16.09.2021

Wie Microsoft bis 2030 CO2-negativ werden möchte und dabei mit Startups zusammenarbeitet

Microsoft hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt bis 2030 CO2-negativ zu sein. Im Interview mit Brutkasten Earth spricht Jutta Grabenhofer, Sustainability Lead bei Microsoft Österreich, wie dies gelingen soll und welche Rolle dabei die Zusammenarbeit mit Startups spielt.
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Microsoft
Brutkasten Earth hat Jutta Grabenhofer, Sustainability Lead bei Microsoft Österreich, im Zuge des European Forum Alpbach zum Interview getroffen | (c) martin pacher / der brutkasten

Bis 2030 möchte Microsoft CO2-negativ sein und zu diesem Zeitpunkt somit mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen, als der Konzern verursacht. Zudem soll bis 2050 der gesamten Kohlenstoff aus der Atmosphäre beseitigt werden, den Microsoft seit seiner Gründung im Jahr 1975 entweder direkt oder durch seinen Stromverbrauch emittiert hat.

Damit dieses Ziel erreicht wird, hat sich Microsoft ein umfassendes Sustainability-Programm auferlegt – angefangen von Sustainable-Software-Principles bis hin zum Umstieg auf erneuerbare Energien. Zudem hat Microsoft Österreich anlässlich des diesjährigen “Earth Day” ein eignes Greenbook vorgestellt, um Lösungsansätze im Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu beleuchten.

Jutta Grabenhofer, Sustainability Lead bei Microsoft Österreich, hat uns im Interview mehr über die Nachhaltigkeitsmaßnahmen erzählt und erläutert für die Brutkasten-Community, welche Rolle dabei die Zusammenarbeit mit Startups spielt.


Welches Ziel verfolgt ihr mit dem Microsoft Greenbook? 

Mit dem Microsoft Greenbook möchten wir eine Vielzahl an Stakeholdern aus den verschiedensten Bereichen, wie Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, zusammenbringen und ihnen Gehör verschaffen. Sie alle haben Expertise in ihren jeweiligen Bereichen und wissen, wie mit Hilfe von Digitalisierung nachhaltiges Wirtschaften gelingen kann. Ziel war es, eine Community an Expert:innen zu schaffen, damit gemeinsam profunde Ansätze geteilt werden, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit künftig noch besser zusammenspielen können. Nachhaltigkeit wird nämlich ohne Digitalisierung nicht gelingen.

Kannst du ein Beispiel einer derartigen Partnerschaft nennen?

Wir haben beispielsweise in der Seestadt Aspern einen Pilotversuch mit dem MindSphere City Graph gestartet. Hier arbeiten wir eng mit Siemens zusammen und haben basierend auf einer Digital-Twin-Technologie den Stadtteil virtuell nachgebildet. Anhand des digitalen Zwillings werden alle Parameter, wie Grünflächen oder Gebäude, erfasst. Mit Hilfe von Simulationen kann man in weiterer Folge erkennen, wie sich eine Veränderung des Energie- oder Mobilitätsmixes auf den Stadtteil auswirken würde. Der MindSphere City Graph läuft dabei auf der Microsoft-Technologie namens Azure Digital Twins. Dabei handelt es sich um eine industrielle IoT-Plattform, um Prozesse zu optimieren.

Microsoft hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-negativ zu sein. Welche konkreten Maßnahmen ergreift ihr? 

Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir einen bunten Strauß an Maßnahmen getroffen. Ein Aspekt umfasst unter anderem die gesamte Data-Center-Technologie. Hier investieren wir aktuell sehr viel Geld in Forschung und Entwicklung, damit wir unter anderem unsere eigenen Datenzentren energieeffizienter machen. Ein anderer Aspekt umfasst beispielsweise unsere Sustainable-Software-Principles. Dabei verpflichten sich unsere Software-Developer:innen dazu, den Energieverbrauch von Software-Applikationen zu senken. Dies bedeutet wiederum, dass unsere Datenzentren oder Kunden:innen künftig weniger Energie verbrauchen. Abseits der Technologie, investieren wir auch in zahlreiche Forschungsprojekte und arbeiten mit verschiedensten Organisationen Projekten auf der ganzen Welt, um CO2 senkende Maßnahmen zu treffen.

Wie messt ihr aktuell euren CO2-Fußabdruck? 

Einerseits verpflichten wir unsere Lieferanten dazu, deren CO2 Emissionen an uns zu reporten. Diese sind wichtiger Bestandteil unseres eigenen CO2-Fußabdruckes. Um unseren IT CO2-Fußabdruck zu messen, haben wir unseren eigenen CO2-Kalkulator entwickelt. Das Tool ermöglicht uns, Emissionen unserer Rechenzentren messbar zu machen.. Den CO2-Kalkulator haben wir ursprünglich aufgrund unserer eigenen Bedürfnisse entwickelt. Mittlerweile ist es aber so, dass wir den CO2-Kalkulator aufgrund der hohen Nachfrage auch unseren Kund:innen anbieten. 

