14.03.2022

MiCA: EU-Parlament stimmt (doch wieder) über mögliches Bitcoin-Verbot ab

Hin und her bei MiCA: Eine neue EU-Verodnung soll Kryptowährungen regulieren, könnte Bitcoin und Co. aber auch defacto verbieten.
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Bitcoin
Foto: Adobe Stock

Für Montag, 14. März 2022, hat das EU-Parlament eine möglicherweise wegweisende Entscheidung zu Kryptowährungen auf der Agenda. MiCA, kurz für Markets in Crypto Assets, soll die Regulierung von Krypto-Assets neu aufstellen. Die Verordnung enthält aber auch Paragraphen, die defacto ein Verbot für Bitcoin in der EU bedeuten würden. Der Paragraph war bereits gestrichen worden, hatte nun aber offenbar kurzfristig wieder seinen Weg in den Entwurf gefunden. Für Krypto-Unternehmen in Europa könnte das verheerende Folgen haben – die Branche fürchtet einen massiven Wettbewerbsnachteil gegenüber USA und Asien. Nach der Abstimmung durch das Parlament am Montag müsste MiCA allerdings noch vom Ministerrat der EU, also den jeweils zuständigen Fachminister:innen der Mitgliedsländer, abgesegnet werden, bevor die Verordnung inkraft treten würde.

Debatte um “Proof of Work”

Im Kern geht es bei der Debatte um einen bekannten Vorwurf. Kryptowährungen wie Bitcoin seien durch den hohen Energieverbrauch bei der Überprüfung von Transaktionen (Mining) umweltschädlich. Schuld daran ist das “Proof of Work”-Verfahren, auf das unter anderem Bitcoin, Ethereum oder auch die Spaß-Kryptowährung Dodgecoin setzen. In einem früheren Entwurf war ein direkt als solches bezeichnetes Verbot von Proof of Work vorgesehen und wurde später wieder gestrichen (brutkasten berichtete). Umso größer ist nun die Verwunderung, dass erst am Freitag vor der Abstimmung offenbar letzte Änderungen an der Verordnung vorgenommen wurden, die ein solches Verbot doch wieder ermöglichen würden. Über die Änderungen berichtet etwa Patrick Hansen vom DeFi-Startup Unstoppable Finance ausführlich auf Twitter – er war früher beim deutschen Digitalverband Bitkom für Blockchain zuständig.

In dem neuen Paragraphen werde Proof of Work zwar nicht explizit genannt, aber umschrieben: “Cypto-assets shall be subject to minimum environmental sustainability standards with respect to their consens mechanism used for validating transactions, before being issued, offered or admitted to trading in the Union”. Kryptowährungen, die bereits vor Inkrafttreten der Verordnung auf einen solchen Konsens-Mechanismus gesetzt haben, sollen einen Phasen-Plan vorlegen, wie sie das zu ändern gedenken. Für Kryptowährungen wie Bitcoin ist das Vorlegen eines solchen Plans nicht denkbar.

“Bitcoin kann das besser als der Euro”

Bitcoin-Experte und Finanzjournalist Niko Jilch sieht die Abstimmung als richtungsweisend für die Zukunft der EU: “Es gibt im EU-Parlament einige Abgeordnete, die Proof of Work völlig falsch verstehen und sogar fragwürdige Altcoins promoten, statt sich mit den Überlegungen hinter Bitcoin zu beschäftigen. Eine vernünftige Regulierung ist sicher zu begrüßen, aber bevor man die User und die Industrie vertreibt, sollte man es lieber sein lassen. Ein Verbot oder auch nur die Einschränkung von Proof of Work wäre eine Katastrophe für Europa. Das ist sehr wichtig: Es geht nicht um die Zukunft von Bitcoin, sondern um die der EU. Ironischerweise wurde der Euro geschaffen, um Geld und Nationalstaat zu trennen. Nun, Bitcoin kann das 1000 mal besser – also wo ist das Problem?”.

Auch das österreichische Krypto-Unternehmen Coinfinity sieht das so, sollte ein solches Verbot tatsächlich im Raum stehen: “Der uns vorliegende Text zum kurzfristig geänderten MiCa-Entwurf ist sehr schwammig formuliert und es ist unklar, welche Intention hinter der Änderung steht. Sollte sich aus dem Text aber ein Verbot des Handels oder des Mining von Bitcoin in Europa ergeben, dann wäre dies ein riesengroßes geopolitisches Eigentor, mit dem sich Europa selbst den Zugang zum wichtigsten digitalen Asset der Zukunft nehmen würde. Das wäre ein völlig paradoxer Schritt und käme einer Selbst-Sanktionierung Europas gleich”.

