, die am arabischen Markt interessiert sind, gelte es in diesem Zusammenhang Strategien zu entwickeln, um Codes zu erkennen und sich dabei immer bewusst zu machen, dass das eigene ausbalancierte Mindset am Anfang erfolgreicher Verhandlungen stehe. Emotionen müsse man im Griff haben. Sie nennt dies die “From Inside To Outside Technique” (FITO).

“Araber können sehr gut Mimik und Gestik lesen”, so Hornok weiter. “Wenn jemand nicht überzeugt ist, nur auf den Geldkoffer aus, sonst eigentlich nichts will, wird die Präsentation nicht gelingen. Es ist wichtig, Techniken zu finden, um besser zu kommunizieren. Denn, ‘getting to know each other better’ ist das Investment des 21. Jahrhunderts.”

Konkrete Tipps dabei sind, beim Pitchen eine ständige Balance zu halten, nicht zu aufdringlich zu werden und sich nicht komplett zu verlieren. Dabei aber immer seine Ziele zu verfolgen. Ein erfolgreicher Abschluss am arabischen Markt sei vergleichbar mit dem Einstieg in ein Auto. Womit Hornok gleich zu einer zweiten Methode überleitet, die sie “gas-shift-brake technique” betitelt. “Man gibt einmal Gas, man kuppelt, sieht sich um und schaltet einen Gang runter, um seine Umgebung wahrzunehmen”.

Im Detail rät sie Startup-Gründern zuerst selbst zu eruieren, was man vom Zielmarkt erwartet, um “Der Frustrierten Erwartungshaltung” zuvorzukommen. Dann sich selbst die Frage zu stellen, was man über das jeweilige Land weiß, und ob man überhaupt mit den Personen dort Geschäfte machen möchte.

Die Welt ein Club

„Ich hatte schon Menschen, die keine Araber oder Chinesen wollten. Wenn man schon diese innere Einstellung hat, dann ist man aggressiv eingestellt und muss, im Sinne “Des Erzürnten Wutteufelchens”, hinterfragen, ob der gewählte Markt überhaupt der richtige ist. Denn, wenn ich einmal dort bin, dann muss ich mich auch ‚commiten’“, sagt sie.

Wenn Gründer schlussendlich die “Die Emotionalen Hinderer” im Griff haben, die Erwartungshaltung “managen” und sie neugierig auf den Markt sind, dann sei schon mal ein erster Schritt abgeklärt. Man könne, so ihr Hinweis, über die Wirtschaftskammer erste zarte Bande in den arabischen Raum knüpfen und Netzwerke aus Österreich heraus aufbauen. Beziehungen langsam etablieren.

“Auch die Expo ist ein schöner Tummelplatz, um zu starten. Wenn man vorbereitet ist und die ‘Codes’ kennt, ist das bereits eine gute Grundvoraussetzung für spätere Erfolge. Die Menschen dort kennen einander. Es ist wie eine Art privater Club, bei dem es auch familiäre Bande über Grenzen hinweg gibt. Lernt man dort jemanden kennen und pflegt die Beziehung, so wird man auch weiterempfohlen”, sagt Hornok.

Und fügt an: “Der Familien-Code ist im arabischen Raum extrem wichtig. Es geht viel um Reputation und um Passwörter, bei denen das Gegenüber merkt, dass du ihn verstehst. Und diese ‚Codes‘, die ich identifizieren konnte, sind es, die für eine gleiche Verständnis-Ebene sorgen. Aber zuvor muss man “Die Emotionalen Hinderer” identifizieren und managen, nur dann wird es funktionieren.”

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Bitcoin
Foto: Adobe Stock

Nach Jahren der regulatorischen Unsicherheit, fallenden Preisen und Skandalen, hat sich seit 2024 eine deutliche Kehrtwende für die Kryptomärkte manifestiert. Das Jahr 2025 dürfte dabei noch eines drauf setzen. Während des Krypto-Winters sahen wir große Schritte in Sachen technologischer Innovationen und ein deutlich wachsendes Interesse von Seiten institutioneller Investoren. Nun stehen weitere bedeutende Veränderungen im Raum. Politische Weichenstellungen, insbesondere die Wahl eines krypto-freundlichen Präsidenten in den USA, schaffen neue Dynamiken, die das Jahr 2025 besonders spannend machen werden. 

