02.01.2024

“Bankless Finanzierung”: Über diese Plattform können Startups ihre Firmenanteile verkaufen

Metapolitan eröffnet User:innen nicht nur die Möglichkeit, digitale Assets zu handeln, sondern gibt auch Startups die Gelegenheit, Firmenanteile auf der Plattform zum Kauf anzubieten. Über diese neue Form der "banklosen" Unternehmensfinanzierung sprechen die beiden Investment-Partner Farbod Sadeghian und Stephan Kothgasser.
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(c) Metapolitan - Stephan Kothgasser (l.) und Farbod Sadeghian von Metapolitan.

Metapolitan ist gekommen, um die Finanzierung zu verändern. Eigentlich handelt es sich um eine Plattform, auf der User:innen Vermögenswerte wie “Real Estate”, Edelmetalle oder Kunstsammlungen handeln können. Dabei ist ein Vermögensteil tokenisierbar – das heißt, beliebig teilbar. Somit können sich Interessierte auch mit kleinen Beträgen Assets jeglicher Art beteiligen. Dieser Betrag wird dann durch ein Art digitales Wertpapier emittiert und auf einer Blockchain ausgewiesen.

Neben dieser Möglichkeit zu kaufen und zu verkaufen bietet die Trading-Plattform speziell für Startups und KMUs eine weitere Möglichkeit, um Kapital aufzustellen, wie Farbod Sadeghian, einer der beiden Investment-Partner (mit Stephan Kothgasser) im brutkasten-Gespräch erklärt.

Metapolitan und der “IPO of everything”

Sadeghian kennt man als seriellen Web-Unternehmer und Investor, mit einem Fokus auf Fintech und Blockchain. Kothgasser ist seit Jahrzehnten als Business Developer mit unternehmerischem Ansatz in der Unternehmensberatung tätig.

Von dort aus drang er immer stärker in den Startup- und Investmentbereich und beschäftigt sich darüber hinaus mit der Blockchain-Technologie – mit der Überzeugung, dass sie Geschäftsprozesse maßgeblich beeinflussen und damit Wirtschaftssysteme enorm verändern werde.

Nun haben er und Sadeghian mit Metapolitan etwas entwickelt, das sie unter den Begriffen “IPOs of everything” subsummieren.

“Im Prinzip handelt es sich bei uns um ein ‘privates IPO'”, erklärt Sadeghian. “Wir wissen bereits von vielen Startups, die ihre Anteile digitalisieren und verkaufen wollen. Das funktioniert so: Bestehende Investoren erhalten Anteile in digitalen Shares, die restlichen können dann über uns verkauft werden”, gibt der Founder ein Beispiel, wie Startups etwa künftig Kapital aufstellen könnten.

Kein Crowdfunding

Zugegebenermaßen klingt das eigentlich nach einer Art “Crowdfunding“, sei es aber nicht, so Sadeghian. Laut dem Seriengründer ist der punktuelle Unterscheid, dass man nicht eventuell “Jahre dabei sein muss”, sondern direkt Anteile an einem Startup oder einem anderen Asset kaufen und unmittelbar “auf den Markt setzen” kann, wenn es einem beliebt.

“Wir als One-Stop-Solution begleiten den ganzen Prozess als White Label. Bei Startups, die ihre Shares verkaufen wollen, um Kapital aufzustellen, wird es etwa eine individuelle – auf die Firma abgestimmte – Webadresse geben. Zum Beispiel: “xy.com/trade”. Die Anteile sind ja schon dort und der Vorteil ist, dass man seine Kunden gleich involvieren kann”, erläutert Sadeghian.

Metapolitan und der Community-Vorteil von Startups

Mit Kunden meinen Kothgasser und Sadeghian vor allem Communities. Eine bereits bestehende Gemeinschaft, die man am Startup (und am Erfolg) partizipieren lassen kann. Der Gedanke dahinter: Gründer:innen kennen die Schwierigkeiten der Kapitalbeschaffung. Auch Sadeghian deutet mühselige Erfahrungen an, als er im Laufe seines Gründertums auf Kapitalbeschaffung unterwegs war. Das Plagen mit Banken und mühsamen Investor:innen im Hinterkopf. Das soll mit Metapolitan und für Gründer auf Finanzierungsuche ein Ende finden.

“Finanzierung und auch das Verkaufen von Anteilen ist schwierig, aber für Startups, die eine Datenbank der Kundschaft haben, wird mit uns das Fundraising einfacher. Mit weniger Bürokratie und keiner Berichtspflicht an den Investor um acht Uhr in der Früh. Es ist schlicht eine Form der ‘bankless’ Finanzierung”, sagt Sadghian.