“Krypto-Börsen können nicht mehr profitabel arbeiten”

Für die Krypto-Branche in Europa, also Unternehmen wie das österreichische Unicorn Bitpanda, hätte das weitreichende Folgen. “Ohne Bitcoin und Ethereum können Krypto-Börsen und andere Krypto-Dienstleister nicht profitabel arbeiten. Sie werden gezwungen sein, zu schließen, umzuziehen oder den Zugang für Europäer zu sperren. DeFi-Protokolle, die von ETH abhängig sind, werden nicht in der Lage sein, Europäer legal zu bedienen. Um es ganz klar zu sagen: Diese Aktivitäten werden nicht aufhören, sie werden lediglich in die Vereinigten Staaten oder nach Asien verlagert, wo sie derzeit willkommen sind”, schreibt der französische Kryptowallet-Hersteller Ledger, der 2021 mit einer Finanzierungsrunde über 380 Millionen Dollar Unicorn-Status erreichte.

Bei Coinfinity sieht man auch Auswirkungen für die Energiewirtschaft: “Die Folgen wären ein Abwandern von VerbraucherInnen zu nicht-europäischen Anbietern, ein Abwandern von Bitcoin-Unternehmen aus Europa und ein enormer Wettbewerbsnachteil für Europas Finanz- und Energiewirtschaft. Auch die in Zukunft sehr wichtige Funktion von Bitcoin als “monetärer Batterie” zur Speicherung von Überschussenergie würde hier in Europa nicht genutzt werden können, die Entwicklung von erneuerbaren Energien wäre in Europa behindert”.

“Kurz gesagt, schlechter geht nicht”

Ledger rief am Wochenende vor der Abstimmung dazu auf, in einem Mail direkt an Parlamentsabgeordnete zu protestieren. Ein Protest, dem sich auch österreichische Experten wie etwa WU-Professor Alfred Taudes anschlossen, wie dieser auf LinkedIn schrieb. Auch Thomas Zeinzinger, Initiator des BlockchainHub Graz und Gründer der der lab10 collective, unterstützte den direkten Protest und wendet sich mit deutlichen Worten gegen das Vorhaben: “Seit 2016 setze ich mich für die nachhaltige Verwendung der Blockchain-Technologie ein und finde es unglaublich wie viel Innovation aus Europa kommt. Mit MiCA versucht man nun EU-weit Krypto-Assets zu regulieren, aber stellt sich so ungeschickt an, dass man gleich das Kind mit dem Bad auszuschütten versucht. Die aktuelle Vorlage würde den EU-Markt lahmlegen, die Umgehung von Gesetzen fördern, den Verbraucherschutz verschlechtern und wesentliche Teile der Branche aus der EU verdrängen, ohne irgend einen positiven Nutzen für die Umwelt zu haben. Kurz gesagt, schlechter geht nicht”, erklärt er auf Nachfrage des brutkasten.

Lesetipp: Ist Bitcoin ein Klimasünder?

Mit dem Thema “Bitcoin als Klimakiller” beschäftigt sich Matthias Reder von Coinfinity ausführlich in einem Gastbeitrag für den brutkasten. Darin beschäftigt er sich mit einer transparenten Berechnung des Energieverbrauchs, der Zukunft des Bitcoin-Minings aus technischer Sicht und den Folgen einer möglichen Abschaltung.

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Anyconcept, AnyConcept, Automatiserung, Software testen,
(c) AnyConcept - Das AnyConcept-Team.

Rund 80 Prozent aller Unternehmen testen ihre Anwendungen und Software händisch. Entweder klicken sie sich mühsam durch ihre Software oder ihren Webshop, um zu sehen, was funktioniert und was nicht, oder sie coden sich ihre Tests. Beides langwierige, kostenintensive und mühsame Aufgaben. Das wissen Leander Zaiser, CEO, Manuel Weichselbaum, CTO, und Markus Hauser, die gemeinsam mit Kevin Intering und Pascal Goldschmied das KI-Startup AnyConcept gegründet haben.

AnyConcept und das Problem der No-code-Software

Die Founder haben sich deswegen dazu entschlossen eine Testautomatisierungs-Software zu entwickeln, um den Prozess für Unternehmen zu vereinfachen und günstiger zu gestalten.

Zaiser war sechs Jahre lang RPA-Experte (Robotics Process Automation) bei Raiffeisen und hat dort Automatisierungssoftware automatisiert. Der CEO musste dabei feststellen, dass vermeintliche No-code-Software ohne Entwicklungskompetenzen sich nicht erfolgreich einsetzen ließ. Für gelernte Softwareentwickler wiederum war das Arbeiten mit solch einer Anwendung keine attraktive Tätigkeit.

Weichselbaum indes forscht seitdem er 17 ist an Künstlicher Intelligenz. Und widmet sich dabei vor allem immer den aktuellen Herausforderungen der internationalen Forschung. Das passte hervorragend zu Zaisers erkanntem Problem: aktuelle Automatisierungssoftware ist zu komplex für Non-Coder und nicht attraktiv genug für Coder. Also fragten sich die Founder: Was, wenn man Automatisierung mit einem No-Code-Ansatz macht, mithilfe einer KI, die genau das tut, was man ihr auf dem Bildschirm zeigt? So war AnyConcept geboren.

