07.11.2019

1,2 Mio. Dollar Investment für OÖ-Startup, das in der Wüste Schrimps züchten will

Das Startup Blue Planet Ecosystems startete erst vor rund einem Jahr in Ottensheim in Oberösterreich. Mit der Aufnahme in den BioTech-Accelerator IndieBio verlegte man im Frühjahr den Unternehmenshauptsitz in die USA und holte sich dort nun rund eine Million Euro Investment.
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Blue Planet Ecosystems: Das aktuelle Team
(c) Blue Planet Ecosystems: Das aktuelle Team

Mehr als eineinhalb Millionen US-Dollar Investment holte sich das erst vor etwa einem Jahr im oberösterreichischen Ottensheim gestartete Startup Blue Planet Ecosystems in den vergangenen Monaten. Im Frühjahr dieses Jahres war es ins Silicon Valley gegangen und hatte kurz später seinen Hauptsitz in die USA verlegt. 250.000 US-Dollar kamen mit dem Eintritt in den BioTech-Accelerator IndieBio herein. Etwa 100.000 US-Dollar stellte man in zwei kleinen Runden “zwischendurch” auf und nun folgte eine 1,2 Millionen US-Dollar-Kapitalrunde unter dem Lead der südkoreanischen BioXclan gemeinsam mit der IndieBio-Mutter SOSV und einem US-Business Angel.

+++ aktuelle Startup-Investments +++

Komplettsystem für Schrimps, ihr Futter und das Futter des Futters

Es ist Geld, das man bei Blue Planet Ecosystems gut brauchen kann, denn das angestrebte Produkt ist denkbar kapitalintensiv. In abgeschlossenen vollautomatischen Fisch- bzw. Meeresfrüchte-Zuchtsystemen kombiniert man Biologie, (Solar-)Energietechnik und KI-gestützte IT-Systeme. Im Betrieb brauchen die Zucht-Systeme nur Solarenergie und CO2. Der Claim: “We turn sunlight into seafood”. Im ersten Schritt will man so Schrimps züchten – inklusive ihrem Futter und dem Futter des Futters.

Wüsten-Schrimps in Zeiten des Klimawandels

Co-Founder und CEO Paul Schmitzberger erklärt: “Wir bauen im ‘Schiffscontainer-Format’ drei Units, in denen die Umweltbedingungen für jeweils Mikroalgen, Zooplankton und Fische bzw. Seafood optimiert werden. Diese Optimierung erfolgt dabei automatisiert basierend auf Daten die wir Analog und mit Computer Vision bzw. Image Analysis generieren”. Gedacht sind die Systeme unter anderem für Wüstenregionen. Sie sollen in Zukunft helfen, einen erhöhten Nahrungsbedarf trotz durch Klimawandel erschwerten Bedingungen abzudecken.

Blue Planet Ecosystems: F&E in Wien, Fundraising im Valley

Noch arbeitet man am Prototypen – das aufgestellte Kapital werde dementsprechend etwa zu gleichen Teilen in Forschung und Entwicklung (inzwischen in Wien angesiedelt) und den Ausbau des Teams fließen, sagt Schmitzberger im Gespräch mit dem brutkasten. Zum weiteren Kapitalbedarf will er “keinen Kommentar” abgeben, sagt er lachend. Er fügt aber an: “Das ist der Grund, warum wir im Silicon Valley besser aufgehoben sind, als in Österreich”.

Zwischenschritt über “Biology as a Service”

(c) Blue Planet Ecosystems: Co-Founder und CEO Paul Schmitzberger
(c) Blue Planet Ecosystems: Co-Founder und CEO Paul Schmitzberger

Auch wann es mit der Serienproduktion soweit sein könnte, traut sich der Gründer noch nicht zu sagen. Man habe aber “sicher einen anderen Zeithorizont als eine Pizza Delivery-App”, sagt Schmitzberger. Relativ schnell könne man vermutlich mit “Teilinnovationen” in den Markt gehen: “Auch das Management einer regulären Fisch-Farm braucht sehr viel Know-How und hier gibt es für uns in der Automatisierung großes Potenzial für Produkte”. Das könne etwa in Form von Software as a Service, oder auch “Biology as a Service” passieren. “Die Hardware in der Fisch- und Meeresfrüchte-Zucht muss genau auf die Spezies abgestimmt sein – da haben wir viel Know-how”, erklärt Schmitzberger.

Kooperationen mit Forschungseinrichtungen

Viel Wert legt man bei Blue Planet Ecosystems auf die Kooperation mit Unis und FHs. Solche gibt es etwa mit dem Institut für Entrepreneurship & Innovation der WU Wien (E&I) oder mit der FH Technikum Wien. Und weitere Projekte mit Forschungseinrichtungen seien im entstehen, sagt Schmitzberger. Über ein besonders großes könne man schon bald mehr sagen.

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(c) Turbulence Solutions

Wer ein Flugzeug besteigt, der kennt sie: Turbulenzen. Kaum etwas kann einem den Flug so unangenehm machen wie das ruckartige Auf und Ab in der Luft. Was für die meisten Passagiere nur ein Ärgernis ist, kann in der Fliegerei schnell zu einem großen Sicherheitsrisiko werden. Genau hier setzt Turbulence Solutions an. Das Wiener Startup rund um Gründer und CEO András Gálffy verfolgt die Vision, Fliegen künftig komfortabler und sicherer zu gestalten – und zwar durch die gezielte Beseitigung von Turbulenzen.