Nachdem Bitcoin im Dezember 2024 die 100.000-Dollar-Marke geknackt hat, deutet vieles auf eine weitere Wachstumsdynamik hin. Die Geschichte könnte sich in einem weiteren großen Krypto-Bullrun wiederholen. In diesem Ausblick analysieren wir die wichtigsten Trends und Entwicklungen, die das Jahr 2025 prägen könnten. Welche Narrative werden das Jahr ausmachen? Auf welche technologischen und politischen Entwicklungen sollte man gefasst sein? Werden Kryptowährungen jetzt zu einem fixen Bestandteil des globalen Finanzsystems? Wir haben sieben Thesen für das Krypto-Jahr 2025 aufgestellt:

1. Ein weiterer Bullrun ist zu erwarten

Die These, dass Kryptowährungen ungefähr alle vier Jahre die Phase eines Bullenmarktes erleben, scheint sich erneut zu bewahrheiten. Seit der Präsidentschaftswahl in den USA am 05. November 2024 haben die Kryptomärkte beispiellose Kursanstiege erlebt. Innerhalb eines Monats, nach der Wahl des krypto-freundlich auftretenden Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA, stieg die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen um beinahe 60 Prozent an. Exakt einen Monat nach der richtungsweisenden Wahl durchbrach Bitcoin dann gar erstmals die 100.000-Dollar-Marke und erreichte Mitte Dezember dann einen Höchststand von 108.353 US-Dollar auf der weltgrößten Krypto-Börse Binance.

Das globale Investmentunternehmen VanEck prognostiziert, dass der momentane Krypto-Bullenmarkt sich noch bis Ende 2025 fortsetzen wird. Schon im ersten Quartal erwarten die Analysten VanEcks einen ersten Höhepunkt. Zu diesem Zeitpunkt könnte der Bitcoin-Preis bei rund 180.000 US-Dollar liegen, während Ether – die native Kryptowährung der Ethereum-Blockchain –  die 6.000-Dollar-Marke überschreiten könnte. Auch andere führende Projekte wie Solana (über 500 Dollar) und Sui (über 10 Dollar) haben das Potenzial für starke Kursgewinne. Zu erwarten seien außerdem spekulative Exzesse, die wieder zu einer Blasenbildung und darauffolgend großen Preiskorrekturen führen könnten.

2. Dezentrales Finanzsystem (DeFi) und traditionelles Finanzsystem (TradFi) wachsen zusammen

Mit der Zulassung des ersten physisch hinterlegten Bitcoin-ETFs (eine beliebte Form von Investmentfonds, die den Preis von Vermögenswerten abbilden) in den USA zu Beginn des Jahres 2024, zogen Kryptowährungen endgültig in die oberste Liga der traditionelle Finanzwelt ein. Inzwischen werden mehr als 100 Milliarden US-Dollar in sogenannten Spot-ETFs verwaltet.

Zeitgleich entwickeln sich DeFi-Plattformen stetig weiter und beginnen, mehr Schnittstellen mit dem traditionellen Finanzsystem zu schaffen. Traditionelle Banken und Vermögensverwalter integrieren zunehmend blockchain-basierte Technologien, um effizientere und transparentere Finanzdienstleistungen anzubieten. Diese Zusammenarbeit könnte den Finanzsektor nachhaltig verändern und die Lücke zwischen traditionellen und dezentralen Lösungen schließen.

Ein Vorreiter im Zusammenwachsen der beiden Finanzwelten ist Chainlink, das über Kooperationen mit SWIFT, Euroclear und der DTCC (Depository Trust and Clearing Corporation) zeigt, wie Blockchain-Technologie in traditionelle Finanzsysteme integriert werden kann. Mit dem Chainlink Cross-Chain Interoperability Protocol (CCIP) wurde erfolgreich die Übertragung tokenisierter Vermögenswerte über verschiedene Blockchains getestet. Dabei prägte die DTCC sogenannte „BondTokens“, während SWIFT seine bestehende Infrastruktur nutzte, um Verbindungen zu Blockchain-Netzwerken herzustellen. Diese Initiative zeigt eindrucksvoll, wie durch Interoperabilität und Standardisierung die Effizienz und Transparenz der Finanzmärkte verbessert werden können.

