13.08.2024
ÜBERNAHME

180-Millionen-Dollar-Exit: US-Software-Riese kauft Wiener EDI-Anbieter ecosio

Der US-Softwareanbieter Vertex hat die Übernahme von ecosio bekanntgegeben. Das 2013 gegründete Wiener Unternehmen hat sich auf elektronischen Datenaustausch (EDI) und elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) spezialisiert. Durch die Übernahme soll eine "nahtlos integrierbare Plattform" für Compliance-Management entstehen.
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Die Gründer von ecosio Christian Huemer, Philipp Liegl, Christoph Ebm und Marco Zapletal (v.l.) | (c) ecosio

EDI steht für Electronic Data Interchange und verfolgt den Zweck, manuelle Prozesse in der Geschäftskommunikation zu automatisieren. Konkret geht es um die automatisierte Kommunikation mit Kunden, Lieferanten oder Behörden. Durch den Einsatz der Technologie werden Lieferketten effizienter gestaltet.

Bereits seit 2013 beschäftigt sich das Wiener Unternehmen ecosio mit derartigen Lösungen und konnte über die vergangen Jahre in unterschiedlichen Industrien Fuß fassen – angefangen vom Handel über Automotive bis hin zum Maschinenbau. Die ecosio GmbH wurde 2013 als Ausgründung der Technischen Universität Wien gegründet. Das Gründer-Team umfasst Christian Huemer, Christoph Ebm, Marco Zapletal und Philipp Liegl. Neben der österreichischen Holding gibt es noch zwei weitere Töchter in Deutschland und in Großbritannien.

2017 erhielt das Unternehmen für seinen Wachstumskurs ein siebenstelliges Investment der Beteilungsgesellschaft red-stars.com (brutkasten berichtete). Zu den Kunden von ecosio zählen große Player wie beispielsweise der deutsche Anbieter von Robotik, Anlagen- und Systemtechnik Kuka, die Schweizer Migros-Gruppe oder der Seilbahnhersteller Leitner.

ecosio-Übernahme: im Erfolgsfall bis zu 180 Mio. US-Dollar

Rund elf Jahre nach Gründung wird das Wiener Unternehmen ecosio nun vom US-Softwareanbieter Vertex übernommen, der eine cloudbasierte Software-Lösung für Steuern, einschließlich Umsatzsteuer, Verbrauchssteuer, Mehrwertsteuer und Lohnsteuer anbietet. Die Compliance-Lösung wird laut Vertex in über 195 Ländern weltweit eingesetzt. Zudem setzen über 60 Prozent der Fortune-500-Unternehmen auf die Lösung des US-Softwareanbieters.

In einer Presseaussendung werden auch Details zum Exit genannt. So umfasst die Akquisition eine Vorauszahlung in Höhe von 69 Millionen US-Dollar. Dazu kommen eine angestrebte Gewinnbeteiligung in Höhe von 76 Millionen US-Dollar und 35 Millionen US-Dollar in Form von Vertex-Aktien. Ein Teil der Auszahlung ist an finanzielle Leistungsziele geknüpft, die innerhalb der nächsten drei Jahre erreicht werden müssen. Im Erfolgsfall beträgt das Volumen also insgesamt 180 Millionen US-Dollar.

Weiters heißt es, dass der Abschluss der Transaktion der “Zustimmung der lokaler Behörden” unterliege, wobei dies voraussichtlich bis zum Ende des dritten Quartals 2024 erfolgt.

Was soll künftig umgesetzt werden

Mit dem Know-How von ecosio im Bereich von EDI und der elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) soll nun gemeinsam mit Vertex eine “nahtlos integrierbare Plattform für Compliance-Management” entstehen.

Wie ecosio-Managing Director Philipp Liegl gegenüber brutkasten bestätigt, wird ecosio als Unternehmen fortgeführt, wobei die neuen Synergien im Bereich von e-Rechnung und EDI innerhalb von Vertex genutzt werden.

“Nach der Akquise durch Vertex wird der Fokus weiterhin auf dem Ausbau der Produkte im Bereich elektronische Rechnung sowie elektronischer Datenaustausch (EDI) liegen”, so Liegl. Und merkt an: “Aus der Kombination von Vertex und ecosio wird damit ein einzigartiges internationales Kompetenzteam aus den Bereichen Steuerbestimmung, Steuerreporting, elektronische Rechnung und elektronischer Datenaustausch.”


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FlexCo Aws netidee
(c) AdobeStock

Die FlexCo habe sich “erfolgreich etabliert”, heißt es in einer Aussendung, die das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) heute ausschickte. Dazu die Zahl ein Jahr nach Start der neuen Rechtsform: “rund 800” FlexCos – konkret 784 wurden seit der Einführung gegründet. “Die Zahl zeigt, dass diese neue Möglichkeit bereits gut angenommen wird”, wird dazu Wirtschaftsminister Martin Kocher zitiert. Die Rechtsform werde nicht nur von Startups, sondern auch von anderen kleinen und mittleren Unternehmen genutzt.

FlexCo- und GmbH-Gründungen im Verhältnis 1:17

Setzt man die nun kommunizierte Zahl in den Kontext, kann man allerdings zumindest noch einiges an Luft nach oben attestieren. Den etwas weniger als 800 gegründeten FlexCos stehen laut Daten der “Elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes” (EVI) mehr als 13.500 GmbH-Neugründungen zwischen 1. Jänner und 31. Dezember 2024 gegenüber. Auf eine FlexCo-Gründung kamen im Vorjahr also rund 17 GmbH-Gründungen.

Steigerung um 27 Prozent im zweiten Halbjahr

Zudem gab es nur eine moderate Steigerung bei den FlexCo-Gründungen vom ersten auf das zweite Halbjahr. 336 FlexCos wurden von Jänner bis Ende Juni 2024 gegründet, neun GmbHs in FlexCos umgewandelt, wie brutkasten im Sommer berichtete. Entsprechend kamen im zweiten Halbjahr 439 FlexCo-Neu- bzw. Umgründungen hinzu. Das entspricht einer Steigerung um 27 Prozent. Von einem Boom der neuen Rechtsform kann also jedenfalls nach einem Jahr nicht die Rede sein.

Durchsetzung im Lauf der nächste Jahre?

Doch was nicht ist, kann freilich noch werden. Startup-Anwalt und FlexCo-Experte Keyvan Rastegar schätzte gegenüber brutkasten schon bei der FlexCo-Halbjahresbilanz im Sommer 2024, dass die Durchsetzung der neuen Gesellschaftsform einige Jahre dauern dürfte: “Ich persönlich gehe davon aus, dass der österreichische Markt erst überhaupt vom Neuen erfahren und die Änderungen verstehen muss, bis eine gewisse Vertrautheit einkehrt und dann die Mühlen unaufhaltsam mahlen.”

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