So funktioniert das Turbulence Cancelling System

Die Unternehmensgründung von Turbulence Solutions erfolgte bereits im Jahr 2018, wobei mehrere Jahre Entwicklungszeit im sogenannten Turbulence Cancelling System (TCS) stecken. An der Maschine angebrachte Sensoren gewährleisten ruckelfreie Flüge, indem sie den Luftdruck messen und Turbulenzen erkennen, noch bevor sie auf die Flügel treffen. Herzstück des Systems ist eine Steuerungssoftware, die entsprechende Steuerimpulse für die Gegenturbulenzen berechnet. Die Technologie sorgt dafür, dass die eingebauten Flügelklappen rechtzeitig in die richtige Position gebracht und der Auftrieb erhöht oder verringert wird. “Mit dem derzeitigen Produktniveau können wir ca. 80 Prozent der Turbulenzen unterdrücken“, so Gálffy gegenüber brutkasten.

András Gálffy verfügt selbst über eine Pilotenlizenz | (c) Turbulence Solutions

System von Turbulence Solutions wurde bereits verbaut 

Das Turbulence Cancelling System wurde bereits in erste Flugzeuge des Modells Shark 600 verbaut. Dabei handelt es sich um ein Leichtflugzeug, das Platz für zwei Personen bietet. Dafür werden sogenannte Turbulence-Flaplets auf bestehende Klappen des Flugzeugs montiert. “Der Einbauprozess ist relativ einfach und dauert etwa einen halben bis einen ganzen Tag”, so Gálffy. Hierbei wird die bestehende Klappe des Flugzeugs entfernt und durch eine neue Klappe mit dem Turbulence-Flaplet ersetzt. Der Einbau selbst kann durch den Flugzeughersteller oder spezialisierte Wartungsbetriebe durchgeführt werden, wobei Turbulence Solutions das System-Design und die Steuerungslogik bereitstellen.

Erste Pre-Orders erfolgt

Das erste Halbjahr 2024 war für Turbulence Solutions von entscheidender Bedeutung. Im April 2024 erfolgte der öffentliche Launch auf der Aero Friedrichshafen, einer der wichtigsten Luftfahrtmessen in Europa. “Wir haben jetzt schon zwölf Pre-Orders, die schon bezahlt sind. Sie werden Ende des Jahres eingebaut und zertifiziert”, so der Gründer.

Turbulence Solutions verfolgt eine gezielte B2B-Strategie. Der Vertrieb erfolgt direkt über Partnerschaften mit Flugzeugherstellern und Wartungsbetrieben. Das Unternehmen setzt hierbei auf eine enge Zusammenarbeit mit Herstellern, die das System in neue oder bestehende Flugzeuge integrieren. Ein besonderes Augenmerk liegt derzeit auf dem Markt für Ultralight-Flugzeuge, der bereits jetzt Cashflow-positiv ist. Künftig soll das System aber auch in größeren Flugzeugen, wie Passagierjets, verbaut werden. “Unsere Vision lautet: Make flights turbulence-free. Und das möchten wir für die gesamte Luftfahrtindustrie umsetzen”, so Gálffy. Auch Zukunftsmärkte wie Advanced Air Mobility (AAM, fliegende Taxis) sollen künftig bedient werden.

Zudem ist András Gálffy Projektleiter im TU Wien Space Team | (c) Turbulence Solutions

Finanzierung und Unterstützung durch Austria Wirtschaftsservice

Bislang konnte Turbulence Solutions seine Entwicklung durch öffentliche Förderungen und Business Angels finanzieren. Die Erlöse aus den ersten Verkäufen sollen nun genutzt werden, um in neue Marktsegmente zu expandieren. 

“Von der Idee bis zur Marktreife war es ein langer Weg. Wir mussten nicht nur die Technologie perfektionieren, sondern auch den richtigen Markteintrittspunkt finden. Jetzt sind wir bereit, die Luftfahrt zu verändern“, so Gálffy weiter.

Eine wesentliche Unterstützung erhielt Turbulence Solutions dabei durch die Austria Wirtschaftsservice (aws), insbesondere über das aws Seedfinancing-Programm. Dieses Programm war entscheidend, um die Technologie zur Marktreife zu bringen. Durch das Seedfinancing konnte Turbulence Solutions wichtige Entwicklungsschritte finanzieren, die für den erfolgreichen Markteintritt notwendig waren.

“Die aws hat uns dabei nicht nur finanziell unterstützt. Die Beratung durch das aws-Team war für uns bei etlichen strategischen Entscheidungen sehr wichtig. Speziell in den Bereichen der Geschäftsmodellentwicklung, des geistigen Eigentums und des internationalen Markteintritts konnten wir von der Erfahrung der aws extrem profitieren”, so der Gründer. 

Zukunftspläne von Turbulence Solutions

Die nächsten Schritte für Turbulence Solutions beinhalten die Expansion in den Markt für größere Flugzeuge und fliegende Taxis sowie die weitere Forschung an fortschrittlichen Technologien. Mit der kontinuierlichen Verbesserung ihrer Systeme und dem Fokus auf neue Anwendungen sieht sich das Unternehmen auf einem guten Weg, die Luftfahrtindustrie nachhaltig zu verändern.

“Die Möglichkeiten sind enorm. Wir sehen Turbulence Cancelling als einen sehr wichtigen Beitrag für die Zukunft der Luftfahrt und arbeiten kontinuierlich daran, es für immer größere Flugzeuge und anspruchsvollere Einsatzgebiete zu adaptieren”, so Gálffy abschließend.


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