3. Krypto-freundliche Regulierung weltweit nimmt zu

Durch die Wahl von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ändert sich die vormals kritische Haltung der Regulatoren in den USA gegenüber Krypto. Unter der Leitung von Gary Gensler hat die US-Börsenaufsicht SEC mehrere bedeutende Krypto-Unternehmen verklagt. Zu den prominentesten zählen Binance, Coinbase, Kraken, Uniswap und OpenSea. Die Klage gegen Ripple Labs und den XRP-Token zählt zu den bekanntesten Fällen, in denen die SEC den Verkauf von XRP als unregistriertes Wertpapier betrachtete. Dadurch herrschte lange Zeit große Unsicherheit unter Krypto-Unternehmen und -Protokollen. 

Nun hat Gary Gensler seinen Rücktritt für den 20. Januar 2025, den Tag der Amtseinführung von Donald Trump, angekündigt. Als Nachfolger wurde Paul Atkins nominiert, ein ehemaliger SEC-Kommissar, der für seine krypto-freundliche Haltung bekannt ist. Unter Trump soll zudem die neue Position eines Krypto-Beauftragten eingeführt werden und politische Berater aus der Kryptowelt sollen Exekutivmaßnahmen erarbeiten, um die bestehenden Anti-Krypto-Maßnahmen zu beenden. Er wählte David Sacks, einen ehemaligen PayPal-Manager, zum “White House A.I. & Crypto Czar”, der für die Entwicklung eines rechtlichen Rahmens für die Kryptoindustrie verantwortlich sein soll.

Diese positiven regulatorischen Entwicklungen in den USA schaffen nun Wettbewerb zu anderen Jurisdiktionen und könnten von anderen Ländern zum Anlass genommen werden, ebenso ein vorteilhaftes regulatorisches Umfeld zu schaffen. Länder wie Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich bereits als Vorreiter in der Schaffung eines stabilen rechtlichen Rahmens für Kryptowährungen etabliert. Dies schafft Vertrauen und ebnet den Weg für mehr institutionelle Investitionen. Die klare Regulierung, staatliche Förderung und das zunehmende Interesse institutioneller Anleger könnten Bitcoin und Co. langfristig zu einem festen Pfeiler der globalen Finanzarchitektur machen.

4. Stablecoins werden hunderte Milliarden an Marktkapitalisierung ausmachen

Sogenannte Stablecoins, an Fiat-Währungen wie den Euro oder US-Dollar gekoppelte Kryptowährungen, haben sich als digitale Anker in der oft volatilen Kryptowährungslandschaft etabliert. Sie sind nicht nur ein beliebtes Instrument für schnelle und kostengünstige Transaktionen, sondern werden auch immer mehr zu einer ernstzunehmenden Alternative im internationalen Handel. Insbesondere Dollar-basierte Stablecoins – allen voran Tethers USDt – erreichen als effiziente Methode für weltweite Dollar-Transfers eine zunehmend größere Marktdurchdringung. Im Jahr 2025 könnte die Marktkapitalisierung der Stablecoins von momentan knapp über 200 Milliarden US-Dollar auf einen Wert von vielen hundert Milliarden Dollar steigen. 

Bis vor kurzem waren Stablecoins noch der einzige Weg für Großinvestoren, signifikante Mengen an Kapital in den Kryptomarkt zu investieren. Nun werden sie jedoch auch zunehmend in den Zahlungsverkehr des traditionellen Finanzsystems integriert und erreichen damit endgültig die Massen. Außerdem sei erwähnt, dass Donald Trump sich kategorisch gegen US-amerikanisches, digitales Zentralbankgeld (CBDC) ausgesprochen hat. Sollte er Wort halten, haben aller Wahrscheinlichkeit nach insbesondere USD-basierte Stablecoins ihren größten Siegeszug noch vor sich. 

5. Die Rolle AI und AI-Agents im Blockchain-Ökosystem

Künstliche Intelligenz (AI) und KI-Agenten (AI-Agents) spielen eine zunehmend bedeutendere Rolle im Blockchain-Ökosystem und treiben dessen Entwicklung maßgeblich voran. KI kann die Effizienz und Sicherheit von Blockchain-Anwendungen verbessern, indem sie intelligente Datenanalysen ermöglicht, Betrugsmuster erkennt und Entscheidungsprozesse automatisiert.

