Das Grazer Startup micardo betreibt seit einigen Jahren eine Gebrauchtwagen-E-Commerce-Plattform – der brutkasten berichtete mehrmals. Wie auch anderen E-Commerce-Unternehmen kam dem Startup das Corona-Jahr 2020 in seinem Kerngeschäft eher zugute. Das größte Wachstum erzielt man derzeit aber mit einem anderen Produkt: Dem KI-Tool CarCutter.

micardo: KI-Tool CarCutter als “Zufallserfindung”

Dieses sei eigentlich eine “Zufallserfindung”, erzählt Co-Founder Stefan Fedl: “Wir haben durch unsere Online-Plattform sehr schnell gesehen, wie wichtig gute und professionelle Fotos für den Verkauf von Autos sind. Wird eine Anzeige ohne Bildmaterial veröffentlicht, schaut keiner drauf. Top-Fotos zu schießen und aufzubereiten kostete bisher aber enorm viel Zeit und Geld”.

Besonders größeren Händlern sei aber ein einheitliches Branding sehr wichtig. Dazu wurden bisher Fotos von Autos beispielsweise am Parkplatz gemacht, dann nach Fernost geschickt, manuell freigestellt und schließlich in ein neutrales Setting gepackt. “Das, was im Schnitt mindestens 48 Stunden gedauert hat, schafft unser CarCutter – vollautomatisch dank Künstlicher Intelligenz – in etwa 15 Sekunden”, sagt Co-Founder Florian König. Ähnlich wie es etwa das Tool von remove.bg bei Menschen tut, erkennt die Software Fahrzeugsilhouetten, entfernt störende Elemente und Hintergründe und setzt diese in einen 3D-Showroom. Kunden können dabei ein individuelles Branding nutzen.

(c) micardo: Vorher-Nachher Bild mit CarCutter

Kombiniert wird dieses Angebot mit einer App, die Usern anzeigt, ob sie im richtigen Winkel fotografieren, und mit einer Schnittstelle, über die Händler das Fahrzeug direkt auf Online-Verkaufsplattformen stellen können.

Millionendeal in den USA und sechsstelliges Investment

Das Tool stellte sich für micardo als lukrativer neuer Geschäftszweig heraus. “Erst kürzlich wurde mit einem der größten Dealer in den USA ein Jahresauftrag in Millionenhöhe fixiert. Und auch ein Schweizer Reseller versorgt uns mit tollen Aufträgen, sowie eines der fünf größten Autohäuser in Deutschland”, erzählt der dritte Co-Founder, Patrick Schwarzenberger.

Um dieses Wachstum zu befeuern legte Business Angel Maximilian Seidel, der mit seiner Situlus Holding bereits beteiligt war, ein weiteres sechsstelliges Investment nach. “micardo bzw. der CarCutter verzeichnen gerade enormes Wachstum – in Zeiten, in denen es auch zur ‘neuen Normalität’ gehört, Autos im Internet zu kaufen. Natürlich unterstützen wir da auch als Investor und stellen Wachstumskapital zur Verfügung. Die Technologie ist so beeindruckend und auch die internationalen Aktivitäten freuen uns sehr”, kommentiert Seidel. Mit dem Kapital plane man, für die kommenden Monate Marketing- und Salesaktivitäten sowie die Technologie weiter auszubauen, um weitere Big Deals an Land ziehen zu können, heißt es vom Startup.