09.03.2023

Microsoft-Österreich-CTO: “ChatGPT künftig ein Co-Pilot im Alltag”

ChatGPT eroberte die Welt im Sturm. Mit seinem Auftauchen bringt der KI-Chatbot eine Masse an Möglichkeiten, aber auch den Drang nach verantwortungsvollem Einsatz. Was genau damit gemeint ist und wie das funktioniert, erklärt Microsoft Österreich CTO Harald Leitenmüller. Und erzählt, wofür er ChatGPT die letzten Male genutzt hat.
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ChatGPT, KI, Microsoft, Leitermüller
(c) Microsoft/OpenAI - Harald Leitenmüller, CTO Microsoft Österreich.

Harald Leitenmüller ist Chief Technology Officer (CTO) bei Microsoft Österreich. Für ihn war die Vorstellung von ChatGPT ein “disruptives Ereignis mit einem endlos großen Interesse der breiten Bevölkerung”. Gute drei Monate nach Start hat der KI-Chatbot 100 Millionen Anwender weltweit.

“Dramatisch” und vor allem “unerwartet” sind die beiden Begriffe, die der CTO nennt, wenn er jene hervorstechende Aussage erklärt, die er im Rahmen einer Diskussionsrunde der Österreichischen Computer Gesellschaft, unter der Leitung von OCG-Präsident Wilfried Seyruck, vor kurzem getätigt hat. Sie lautete: “Mit ChatGPT ist ein Quantensprung gelungen, den wir eigentlich erst für 2030 erwartet hätten.”

Nicht unerwartet ist dagegen, dass Leitenmüller seit der Geburtsstunde von ChatGPT sehr viel zu tun hat und die nächsten Wochen mit Terminen eingedeckt ist – mediale Anfragen trudeln reihenweise ein, erzählt er und vermittelt damit einen winzigen Eindruck davon, welcher Hype um ChatGPT tatsächlich entstanden ist. Auf die Frage, wofür er persönlich das letzte Mal die Künstliche Intelligenz von OperAI genutzt habe, meint er “Vorbereitungen für Interviews”.

“Ich bekomme eine Topic-Aufzählung und lasse mir standardmäßig von ChatGPT zu diesen Themen eine Frage- und Antwortliste generieren, die innovativ und optimistisch ist. Und zur jeweiligen Thematik Einblick liefert.”

Das Gespräch mit dem brutkasten sei allerdings “frei”, sagt er verschmitzt lächelnd auf Nachfrage, denn der brutkasten habe ihm ja keine Topic-Liste geschickt.

Im Sinne dieser “Redefreiheit” erzählt Leitenmüller weiter, dass man im Bereich der “Large Language Models” (LLM) eine Dimension erreicht habe, wo man im Sprachverständnis ein Modell trainieren kann, das sehr universell einsetzbar sei.

“Mensch lässt sich leicht verführen”

Damit würden jedoch Herausforderungen und Probleme mit einhergehen: “Dieses ‘language model’ kann Antworten generieren, die toll und freundlich klingen und beim Anwender der Eindruck erwecken, sie seien gut und richtig”, warnt er. “Der Mensch lässt sich leicht verführen, wenn etwas gut klingt und den Anschein erweckt, seriös und richtig zu sein. Jetzt ist es wichtig, verantwortlich damit umzugehen, aufzuklären und Transparenz zu ermöglichen.”

Es geht um Erfahrungen sammeln und auch um diverse technische Maßnahmen, die Einzug finden müssen. Oder anders gesagt um Filter. “Man muss sich nur vorstellen”, so Leitenmüller weiter, “in einer Anwendung kommen mehrere Modelle zum Einsatz. Das LLM ist am Ende anders als das Prometheus-Modell, das den Kontext managt. Die Frage ist hier, was ist denn überhaupt Kontext? Es ist die Sequenz von Dialog und Interaktionsschritten, die für die Dauer des Dialoges gespeichert werden. Prometheus wertet all dies aus, um das ‘Large Language Model’ anzureichern. Die Filterfunktion wirkt primär auf diesen Kontext.”


Zur Erklärung: “Microsoft hat eine eigene Methode entwickelt, um mit dem OpenAI-Modell zu arbeiten, die es ihnen ermöglicht, seine Leistungsfähigkeit optimal zu nutzen. Sie nennen diese Sammlung von Fähigkeiten und Techniken das Prometheus-Modell. Durch diese Kombination entstehen relevantere, zeitnahe und zielgerichtete Ergebnisse bei höherer Sicherheit”, heißt es auf der Firmenwebseite.


Hierbei geht es in einfachen Worten darum, etwas herauszufiltern, wenn das LLM etwas liefert, was nicht angemessen ist. Etwas mannigfaltig Interpretierbares, das ohne Definition ein Freiraum ist, weil es, wie Leitenmüller erklärt, unter dem Aspekt Dinge assoziiert, die man als kreativ bezeichnen kann. Dies gelte es “balanciert” einzuschränken.