Besonders KI-Agenten – autonome Softwareeinheiten, die Aufgaben selbstständig ausführen – können im Blockchain-Bereich etwa Smart Contracts optimieren, Transaktionen verifizieren oder dezentralisierte Finanzanwendungen (DeFi) intelligent steuern. Außerdem können sie darüber hinaus selbständig Krypto-Wallets verwalten. Dass dies längst nicht mehr Science Fiction ist, zeigt der Fall des KI-Agenten Truth Terminal. Dieser hatte im Juli 2024 von Risikokapitalgeber Marc Andreessen Bitcoin im Wert von 50.000 US-Dollar zu seiner freien Verfügung erhalten. Kurz darauf begann Truth Terminal, über das “Goatse Evangelium” zu philosophieren, was zur Schaffung der Kryptowährung Goatseus Maximus (GOAT) führte. Im Oktober 2024 wurde GOAT von einem anonymen Entwickler auf der Solana-Blockchain erstellt und an Truth Terminal übertragen, woraufhin dieser zum ersten KI-Bot Millionär wurde.

Laut VanEcks Krypto-Prognosen für 2025 könnten KI-Agenten zukünftig sogar dazu beitragen, das Wachstum und die Skalierbarkeit dezentraler Netzwerke zu revolutionieren, indem sie sich an veränderte Marktbedingungen anpassen und Netzwerke effizienter verwalten. Die Kombination aus KI-Technologie und Blockchain schafft eine leistungsfähige Infrastruktur, die nicht nur Transparenz und Sicherheit gewährleistet, sondern auch die Grundlage für selbstverwaltete Systeme legt, die ohne menschliches Eingreifen dauerhaft fortbestehen können. So entsteht ein innovatives Ökosystem, das die Automatisierung und Effizienz von Wirtschaft und Technologie auf ein völlig neues Niveau hebt.

6. Tokenisierung von Vermögenswerten (RWA) schreitet voran

Die Tokenisierung realer Vermögenswerte (Real World Assets, RWA) wird zunehmend relevanter. Immobilien, Kunstwerke, Rohstoffe und andere, vormalig illiquide Anlageklassen, können durch Blockchain-Technologie digitalisiert und für eine breitere Investorenbasis zugänglich gemacht werden. Diese neue Zugänglichkeit sorgt für Liquidität und schafft für Kleinanleger die Möglichkeit, neue Anlageklassen zu erschließen. 

Neben der Zugänglichkeit, können durch Tokenisierung auch traditionelle Anlageprozesse effizienter gestaltet werden. Während sich mit Sicherheit sagen lässt, dass die Tokenisierung von Vermögenswerten auch 2025 weiter zunehmen wird, ist es noch kaum absehbar, inwieweit sich für Verbraucher schon im nächsten Jahr eine Rolle spielen wird. 

7. Die Spieltheorie entfaltet sich: Staaten kaufen Bitcoin

Im September 2021 war es der innovative Kleinstaat El Salvador, der die ganze Welt mit der Errichtung der weltweit ersten nationalen Bitcoin-Reserve verblüfft hat. Seither hat der zentralamerikanische Staat jeden Tag einen Bitcoin zugekauft, sowie selbst geschürft und hält heute rund 6.000. Auch das Himalaya-Königreich Bhutan hat 2022 begonnen, Bitcoin mit überschüssiger Energie aus Wasserkraft zu schürfen, und verfügt heute über knapp 13.000 Stück.

Unter Alt-Neo-Präsident Trump könnte nun die USA nachrücken und eine Vorreiterrolle im globalen Spiel der staatlichen Bitcoin-Akzeptanz einnehmen. Trump hat einerseits bei der Bitcoin-Konferenz im amerikanischen Nashville lautstark verkündet, dass er sich für die Entfesselung von Bitcoin und der Krypto-Industrie einsetzen wird. Andererseits hat er angekündigt, eine strategische Bitcoin-Reserve aufbauen zu wollen. 