Und Kothgasser ergänzt: “Bisher hatten nur die großen Player diese Gelegenheit. Kleinere nicht – teils aus engen finanziellen Möglichkeiten und bürokratischen Regulativen. Mit uns können nun auch kleinere Startups einen ‘quasi Börsengang’ durchführen und andere Wege der Unternehmensfinanzierung aufstellen.”

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Exit im Jahr 2024: vlonru. die Teams von Single Use Support, hokify, Eversprots und New Fluence
vlonru. die Teams von Single Use Support, hokify, Eversprots und New Fluence | (c) Single Use Support / Georg Molterer / Eversports / Clemens Lechner

Den “Traum vom großen Exit” teilen vielleicht nicht alle in der Startup-Szene, aber er gehört jedenfalls zur Startup-Welt dazu. Dieses Jahr gab es eine ganze Reihe von Startup-Verkäufen in Österreich – brutkasten berichtete über rund 25 und es dürften noch ein paar mehr gewesen sein. Doch bei weitem nicht jede dieser Übernahmen ist so ein Traum-Exit.

“2024 wird ein Jahr der Opportunities: Ich glaube, dass viele Startups bzw. Assets günstig zu haben sein werden”, sagte Business Angel Hansi Hansmann im brutkasten-Jahresrück- und Ausblick 2023 – und er sollte Recht behalten. Bei einigen der Startup-Verkäufe, über die brutkasten dieses Jahr berichtete, liegt die Annahme nahe, dass es Notverkäufe waren – in einzelnen Fällen ist das bestätigt. Andere waren zwar keine Notverkäufe, aber in ihrem (vermutlichen) Volumen ziemlich unspektakulär. Anders als etwa im ebenfalls Exit-starken Boom-Jahr 2021, als viel Kapital für den Aufkauf kleinerer Konkurrenten in den Markt gespült wurde, passiert der Verkauf in der anhaltenden Rezession häufig eher unfreiwillig.


Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres

Doch dann gab es auch einige Fälle, auf die der Begriff Traum-Exit doch zutrifft, oder die aus einem anderen Grund Aufsehen erregt haben – sei es wegen der Summe oder anderer Umstände. Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres:

Single Use Support

Es war kein Exit im eigentlichen Sinn, denn es wurden nur 60 Prozent des Unternehmens übernommen. Und auch die Summe wurde nicht genannt. Dennoch kann man mit einer gewissen Bestimmtheit davon ausgehen, dass die Mehrheitsübernahme des Tiroler BioTech-Scaleups Single Use Support im Mai der spektakulärste Deal in Österreich im Jahr 2024 war. Denn wenige Monate zuvor, im Dezember 2023, hatte es unter anderem im deutschen Handelsblatt Medienberichte über einen möglichen Exit in Milliarden-Höhe gegeben. Auf Basis dieser kolportierten Firmenbewertung kann man also von einem beachtlichen neunstelligen Deal ausgehen – selbst falls die Bewertung nicht ganz erreicht wurde.

Gründer von Single Use Support Thomas Wurm (l.) und Johannes Kirchmair (r.) sowie der damalige CEO Christian Praxmarer (m.) | (c) Single Use Support

ecosio

180 Millionen US-Dollar legte der US-Softwareanbieter Vertex im August dieses Jahrs für die Übernahme des 2013 gegründeten auf elektronischen Datenaustausch (EDI) und elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) spezialisierten Wiener Unternehmens ecosio hin. Es ist damit der größte Exit-Deal des Jahres mit bekannter Summe in Österreich. Ausgezahlt wurden zunächst allerdings “nur” 69 Millionen US-Dollar sowie 35 Millionen US-Dollar in Form von Vertex-Aktien. Der Rest der Summe ist als Gewinnbeteiligung noch an Bedingungen geknüpft.

Apeiron

Nach allen gängigen Definitionen kann Apeiron aus Wien zwar definitiv nicht mehr als Startup bezeichnet werden. Doch weil die Zyklen im BioTech-Bereich bekanntlich erheblich länger dauern und auch wegen seines Volumens, sei der Deal hier erwähnt. 100 Millionen US-Dollar ließ sich das US-Pharma-Unternehmen Ligand Pharmaceuticals das Wiener Krebstherapie-Scaleup kosten. Für das Team ging es danach gleich mit dem nächsten Startup, invIOs, das an einer weiteren Krebstherapie arbeitet, weiter.

myClubs

Ein zweistelliger Millionenbetrag, der “nicht bei zehn, aber auch nicht bei 99 Millionen Euro” liege – diese Angabe machte der deutsche Käufer Urban Sports Clubs zum Übernahmedeal des Wiener Fitness-Scaleup myClubs. Damit lässt sich der im August verkündete Exit auf jeden Fall unter die größten Übernahmen in Österreich in diesem Jahr einreihen. Am Unternehmen waren unter anderen Speedinvest, Hansi Hansmann und mySugr-Gründer Frank Westermann beteiligt gewesen. Kapitalgeber des Käufers Urban Sports Clubs war übrigens der europäische Growth Investor Verdane.