Was sind am Weg zum CO2-negativen Unternehmen die größten Herausforderungen? 

Unsere größte Herausforderung ist nicht nur bis 2030 CO2-negativ zu sein, sondern bis 2050 alle bislang verursachten CO2-Emissionen von Microsoft wieder gut zu machen. Dabei müssen wir unseren Horizont erweitern, um neue Technologien möglich machen zu können, die wir bis dato noch gar nicht kennen. Mit all den Technologien, die es bereits jetzt schon gibt, werden wir das Ziel nicht erreichen. Daher sind wir nicht nur gemeinsam mit Forscher:innen, sondern auch mit Startups aus aller Welt auf der Suche nach neuen Methoden, um einen noch viel größeren Hebel zur CO2-Reduktion hervorzurufen. Eine Technologie, auf die wir stark setzen, ist Direct Air Capture, also das CO2 aus der Atmosphäre zu extrahieren. Diese Technologie ist allerdings noch nicht ausgereift und massenfähig. Hier gibt es definitiv noch viele Hausaufgaben zu erledigen. Dafür haben wir einen über eine Milliarde Dollar schweren Fonds aufgelegt, der für F&E Projekte dieser Art zur Verfügung steht. 

Wie möchte Microsoft künftig die eigenen Datenzentren klimaverträglicher machen? 

Einen wichtigen Beitrag leisten dabei die bereits genannten Sustainable Software Principles. Zudem werden die Datenzentren schrittweise auf erneuerbare Energien umgestellt. Derzeit ist es noch so, dass die Datenzentren zum Teil auf nicht erneuerbarer Energie laufen. Hier schauen wir uns aktuell an, welchen erneuerbaren Energiemix wir künftig am besten bewerkstelligen können. In Österreich wird aktuell ein neues Datenzentrum errichtet, wobei dies bereits zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden wird. Das Ziel ist es, dass bis 2025 alle von Microsoft betriebenen Datenzentren auf erneuerbarer Energie laufen werden. Darüber hinaus sind wir mit unseren Hyper-Scale Rechenzentren mittlerweile in der 26. Generation. Damit werden wir mit diesem Rechenzentrum bis zu 98 Prozent weniger CO2 Fußabdruck haben, als es bei herkömmlichen Rechenzentren der Fall ist. 

Wie arbeitet ihr mit Startups im Bereich “Nachhaltigkeit” zusammen? 

Wir arbeiten in diesem Bereich sehr eng mit Startups zusammen. Aktuell läuft beispielsweise die Sustainability Data Science Challenge, die wir gemeinsam mit unseren Partnern Capgemini und der ÖBAG ins Leben gerufen haben. Warum haben wir die Challenge gestartet? Aktuell müssen österreichische Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit zahlreiche Herausforderungen meistern, die alleine oftmals schwer zu meistern sind. So ist die Idee entstanden, dass wir gemeinsam mit den Beteiligungsunternehmen der ÖBAG, Verbund, Österreichischen Post, A1 Telekom und BIG, konkrete Problemstellungen definieren, die anhand einer Challenge gelöst werden. Ziel ist es, dass sich Startups und Studierende an den Challenges beteiligen und gemeinsam Data-Science-Lösungen für konkrete Nachhaltigkeits-Use-Cases entwickeln.

Um welche konkreten Use-Cases handelt es sich dabei?

Ein ganz großes Thema ist aktuell das Liegenschaftsmanagement, wo künftig auf EU-Ebene verstärkt Regularien zu erwarten sind. Der Fokus der Challenge ist daher, dass wir einerseits das CO2-Reporting von den Liegenschaften besser managen wollen, andererseits soll auch die Biodiversität erhöht werden. Zudem soll auch der Frage nachgegangen werden, wie erneuerbare Energiequellen auf den Liegenschaften besser untergebracht werden können.

Welche Startups bzw. Studierende sucht ihr konkret und wie sollen sie durch die Challenge profitieren?

Wir fokussieren uns hauptsächlich auf Startups im Bereich Data Analytics und Studierende aus der Disziplin Data Science. Die Challenge wird zudem von Coaches von Microsoft, Capgemini und ÖBAG begleitet. Am 1. Oktober endet die Bewerbung und die Challenge wird dann insgesamt sechs Wochen lang laufen. Das Siegerteam bekommt 5000 Euro Preisgeld. Viel wichtiger ist allerdings, dass sich die Teilnehmer:innen mit den Unternehmen vernetzen und im Idealfall die Modelle gemeinsam weiterentwickeln.


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Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

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“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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