Den Grundstock einer solchen Bitcoin-Reserve – vergleichbar mit traditionellen Goldreserven – könnten die über 220.000 Bitcoin bilden, die derzeit im Besitz der USA sind. Diese wurden größtenteils durch Konfiskation aus illegalen Tätigkeiten angesammelt und könnten diesem Plan nach ins Staatsvermögen überführt werden. Diese Idee wird zunehmend in Verbindung mit einem möglichen “Bitcoin Act” diskutiert, der sogar noch darüber hinausgehen soll. Wenn es nach US-Senator Cynthia Lummi geht, soll das US-Finanzministerium über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt eine Million Bitcoin erwerben – etwa fünf Prozent des globalen Angebots.

Ein solcher Schritt würde die USA als Innovationsführer der Kryptoindustrie positionieren und Bitcoin als globale Wertreserve stärken. Eine strategische Bitcoin-Reserve könnte finanzielle Stabilität schaffen, wirtschaftliche Unsicherheiten absichern und das geopolitische Profil der USA schärfen. Gleichzeitig würde dies den US-Dollar stützen und potenziell zur Reduzierung der Staatsschulden beitragen. Sollten die USA Bitcoin als Wertreserve etablieren, wäre es wahrscheinlich, dass andere Länder diesem Beispiel folgen.

Ungewiss ist bis heute, ob auch Russland und China schon vor den USA mit dem Aufbau einer eigenen Bitcoin-Reserve begonnen haben. Russland prüfte angesichts westlicher Sanktionen, insbesondere nach Beginn des Ukraine-Kriegs, spätestens seit 2023 zunehmend alternative Finanzinstrumente wie Bitcoin. Diskussionen über eine nationale Bitcoin-Reserve wurden öffentlich, und Putin ließ unlängst aufhorchen, als er erklärte, dass niemand Bitcoin stoppen könne. Dies beweist zwar noch nicht, dass Russland Bitcoin gekauft hat, jedoch zumindest, dass Putin durchaus verstanden hat, wohin die Reise führt. 

Im Falle Chinas ist noch weniger bekannt, außer, dass auch das Reich der Mitte seit diesem Jahr zunehmend krypto-freundlicher wird. Einen kleinen Einblick in die Seele Chinas gab Binance-Gründer und Kryptomilliardär Changpeng Zhao (CZ) am 9. Dezember auf einer Krypto-Konferenz. Der gebürtige Chinese erklärte dort, dass ihn eine Ankündigung Chinas zu Bitcoin-Käufen eher wundern würde. Seiner These nach würde China im Verborgenen Bitcoin kaufen, bevor es dies bekannt macht – dass es früher oder später Bitcoin kauft, sei jedoch unausweichlich.  

Aus einer spieltheoretischen Perspektive heraus könnte man sogar die These aufstellen, dass die sogenannte Hyperbitcoinisierung unvermeidlich ist. Denn sobald eine hinreichende Anzahl schwergewichtiger Spieler Bitcoin hält, kann man es sich gar nicht mehr leisten, keine zu besitzen. Eventuell würde das Besitzen einer Bitcoin-Reserve gar zu einem Nash-Gleichgewicht führen, da sich kein Spieler mehr durch eine abweichende Strategie eine Verbesserung erhoffen könnte.

Fazit

Viele der Entwicklungen, die bereits im Jahr 2024 ihren Ausgangspunkt hatten, könnten im Jahr 2025 ihr volles Ausmaß realisieren. Mit der Zulassung der Exchange-Traded Funds (ETFs) für Bitcoin und Ethereum in den USA haben Kryptowährungen Einzug in das globale Finanzsystem genommen. Im Januar 2025 folgt nun die neue amerikanische Regierung, die sich stark krypto-freundlich positioniert hat und große, vorteilhafte Reformen für den Kryptomarkt plant. Das könnte ein Katalysator dafür sein, dass Kryptowährungen weltweit noch stärker in den Fokus rücken.

Als Krypto-Investor darf man sich wahrscheinlich auf ein an Spannung kaum zu übertreffendes Bullenmarkt-Jahr freuen, dass die Marktdurchdringung der Blockchain-Technologie und der Kryptoökonomie auf neue Spitzen treibt. Ob sich diese Prognosen bewahrheiten, kann nur die Zukunft zeigen. Wir von den Kryptologen bleiben jedenfalls täglich am Ball in diesem spannenden Jahr.

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