Eversports

Und noch einen Exit eines Wiener Sport-Scaleups gab es dieses Jahr. Im Oktober gab Eversports bekannt, mehrheitlich vom bereits erwähnten europäischen Growth-Investor Verdane übernommen worden zu sein. Über die Summe wurde zwar Stillschweigen vereinbart, der für die Transaktion genutzte Fonds “Edda III” investiert aber in der Regel zwischen 50 und 150 Millionen Euro. Entsprechend ist auch von einem Volumen von mindestens 50 Millionen Euro bei diesem Deal auszugehen.

Das Extenden Management Team von Eversports: Hanno Lippitsch, Stefan Feirer, Lukas Kühnert, Philipp Braunsberger sowie (v.l. – vorne): Emanuel Steininger, Ramon Bez | (c) Eversports

Cropster

Und noch einmal Verdane. Ebenfalls im Oktober wurde auch das Innsbrucker Kaffee-Scaleup Cropster, das unter anderem Starbucks zu seinen Kunden zählt, mehrheitlich vom europäischen Growth-Investor Verdane übernommen. Hier wurde ebenfalls über die Höhe des Deals stillschweigen vereinbart. Auch in diesem Fall gilt: Auf Basis des üblichen Investment-Volumens ist von einem Deal im zumindest achtstelligen Bereich auszugehen.

hokify

Für Aufsehen in der brutkasten-Community sorgte auch der Exit des Job-Plattform-Startups hokify, der bereits im Jänner verkündet wurde. Mit 40 Millionen Euro wurde eine genaue Summe für die Unternehmensbewertung genannt. Der Käufer, karriere.at, besaß jedoch bereits zuvor 85 Prozent des Unternehmens. Nach Adam Riese legte der heimische Jobplattform-Riese also zum Abschluss des bereits seit Jahren schrittweise laufenden Übernahme-Prozesses noch einmal sechs Millionen Euro auf den Tisch.

New Fluence

Im nicht genau bezifferten Millionenbereich liegt der Exit des Wiener Startups New Fluence. Für viel Aufsehen in der Community sorgte er nicht aufgrund seines Volumens, sondern wegen seiner Geschichte. Co-Founder des Startups ist Österreichs ehemals jüngster Gründer Moritz Lechner, der 2017 mit 14 Jahren sein erstes Startup gründete. Etwas mehr als sieben Jahre später zählte er mit nunmehr 21 Jahren im November gewiss auch zu den jüngsten Gründer:innen, denen hierzulande jemals ein Millionenexit gelungen ist.

Die New Fluence-Gründer Chris Pollak und Moritz Lechner mit Team | (c) Clemens Lechner

Lernsieg

Definitiv nicht zu den größten Exits des Jahres zählt die Mehrheitsübernahme von Lernsieg im Mai. Auch sie sei hier aber wegen ihrer besonderen Geschichte erwähnt. Mit 17 Jahren hatte Benjamin Hadrigan die Lehrerbewertungsapp 2019 gestartet und damit eine massive öffentliche Diskussion vom Zaun gebrochen sowie zahlreiche Klagen auf sich gezogen. Rund 70 gewonnene Verfahren und etwa 500.000 Euro Anwaltskosten später verkaufte er die Mehrheit des Unternehmens dieses Jahr bei 740.000 Euro Firmenbewertung an die erst 21-jährige Gründerin Katharina Lang.


Weitere Exits 2024 – kein Anspruch auf Vollständigkeit

Diese Liste erhebt freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei zwei weiteren Exits, über die brutkasten berichtete, ist ein Millionenbetrag als Volumen bestätigt: Mokker.ai und ShareVision. Bei anderen ist von einem Millionenbetrag auszugehen. Wieder anderen ging eine Insolvenz voraus, namentlich Zizoo und goUrban (wobei zweiteres nach der Insolvenz bereits wieder ein Millioneninvestment zur Sanierung geholt hatte).

Einige der Startups mit Exits in unbekannter Höhe zählten zudem zu den bekannteren Namen in der heimischen Startup-Landschaft, etwa Rebel Meat, Audvice, Andmetics, Swarm Analytics, Baubot (ehem. Printstones) und Bonrepublic. Weitere Übernahmen, die sich als Startup-Exits klassifizieren lassen, über die brutkasten 2024 berichtete, waren nymea, Consola.finance, Sheepblue, Iurio, GetNano, riskine, Collective Energy, Investory.io, Buildtelligent und PowerBot.

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