Dabei gebe es viele Faktoren zu beachten, etwa eine gesellschaftliche Konvention zu finden, was Freiraum sei versus, was eingeschränkt gehört – Datenschutz, Sicherheit und Privatsphäre oder Rechtliches kommen selbstverständlich dazu.

ChatGPT als Co-Pilot

Künftig sieht Leitenmüller den Chatbot als eine Art Co-Pilot, mit dem Anwender:innen reden können, der im Alltag unterstützt und reflektiert.

“Man könnte ihm sagen, kritisiere, was ich mache, brainstorme, mache einen Vorschlag”, zählt der Microsoft-CTO Beispiele zur möglichen Nutzung auf. “Im Programmierumfeld haben wir gemerkt, dass die Leute produktiver werden, die Arbeit spannender und sie mehr Spaß haben. Wenn es uns gelingt, die Technologie im positiven Sinne einzusetzen, dann wird die Arbeit mehr Freude machen. Das ist das lohnenswerte Ziel und ich glaube von meinem Bauchgefühl her, das wird relativ schnell passieren. Die Dynamik ist extrem hoch.”

Europa bei KI hinten nach

Angesprochen auf die Bereitschaft Europas aufgrund dieser Dynamik mit den USA und China mitzuhalten, ortet Leitenmüller starken Verbesserungsbedarf: “Die Infrastruktur in Europa hinkt den aktuellen Entwicklungen leider hinterher. Wir sind derzeit gar nicht in der Lage, KI-Modelle zu trainieren oder sie kommerziell nutzbar zu machen”, sagte er. 73 Prozent der weltweiten KI-Infrastruktur liegt in den USA, 17 Prozent sind in China beheimatet, die übrigen zehn Prozent verteilen sich auf den Rest der Welt.

“Wir haben zudem ein kulturelles Problem”, so Leitenmüller weiter. “Bei uns dominiert Selbsterhöhung durch Erniedrigung anderer. Wir machen etwas schlecht, um etwas anderes besser zu machen. Das ist ein antiquiertes Konzept.”

Für ihn ist der Weg, der in der Aussage “standing on the shoulders of giants” steckt, die richtige Alternative: Auf der Innovation anderer aufbauen, von dort aus weiter blicken und höhere Perspektiven einnehmen.

“Wir hätten hier alles dazu”, sagt er, “stehen uns aber mit unserer Einstellung im Weg.”

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Neuer CEO bei CycloTech: Marcus Bauer (c) CycloTech

Mit Vorfreude blickt Bauer auf seine neue Aufgabe: „CycloTech ist für mich ein Unternehmen mit beispielloser Innovationskraft. Die CycloRotor-Technologie bietet Möglichkeiten, die die Luftfahrt nachhaltig verändern werden“. Der neue CEO freue sich darauf, „gemeinsam mit dem Team an dieser spannenden Zukunft zu arbeiten, die Entwicklung neuer elektrischer Antriebe voranzutreiben und die Luftmobilität zu revolutionieren“.

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Kinsky bleibt trotz Rücktritt im Unternehmen

Nach sieben Jahren im Unternehmen übergibt Hans-Georg Kinsky nun seine Position als CEO. Stolz blickt er auf den Erfolg der letzten Jahre zurück: „Die Entwicklung der CycloRotor-Technologie war eine faszinierende Reise, und ich bin dankbar für die engagierte Zusammenarbeit unseres Teams. Mit Dr. Marcus Bauer als neuem CEO sind wir bestens aufgestellt, um unsere Vision einer nachhaltigen, elektrischen Luftmobilität weiter zu realisieren“.

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CycloTech entwickelte Modell für fliegende Autos

Das Linzer Startup CycloTech bezeichnet sich selbst als weltweit führendes Unternehmen für Antriebssysteme in der Luftfahrt, die auf dem Voith-Schneider-Prinzip basieren. Es entwickelte ein elektrisch betriebenes 360°-Schubvektor-Antriebssystem. Dabei ermöglichen elektrisch angetriebene CycloRotoren eine direkte Variation der Schubkraft in Größe und Richtung auf einer vollständigen Kreisbahn. Damit unterscheidet sich das System von herkömmlichen Flugzeugantrieben (Düsen, Propeller, Rotoren), die nur Schub in eine Richtung erzeugen können.

Erst Anfang November präsentierte CycloTech einen Prototypen eines Fluggeräts, den „BlackBird“ – brutkasten berichtete. Dieses Konzept soll zukünftig die Entwicklung fliegender Autos mit einem neuartigen Antriebssystem ermöglichen. Langfristig verfolgt das Unternehmen das Ziel, individuelle Luftmobilität in den Alltag zu integrieren.

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