Das Black Friday-Problem

“Jede Software, jeder Webshop, jede Applikation muss immer wieder getestet werden, ob sie richtig funktioniert. Und da sie auch ständig durch neue Updates von Entwicklern oder bei einem Webshop mit neuen Produkten gefüttert wird, verändern sich Applikationen dauerhaft. Das kann wieder zum Brechen der bisherigen Funktionen führen”, erklärt Hauser, ein per Eigendefinition fleischgewordenes Startup-Kind, das zuletzt Johannes Braith (Storebox) als rechte Hand begleiten und somit Entrepreneurship aus nächster Nähe beobachten und Mitwirken durfte.

Der Gründer präzisiert sein Argument mit einem Beispiel passend zum Black Friday. Jedes Jahr würden Unternehmen Milliarden US-Dollar verlieren, weil sie ihre Preise falsch definieren oder Prozente und Dollar verwechseln, ohne dass es wem auffällt. Außerdem könnten “Trilliarden US-Dollar” an Schäden durch fehlerhafter Software, die nicht richtig getestet wurde, vermieden und “50 Prozent der IT-Projektkosten” gesenkt werden, wenn Testen automatisiert mit No-Code abläuft, so seine Überzeugung.

“Durch unser KI-Modell, das ein User-Interface rein durch Pixeldaten, Mausklicks und Tastatureingaben erkennen und manövrieren kann, schaffen wir es Automatisierung No-Code zu gestalten”, sagt Hauser. “Das Ziel ist es unsere KI-Agenten zukünftig zum Beispiel einen Prozess wie UI-Software-Testing rein durch eine Demonstration, das bedeutet das Vorzeigen des Testfalles, automatisiert durchführen zu lassen. Sie werden sich dabei exakt so verhalten wie es ein Benutzer tun würde, orientieren sich nur an den Elementen des User-Interface und konzentrieren sich nicht auf den dahinterliegenden Code. Das ist unser USP.”

FUSE for Machine Learning

Dieses Alleinstellungsmerkmal fiel auch Google auf. Konkreter Google Cloud Storage FUSE for Machine Learning. Anfänglich noch ein Open Source-Produkt als “Linux Filesystem in Userspace” oder eben als “FUSE” tituliert, wurde die Software von Google in die Cloud integriert und hilft beim Verwalten von Unmengen von Trainingsdaten, Modellen und Kontrollpunkten, die man zum Trainieren und Bereitstellen von KI-Workloads benötigt.

Anwendungen können hierbei direkt auf die Cloud zugreifen (Anm.: anstatt sie lokal herunterzuladen); als wären sie lokal gespeichert. Es müssten zudem keine benutzerdefinierte Logik implementiert werden und es gebe weniger Leerlaufzeit für wertvolle Ressourcen wie TPUs und GPUs, während die Daten übertragen werden.

FUSE sei einfach ein Produkt für Unternehmen, so Weichselbaum weiter, um große Datenmengen bequem zu verwalten und sie verfügbar zu machen: “Wir verwenden es, um viele Terrabytes von Daten auf der Cloud zu lagern, was am Computer nicht möglich ist”, sagt er.

Google sagt Hallo

Weil AnyConcept das Service von FUSE sehr intensiv nutzte, wurde Google auf die Grazer aufmerksam. Und hat konkret nachgefragt, was sie für einen Use-Case mit ihrem Angebot entwickelt haben. “Wir waren einer der ersten, die das genutzt haben, um effizient unsere KI-Agents zu trainieren“, sagt Weichselbaum. “Das Produkt von Google ist ein Teil unserer Datenverarbeitung und des Trainings unserer ganz spezifischen KI und Google wollte wissen, warum und wie wir das so intensiv verwenden. Das hat dazu geführt, dass wir unsere Ideen für Produktverbesserungen und Skripts mit ihnen teilen durften.“

AnyConcept und seine Konzepte

Das Ziel von AnyConcept ist es, ein Foundation-Modell nicht für Texte oder Bilder, sondern für Interaktionen mit dem User-Interface zu entwickeln.

Im Detail reicht hierbei eine Demonstration von einem solchen Interface und AnyConcept analysiert es mit neuronalen Netzwerken. Es erkennt Strukturen, die das Startup seinem Namen getreu “Konzepte” nennt und die auf breites Wissen aufbauen, wie man mit einem Computer interagiert.

“So ein Konzept wäre etwa ein ‘Button’ auf einer Website”, erklärt es Zaiser in anderen Worten. “Die KI versteht dann, dass man ihn anklicken kann und was danach passiert. Oder wie lange eine Website braucht, sich zu öffnen und wie sie aussieht.”

Aktuell forscht AnyConcept an der Generalisierungsfähigkeit ihres Netzwerkes. Zaiser dazu: “Wir testen unsere KI bereits mit Pilotkunden bei der Anwendung von Software-Testautomatisierung und bekommen großartiges Feedback.”

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